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Aberbrüdbarkeiten verspottet und sich selbst nicht dabei gefchont. I fachen zwischen Braut und Eheleuten, weil folche Situationen gu Denn Romulus ist kein Herrscher, sondern er ist eine Herrschaft, die den derbsten Unanständigkeiten Anlaß geben. Die Ansichten der Herrschaft des Geldsads in ihrer entwickeltsten Mastzucht.

Das deutsche fastnachtspiel.

Schöffen gehen auseinander; die ernsthaft gerechten wollen den Sünder nach altgermanischem Recht an dem Gliede strafen, mit dem er sich vergangen; die anderen sind mehr für eine Geldstrafe, die man bersaufen kann. Der würdige, aber ungeduldige Richter spricht den Disputierenden zu:" Ihr Schöffen, seht die Sach' recht an! Mich dürftet! Macht's furz! Laßt uns gahn!" und entscheidet natürlich höchst unparteiisch für die Geldstrafe. Sehr beliebt find Die tomische Kraft und derbe Sinnlichkeit, die sich in der auch die Preisgerichte, bei denen etwa eine Frau dem einen Apfel grobianischen" Epoche des deutschen Mittelalters so urwüchsig und bietet, der die größte Narrheit begeht, und die zehn Kandidaten sich ungeschlacht auslebte, feierte ihre unbändigsten Feste zur Fastnacht- im tollsten Unsinn übertrumpfen. So weitet das Fastnachtspiel zeit und entfaltete ihren dramatisch dichterischen Sinn in den seine Formen allmählich aus, und wenngleich das epische Element Fastnachtspielen  . Diese Spiele sind uns daher nicht nur wichtig in langen Erzählungen noch immer überwiegt, so entstehen doch auch als die bedeutsamsten Reime und Anfäße eines weltlichen deutschen nicht ungeschickt angelegte Einafter, in denen sich in einer Kette Dramas, sondern sie stehen auch da als die frühesten folossalischen von Szenen eine Handlung recht flott abrollt.

Dokumente germanischer Heiterfeit und Humors. Ein erschüttern­bes, alle Fesseln zerberstendes Lachen dröhnt durch diese Schnurren und Possen, eine ungeheure Gesundheit tobt sich in ihnen aus, und der Rundgefang geht um wie in Auerbachs Keller  : uns ist so tannibalisch wohl als wie 500 Säuen."

