' ne gutte Bekennte.

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Werke handelt, beweift Liebermann  , daß seine Zeichenkunft auch den So, Fräulein, Sie suchen wohl auch Stellung? Was? strengsten Regeln der Schultradition zu genügen imstande ist. Wit Det wird nich schwer halten." Wohlgefällig lächelte die Frau wenigen haarſcharf hingesetzten Linien zaubert der Künstler das und wendete sich dann gegen die Glastür. Reschke, Reschfel" Borträt und die Stimmung eines umfangreichen Landschaftsstückes hervor. Die kleinen Kaltnadelblätter( namentlich das Fischerdorf Was' s denn los? Ich bin bei's Bücherführen," grunzte und die Flachlandschaft) können dem besten, was Rembrandt   in die Stimme des Mannes hinter der Tür. dieser Art geschaffen hat, als ebenbürtig an die Seite gestellt werden. Wenn Liebermann   nicht zeichnen kann, so konnten es die alten Meister auch nicht.

Quatsch! Deine Nichte is anjekommen! Man fix!" " I da soll doch!" Die Glastür öffnete sich, und Reschke in Hemdärmeln und niedergetretenen Schluffen erschien neu­gierig. Mit einem geübten Griff faßte er Berta unters Kinn. Na, Mächen, Du hast der ja janz vermost rausjemaufert! Als ich vor neun Jahre bei de Schwester zu Besuch war, warste man noch recht unbedeutend. Aber nanu!" " Ich bin de Mine, Onkel," sagte Mine. " So

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Du -?!" Er sagte es etwas lang­gezogen. Na freilich, nu kenne ich der ans Jeschlechte! De Knochen von der Anne, un de Nase von ihm, Heinzen. Na, mach der's bequem, tu, als wärste zu Hause!"

,, En scheenen Gruß von Vatter un Mutter," murmelte Mine und suchte unter alle dem Wirrwarr auf dem Radentisch ein Plätzchen für ihren Eierforb. Selbstgelegte. Unse fein allezusammen gesund derheeme. Un de Male wird Ostern eingeſäjnet."

Es hatte sie zwar kein Mensch gefragt, aber es war ihr so Selbstverständlich, von den Ihren zu sprechen, hier, bei den nächsten Verwandten. Der starke Mann da, mit der klumpigen Nase und den freundlichen kleinen Neugelchen, war doch der einzige Bruder der Mutter, ihr Stolz, der Krösus  , von dessen Glück sie ihren Kindern und auch andren Leuten gern und viel erzählte. Mine trat dicht an ihn heran und gab ihm die Hand. Sei bedankt, Onkel, wenn de mer zu' ner gutten Stelle ver­hilfft! Ich möcht auch mein Glück hier machen!" ( Fortsetzung folgt.)

Die Ausstellung der Sezeffion.

Die Winterausstellung der Berliner Sezession   beschränkt sich, einem herkömmlichen Brauch folgend, auf das Gebiet der graphischen oder zeichnenden Künste. Zeichnungen in Bleistift, Kohle, Kreide, Pastell und Tusche, Holzschnitte, Radierungen und Lithographien sind vertreten. Auch Aquarell- und Gouachemalereien hat man zugelassen, obwohl diese, streng genommen, nicht mehr in den Rahmen des Ausstellungsprogramms gehören. Der Katalog umfaßt, einschließlich der Plastiken, gegen anderthalb Tausend Nummern

