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und Knechtsschlauheit durch, die ihren Herrn an der Nafe führen; baß im menschlichen Organismus eine allmähliche Ueberführung so im Dialog von Salomon und Markolf, in dem anmutigen Spiel des Koffeins in Harnfäure stattfindet. Bunächst werden von dem bom Kaiser und Abt", demselben Stoff, den Bürgers Ballade be- Koffein die Methylgruppen abgespalten und es in Xanthin über handelt, am genialsten in dem schweizerischen Spiel vom flugen geführt, das sich in vielen tierischen Sekreten, im Blut, Leber und Knecht, der einzigen wirklichen Komödie unter den Fastnacht- Harn findet und durch weitere Spaltung resp. Drydation in Harn spielen. Es ist das gleiche, aber ganz selbständig behandelte Motiv fäure übergeführt wird. Aber man kann auch umgekehrt auf fyn wie in der flassischen französischen Farce Maitre Pathelin": thetischem Wege das Koffein aus seinen Berfallprodukten herstellen. Der schlaue Knecht betrügt den Bauern, den Zuchkaufmann, dann Diese Synthese des Koffeins wollen wir ihrer Schwierigkeit und ihrer vor Gericht den Richter, indem er sich auf den Rat seines Anwalts wissenschaftlichen Bedeutung wegen hier noch mit einigen Beilen streifen. stumm stellt, dann aber auch den Verteidiger, indem er seiner Bekanntlich war der Harnstoff der erste organische Stoff, der Geldforderung gegenüber ebenfalls stumm bleibt. 1773 von Wöhler fünstlich aus unorganischen Stoffen hergestellt wurde, wodurch die bis dahin geltende Ansicht, daß die Bildung organischer Substanzen nur mittels der geheimnisvollen Lebens­fraft" möglich sei, widerlegt wurde. Seitdem hat man eine Reihe anderer organischer Stoffe aus anorganischen herstellen gelernt, dar unter auch die der Harnsäure und des Xanthins. Man hat auch bald die nahen Beziehungen dieser Stoffe zu den Pflanzenstoffen Stoffein und Theobromin erkannt. Aber es gelang lange nicht, die Harnsäure in Koffein überzuführen, weil es bisher nicht möglich war, die Harniäure und das Xanthin zu methylisieren. Da fam der Berliner Chemiker Emil Fischer nach langen vergeblichen Versuchen dadurch zum Ziele, daß er Dimethylbarnsäure auf einem Umwege herstellte und diese dann in Koffein überführte. Dieser Prozeß außerordentlich mühsam. Man kann fich denken, daß das auf diese denken, daß das auf diese Weise erhaltene Koffein sich wesentlich teurer stellt, als das aus Kaffeebohnen oder Teestaub gewonnene, und daß dieser Darstellung eine praktische Bedeutung borläufig nicht zukommt. Aber in wissenschaftlicher Beziehung ist die Möglichkeit der künstlichen Herstellung doch ein sehr großer Er folg, und es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß man auch noch einen fürgeren und billigeren Weg dazu findet. Stellte sich doch das natürliche der Indigopflanze, und doch ist jetzt ersteres weit billiger als letzteres, so daß jeßt das künstliche Indigo in be deutenden Bosten aus Deutschland nach dem Heimatlande der Indigo. pflanze, Ditindien, exportiert wird.

