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Wolfe zwischen ihnen. Elsbe war wieder in Eiserfucht. Einige der Jäger die aus dem Paradiese des Propheten vertriebenen Tage vor dem Fest hatte Martin zu Dora Pahl geschickt, Seelen, die unter der Haut eines Wolfes oder Bären die Sünden weil ein Lademädchen fehlte, und war dann mit ihr au- büßen, deren fie fich früher schuldig gemacht hatten. sammen auf einem Sigbrett hinunter nach den Wiesen zum dieser unerträglichen Lage heraus ist auch die merkwürdige Er Die Lage der albanesischen Frauen ist unerträglich, und aus Grummet gefahren. Und unglücklicherweise war Elsbe scheinung des Birtschentums( Mannweibertums) au berWulffen ihnen in den Weg gelaufen. Und wenn Elsbe stehen. Der Stabsarat Dr. Schulz hat diese eigentümliche EinWulffen den Wagen auch scheinbar gar nicht gesehen hatte, richtung an Ort und Stelle studiert, und es sei in gedrängtem so wußte Martin doch gleich, was die Glocke geschlagen habe, Auszuge mitgeteilt, was er mit vielen Mühen über diese wohl 500 und daß Elsbe auf Hans Jägers Jort den dummen Schneider- Jahre alte Sitte erfahren hat. jungen gegen ihn aufspielen werde.
Martin saß oben auf der Diele und paffte Bigarren und fah dem Tanzen zu. Dora Pahl kam und wollte ihn zu einem Hopfa verleiten; eine innere Stimme riet Martin: Zu es, argere Elsbe, wie sie dich ärgert." Er überwand es aber und lehnte ab. Dabei deuchte ihm die hübsche glatte Dora, wenn er sie ansah, eine Schlange im Paradies, und die Paradiesschlange lachte und erwiderte:„ So, min Jung, Du wullt ni- denn bliew man sitten."
( Fortsetzung folgt.)
Das Virtschentum besteht darin, daß eine durchaus normal gebildete Frau durch die mit ausdrücklicher Erlaubnis des Vaters vor der erwachsenen männlichen Sippe abgegebene Erklärung: nicht heiraten und eine Birkschen werden zu wollen, gewisse Vorrechte Weibe vorenthalten werden. erhält, die dem sonst verachteten Außer einem gewissen Erbrecht genießt die Wirtschen das männ liche Vorrecht, Waffen tragen und Männerkleidung anlegen au dürfen. Von diesem sonderbaren Vorrecht machen jedoch verhält nismäßig wenige Gebrauch. Unter den etwa 200 Birtschen, die in zehn Pfarreien der verschiedenen Stämme gezählt werden, nur 10 bis 15. Alle anderen tragen Frauenkleidung und zeichnen fich nur durch ein besonderes Kopftuch von weißer Farbe aus. Während für gewöhnlich nach dem Tode des Vaters der älteste erwachsene Sohn und bei deffen Minderjährigkeit der älteste männliche Bluts verivandte des Verstorbenen das Oberhaupt der Familie wird bezw. es bis zur Bolljährigkeit des ältesten Sohnes bleibt, tann eine Wirtschen Haupt der Familie werden, wenn sie volljährig ist und Albanien ist eines der merkwürdigsten und zugleich unbe- beide Eltern tot find. So ist dies der Fall mit Zupp- Daschia vom fanntesten Länder Europas . Es ist das alte Illyrien, ein in sich Stamm der Hotti in Rapscha. Zupp heißt Räuberbandit und Da abgeschlossenes Ganzes, ein Land voll tiefer Schluchten und Täler schia Bock . Zupp- Daschia wird von jedermann mit diesem Spitz und hoher, unzugänglicher Gebirge, voll undurchdringlicher, von namen gerufen. Sie hielt tapfer das Anwesen zusammen, plagte wilden Tieren bewohnter Wälder. Die Albanesen vereinigen in sich sich ehrlich von früh bis spät, erzog und verheiratete ihre beiden auf eine eigentümliche, fast wunderbare Weise eine gewisse Wild- jüngeren Brüder und wird von jedermann im Stamme respektiert. heit mit Vorzügen der Zivilisation. Das albanesische Bolt ist ebenso Mit dem Tragen der männlichen Kleidung übernimmt die Wirtschen alt wie das griechische, wenn auch der Ursprung beider sich im auch die männliche Arbeit, dazu gehört außer Pflügen, Maishaden tiefften Dunkel verbirgt. Die albanesische Sprache ist eine Mischung usw. auch der Kampf für den Stamm und die Ausübung der der slavischen, fränkischen und griechischen und doch keiner von Blutrache. ihnen ähnlich; sie ist harmonisch und wohlklingend, einfach und furz.