Dasselbe, was über den Zeichner Liebermann   gesagt ist, gilt im Prinzip auch für die meisten anderen Vertreter des natura­listischen Impressionismus, für Max Slebogt, Leopold ande, Otto Feld u. a. v. Kaldreuth, Dora Hik, Philipp Frand, Erich Um ihren Blättern vollkommen ge­recht zu werden, muß man sich zum Teil von den herkömmlichen Schulbegriffen emanzipieren können. Man wird dann eine frühere unerhörte Schärfe der Beobachtung und die Gabe, die Natur mit unbefangenen Augen zu betrachten und Reize zu erspähen, die vor­dem noch keiner sah, bewundern. Man wird angesichts dieser schwarzweißen Impressionen zu der Einsicht kommen, daß die mo derne Richtung nicht nur die Malerei als Handwerk reformiert, sondern auch eine absolut neue Art der Naturbetrachtung geschaffen hat. Den Beweis dafür liefern diese schlichten Zeichnungen meines Erachtens in noch überzeugenderer Weise als fertig ausgeführte farbige Kunstwerke es vermögen. Alle diese Künstler können ebensogut und viele erheblich besser zeichnen als die Vertreter der alten Schule, und wo sie sich neuer technischer Ausdrudsmittel be­dienen und von den herkömmlichen Regeln abweichen, da geschieht es nicht aus Unfähigkeit, sondern aus dem echt fünstlerischen Be­dürfnis, für neuen Inhalt neue Formen zu finden.