Aber auch seinem Inhalt nach entfaltet sich das Fastnachtspiel im 15. Jahrhundert immer mehr und zeigt neben dem Boffen haft Burlesten politisches Pathos und religiöse Innigkeit. Immer reicher und voller werden die Töne, die erst so schrill und lustig flangen. Synagoge und Kirche streiten sich um den rechten Glauben; Die langen strengen Fasten, die die Kirche vor der Passionszeit die faustischen Spiele von der Frau Jutta und dem Theophylus angeordnet hatte, hatten all die Lustbarkeiten und Feiern, mit denen zeigen die Macht des Bösen. Der Teufel, als Bater aller Tor­das Volk dereinst den Frühlingsanfang begleitet, verdrängt, so daß heiten und Sünden, erscheint bald als betrogener Betrüger, als fie erst am Auferstehungstage wieder hervorbrechen konnten. Aber gefoppter Poffenreißer. Sogar die schaurige Prophezeiung vom einen noch größeren Teil ihrer Feste verlegte die ungeduldige Antichrist wird satirisch umgebildet und in des Antichrist Fast­Menge vor die freudenlose Zeit des Fastens, und so brauste denn nacht" enthüllt sich der falsche Messias als Herr der Narrheit. der volle Strom der mächtig empordrängenden Lebenslust in den Selbst biblische Stücke, wie das Urteil Salamonis, werden zu letzten Tagen der Fastenzeit, besonders zu Fastnacht, am stärksten Fastnacht gespielt. Zur Zeit Luthers   tommt dann ein ernster Ton und wildesten gegen die Stauung, die die Kirche errichtet und in diese Spiele. Das ausgezeichnetste Fastnachtsspiel vielleicht, brach sich Bahn in Umzügen, Vermummungen, in Tänzen, Liedern das erste, das unter dem Einfluß des antiken Shauspiels ent und Spielen. Eine Zeit des Rausches, des Jubels und der Sinn- stand, ist das niederdeutsch- protestantische Drama Bom ver lichkeit war hier geschaffen, aus der, wie einst bei dem Dhonisosfest lorenen Sohn" von Burkard Waldis  , in dessen Wirtshaussaenen der Athener  , das Drama geboren werden sollte. Schüchtern sehen neben dem tiefen Ernst ein derbfröhlicher Humor lebt. wir Elemente des Humors und des Realismus zwar schon in den Tomischen Zwischenspielen der geistlichen Mysterien im 14. Jahr hundert aufbliken, aber fed und frei wagte sich das weltliche Drama erst im 15. Jahrhundert hervor, wo es bald im Fastnachts­spiel die Herrschaft erlangte. Seit Jahrhunderten hatte sich ja schon in der mittelalterlichen Literatur ein Schatz von kleinen Erzäh­lungen, Schwänken, Scherzsprüchen angesammelt, aus dem in Italien  , hauptsächlich durch Boccacios Meisterschaft, die Kunstform der Novelle entstand. Komische Charaktertypen, lächerliche Frage­und Rätselspiele waren so gegeben und liefen in aller Munde um; Sie wurden aber besonders häufig erfunden, gebraucht und aus­geschmückt zur Fastnacht, gleichsam dem Höhepunkt der Saison" in den großen Städten, wo Patrizier und Zünfte in ihren Trint­stuben sichs wohl sein ließen. Wie man für diese Zeit die Mägen schon lange vorher abhärtete, damit sie das groß Schlemmen und Saufen" gehörig aushalten könnten, so wetten erfinderische und übermütige Köpfe beizeiten ihren Scharfsinn, um für die Narren­woche einen recht tollen Mummenschanz, ein paar faftige Sprüch­lein und einen kräftigen Scherz in Reimen vorzubereiten. Frei­willig sammelten sich dann, wie die ersten Kommödianten des Alter­tums, ein paar gleichgesinnte Burschen und zogen in allerhand Ver­Kleidungen als Narren, Bauern, Bettler, wilde Männer und der­gleichen von Haus zu Haus, rückten wohl in den Trinkstuben oder auch in den Privathäusern von Bekannten ein paar Bänke als Bühne andeinander und begannen etwas vorzuspielen, wofür sie dann eine gaftliche Bewirtung erhielten. Pfeifer zogen ihnen boraus; ein Vorläufer oder Ausschreier führte sie.