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Aus einer städtischen Kultur und bürgerlichen Kreisen wächst das deutsche Fastnachtspiel so allmählich zu immer größerer Aus­dehnung und Bedeutung. Soweit die deutsche Zunge flang, tourden folche Spiele wohl aufgeführt; wir wissen von Spielen von Reval und Lübeck bis nach Basel . Ausgangs- und Mittelpunkt des Fast­nachtspiel aber war und blieb Nürnberg . Die beiden ersten Dichter, die wir beim Namen kennen, Rosenplüt und der aus Worms eingewanderte Barbier Hans Folz leben in Nürnberg . Nürnberger sind die Vollender und letzten Vertreter der Gattung, Hans Sachs , Peter Propst und Jakob Ayrer . Hans Sachs ist der Meister der Fastnachtspiele, von denen er 64 ge­schaffen. Alle Roheit und Gemeinheit ist aus seinen heiter gütigen, lebhaft klaren Szenen entfernt. Er weiß den Stoff, der ihm aus Novellen- und Schwantsammlungen reichlich zufließt, an­mutig umzuformen und anzuordnen. Wie rührend schlicht ist seine Frau Wahrheit, die niemand herbergen will, wie harmlos ehrbar find seine Bauern, selbst wenn sie in lodere Boccacciosche Ge­schichten verivickelt sind! Er wettert gutmütig gegen Weiber und Pfaffen, zeichnet reizende Genreszenen, wie im Krämerskorb", and versucht sich sogar in so dramatischen Szenen, wie der, wo die Bürgersfrau bei der Kupplerin statt des Domherrn ihren das zuerst erzeugte fünftliche Indigoblau auch wesentlich teurer als Mann trifft. Hans Sachsens bescheiden kleinmalendem Talent war die anspruchslose Form des Fastnachtspieles am genehmsten und er leistete hier dramatisch sein Bestes. Bei Ayrer herrscht bereits der Einfluß der englischen Komödianten, der das Fastnachtspiel zu einem Lustspiel umformt und neue Elemente einführt. Seitdem ist das deutsche Drama noch manch verschlungene Jerpfade ge­gangen, bevor es zur Höhe fam, aber Fastnachtsspiele sind nur noch in bewußter Anlehnung und zu besonderer Ehrung dieser deutschen dramatischen Erstlingsform gedichtet worden ,, so von Goethe im Pater Breh", so von einigen Romantikern, wie Tied, A. W. Schlegel , Schelling. Dr. P. L.

Kleines Feuilleton.

Naturwissenschaftliches.

Das Koffein im Tee. Zu diesem Thema, das bereits in Nr. 32 des Unterhaltungsblatts behandelt wurde, wird uns von einem Chemifer geschrieben: Es ist nicht ein und derselbe Stoff, der den Tee, den Kaffee und den Kakao zu anregenden Genußmitteln macht, sondern nur im Tee und Kaffee bewirkt dies das 1820 von Runge in Berlin entdeckte Koffein, das in den Kaffeebohnen zu 1 bis 1 Broz. und in den Teeblättern zu 2 bis 4 Proz. enthalten ist. Die Kafaobohnen enthalten statt dessen einen anderen, zwar ähnliche, aber doch deutlich vom Koffein unterschiedenen Stoff, das Theob.omin und zwar auch zu 1 bis 2 Proz.

Koffein ist außer in den schon in obenrrwähntem Artikel an­geführten Kolanüssen noch in einer anderen Pflanze enthalten. So in den in ganz Südamerita als Yerba Maté als Tee benutzten Blättern einer Stechpalme, Ilex Paraguayensis , zu etwa 1 Broz. Von diesem Matés oder Paraguay - Tee werden in Südamerika jähr­lich etwa 30 Millionen Kilogramm als Tee verbraucht; auch in Nordamerika ist der Verbrauch davon nicht unbedeutend, dagegen haben die Bemühungen, ihn auch in Europa einzuführen, ebenso geringen Erfolg gehabt, wie die der Kolanüsse und der aus ihnen hergestellten Fabrikate, da sie dem europäischen Geschmad wenig aufagen. Als loffeinhaltiges Genußmittel ist noch die sogenannte Guaranapaste zu nennen, die von den Eingeborenen Brasiliens aus dem Samen eines brasilianisches Strauches, Paullinia sorbilis, in Teigform zubereitet und getrocknet in dunkelbraunen Stangen exportiert wird. Guaranapaste enthält bis zu 5 Prozent Koffein. Dbgleich es also den höchsten Koffeingehalt hat, ist doch seines eigenen Geschmades wegen sein Absatz in Europa ein beschränfter. Alle diefe von ganz verschiedenen Pflanzen abstammenden Stoffe berbanken ihre Verwendung als Genußmittel ebenso wie Kaffee und Tee einem mehr oder weniger großen Gehalt an Koffein; sie wurden von den Eingeborenen der verschiedenen Länder ihrer anregenden Wirkung wegen in verschiedenen Formen genossen, ohne daß sie eine Ahnung davon hatten, daß diese Wirkung bei allen von ein und demselben Stoffe herrührt. Es ist dies ein Beweis dafür, daß der Mensch unter allen Bonen eine bestimmte, angenehme Wirkung auf sein Gefäß- und Nervensystem auszuüben sucht und deren bedarf.