Wer auf dem Gebiet der zeichnenden Künfte die Errungen schaften des modernen Naturalismus recht würdigen will, der ber­gleiche mit den Arbeiten der genannten Künstler die umfangreiche Kollektion von Zeichnungen Franz Krügers( 1797-1857), die das 6. und einen Teil des 5. Zimmers füllen. Dieser rechtschaffene Biedermeier wirfte seinerzeit in Berlin   als Maler und Zeichner, und er kann in gewisser Hinsicht als ein kleiner Vorläufer von Menzel gelten. Seine nüchterne, auf das Gegenständliche ge­richtete Kunst sagte dem damaligen Zeitgeschmack ungemein zu. Wollte ein Mitglied der oberen Fünftausend ein getreues Abbild seiner bergänglichen Persönlichkeit, seiner Pferde oder seiner Hunde besitzen, wollten die höchsten Herrschaften sich selber oder ihre herr­liche Garde im Manöver oder in der Parade, oder weltbewegende Ereignisse, an denen man persönlich beteiligt war, wie festliche Ein­züge, Huldigungsakte usw., im Bilde verewigt sehen so wandte man sich an Franz Krüger  , der alles, die geistvollen Züge der höchsten Herrschaften wie den unscheinbarsten Knopf der Füfiliers­hose, mit derselben reellen Sorgfalt in seinen Bildern dokumen­tarisch festlegte. So wurde dieser tüchtige Berliner der meistbeschäf tigte Repräsentationsmaler seiner Zeit, und wenn man ihn mit seinem Nachfolger Anton v. Werner vergleicht, so beneidet man iene Zeit. Phantasielos sind sie beide, und malen können sie beide nicht; aber Krüger verstand wenigstens zu zeichnen und wollte nicht Man hat den Vertretern des naturalistischen Impressionismus für etwas gelten, was er nicht war. Er hielt sich frei von jeder öfters den Vorwurf gemacht, daß sie nicht zeichnen können. Es Genialitätspose, von jeder schwülstigen Affettation und jeder ver­tvar ja recht eigentlich. das Ziel jener neuen Bewegung in der logenen Phrase. Das ist für einen amtlich beglaubigten. Darsteller Malerei, alles, was man Zeichnung, Kontur, Linie nennt, in Licht von Haupt- und Staatsaktionen immerhin ein nicht zu unter­und Farbe auszulösen. Indem man jeden Gegenstand in einem schäzender Vorzug. Und was seine Nüchternheit und Steifheit an­flimmernden Meere von Refleyen sah, die er auf seine Umgebung belangt, so ist sie eben die Nüchternheit seiner Zeit und seines und seine Umgebung auf ihn hinüber- und herüberstrahlte, indem Milieus, die würdevolle Steifheit der Biedermeierepoche. Aber man nicht nur die einzelnen förperlichen Dinge, sondern auch die mehr als hausbadene Redlichkeit und eine gewisse technische Ge Luft und das Licht mit tausendfältig schillernden Farben- wandtheit darf man in seinen Blättern nicht fuchen, und die Bes fleden erfüllte, mußten alle ausgeprägten Umrisse fich ver- geisterungshymnen, die der Krüger- Ausstellung von verschiedenen wischen und die scharfen Grenzen zwischen dem einen und dem Seiten gesungen werden, find nur Kundgebungen eines nach neuen anderen in zarte Uebergänge verschwimmen. Ein Künstler aber- Moden gierenden Snobismus. so folgerte man der sich entwöhnt hat, die Linien in der Natur Die Art von Kunstübung, die Franz Krüger   vertritt, erscheint zu sehen, fann auch nicht zeichnen. Die moderne naturalistisch heute als völlig überwunden. Aber auch der impressionistische impressionistische Art, die Natur aufzufassen und malerisch wieder- Naturalismus ist nicht mehr die allein herrschende Richtung in der zugeben, muß in dem Augenblick versagen, wo man dem Künstler modernen Kunst. Eine neue Generation von Künstlern fam auf, die Palette entzieht. die sich neue Ideale gebildet hat und neuen Zielen entgegenstrebt. Betrachten wir von diesem Standpunkt aus einmal die zahl- Stil"," Monumentalität, dekorative Linie" heißen die neuen reichen Zeichnungen, Pastelle und Radierungen von Mag Schlagworte. Vor allem soll die Linie, an deren allmählicher Auf­Liebermann. Eine Anzahl der Zeichnungen und Pastelle sind lösung die ganze Entwickelung der Malerei seit Ende der Borarbeiten zu größeren malerischen Werfen. Sie zeigen das erste Gotik gearbeitet hatte, wieder in ihre Rechte eingesetzt werden. Entstehen des Kunstwerks und charakterisieren die Schaffensweise Gebt jedem Ding einen deutlichen Umriß", lautet eine der Grund­Liebermanns, dessen persönliche Note in diesen oft sehr flüchtigen regeln der neuen Schule. Der monumentale Wand- und Raum­Entwürfen meistens deutlicher zum Ausdruck kommt, als in den schmuck, die Dekoration im großen Stil gilt als das letzte Ziel des vollendeten Arbeiten. Mit schlichten, herben Strichen fixiert der Strebens. Nicht nur die Malerei, sondern auch die graphischen Künstler den Gesamteindruck des Geschauten. Die Konturen sind Künste lenkten in die neue Richtung ein, und gerade auf einem unbestimmt; nicht eine straff gezogene Linie, sondern ein ganzes Spezialgebiet der Zeichenkunst, in der Buchillustration und in der Bündel von parallel oder durcheinander laufenden Wellen bezeichnet Karifatur, gelangten die modernen Tendenzen zuerst zum Durch­die Umrisse der Gegenstände. Die Kontraste von hell und dunkel bruch. Die Künstler des" Simpliziffimus", in erster Linie werden scharf betont. Nach durchaus malerischen, nicht nach zeich- Thomas Theodor Heine  , der jüngst verstorbene Rudolf nerischen Prinzipien sind die Blätter entworfen und ausgeführt. Wilte und Olaf Gulbransson  , waren es, die das Ver­Man erkennt die Manier des impressionistischen Hellichtmalers ständnis für die neue Linienkunst in weiteste Kreise trugen. Wer Liebermann   in den Kreidezeichnungen vollkommen wieder, und der an den Schöpfungen dieser Karikaturisten Gefallen findet, dem ist nach allen Schulbegriffen urteilende Kunstrichter wird vielleicht ein guter Teil vom modernen künstlerischen Geiste aufgegangen. sagen, daß dies gar keine Zeichnungen, sondern kleine Gemälde in Denn in dem, was nottut, stehen diese Meister der Illustration auf Schwarzweiß seien. Aber auch dieser oft gehörte und nichtssagende vollkommen gleicher Höhe mit den Vertretern der sogenannten Einwand wird hinfällig, sobald man die kleinen Radierungen hohen Kunst. Eine Rangordnung, die die Künstler, die für die Liebermanns in Betracht zieht. Hier, wo es sich nicht um vorbe- Journale arbeiten, von den andern scheidet, findet heute nicht mehr reitende Studien und zeichnerische Notizen, sondern um fertige statt. Freilich dauerte es eine ganze Weile, bis das große Publi­

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