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Cie betrat die Destille und ihr Blick wurde sofort ge- gleich Mozart die strenge Arbeit nie gefcheut und erst hierdurch feffelt von den Flaschen auf dem Schenktisch, die mit wasser- feinem Genius das Letzte und Höchste abgerungen. Flaren und grünen und roten und gelben Flüssigkeiten gefüllt, Fieblich in der Sonne glänzten. Blitschnell leckte ihr spiges Büngelchen die Lippen süße Liköre, ah!
mit ihrem freundlichsten Lächeln forderte sie den Pfeffer unina. ( Fortfehung folgt.)
" Gretchen am Spinnrad", sein Extlingswerk( später als Cp. 2 erschienen die Opuszahlen bei Schubert sind für die Entstehung feineswegs maßgebend), zeigt bereits eine Schubertsche Eigentüm Bug zum Dramatischen. Jenes unablässig rollende Begleitmotiv lichkeit, die sich noch weiterhin aufs schärfste ausprägen sollte: der des Klaviers, das nicht nur auf die Bewegung des Spinnrades, sondern fast noch mehr auf die Gretchen unablässig folternde Qual hindeutet, zaubert fofort die dramatische Szene vors Auge, während das Ohr darüber jene traurigsüße Weise, gesungen von fast tränenerstickter Stimme, vernimmt. Einen Augenblid, beim Gedanken an die Liebeswonnen, stodt jene unruhvolle Bewegung, dann aber wieder beginnt die alte Qual, die alte Müh aufs neue, unaufhörlich fich fortspinnend bis zur Verzweiflung. Daß dieses Lied nicht
der Goethefchen Dichtung.okartiger und ergreifender in Deufik geſetzt werden könne, als
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es gelang, darüber herrscht heute tein Zweifel. Das Das Lied ist urdeutsch, zunz mindesten urgermanisch und von und deffen schlichter Weise ausgehenden Anschauung des Dichters aber diese dramatische Auffassung seiner Lyrik der vom Volkslied einer solchen Eigenart, daß die Romanen zu seiner Bezeichnung nicht entsprach, und daß Goethe damit in mancher Hinsicht ein kein Wort, das den Sinn völlig wiedergibt, befigen: le lied" wohlberechtigtes stilistisches Brinzip wahrte, ist ebenso sicher. fagen die Franzosen , deren romance" und" chanson" etwas von Goethe wünschte stets Musik zu seiner Lyrit, und er betonte mit unserem Lied völlig Verschiedenes bezeichnet: die kokette Mar einfachen treuen Worten" dem Komponisten Tomaschet gegenüber, guerite" gegenüber dem gemütvollen deutschen„ Gretchen" würde der mandjes Goethesche Lied schlicht und sinnig vertont hatte, daß den Gegensatz annähernd treffen. Goethe, der im Gretchen er feinen so mannigfachen, unter den verschiedensten Anlässen jenem sinnigen deutschen Mädchencharakter ewigen Ausdruck ver- entstandenen Liedern nur dann eine innere Uebereinstimmung liehen, war es auch, der das deutsche Lied, jenes Aschenbrödel, das und ideelle Ganzheit zuschreiben" dürfe, als der Tonkünstler fie so lange verachtet und verkannt mir beim gemeinen" Volk eine auch in die Einheit seines Gefühls nochmals aufnehmen und, als Zufluchtsstätte gefunden hatte, wiederum pflegte und ihm, be- wären sie ein Ganzes, nach feiner Weise durchführen wollte". Daß fruchtet von seinem wundersamen Genius, aufs neue herrliche Goethe, der hiermit dem Komponisten gewiffermaßen einen Frei Blüten entsprießen ließ. Goethes Lyrik, durchaus im Volkslied brief ausgestellt hatte, doch von dieser Weise" ganz bestimmte, wurzelnd, mußte so der Ausgangspunkt des neuen musikalischen Schubert manchmal entgegengesetzte Anschauungen hatte, dies Liedes werden. So war es denn auch Goethes der Romantik gezeigte er in so mancher anderen Aeußerung, z. B. in den Annalen Heiligter Name, an dessen Altare Arnim und Brentano ihrer 1801. So