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Gretel" Mehr konnte sie nicht sagen, unaufhaltsam rannen ihre Tränen.

Und die häßliche Stimme hauchte:

,, Sage es Jesu,

Sie war allein im Dunkel- ganz allein! Nein, doch die Einwirkung eines noch unbefannten Planeten zurüd nicht allein! Ein banger Seufzer zitterte durch die Finsternis zuführen, war schon mehrfach erörtert worden, Hansen glaubte au und antwortete ihrem Seufzer. Fast hätte sie aufgeschrien ihrer Erklärung sogar zwei solche Körper annehmen zu müssen, bor Schreck, eine feuchtfalte Hand berührte die ihre. Un- eine eingehendere Untersuchung des Problems war aber noch von feiner Seite wieder in Angriff genommen worden. Da veranlaßte hörbar war es herangeschlichen, jetzt schmiegte es sich an sie. Arago im Sommer 1845 den jungen Beverrier, der ihm Es hauchte in ihr Ohr:" Sei nich traurig, Mine!" als guter Mathematiker und Rechner bekannt war, fich damit au beschäftigen. Leverrier ging bei dieser Arbeit mit außerordentlicher Sorgfalt und Vorsicht zu Werke. Zunächst berechnete er in bollster Strenge die durch Saturn und Jupiter , die hier allein in Betracht kommen fonnten, auf Uranus ausgeübten Störungen. Ein Vergleich mit den gleichen von Bouvard gefundenen Größen zeigte, daß einerseits in den Bouvardschen Störungsausdrüden eine große Anzahl fleiner Glieder nicht berücksichtigt waren, und daß andererseits eine recht erhebliche Zahl tleiner Rechenfehler vorhanden war. Weiter aber ergab sich, wenn die Bouvardschen Tafeln nach beiden Richtungen hin verbessert wurden, daß trok dem die erheblichen Abweichungen im Laufe des Uranus bestehen blieben. Nunmehr schritt Leverrier dazu, neue Bahnelemente für Uranus abzuleiten. Benutzt wurden hierzu die Beobachtungen vor 1781 und 262 forgfältig ausgesuchte Beobachtungen, die von 1781 bis 1845 reichten. Keine aus diesen Beobachtungen hergeleitete Bahn vermochte dem Laufe des Uranus in befriedigender Weise Genüge zu leisten.

Du hast sonst nimmer

Solchen Freund und Bruder, Sage es Jeful"

,, Ne, ne, laß mer in Ruh!" Unwirsch riß fich Mine los und stürmte zum Keller hinaus, die Tür hinter sich zuwerfend. ( Fortsetzung folgt.)

Neptun , der jüngfte der Planeten.)

war.

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I.

Erst nach diesen umfangreichen Vorarbeiten war mit Sicher heit Klargestellt, daß die Abweichungen in dem Laufe des Uranus nur durch die Einwirkung eines noch unbekannten Körpers er klärt werden könnten. Von der Annahme, daß in so großen Ent­fernungen von der Sonne das Newtonsche Gravitationsgesetz nicht mehr in aller Strenge Gültigkeit habe, sah Leverrier ohne weiteres ab, da diese in keiner anderen Tatsache einen Stützpunkt findet. Einem großen, den Uranus umkreisenden Satelliten, dessen Existenz von einigen vermutet wurde, konnten die Störungen eben falls nicht zugemutet werden, da diese sonst in ganz anderer Form hätten auftreten müssen; auch hätte ein Satellit von einer Größe, welche Störungen von so erheblichen Beträgen verursachen könnte, schon längst bemerkt worden sein müssen. Ferner war auf den worden und auf die Möglichkeit, daß ein großer Komet fich auf Uranus zu bewege.

