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Das Märkische Museum bewahrt eine ganze Anzahl Erinnerungen Die Roßta stanie( Aesculus Hippocastanum L  .)" ist au= an das historische Bünftlertum. Allerdings keine Erinnerungen aus erst von dem berühmten Botaniker Clufius um 1570 in Wien   ge ber ersten Blüte des Berliner   Jnnungswesens, aus der uns überhaupt zogen worden; die Samen soll er aus Konstantinopel   erhalten wenig erhalten ist. Mit ein paar Ausnahmen in der Vorhalle ein Ge- haben. Die Heimat des Baumes war lange unbekannt, bald sollte werkschild der Spandauer   Schmiedeinnung, im großer. Hof ein schmiede- es Persien  , bald Indien  , bald sollten es die Himalajaländer sein, eifernesHerbergsschild der Berliner   Tuchmachergesellen- find alle hierher obwohl ihn niemand dort gefunden hatte, bis er endlich im Jahre gehörigen Gegenstände im Saal 46 untergebracht. Nur wenige 1851 wildwachsend im nördlichen Griechenland   im Pindusgebirge Stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die meisten aus dem entdeckt wurde; sein Vaterland lag also viel näher als man 18. und 19. An den Seitenpfeilern sind die Herbergsschilder ver- glaubte. Die Platane( Platanus orientalis L., bei uns auch Schiedener Gesellenschaften angebracht, so das der Maurer von 1793 oft in der Spielart Platanus acerifolia bertreten, während die mit zwei Gefellen in eigentümlicher Tracht, den Degen an der Seite, amerikanische Art Platanus occidentalis L. feltener angepflanzt dazwischen Winkel, Zirtel, Kelle, Hammer und Senkbleileine; der wird) ist in breiter Zone von Italien   bis zum Himalaja   heimisch. Zehdenicker Schneider; der Zimmergesellen( 1821); der Bäcker; der nach Plinius   allerdings aus dem Orient in Italien   eingeführt. Büchner und Weber und der Garnmacher; beide mit einem aus Weber- stand schon bei den Griechen und Römern als der schönste und schiffchen gebildeten Dreieck als Abzeichen. Etwas moderner mutet föftlichen Schatten spendende Baum in hohem Ansehen. In uns schon ein Schild an am 3. Fenster links das zwei ver- Griechenland   wächst sie noch heute nach Art unserer Erlen an jedem schlungene Hände und die Inschrift aufweist: Bachlauf. Auf Kreta   und Cypern wirft sie scheinbar ihre Blätter niemals ab, weil die härteren Bäume in wärmerer Lage im Winter das nachgetriebene Laub des Juli und August behalten und so immergrün erscheinen, wie Fraas auch an einer Platane am Marktplatz in Athen   beobachtete. Die Akazie oder Robinie ( Robinia Pseudacacia L.) wurde von Jean Robin  ( nach ihm der Gattungsname Robinia  ), dem Gärtner Heinrichs IV. und Lud­wigs XIII. von Frankreich  , im Jahre 1600 von Virginien   nach Frankreich   gebracht. Die von seinem Sohne 1635 im Jardin Royal in Paris   angepflanzte Robinie soll heute noch in voller Straft stehen.

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Es lebe die Papiermachergesellschaft. Seid uns willkommen Ihr fremden Papiermacher. August Weiß, gewidmet, den 1. Mai 1849.