Albanefifches.
Die Geographen von Beruf mühen sich seit langen Jahren ab, Albanien ethnographisch und geographisch in feste Begriffe und Um grenzungen zu bringen. Es wäre vergebene Mühe, diesen Unterfuchungen auch nur in ihren Grundzügen folgen zu wollen; wir beschränken uns deshalb darauf, zu sagen: Albanien ist das die türtischen Vilajets Stutari, Janina und Teile von Kossowo und Monastir umfassende Land, in dem die Hauptmasse der Albanesen wohnt( 1 115 000), während etwa 800 000 sich über die Balkanhalb insel, über Kleinasien , Sizilien , Slavonien , Bessarabien , Italien usw. zerstreut angesiedelt haben. Uebrigens nennen sich die Albanesen selbst Sch tipetaren, d. h. Felsbewohner und zerfallen in zwei Stämme, die Tosten im Süden und die Ghegen im Norden. Beide Stämme leben in tödlicher Feindschaft und können sich untereinander faum verständigen.
Der Albanese ist arm, er ist rachsüchtig bis zu tierischer Wildheit, aber doch in einem solchen Grade gastfreundlich, daß er selbst feinen Feind, solange er ihm als Gast nahe ist, als heilig betrachtet. Wenn der Türte es liebt, seine Tage in Nichtstun unter Wohlgerüchen und sinnlichen Genüssen hinzubringen und der Grieche nachdenklich und schwermütig den Schatten des Lorbeers sucht, stürzt sich der leichtbewegliche schnelle Albanese die Flinte über der Schulter in die Berge, kämpft er halbnadt, beschränkt fich auf seine einfache Nahrung, schläft im Freien auf dem Erdboden und fällt mannhaft für sein Volt. Der Albanese ist ein hochherziger Räuber, er verkauft sein Blut teuer, aber er schont es auch nicht, denn Vaterlandsliebe und materieller Ehrgeiz finden in den Tiefen seines Herzens einen lauten Widerhall.
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Obgleich Albanien dem äußeren Schein und der Form nach der türkischen Regierung untertänig ist, steht es doch stets kriegsbereit da, sie zu bekämpfen und sich frei zu machen. Wiewohl es der Türkei zinspflichtig ist, genießt das Land doch einige besondere Freiheiten und Vorrechte, die ihm zu verschiedenen Zeiten von den Sultanen zugestanden worden sind. Wiewohl ein großer Teil der Albanesen in früheren Jahrhunderten gezwungen ward, den Jelam anzunehmen, so hassen und verachten diese mohammedanischen Albanesen doch die Türken, und als der griechische Freiheitskampf ausbrach, nahmen sie tapfer an ihm teil und kämpften für die Freiheit der griechischen Christen.
Allerdings gilt den Virtschen gegenüber der Grundsat Blut um Blut" nicht. Ein Weib zu ermorden, ist eine große Schande, während Männer in der Fehde zu töten recht und billig ist, ja sogar als Pflicht angesehen wird. Bielfach bilden geringfügige Ursachen die Veranlassung zu einem Morde. Ein Streit beim Kartenspielen oder ein Anrempeln im Bazar genügen oft, daß ein Mann einen anderen totschießt. Aber damit endet die Geschichte noch nicht, denn jedes Mitglied der Familie des Ermordeten ift durch Ehre und Pflicht gebunden, den Mörder aufzusuchen und niederzuschießen, wo er ihn auch immer finden mag. Kann er den wirklichen Mörder nicht finden, so muß er dessen Bruder, Sohn oder nächsten Verwandten umbringen, und hat er auf diese Weise den Mord gefühnt und dem Geiste des Erschlagenen Ruhe geschafft, so geht das Recht der Blutrache wieder auf die Familie des ursprünglichen Mörders über, und diese lauert nun einem von dem feindlichen Clan auf oder wählt am liebsten einen einzigen Sohn oder den Mann, dessen Tod der Gegenpartei den größten Kummer und das meiste Unglüd zufügen kann. So vererben sich die Blutrachen und die blutigen Fehden von einer Generation auf die andere, und die ursprüngliche Ursache mancher von ihnen verliert sich im Dunkel der Borzeit.