Während die Entdeckung des achten Planeten, des Uranus , durch den großen Astronomen Herschel 1781 ebenso wie später die der Ceres dem Zufall zu verdanken ist, und die Entdecker gar nicht die Absicht gehabt hatten, nach einem neuen, noch un­bekannten Gliede unseres Sonnensystems zu suchen, ist die Auf­suchung des den Namen Neptun führenden Planeten von vorn herein planmäßig angelegt worden und auf Grund schwieriger theoretischer und rechnerischer Untersuchung erfolgt. Gewisse Ab­weichungen im Laufe des Uranus von der für ihn berechneten Bahn drängten mit Notwendigkeit dazu, die Existenz eines bisher noch unbekannten Planeten an der äußersten Grenze des Planeten systems anzunehmen. Nur durch die Einwirkung eines solchen fießen sich die fraglichen Abweichungen erklären. Die Unter- Widerstand des Weltäthers als Störungsursache hingewiesen fuchungen wurden schließlich von zwei Seiten, und zwar völlig un­abhängig voneinander, durchgeführt, und beide Untersuchungen führten fast zu dem gleichen Resultat. Man vermochte mit er heblicher Sicherheit anzugeben, wo der noch unbekannte Körper am Himmel zu suchen sei, und tatsächlich wurde er auch nahe an der bezeichneten Stelle aufgefunden. Es war dies ein Triumph der astronomischen Wissenschaft, der auf das glänzendfte zeigte, auf welchen festen und wohlbegründeten Fundamenten ihre Theorien aufgebaut find. Das Aufsehen, welches die Entdeckung des neuen Planeten und zwar nicht nur in der wissenschaftlichen Welt erregte, war ein gewaltiges, und man bezeichnete sie direkt als die größte wissenschaftliche Tat des ganzen 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1821 veröffentlichte der Pariser Astronom Bouvard neue Tafeln des Jupiter , Saturn und Uranus , zu deren Be­rechnung ein umfangreiches Beobachtungsmaterial benutzt worden Die Beobachtungen der ersten beiden Planeten wurden durchgängig durch diese Tafeln genügend dargestellt, anders aber berhielt es sich mit denen des Uranus . Von Uranus lagen vor Beobachtungen seit der Entdedung( 1781) bis zum Jahre 1820 und ferner 17 ältere, bis zum Jahre 1721 zurückreichende Be­obachtungen von Flamsteed Bradley, Mayer und Lemonnier. Wurden diese Beobachtungen sämtlich zur Ableitung einer Bahn des Uranus benutzt, so stellte die so gefundene Bahn die Bes obachtungen vor 1781 leidlich dar, während die Darstellung der neueren als ungenügend bezeichnet werden mußte. Die nur aus den neueren, bon 1781 bis 1820 reichenden Beobachtungen berechnete Bahn genügte den ihr zugrunde gelegten Beobachtungen vollkommen, vermochte aber die vor 1781 liegenden Beobachtungen nur schlecht darzustellen. In dieser Zwangslage glaubte Bouvard von der Benutzung der 17 alten Beobachtungen absehen zu müssen und leitete die Bahn des Uranus nur aus den Beobachtungen nach 1781 ab, indem er die Genauigkeit der alten Beobachtungen in Zweifel zog. In der Einleitung zu den Uranustafeln sagt er aber selbst, daß er es der Zeit überlassen müsse, zu entscheiden, ob die vorhandene Schwierigkeit ihren Grund in der Ungenauigkeit der alten Beobachtungen habe oder von einer fremden und un­bekannten Kraft herrühre, die auf den Planeten eingewirkt hätte. In den ersten Jahren nach ihrer Veröffentlichung schlossen sich Bouvards Tafeln den Uranusbeobachtungen gut an, bereits 1828 aber fonnte Airy an Cambridger Beobachtungen deutliche Ab­weichungen nachweisen. 1830 betrugen diese bereits 20 Bogen sekunden, 1840 90 Sekunden und stiegen 1844 schon auf 2 Minuten an. Diese Störungen der Uranusbewegung mußten bald die Auf­merksamkeit der Astronomen auf sich lenten, und Bessel scheint der erste gewesen zu sein( 1823), der eine Untersuchung vorzunehmen beabsichtigte. er selbst tam nicht mehr dazu, die Arbeit aus­auführen, übertrug fie aber 1888 seinem Schüler Flemming, der jedoch bereits 1840 fiarb. Der Gedanke, die Uranusstörungen auf

*) Wir entnehmen diese Ausführungen dem in Ser Samm Fung Aus Natur und Geisteswelt"( Verlag von B. G. Teubner, Leipzig ) erschienenen Band Die Blaneten". Bon Professor Dr. Bruno Peter. Mit 18 Figuren im Text.( Preis geh. 1 M., in Leinwand geb. 1,25 M.)