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Bei öffentlichen Aufzügen erschienen Innungen und Gesellen schaften mit Fahnen oder besonderen Abzeichen und in einer be sonderen Tracht: rein äußerliche Privilegien, an denen fie um fo mehr festhielten und die sie um so mehr betonten, je mehr sie selbst an wirtschaftlicher Bedeutung verloren. Außer verschiedenen Gewerks fahnen älteren und neueren Datums find über den beiden Wand­schränken noch die Abzeichen der Sattlergesellenschaft aus den Jahren 1730 und 1840 angebracht. Maurer in der Gesellentracht zeigt das obenerwähnte Herbergsschild, und wie eine komische Maskerade muten einen die beiden farbigen Porträts am zweiten Fenster links an, die Herrn J. G. Lehmann, Meister des Maurergewerks, in seiner Uniform- bärenmügenähnliche Stopfbedeckung, Degen, Epaulettes und Schärpe, einmal blau, das andere Mal blau- rot- blau- bei fürstlichen Einholungsfeierlichkeiten der Jahre 1838 und 1840 darstellen. Aus den Bunfthäusern und Herbergen selbst stehen an den beiden Langfeiten des Saals eine Anzahl sogenannter Baden" verschiedener Ge­werfe, d. h. Truben, die das Gewerksbuch mit den Artikeln und Statuten( ein Stammbuch des Berliner   Fischergewerts 1637/1828 auf dem Mitteltisch), Dokumente, Urkunden, Siegel und die Hauptkasse enthielten. Die Lede wurde teils in der Herberge oder dem Zunft hause, teils bei dem Obermeister aufbewahrt und war sozusagen das Heiligtum, der Mittelpunkt des ganzen Zunftwesens. Die Lade durfte nur bei Anwesenheit sämlicher Mitglieder geöffnet werden, und Verhandlungen konnten nur bei geöffneter Lade stattfinden. Bei den Busammenfünften der Meister und Gesellen wurde stark pokuliert; Savon zeugen die zahlreich ausgestellten Widmungs- und Willkomm pokale, jene in den Wandschränken aus Silber, Zinn, Glas oder Steingut mit den Emblenen des Handwerks, diese auf dem Mittel­tisch, überreich mit Widmungsschildchen und Schaumünzen behängt. Einer davon trägt die niedliche Inschrift:

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Sterben ist mein Gewinn, Leben erhält die Kasse."

