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Nur mit einem so entschlichen Buchtmittel fonnte die Disziplin| Adolf Hildebrand , der zum Kreise Marées gehörte und der selber unter den kriegsgefangenen, zur Sllavenarbeit verwendeten und freudig bekennt, daß er das Beste seiner Kunst den Anregungen des wie Lafttiere behandelten Böller aufrechterhalten werden. verstorbenen Freundes verdante.
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Daß der Ingenieur Sha seine Frau liebte, sieht man nicht Bildende Kunst ist Gestaltung für das Auge. Ihre Aufgabe benur an der sicher von ihm selbst angeordneten Einrichtung ihres steht darin, sichtbares Sein zu möglichst flarem und möglichst reichem Grabes, sondern vor allem an dem reichen, feinen Schmuck, den Ausdruck zu bringen. Das Ziel der Malerei im speziellen ist er ihr geschenkt. Da steht noch ihr Nähtörbchen mit einem aller auf die einfachste Formel zurückgeführt nichts weiter, als mit liebsten Durcheinander von vergoldeten Scheren, Fadenknäueln mit Hilfe der Linie und der Farbe auf einer Fläche den Eindruck eines treißer und roter Seide, einem elfenbeinernen Handspiegel, dreidimensionalen Raumes hervorzubringen. Von diesen elementaren Kämmchen mit Edelsteinen, angefangenen Stidarbeiten und das Betrachtungen ausgehend, richtete Marées sein Streben zunächst auf awischen getrocknete Rosinen damit sie ja gleich wieder etwas in die malerische Gestaltung des Raumes. Jedes Gemälde muß, wenn den Mund zu steden habe, wenn sie aufwacht, um weiterzuftiden. es auf den Beschauer ruhig und flar wirken soll, vor allem die In 12 reizenden fleinen Koffern aus bemaltem Holz, mit Elfenbein Grundrichtungen des Horizontalen und des Senkrechten scharf aum und Perlmutt eingelegt, liegt ihre Wäsche. Sie war ein raffiniert Ausdruck bringen. Eine ebene Wiese und eine Mauer, ein Wasserangekleidetes fleines Weib, Frau Mirit, und hatte viel Ordnung. Spiegel und ein Baumstamm geben dem Beschauer das beruhigende Ihre Wäsche ist weich wie Battist, von einem feinen Elfenbeinton; Gefühl eines flaren räumlichen Verhältnisses zur Bilderscheinung. geftidt, mit reichen Goldfranzen verziert und sorgsam gebügelt und Dieser einfachsten Hilfsmittel bedient fich Marées mit Borliebe zur aufammengelegt. In jedem Koffer liegt andere Wäsche. Da Erreichung des genannten Zwecks. Den so geschaffenen Raum Hemden, dort Mäntel, dort Gürtel und dort wieder Tischtücher gilt es nun mit Figuren, menschlichen, tierischen usw. zu bevölkern. und Servietten. Alles peinlich sauber, mit ihrem Zeichen geftidt. Aber diese Gestalten sollen nicht als bloße Staffage dienen, sondern Eine Art Waschtisch enthält die Toilettengegenstände, vor allem fie sollen mit dem Raum, in dem sie stehen, als ein- im fünstlerischen eine Berüde mit hundert fein geflochtenen Zöpfchen, Alabaster Sinne organisches Ganzes verwachsen. Sie sollen auch ihrerseits den flaschen mit Parfüm, Onhrbüchsen mit Salben und eine ganze Eindruck des Räumlichen so start als möglich flären und bereichern. Anzahl der feinen fleinen Instrumente zur Gesichts- und Hand- Die bloße Nachahmung der Natur kann zu diesem dem Künstler pflege. Aber auch Tafelgeschirr in reicher Auswahl, Früchte, frische vorichwebenden idealen Ziele nicht führen. Denn jeder Naturund eingemachte, Brot und Bisquits find vorhanden. Wenn der ausschnitt wird eine Menge Details aufweisen, die dem Zwecke des Ingenieur Kha und seine kleine Frau wieder aufwachen, fönnen Kunstwertes widersprechen. Der Künstler wird also diese Details fie, ohne in Verlegenheit zu kommen, jeden Besuch zu Tisch