Auch diese beiden Hypothesen erwiesen sich in feiner Weise als ftichhaltig, und als einzige plausible Ursache für die Uranus­störungen mußte Leverrier einen noch unbekannten Planeten an nehmen. Wo war dieser nun zu suchen, und welche Bahn be schrieb er? Zur Lösung beider Fragen standen nur die Ab­weichungen zwischen Beobachtung und Rechnung im Laufe des Uranus als Material zur Verfügung. Zunächst läßt sich durch eine einfache Ueberlegung nachweisen, daß der gesuchte Blanet fich nicht zwischen Saturn und Uranus bewegen kann, sondern daß seine Bahn noch außerhalb der Uranusbahn liegen muß. Bewegte er sich zwischen Saturn und Uranus . so müßte seine Bahn ganz nahe der Uranusbahn liegen, und seine Masse töunte nur unbedeutend sein, da er anderenfalls auch auf Saturn Störungen von erheb licher Größe ausüben müßte. Die Umlaufszeiten von Uranus und dem gesuchten Planeten wären dann aber nur wenig von­einander verschieden, und die Störung des Uranus durch den lepteren könnte sich innerhalb eines ganzen Uranusumlaufes nur während der kurzen Zeit bemerklich machen, wo beide Blaneten aneinander vorbeigingen. Das entspricht aber nicht den be obachteten Tatsachen, so daß der neue Planet außerhalb der Uranusbahn anzunehmen war, und zwar weit außerhalb und auch von beträchtlicher Masse; anderenfalls würde man auf ganz ähnliche Verhältnisse stoßen wie bei seiner Annahme zwischen Saturn und Uranus . Die Entfernung des Planeten von der Sonne durfte andererseits aber auch wieder nicht zu groß angenommen werden, da sonst seine Einwirkung auf Uranus und Saturn wesentlich die nämliche sein würde, während doch nur bei Uranus nicht zu erklärende Störungen bemerkt worden waren, bei Saturn aber nicht. Für die Fixierung der Entfernung bot sich Leverrier in der Bodeschen Reihe ein Anhalt, und er nahm diese ent­sprechend an, daß der neue Planet von der Sonne ungefähr doppelt so weit entfernt sei als Uranus . Bei Annahme der drei fachen Entfernung würde es erforderlich gewesen sein, seine Masse als sehr groß anzunehmen, und außerdem hätte dann auch seine Einwirkung auf Saturn bemerkbar sein müssen. Es war ein sehr glüdlicher Zufall, daß Leberrier für die Annahme der Ents fernung die Bodesche Reihe als Ausgangspunkt nahm und damit den tatsächlichen Verhältnissen sofort gleich leidlich nahe kam; anderenfalls würde wahrscheinlich eine längere Reihe von zeit raubenden Versuchen erforderlich gewesen sein, bis er einen brauch baren Wert erhalten hätte.

Da die Neigungen der Bahnen von Jupiter , Saturn und Uranus gegen die Erdbahn sehr klein find und die in Frage tommenden Störungen des Uranus sich nur in Störungen der Länge, nicht aber auch in solchen der Breite äußerten, nahm Leberrier noch an, daß der gesuchte Planet sich direkt in der Ebene der Erdbahn bewege. Diese Annahme mußte auf jeden Fall der Wahrheit sehr nahe kommen. Näher können wir an dieser Stelle auf die Rechnungen Leberriers nicht eingehen. Der Weg, den er einschlug, war der umgekehrte wie bei den Störungsberechnungen: indem er von den beobachteten Störungen des Uranus ausging, fuchte er die Elemente des unbekannten Planeten, durch den diese