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Die Albanesen sind im allgemeinen sehr unwissend, aber sie haben ihre Rhapsoden oder Barden, die auf den öffentlichen Wegen umherziehen, die Taten der Väter und ihre göttliche Abkunft besingend. Nichts ist interessanter und zugleich einfacher als diese Gefänge, die, aus ältester Beit stammend, von Mund zu Mund gehen und, durch die Ueberlieferung geheiligt, als eine Quelle der wunderbaren Geschichte des Landes angesehen werden müssen. Kommt man z. B. nach Skutari , so kann man dort ein solches Lied hören, das von der Gründung dieser Stadt handelt, die nach göttlichem Ratschlusse auf übernatürliche Weise erfolgt sein soll. Eine Schicksalsgöttin wies drei Brüder Stand, Ali und Amska die auf dem Schwarzen Meere( Montenegro) wohnten, an, nach Gethiniah( Athen ) zu ziehen, sich dort Weiber zu holen, die Sitten und Sprache des Landes zu studieren und dann, nach ihrer Heimfehr, den Ort Skutari zu bauen( und zwar auf der östlichen Seite eines Sees, den die Göttin bezeichnete) und innerhalb dieses Ortes alle Umwohnenden zusammenzurufen. Also geschah es auch. Während aber die Mauer aufgeführt ward, ließ sich eine Stimme bernehmen, die verlangte, daß unter dieser Mauer auch eine der Sitten und Gebräuche der Albanesen, wie ihre Kleidung, wie Frauen jener drei Brüder begraben werde, die bereits Mutter fie selbst und das Land und seine Berge erinnern in vielen Stücken fei, dafern sie wünschten, daß Skutari fort und fort bestehe, daß an Schottland . Wie dieses, so wird auch Albanien in Stämme es ewige Dauer habe und daß seine Mauern von Fremden niemals oder Glans eingeteilt, die unter besonderen, dem Sultan tribut- zertreten, sie selbst von ihnen nicht verachtet würden. Das Los pflichtigen Häuptlingen stehen. Wie die Schottländer, so haben auch fiel auf die Frau Stands, namens Eucharis; allein damit das die Albanesen gewisse geheimnisvolle Borstellungen und Ueber- Kind, das sie vor furzem geboren hatte, nicht mit fremder Milch lieferungen von ungewissem Ursprung, und obgleich viele von ihnen genährt werde, ward eine lange Röhre von der Haut eines Boces den Glauben Mohammeds bekennen, haben sie doch auch ihren be- gefertigt und an die Brüste der Frau gelegt; auf diese Weise sonderen Olymp, ihre Lokalgottheiten, Schicksalsgöttinnen und wurde das Kind zwei Jahre lang genährt, und die Mauer ward Zauberinnen. Die Schicksalsgöttinnen sind gute Geister, die in rollendet. Als aber das Kind entwöhnt ward, gab die Röhre statt Wäldern und Quellen wohnen und des Nachts auf Kreuzwegen der warmen und nährenden Milch wie durch ein Wunder reines, ihre Tänze halten; dogegen sind die Zauberinnen oder Heren süßes Wasser, das noch heutigen Tages hervorquillt. So verwan grundböse allmächtige Weiber, die die Quellen vergiften, das Schick belten die guten Geister die mutige Mutter in eine Quelle, deren fal der Mädchen erforschen und die Treue der Ehegatten verwirren. Wasser nach den Rhapsoden Albaniens die wunderbarsten Eigen Die wilden Tiere, die in Albanien heimisch find, sind nach Meinung schaften befitt. Es ist interessant, daß der Glaube, daß Bauten.