riet er einmal dem Komponisten Kayser,„ das Akkomwunderfame Sammlung alter deutscher Lieder, Des Knaben Wunderhorn " genannt, niederlegten im Jahre 1806, dem Jahre pagnement sehr mäßig zu halten, nur in der Mäßigkeit ist der der tiefsten Erniedrigung Deutschlands . Die rechten romantischen Anschauungen mußte aber Goethe in einen Konflikt mit dem Reichtum". Mit diesen in vieler Hinsicht wohlbegründeten- Weisen aber, die Goethes Gedichten die Flügel des Gesanges" musikalischen Zeitgeist geraten, der immer mehr auf reichere Ausverleihen sollten, fie erstanden erst nach dem denkwürdigen Jahre, gestaltung der Begleitung hindrängte, um in ihr alle feelischen das mit der Befreiung Deutschlands zugleich die Geburt der must interströmungen des fingenden Individuums aufs feinste zur talischen Romantik bedeutete. Nuc nicht lesen, immer singen, Wirkung kommen zu lassen. Diesem neuen Jdeal, das sich in und ein jedes Blatt ist dein" hatte Goethe auch dem Tondichter scharfen Gegensatz zu dem der älteren, mit Goethe befreundeten zugerufen: mancher, darunter ein Mozart und Beethoven , ein Meister des Liedes Zelter und Reichardt setzte, verhalf das Genie Zelter und Reichardt, hatten bereits das Wort beherzigt, noch aber Schuberts gerade an Goetheschen Dichtungen zum Durchbruch, und hatte feiner von allen diesen den romantischen Geist in Goethes von hier aus gingen alle jene Fäden, die das 19. Jahrhundert zu Lyrik erfaßt: da tam Schubert . Any 19. Oktober 1814 komponierte der noch nicht 18jährige Cornelius und Hugo Wolf spann. Diese dramatische Geden folgenden Meistern des Liedes, insbesondere Schumann, Schubert Goethes„ Gretchen am Spinnrad". Zum ersten Male loderte der Geniefunte des jungen Meisters, entzündet am ſtaltung fand dann bereits im folgenden Jahre( 1815) ihren ge Genius des größten deutschen Dichters, zu heller Flamme auf: waltigen Ausdruck in Schuberts Gritönig". wiederum eine ein Meistergejang war entstanden. Vorüber waren die tastenden jener Genieschöpfungen, denen gegenüber es nur Staunen und Bea Versuche der vorhergehenden Jahre, da er sich vornehmlich an lid getroffen, ist eine relativ belanglose Frage angesichts der vollwunderung gibt. Ob Schubert hier den Balladencharakter twirlSchillerschen und Matthissonschen Gedichten versucht hatte, wo er noch in der Nachahmung älterer Muster, besonders der Lieder endeten Plastik seiner Gestaltung. Daß Schubert auch jene andere des feinsinnigen Zumsteeg befangen war, ohne in diesen harm- einfach- strophenmäßige Gestaltung als Meister beherrschte, daß er lofen Schöpfungen seine wirkliche Eigenart gefunden zu haben, so hat er in unzähligen anderen Kompofitionen, auch Goethescher Diaj mit den geringsten Begleitungsmitteln auszukommen vermochte, überraschend auch manche Einzelheiten dieser Erstlingswerke an muten. Nun war der Bann gebrochen burch Goethes Bauber- tungen, bewiesen. Man dente nur an das entzückende Heidenwort. In der Umgebung, in der das Gretchenlied geschaffen ist," röstein", im felben Jahre 1815 entstanden und an einem Tage fagt Mandyczewski, der ausgezeichnete Herausgeber der Gesamt- tomponiert( 19. August) mit vier anderen Goetheliedern, darunter ausgabe, nimmt sich dieses Stüd wie eine Bision aus." Scharf" Rattenfänger"." Schaßgräber"," Bundeslied" und" An den Mond " ausgeprägte, einheitliche Stimmung, folgerichtige musikalische Ent- eine schier unbegreifliche Fruchtbarkeit! Aus der großen Zahl totdelung, Freiheit in der Behandlung der Tonart, Eigenart in der der Goethelieder( 30) dieses Jahres seien nur noch die Gesänge Melodie, furz, fast