Die Roßkastanie ist als Alleebaum und in Parken und ge= räumigen Gärten oder in der Nähe" herrschaftlicher" Gebäude als Prunt- und Staatsbaum ganz besonders am Plaze. Schon im Frühjahr fesselt der Anblick ihrer dicken, braunen, wachsglänzenden nospen, und von intimstem Reiz ist es, das allmähliche Hervor= brechen der gar zierlich und fünftlich gefalteten zartgrünen, fieben­fingrigen Blätter zu beobachten, die alsbald nach dem Sprengen der Hülle darangehen, sich zu Schirmen zu ordnen, an deren Spize die wie Kerzen aufrecht stehenden Blütenstände der Entfaltung zuftreben. Wenn dann im Glanz der Maiensonne das starke Arm­leuchtergeäst der Bäume auf dem Grunde seines schweren, üppigen Laubschmuckes die blendendweißen Kerzen- Blütensträuße aufrichtet und sein eigen Bild in folcher Pracht im Teiche widerspiegelt, wo die stolzen weißen Schwäne ihre Kreise ziehen und der feine Wasserstaub des Hochstrahles in allen Regenbogenfarben spielt: da haben wir das Bild der Bäume in ihrem rechten Milieu und auf dem Gipfel ihrer Schönheit. Aber sie hinauszupflanzen in die freie Landschaft oder gar an den Wirtschaftsweg mitten in die Stiefernheide hinein, das ist ein Unding. Als Alleebaum beansprucht sie vor allem reichlichen Plak, denn sie ist starkwüchsig, ihre umfangreiche, dichte Krone erreicht Höhen und Durchmesser bis zu 25 Meter, und in ihrem Schatten fann auch nicht ein Gräslein gedeihen. Auch die Platane ist als Alleebaum nur in breitesten Straßenzügen am rechten Ort, darum gilt sie als Herrscherin ersten Ranges auf den Boulevards der Weltstädte. In ihrer Wuchskraft übertrifft sie alle anderen Alleebäume: Hunderte bon Jahren steht sie kraftstroßend an ihrem Plaze, sich jährlich neu Besonderes Interesse verdienen noch zwei Meisterbriefe für berjüngend und immer größere Dimensionen beherrschend. In Maurer   und Zimmerer. von Adolf Menzel   1835 entworfen Griechenland   finden sich noch jekt Bäume, deren schon Pausanias  und lithographiert. Das Handwerkerleben ist hier mit so gedenkt, die also an die 2000 Jahre alt sein müssen. Plinius   spricht unvergleichlich fünstlerischer Originalität, mit mit so fröhlichem von einer Platane in Lycien  , deren hohler Stamm 80 römische Humor dargestellt, daß man sich an diesen beiden Schöpfungen Fuß im Durchmesser hatte, so daß der Konsul Licinius Musianus  des Meisters kaum fattsehen kann: bei den Zimmerern Fällen des mit 21 Gästen eine Mahlzeit darin halten konnte. Das erinnert Baumes, Zurichten, Aufrichten des Hauses, im Vordergrunde das ja an die berühmten Mammutbäume Kaliforniens  ! Die ge Richtfest; bei den Maurern Freud  ' und Leid der Wanderschaft, Will- waltigen, großkronigen alten Platanen mit ihrem dichten, freudig­fommtrunk, Grundsteinlegung; dazwischen auf beiden Bildern grünen, unseren Ahornblättern sehr ähnlichen Laub spenden in Berliner   Ansichten und als Umrahmung in holdem Verein Bohrer, der heißen Jahreszeit erquidenden Schatten. In deutscher Land­Meißel, zersprungene Becher, Hüte, Tabakspfeifen, Bierkrüge, Maurer schaft ist der Baum jedoch ganz entbehrlich. Unsere Spik- und pinsel, Biber( als Baufünstler!), Fässer und Humpen. Bergahorn übertreffen ihn fast in jeder Beziehung, besonders der lettere in der malerischen Anordnung der Teilmassen in der Krone; fie übertreffen ihn im Schmuck der gelben oder grünlichen Blüten­bolden und-trauben im Frühling, und wenn im Spätsommer ihre geflügelten Früchte schrägen Flugs durch die Luft schraubeln, so mutet uns das ungleich heimeliger an als die schwer beweglichen Bammeltügelchen der Platane. Die Afazie ist von den dreien der anspruchloseste; ihr genügt schon der magerste Sandboden zum Von ausländischen Bäumen, die sich bei uns ansässig gemacht Gedeihen, obgleich Kulturland ihr besser behagt. In der Jugend haben und unseren schönen einheimischen Laubbäumen vielfach den wächst sie ziemlich rasch; je älter sie wird, desto besinnlicher" und Play streitig machen, find, so schreibt uns der Dürerbund, be- schöner baut sie ihre Krone. Alte Bäume gewähren, besonders sonders drei zu nennen: die Roßkastanie, die Platane wenn sie mehrstämmig auftreten, einen prächtigen Anblick, der und die Akazie. Gewiß sind alle drei wirklich schöne Bäume, Kraft und Grazie vereinigt: Kraft in den robusten, mtt rissiger aber sie etwa als Ergänzung unseres eigenen Baumreichtums an- Borte bekleideten Stämmen und in dem oft an die Eiche era zusprechen, das würde doch nur bedingt autreffen, sie also über- innernden starken, zadigen Geäst, Grazie in dem zierlich ges schäßen heißen; vor allem deshalb, weil sie aus dem Charakter- fiederten Laub und den hängenden starkduftenden Trauben ihrer bilde, das unsere Bäume der deutschen Landschaft verleihen, Schmetterlingsblüten. Für Parks und größere Gärten ist sie gewiß gründlich herausfallen. Und das liegt nicht nur in ihrem pomp- eine große Zierde, und im Verein mit einem hellgetünchten, Haften Auftreten, nein, ihre Landfremdheit ist ihnen sozusagen luftigen Sommerhaus, das sie mit ihren lockeren, blütentrauben­an die Stirne geschrieben. Blatt- und Blütenwerk der Roßkastanien geschmückten Laubpolstern überschirmt, gewährt sie ein Bild nur und Afazien stimmen in ihrer prunkenden Aufmachung" so gar ihr eigener Schönheit! 28ollte man fie aber draußen mit unseren nicht mit unseren heimischen Bäumen überein, und bei der Platane Eichen, Buchen, Linden, Ahorn, Eschen und Ebereschen in Wett befremdet uns wieder der Stamm mit seiner ewig in großen bewerb treten lassen, so würde es bei all ihrer Schönheit um ihre Feben sich abblätternden Rinde und obendrein die an Fäden Wirkung alsbald geschehen sein. bammelnden Kugelfäßchen der Früchte, die auch im Winter im Gezweige hängen bleiben.

Ausländische Bäume.

eg.

Berantw. Redakt.: Carl Wermuth, Berlin  - Rigdorf.- Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW.