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häufige Haarschneiden bei Männern größere Anforderungen an die haarerzeugenden Organe stellt, und daß darum eine vorzeitige Er schöpfung der Haarbildung eintreten müsse. Daß dies irrtümlich ist, geht aus den dargelegten Beobachtungen hervor. Eine Bes fämpfung des Haarschneidens fönnte man nur mit der„ Achtung vor der Natur" begründen.
wunderbaren Aften) find, so ist doch kein einziges von ihnen ein völlig| gegen das Haarschneiden liegt in dem dichteren Haartouche des abgerunderes, in allen Zeilen gleichmäßig burchgearbeitetes Kunstwert. weiblichen Geschlechts, bei dem ja die Kahlheit eine sehr viel Sie geben alle mehr oder weniger nur Andeutungen von dem, was feltenere Erscheinung ist. Man hat deshalb geglaubt, daß das Marées gewollt hat. Sie sind sozusagen Konzepte, nach denen erst später die Reinschrift ausgearbeitet werden sollte. Wie er selber feinen Jüngern immer wieder erklärte, tam es ihm zunächst nur darauf an, die Bausteine für die nen, monumentale Stunft berzurichten. Erst wenn er die elementaren Ausdrucksformen gefunden, wenn er gewissermaßen die Sprache gefchaffen hatte, twollte er barangehen, in der neuen Sprache seine Hymnen zu singen. Von diesem Gesichtspunkt aus wollte er seine Schöpfungen von den Blicken der Deffentlichkeit verborgen halten, bis er des Sieges ficher_war, und von diesem Gesichtspunkt aus müssen wir die hinterlassenen Arbeiten des Künstlers betrachten.
Aber wenn auch Marées' Lebenswerk im einzelnen und im ganzen anfertig blieb, so ist es doch nicht vergeblich gewesen. Schon bei Lebzeiten des Meisters hat seine Stunstanschauung in begeisterten Jünglingsherzen Wurzel geichlagen und Früchte gebracht. Heute, tvo der Entwicklungsgang der Malerei einer neuen Monumentalfunft entgegenstrebt, wird der zu früh Verstorbene in vieler Hinsicht als Führer dienen. Freilich nicht in dem Sinne, daß man die Aeußerlichkeiten seiner persönlichen fünstlerischen Handschrift nachzubilden fucht, sondern indem man gerade an seinem Vorbilde lernt, daß eigenes, unbeeinflußtes Studium der Natur und ein aus diefem Studium sich ergebendes selbständiges Schönheitsideal die Wege sind, die zum Ziele führen. Das letzte Ziel aber war für Marées und ist für die werdende Malergeneration der Gegenwart: eine große monumentale Stilkunst, wie die alten Griechen und die Renaissance fie be feifen haben, nach neuen Prinzipien und auf neuen Grundlagen für unsere Beit zu schaffen. John Schikowski .
Kleines feuilleton.
Hauswirtschaft.
Die Glasurder Kaffeebohnen. Die Rücksicht darauf, daß ein Nahrungsmittel nicht nur gut schmeckt und nach dem Genuß gut bekömmlich ist, sondern auch schon durch gutes Aussehen den Appetit reizt, rechtfertigt sich in hohem Maße. Haben doch tiefgründige wissenschaftliche Untersuchungen den Beweis geliefert, daß die Lust zum Effen schon den ersten Schritt zur vollständigen Aus nubung der Nahrung für unseren Körper bedeutet. Es flingt nicht sehr schön, ist aber buchstäblich wahr, daß dem Menschen dann„ das Wasser im Munde zusammenläuft", und gleichzeitig damit bereitet fich auch der Magen bereits zur Verdauung der Speisen vor. Bei Rohstoffen, die erst nach durchgreifender Zubereitung auf den Tisch tommen, ist an dem Aussehen, sollte man denken, weniger gelegen. Trotzdem legen die Verkäufer und die Käufer erhebliches Gewicht darauf, daß auch solche Waren den Blick reizen. Werden doch beispielsweise die Reißförner poliert, ehe sie zum Verkauf gelangen. Eine besondere Behandlung erfährt in dieser Hinsicht der Kaffee, dessen Bohnen, wenn sie in gebranntem Zustande verkauft