alles, was Schubert später zum bedeutenden Rom Male von Schubert vertont wurden. Unablässig fühlte sich Schubert Kom- Mignons und des Harfners erwähnt, die hier zum ersten ponisten gemacht hat, tritt hier mit einem Schlage auf. Daß sich, Male von Schubert vertont wurden. Unablässig fühlte sich Schubert diefes Lied so fertig seinem bewegten Innern entrang, muß ihm zu den beiden Gestalten des Goetheschen Romans hingezogen, der über sich selbst die Augen geöffnet und in ihm eine ungeheure gerade die Romantik über alles verehrte; 1816 versuchte er Wandlung verursacht haben. Denn alsbald wendet er sich mit wiederum, die rechten Töne zu finden, und nochmals zehn Jahre einem unheimlichen, ihm selbst noch unbekannten und nur bei einem Genie von solcher Gewalt erklärlichen Fleiße der Komposition von Liedern zu. Goethe bleibt nun sein Leitstern, und wie es in Schuberts Gewohnheit lag, ferienweise die Lyrik eines Dichters in Mujit zu feßen, so blieb er zunächst Goethe tren, indem er noch im gleichen Jahre fünf seiner Gedichte komponierte, darunter auch die Domfaene aus" Faust" gleich in zwei Bearbeitungen. So leicht Schubert auch erfand, so wenig leichtfertig war er doch in der Ausführung. In großen Zügen entwarf er jedes Lied, doch nicht immer war er mit dem ersten Einfall zufrieden. Die meisten feiner Lieber, namentlich jene der früheren Zeit, hat er zweimal, biele, auch spätere, dreimal, ja sogar viermal niedergeschrieben, und fast jedesmal brachte er dabei einere oder größere Verbeffe rungen und Aenderungen an, die zeigen, mit welcher Sorgfalt, Liebe und Kenntnis er bei allem Schwunge seiner Phantasie auch das einzelne zu behandeln wußte. Auch dieser Götterliebling hat
") Wir entnehmen mit Erlaubnis der Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner in Leipzig die obenstehenden Ausführungen dem in der Sammlung wissenschaftlich gemeinverständlicher DarstelIungen Aus Natur und Geisteswelt" erschienenen Bande: Die Blütezeit der musikalischen Romantilin Deutsche Iand von Dr. Edgar Jstel in München. ( 239. Bd. 8. geh. 1 M., in Leinwand geb. 1.25 M.)
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später, auf der Höhe der Meisterschaft, lockt ihn Mignon zu erneuter Gestaltung zum letzten Male hatte sich der Meister mit der Muse Goethes vermählt. Im ganzen hat Schubert 59 Dichtungen Goethes als einstimmige Lieder komponiert, sechs doppelt, eine dreifach und cine vierfach die edlen Suleikagesänge, deren Dichtung eigentlich von Marianne v. Willemer stammt, alé Goetheiche Gedichte mitgezählt. Aus der Fülle des Wunderbaren, das Goethe in Schuberts Zönen bietet, feien hier nur noch hervor gehoben neben dem herrlichen Geheime 3"( West- öftlicher Divan) die drei gewaltigen Gejänge: An Schwager krono3" ( 1816), Prometheus "( 1819) und Grenzen der Menschheit"( 1821), drei Gefänge, von denen jeder einzelne bereits genügen würde, Schubert die Unsterblichkeit zu sichern. Die Behandlung der Sprache in einer eigenartig deklamatorischmelodischen Art, die Anteilnahme der ins feinste ausmalenden, doch nie aufdringlichen Begleitung sind hier geradezu epoche machend. Nur ein Genie ersten Ranges konnie z. B. den Schwager Kronos" in einer Weise komponieren, die gleichzeitig das reale Erlebnis einer Postfutschenfahrt und die daraus fidh ergebende rein ideelle Beziehung auf die Lebensreise so zu unmittelbarer Ans schauung bringt, daß beides wie beim Dichter ineinanderfließt und die Grenze des leiblich Gesehenen und geistig Geschauten nie zu Bewußtsein kommt.
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