ein- fortlaffen, dafür aber andere, die der Naturausschnitt nicht bietet, laden. hinzufügen fura, er wird stilisieren" müssen. Macées ging, Das reizendfte an diesem Ehegrab, dieser Grabesehe, der zwei ebenso wie Böcklin und andere, in dieser Hinsicht den radikalsten biertausendjährigen Menschen ist aber die Atmosphäre der Liebe, Weg, indem er bei der Ausarbeitung des einzelnen Kunstwerkes die die in dieser kleinen Totenhaushaltung noch jest weht. Eines der Natur überhaupt nicht mehr zu Rate 30g. Unterstützt von einem erhaltenen Kleidungsstüde läßt mit Sicherheit darauf schließen, bewundernswerten Formengedächtnis fer fonnte ganze Afte mit daß der ägyptische Ingenieur seine Frau auch auf Reisen mitnahm. allen Details fehlerfrei aus dem Gedächtnis hinzeichnen) fuchte er Sie befibt nämlich einen großen Reisemantel mit weiten Seiten- frei aus sich heraus etwas Neues zu schaffen. Er wollte aus einem taschen, in die man Wäsche hineinstecken konnte und den man nachts Guß ein arganisches Ganzes gestalten, das die künstlerischen Abim Zelt ausbreitete, um darauf zu schlafen. Und dann noch eins. fichten völlig zum Ausdruck bringt und in dieser Reinheit Im Grab stehen, vollständig gerüstet mit den feinsten Leintüchern und Vollkommenheit in der Natur selber sich nicht findet. und Spikendecken, alvei meißladierte Betten. Am oberen Ende, Nach einem ähnlichen Biel hatten freilich auch die soanstatt der Kopfkissen zwei niedere schemelartige Gestelle aus Holz, genannten„ Idealisten" der akademischen Richtung gestrebt. Der in die man den Kopf legte. Die alten Aegypter müssen einen guten unterschied zwischen ihnen und Marées war aber der, daß jene sich Schlaf gehabt haben, daß sie ein solches Kopfkissen bequem fanden. für ihre Swede der Formen- und Farbensprache der alten Meister Aber auch da sorgt Herr Kha. Sein Kopfschemel ist aus einfachem, bedienten, während dieser durch ein inniges und eindringendes ladiertem Holz; der der Frau aber zum Schutz für ihren fleinen Studium der Natur die Gefeße ihrer Formen und Farben in sich Hals mit Leder überzogen und mit farbigen Bändern geschmüdt. aufnahm und dann aus solcher intimen Kenntnis heraus neue Wie gut muß es gewesen sein zu sterben, wenn man im Grabe Farben- und Formentompofitionen schuf. Das ist die gewaltige schon die Ehebetten rüstete für das Wicdererwachen. A. F. Kluft, die diesen modernen Neu- Idealisten von den Epigonen der Antife und Renaissance trennt. Nicht in der toten Sprache des Pragiteles, des Rubens oder Michelangelo wollte Marées zu den Menschen des 19. Jahrhunderts sprechen, sondern in neuen Tönen, die die Natur selbst ihn lehrte und aus denen er feine ureigne Melodie fich bilden konnte. Wohl war er nach Rom gepilgert und hatte dort die für die Entwickelung seiner Kunst entscheidenden Eindrücke empfangen aber er wurde ein Lehrling der Alten" lediglich in dem Sinne, daß er sich, durch die Antike angeregt, zu der felben Selbständigkeit gegenüber der Natur durchrang, die die Alten besessen hatten. Wird schon der wahrhaft unverbildeten Augen eines Kindes betrachten und nur das in seinen Werken wiederzugeben fuchen, was er selbst mit seinen Sinnen wahrgenommen hat, nicht was andere vor ihm und neben ihm sahen und darstellten so hat der Jdealist sich überdies von allem zu befreien, was Erziehung, Mode, Gewohnheit usw. an fremden Schönheitsbegriffen in ihn gepflanzt haben. Der Schönheit empfindende und Schönes schaffende Sinn muß von allem Schutt der Tradition gereinigt werden und das wiedergeborene Künstler- Ich muß das ihm ureigentümliche Ideal sich selber bilden.