werden, immer schön glänzen müssen. Diese Gewohnheit ist nun aber nicht lediglich um der Augenweide willen entstanden, sondern dient auch dazu, die Kaffeebohnen vor dem Verlust des Aromas zu schüßen. In diesem guten Glauben ist es sogar in den Haushaltungen, die ihren Kaffee selbst brennen, Gitte geworden, die Bohnen in der Trommel am Schluß mit etwas feinem Buder zu bestreuen. Der Verkäufer hat freilich noch ein anderes Interesse an einer der artigen Behandlung der Bohne, indem er dadurch eine Ungleichheit in ihrer Färbung unsichtbar machen kann, die sonst vielleicht auf den Verkaufswert drücken würde. Außer Zucker verwandte man früher besonders Syrup oder auch etwas Buderwasser. Diese Art der Behandlung hat sich aber als nicht vorteilhaft herausgestellt, weil fie einmal die Berflüchtigung des Aromas nicht sicher verhindert und ferner die Bohnen zu sehr beschwert. Aus diesem Grunde hat man Harze, und zwar Schellack und schließlich das einfache Stolophonium zu benußen versucht. Das deutsche Gesundheitsamt gestattet diese Behandlung, falls sie nicht im geheimen geschieht, verbietet dagegen eine solche mit Mineralölen oder Glyzerin.
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Ans dem Pflanzenleben.
Die
Haarwachstum und Haarschneiden. Der berühmte Wiener Dermatologe Professor Hebra hat bereits vor vielen Jahren im Gegensatz zu allen anderen Theorien die Ursache der häufigen Kahltöpfigkeit in dem Schneiden der Haare zu finden geglaubt. Eine Bestätigung dieser Ansicht liegt, wie ein Aufsatz in den Blättern für Volksgesundheitspflege" ausführt, in den Unterfuchungen des französischen Arztes Jean Pader in Nimes , der sich bamit beschäftigt hat, durch 75 Tage das Wachstum verschiedener Kopfhaare zu messen. Er ging dabei so vor, daß er einzelne Haare mittels Farbe bezeichnete und nun in ihrer unmittelbaren Nähe einige andere Haare alle vierzehn Tage dicht an der Wurzel abschnitt. Nach etwa 11 Wochen bestimmte er die Summe aller abgeschnittenen Stücke und fand, daß nach fünfmaligem Schneiden die zusammengehörigen Stücke teine größere Länge zeigten als ihre Nachbarn. Er fand im Gegenteil, daß sie bisweilen hinter biesen zurückblieben. Zunächst wußte er dieses Berhalten nicht zu deuten, zu dem erst später Dr. Bohl in Berlin eine Erklärung fand. Aus den Arbeiten dieses Fachmannes geht hervor, daß das Kurzschneiden oder Rasieren die Haarwuchsgeschwindigkeit keineswegs bergrößert, sondern im Gegenteil für etwa vier Wochen verringert. Auch in den verschiedenen Rebensaltern ist die Geschwindigkeit nicht gleich, und ebenso hat bis zu einem gewissen Grade die Jahreszeit Einfluß. Auch wachsen einzelne Teile des Kopfhaares, nämlich die Randstreifen an den Schläfen und im Naden, langsamer als die übrigen Haare. Schließlich zeigt es sich, daß selbst Haare, die ticht nebeneinander stehen, nicht mit gleicher Schnelligkeit wachsen. Es ergab sich vielmehr die merkwürdige Erscheinung, daß je zwei bis vier benachbarte Haare des Kopfes in einer engeren Abhängigkeit voneinander stehen, so daß immer ein Haar einer solchen Gruppe eine Zeitlang schneller wächst als die übrigen, worauf dann dieses schnellere Wachstum auf ein anderes Haar derfelben Gruppe übergeht und so weiter, bis der Kreis wieder geschloffen ist. Dies Spiel wiederholt sich unaufhörlich. Infolgebeffen findet auch das Ausfallen und der Ersatz der Haare abwechselnd statt, so daß fleine abgegrenzte Stellen Der Kopfhaut fahl werden. Erst nach Bekanntwerden dieser Tatfache vermochte man die Messungen des Haarwachstums in rationeller Weise durchzuführen. Man weiß nunmehr, daß vom 11. bis zum 17. Jahre