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Solch wuchtiger und fast tragischer Grundatford ist aber doch nur eine seltene Ausnahme in den Fastnachtspielen. Gewöhnlich sind sie, auch wo sie Zeitfragen behandeln und die herrschenden Zustände scharf kritisieren, doch von einem herzhaften Lachen und einem groben Spott getragen. So werden zum Beispiel in einer fecken Allegorie Fastnacht und Fasten einander gegenüber gestellt und die Fastnacht ist der Sittenverderbnis angeklagt; aber sie wird freigesprochen, weil sie die rechte Zeit für Tollheit und Aus­gelaffenheit sei; hingegen soll jeder, der nicht fröhlich ist, zu Dummbach" in den Bann erklärt werden. Besonders fühn ist in solchen aktuellen Spielen, die sich mit Fragen der Gegenwart be schäftigen, Hans Schnepperer, genannt Rosenplüt, von Nürnberg  , der Büchsenmeister und Wappendichter, dem eine Reihe vorzüglicher politischer Spiele zugeschrieben werden. Im Spiel vom Papst, Kardinal und Bischöfen schiebt immer einer auf den anderen die Schuld wegen des unchristlichen Treibens, die geistlichen Fürsten auf die weltlichen, die Ritter auf die Bürger " Des Türken Fastnachtsspiel  " läßt den türkischen und Bauern. Kaiser in Deutschland   erscheinen, um Hilfe von aller Not zu bringen. Die Großen protestieren gegen sein Erscheinen in ge spreizten Worten, aber die Städter wenden sich an ihn und nehmen ihn auf; ein grimmiger Stolz lebt in des Bürgermeisters prächtiger Rede, eine trozige Verzweiflung darüber, daß die Städter bei den Hoffnungslosen Verhältnissen des Landes als den legten Aus­weg ihre Zuflucht zu dem grausamen Großtürken nehmen müssen. Eine blutige Satire auf das verkommene Ritterwesen ist Die In vielen der uns erhaltenen Fastnachtspiele läßt sich diese verdient Ritterschaft", wo die Adligen dem Kaiser all ihre Misse Eingangssituation noch ganz deutlich erkennen. Der Ehrenhold", taten und Fehler beichten. Eine edle Auffassung vom Wesen der wie der Anführer nach dem ritterlichen Festordner bei Turnieren Frau, wie fie sich sonst im Fastnachtsspiel faum findet, offenbart noch bisweilen genannt wird, leitet mit einem Spruch an den Wirt sich in dem schönen, der Arthus- Sage entstammenden Stück Der die Vorstellung ein, bittet um Platz und Ruhe, erklärt den Zweck des Luneten Mantel", in dem die junge Königin den Untreue ver­Kommens und gibt den Inhalt des Stückes an. Dann treten die ratenden Mantel getrost anlegt, während die Frau des Narren es einzelnen vor und sagen ihren Spruch, je nach der Maske, die sie lieber nicht tut, da sie nicht recht weiß, wie die Sache ablaufen borstellen, als Liebesnarren, als Trunke als Quadsalber oder als wird. Sonst ist hauptsächlich von ungetreuen und schlechten Teufel, furz als einer jener Typen, wie sie die Voltsliteratur dar- Weibern die Rede. Die buhlerische Phyllis benutt den libestollen bot. Oder jeder erzählt ein lustiges Erlebnis, ein fomisches Stück- Weltweisen Aristotiles" als Reitpferd; die schöne Helena er lein. Endlich spricht dann der Charführer als Ausschreier" den scheint als Weltverderberin; eine böse Sieben wird in eine Pferde­Epilog, bittet um Entschuldigung wegen allzu großer Derbheiten, haut genäht. Besonders werden die alten Weiber mitgenommen, womit es aber nicht sehr ernst gemeint war und fordert wohl auch vor denen sogar der Teufel Reißaus nimmt und die man mit herz­in diesem Gesegenreim" einen Trunk für die Spieler. Dann haften Schlägen wieder jung schmiedet". Schlimm geht's' den blafen die Pfeifer noch einen Tanz und die Gesellschaft zieht weiter. Ehefrüppeln", die sich nur durch Dummstellen, wie beim Kälber Von einer dialogischen Verknüpfung, einer dramatischen Handlung brüten", vor dem Zorn der Ehehälfte retten können; ihnen folgt aft zunächst teine Rede. In Rätselspielen macht sich dann zuerst die unabsehbare Zahl der Liebesnarren, die zumeist Bauern sind. mit Frage und Antwort ein ganz primitiver Dialog bemerkbar, Als ein echt bürgerliches Produkt, das nur in den Städten gedieh, und aus dem Zwiegespräch entsteht ein Streitgespräch, das wohl auch wendet sich das Fastnachtspiel mit Schärfe gegen die anderen in eine Schlägerei ausartet, an die dann ein Prozeß geknüpft wird. Stände. Die Ritter erscheinen als Verschwender und werden, zum Die Gerichtsverhandlung wird zum eigentlichen Hebel, um den sich Beispiel im Neithart- Spiel, sogar von den Bauern betrogen und die dramatische Entwickelung des Fastnachtspieles dreht. Komische reingelegt; die Geistlichkeit wird bitter verspottet; am schlimmsten Rechtsfälle sind ein uralter Stoff der Posse. Das dramatische aber geht es den Bauern, auf die alle nur erdenkliche Unfläterei Ihre Unmäßigkeit, Plumpheit, Element der Gerichtsszenen ließ sich am reinsten aus der Wirklich- und Boterei gehäuft wird. feit in die Kunst übertragen. Der Prozeß Adams und Evas mit tierisches Wesen zeigt sich schon in den Namen: Fretendusel, Ein dem lieben Gott als Richter erscheint daher immer wieder in den Weinschlunt, Nasenstant, Mückenfist, Molkenbauch ust. Mirakelspielen und in lustiger Verzerrung in den Fastnachtspielen. Symbol bäuerlicher Art wird aufgestellt in dem Spiel vom Dred", Ein Reichtum an Figuren, eine wechselnde Fülle von Themen in dem Bauern und Aerzte ehrfurchtsvoll ein Erfrement un­kommen durch dieses Prozeßelement in die Schwänte. Da tritt der geheuren Umfanges umstehen und den Verfertiger als einen Richter auf mit den Schöffen, ferner Kläger und Beklagter, dann ferngesunden Mann loben und preisen. Es dringt auch bisweilen, die lange Reihe der Beugen. Nicht selten handelt es sich um Streit wie ähnlich im Voltsbuch vom Eulenspiegel, der Geist der Diener

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