Zu der in oben angeführten Artikel erwähnten merkwürdigen Aehnlichkeit des Koffein mit der Harnsäure", möchten wir bemerken,

Technisches.

Die Flugmaschine der Brüder Wright. Die An fänge der Wrightschen Flugversuche jenseits des Atlantischen Ozeans waren in ihren ersten Stadien mit einem geheimnisvollen Nimbus umgeben, der sie sehr lange Zeit umschleiert hielt. Anfänglich hielt man die Nachrichten, die aus der Union herüberdrangen, für Hums bug oder doch wenigstens für start übertrieben. Jedenfalls aber wußte man so gut wie nichts von dem Wunderapparat, der nach Schilderungen von Augenzeugen Kilometerflüge zu vollbringen ber mochte. Heute verhält sich dies anders. Man kennt die Maße und die Einrichtung des Wrightschen Drachenfliegers recht genau. In der Deutschen Zeitschrift für Luftschiffahrt" gibt Ingenieur John Rozendaal, der Gelegenheit hatte, Wilbur Wright auf Flügen zu begleiten, eine genaue Schilderung der Maschine. Er schickt ihr allerdings die Bemerkung voraus, daß es nicht ratsam iväre, fich an eine Nachahmung zu wagen, um damit Flüge zu vollführen. Chne jahrelange Arbeit und Erfahrung sind die Handgriffe nicht zu erlernen, deren es bedarf, und man wird jedenfalls flüger daran tun, den Flieger von Wright zu kaufen und sich durch ihn oder einen von ihm ausgebildeten Schüler in die Kunst des Fliegens ein führen zu lassen. In der Hauptsache besteht der Wrightsche Apparat aus zwei parallel laufenden Tragflächen von 12½ Meter Länge bei 2 Meter Breite. Die Längsrichtung dieser Flächen steht senkrecht zur Flugrichtung. Sie sind in der Flugrichtung leicht parabolisch gewölbt und mit der Hohlseite nach unten gerichtet. Die Vorder feite ist 5 Zentimeter start, nach hinten zu laufen sie bis zur Stärke des Bauwollstoffes, mit dem sie bespannt sind, spiß zu. Die Trag flächen sind durch zwei Rechen von je acht Streben miteinander ver bunden. Die Stabilität des Ganzen wird durch kreuzweise gespannte Stahlsaiten erhöht. Die Streben sowie das ganze Gerüst und die Luftschrauben sind aus" Spruce ", einem sehr leichten und gleich zeitig außerordentlich festen amerikanischen Tannenholz gefertigt. Das ganze Holzwert ist mit Aluminiumfarbe gestrichen. Die Ges samtlänge des Fliegers beträgt rund 9 Meter und sein Gewicht 354 Kilogramm. Auf der unteren Tragfläche, etwas mehr nach rechts, ist der Motor montiert, der die Luftschrauben antreibt, die nach außen schlagen und sich also in entgegengeseztem Sinne be wegen. Um dieses zu erzielen, ist die Stette, die die linke Schraube antreibt, gefreuzt. Während des Fluges ändert Wright die Ge­schwindigkeit des Motors nicht. Will er langsamer fliegen, so braucht er nur schneller als unter gewöhnlichen Umständen zu steigen, wodurch der Gang der Maschine eine Hemmung erfährt. Daß Wrights Apparat nicht auf Rädern läuft, sondern gleichsam abgeschossen wird, bedeutet einen großen Vorteil: es wird so der Abflug auf jedem Terrain möglich, was bei der Rädermaschine aus geschlossen ist. Wright braucht lediglich eine 21 Meter lange Hola schiene, cinen 8 Meter hohen Fallblock und ein zirka 700 Kilogramm schweres Gewicht. Dinge, die sich binnen furzer Zeit improvisieren lassen, sofern sie nicht mitgeführt werden können. Selbst ein Baum kann den Fallblock ersetzen.

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Berlag: Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co..Berlin SW.