Die Ausstellung von Werken des Malers Hans v. Marées , die vor kurzem in München gezeigt wurde, ist jetzt, durch einige Arbeiten bervollständigt, nach Berlin geschafft und in den Räumen des Sezessions haufes untergebracht worden. Fast das ganze naturalistische Künstler die Welt mit den unbefangenen und Lebenswert des großen Meisters, der seinem eigenen Urteil nach ftets ein Lehrling blieb, fieht man hier beisammen, und dem Kunstfreunde ist die seltene, wahrscheinlich nie wiederkehrende Gelegenheit geboten, fich über das Wesen, Schaffen und Streben eines Stünstlers gründlich zu unterrichten, der in der Geschichte der Malerei des 19. Jahrhunderts eine ganz einzigartige Stellung
einnimmt.
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Als Marées im Jahre 1887 im Alter von 50 Jahren aus dem Leben schied, war fein Name nur in den Kreisen seiner Berufsgenossen bekannt. Und auch diese, mit wenigen Ausnahmen, hielten ihn lediglich für einen querföpfigen Sonderling. Das große Bublifum, Diesen Aufgaben war das Lebenswert Marées' gewidmet. Zu ja selbst die Kritiker und Kunstgeschichtschreiber jener Zeit wußten einem vollkommenen Ausdruck dessen, was er bat sagen wollen, ist überhaupt nichts von ihm. Die Schuld daran trug nicht allein das er freilich nicht gelangt. Mitten auf dem Wege ist der raftlos Publikum, sondern zum großen Teil auch Marées selbst. Denn nache Suchende zusammengebrochen, er hat das Ziel, eine auf der flaren dem er sich von den Schladen der akademischen Tradition befreit, Berkörperung seines individuellen Schönheitsideals beruhende neue und sich selbst gefunden hatte, war er faum noch mit einem Wert Monumentalkunst zu schaffen, nicht erreicht. Seitdem Marées dieses an die Deffentlichkeit getreten. Nur einmal gelang es dem Berliner Ziel flar erkannt hatte, hat er, außer wenigen Porträts und den Kunsthändler Gurlitt, ihm ein paar Arbeiten für eine Ausstellung Fresken in der Zoologischen Station in Neapel , kein Werk völlig vollabauringen. Die Großherzigkeit eines begüterten Freundes,' Konrad endet. Die Neapeler Fresten, zu denen die Ausstellung einige intereffante Fiedler, ermöglichte es ihm, ohne Rüdsicht auf den materiellen Studien und Entwürfe zeigt, mußte er in verhältnismäßig furzer Zeit" Erfolg zu schaffen. Er schloß fich in fein römisches Atelier ein und fertigstellen, und er durfte später feine Veränderungen an ihnen vor arbeitete, unermüdlich und nie befriedigt, an Werken, die er felber nehmen. Dieser äußere 8wang allein schützte die Arbeiten vor der nur als niedere Borstufen zu dem hochragenden Wunderbau be- Vernichtung. Denn alles, was Marées sonst schuf, wurde immer trachtete, der feinem Streben als legtes Ziel vorschwebte. Keine wieder und wieder verändert und übermalt, bis schließlich oft nur feiner Schöpfungen genügte ihm. Er hielt sie in der Werkstatt zu ein Schatten von dem übrig blieb, was der Künstler anfangs berüd, und nur die Intimen saben und bewunderten sie. In diesem abfichtigt hatte. Marées hat kein fertiges Werk, wohl aber neben Berzicht auf laute und breite Anerkennung lag feinerlei Tragit. zahlreichen Entwürfen eine Menge Halbzerstörter Ruinen hinterlassen. Marées hatte sein Los freiwillig gewählt. Er verschmähte den zer- Die großen Gemälde der Ausstellung: die Dreiflügelbilder Raub „ Die drei Reiter" imd Die splitternden und verwirrenden Kampf um äußeren Ruhm, es genügte der Helena"," Die Werbung", ihm, daß er selber an fich glaubte, und er wußte, daß seine Beit Hesperiden" sowie die Einzeltafeln Drei Jünglinge"," Roffeführer einst tommen werde. Der Einsame und Unbekannte ist nie an sich und Nymphe"," Goldenes Zeitalter " und andere dürfen nicht als So irre geworden und er hat schon bei Lebzeiten eine fleine Anzahl vollendete Schöpfungen angefehen und gewürdigt werden. Hochfirebender junger Künstler um sich geschart und zum begeisterten meisterhaft fie durchweg in der großzügigen Einfachheit der Glauben an sich gezwungen. Ich nenne nur den großen Bildhauer Komposition und in manchen herrlichen Details( namentlich den
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