durchschnittlich 12,5 Millimeter im Monat, bont 20. bis 24. Jahre 15 Millimeter und bis zum 60. Jahre 11 Millimeter Zuwachs stattfindet. Wenn der Gesamtorganismus erkrankt, z. B. bei Fieber, nimmt das Wachstum ab und hört bei gewissen Gesundheitsstörungen vollständig auf, so daß ein Ausfall der Haare stattfindet, das aber nach erfolgter Gesundung wieder ausgeglichen wird. Diese Erscheinung ist namentlich beim Typhus allgemein bekannt. Die Ergänzung des in dieser Weise aus gefallenen Haares findet ganz von selbst statt und ist niemals auf Rechnung eines Haarerzeugungsmittels, das der Patient in feinem Schrecken über den Werlust in der Zwischenzeit etwa gebraucht hat, zu sehen. Allerdings geschicht dies nicht allzuselten, und manche bon den pomphaft klingenden Attesten für wertlose Haarwuchsmittel sind hierauf zurückzuführen. Der Hauptgrund der Agitation Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Druck u. Verlag: Berwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
Neue botanische Bücher. An die botanischen Unterrichts. stunden der Schulzeit denken viele nur mit Unbehagen zurück, denn die alte Lehrmethode, die auch heute noch vielerorts zu wünschen läßt, verstand es meisterlich, selbst den Naturfreunden unter den Schülern Graufen einzuflößen. Das für die Wissenschaft einst so verdienstvolle Linnesche System ist nichts für die Schule; mit seiner Hilfe zählte man Staubbeutel, reihte die Pflanzen hiernach in bes stimmte Klaffen und hatte so schließlich die Teile in seiner Hand, fehlte leider nur das geistige Band". Hier ist ja vieles heutzutage besser geworden. Man fucht der Pflanze mehr ins Innere an sehen, ihr Leben und Wachsen zu erforschen. Dem gesteigerten Bedürfnis nach Belehrung auf diesen Gebieten kommen unter anderem zwei neue gute Bücher entgegen. Dr. P. Graebner, Kustos am Dahlemer Botanischen Garten, behandelt in dem Werke: Die Pflanzenwelt Deutschlands" die Lebensgeschichte der wildwachsenden Pflanzenvereine und der Kulturflächen. Pflanzen wachien nicht beliebig durcheinandergewürfelt, sondern in bestimmten Verbänden. So ist die Flora des Kiefernwaldes grund. verschieden von der des Laubwaldes, und unter den Formen des Laubwaldes zeigen Birfen, Eichen, Buchen und Erlenwald jeder seine eigenen Büge. Das gleiche gilt von der Zusammenſegung des Pflanzenwuchies auf freien Flächen, wilden und kultivierten. Alle diese Verhältnisse zeigt uns Graebner in durchaus leichtverständlicher Sprache, und zwar be schränkt er sich nicht auf Schilderungen des rein Tatsächlichen, sondern sucht überall die Anpassungen flar zu machen, auf Grund deren eine Gesellschaft von Pflanzen so und nicht anders zusammen gesezt ist. Das andere, wie das vorige im Verlage von Duelle u. Meyer in Leipzig erschienene Buch hat den ebenfalls sehr bekannten Botaniker Professor Dr. Migula von der Forstakademie in Eisenach zum Verfasser. Es führt den Titel Pflanzen biologie" und gibt Schilderungen aus dem Leben der Pflanzen. Wie die Pflanze sich ernährt, sich vermehrt, sich verbreitet, wie sie fich gegen Bedrohungen verschiedener Art schützt und veränderten Lebensbedingungen anzupassen sucht. Auch hier ist die flare Darstellung zu loben, die im Verein mit den zahlreichen Abbildungen, die auch bas erstgenannte Buch aufweist, das Verständnis sehr erleichtert. Obwohl beide Werke streng auf dem Boden der Wissenschaft stehen, wenden sie sich doch an die weiteren Kreise des bildungsbedürftigen Publikums. Wer den Preis( gebunden je etwa 8 M.) erschwingen fann, dem tann die Anschaffung durchaus empfohlen werden. L. L.
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