leuchtunxzserfolgen, die für die Diagnostik der Magen- Irankheilen und ihre Behandlung von größter Wichtigkeit waren. hätte man wohl zufrieden sein können, wenn sich nicht im Laufe der zahlreichen während der letzten Jahre erfolgten Magendurchlcuchtungen herausgestellt hätte, daß die bisher verwendete metallische Substanz, das Wismut, in irgend einer Verbindung durchaus nicht harmlos für den menschlichen Organismus ist I Es hat sich gezeigt, daß bei manchen Menschen eine ziemlich heftige Wismut- Vergiftung eintrat, die auch noch erfolgte, als man mit den zur Magendurchleuchwng dargereichten Quanten wesentlich zurückging. Statt 100 Gramm gab man nun nicht mehr als 3040 Granrm des WismuisalzeS. Trotzdem mehrten sich, nach- dem man erst einmal auf den Typus der Wismutvergistung aus- merksam geworden war, die Erkrankungsfälle, von denen mehrere sogar einen tödlichen Verlauf nahmen. Ilm nun der sehr unangenehmen vergiftenden Nebenwirkung der Magendurchleuchtung abzuhelsen, hat der bekannte Berliner   Pharma- kologieprosessor L. L e w i n nach einem Mittel gesucht, das auch in größeren Dosen unschädlich für den Menschen und doch für die Röntgenaufnahme des Magens geeignet sein sollte. Natürlich kam wieder nur eine Metallverbindung in Beftacht. In feinen gemeinsam mit Prof. Miethe ausgeführten Untersuchungen hat Lewin im Magneteisen st ein einen Ersatz des Wismut- Nitrats gefunden. Der Magneteisenstein ist nach den bisherigen Erfahrungen auch in großen Mengen, in Dosen von 100160 Gramm. unschädlich und wird mit Milchzucker und Kakaopulver vermischt und nnt Wasser angerührt meist gern genommen, da sich diese Mischung von gewöhnlichem Kakao im Geschmack nicht wesentlich unterscheidet. Hat dieses neue Mittel, das übrigens zugleich den Worzug der Billigkeit hat, keine üblen Nebenerscheinungen, so wird es geeignet sein, einen wichtigen Fortschritt in der Technik der Nömgendurchleuchtung für medizinisch-diagnostische Zwecke herbei- zuführen. Denn bei der enormen Häufigkeit der Magenerkcankungen ist die Sicherung der Diagnose durch den photographischen Befund von recht großer Wichttgkeft, und es wäre sehr bedauerlich, wenn die Wismutvergiftungen zur Einschränkung eines Verfahrens geführt hätten, das sich auch für die innere Medizin als höchst fruchtbringend erwiesen hat. Es ist anzunehmen, daß Prof. Lewin, der ja auf dem Gebiete der Lehre von den Arzneimitteln und den Giftstoffen eine Autorität ist, dem Magneteisenstein nicht eine so wichtige Rolle zuweisen würde, wenn er nicht die Eigenschaften dieser Eisenoxydverbindung nach jeder Richtung hin geprüft hätte. So sehen wir wieder eine kleine Wand- lung m der praktischen Benutzung der Röntgenstrahlen, die seit ihrer Entdeckung schon so mannigfachen Zwecken dienstbar gemacht, sicher aber nirgends von so epochaler Bedeutung geworden sind, wie in der Medizin, die sich ihrer tagtäglich an allen Orren der zivilisierten Welt bedient. Eine so immense Verwendung hätte sich wohl auch Röntgen selber nicht träumen lassen, als er vor 16 Jahren seine Entdeckung machte.__ W. fjeiUgc als Huc-enärzte. Nach mittelalterlicher Anschauung gibt es für jede Art von Krankheit ein Heilmittel. Diese Auffassung findet sich in den Werken der Alchimisten wie Paracelsus  , Van Helmont   und Crollius ausgesprochen und ging dann später in den Glauben liber, daß es ein allgemeines Heilmittel gegen jedes erdenkliche Leiden geben müsse, diegroße Panazee", deren Annahme aller- dings vielleicht einer mißverständlichen Deutung der Eigen- jschaften desSteines der Weisen" entstammt. Denn von diesem est in alten Schriften gesagt, er werde«die große Krankheit" sheilen. Mit der großen Krankheit ist jedoch ursprünglich nichts anderes gemeint als d i e A r m u t, die natürlich durch die vretallverwandelnde Kraft des Wundersteins hätte gebannt »Verden   können! Unter den mystischen Anschauungen des Mittelalters fand sich auch der Glaube, daß die Heilung bestimmter Krankheiten auch ganz bestimmten Heiligen gleichsam als Amtspflicht zu- gewiesen sei. Zwei französische   Aerzte, Professor Truc und Dr. Liegard, haben sich mit dem Studium dieses Aberglaubens befaßt. Ihre Arbeiten, die durch geschichtliche Forschungen von Waudin ergänzt worden sind, zeigen, daß fast jede Augenkrankheit im Jenseits ihren Spezialarzt hat. DieAllgemeine Wiener Medizinische Zeitung" gibt eine Blütenlese dieses Ver- zeichnisseS von Wunderärztcn: Als erster käme der Erzengel Raphael   in Betracht. Auch von dem biblischen Tobias wird er- zählt, daß er auf überirdische Inspiration seinen Vater mit Fischgalle von der Blindheit befreite. In der Zeit bis zum sechzehnten Jahrhundert erscheint eine große Reihe von Heiligen als Helfer bei Augenleiden. Es werden genannt: Die heilige Adelgunde, Cesar de Bus, die heilige Klara, der heilige Colombe, St. Gauthier, die heilige Genovefa, der heilige Hieronymus  , die heilige Lucia und andere. Die Letztgenannte, die im vierten Jahrhundert lebte, war die besondere Patronin der Augen- entzündung. Die Kranken wuschen sich die entzündeten Augen mit Wasser und mit dem Staube, der sich auf den Pfeilern des Sarkophages der heiligen Lucia ansammelte, welche Prozedur den Grundsätzen unserer modernen Medizin nicht gerade ent- spricht. Es finden sich zahlreiche Darstellungen der heiligen Lucia, auf denen sie mit zwei Augen auf der flachen Hand üB« gebildet ist. Ihr Amt stammt daher, daß ihr bei ihrem Martyrium die Henker die Augen ausrissen. Zudem rührt der Name Lucia von dem lateinischenlux"( Licht) her. Es gibt auch ein Augenwasser, dem der NameLucia-Wasser" beigelegt wurde. Einer ihrer berühmtesten mit Erfolg behandelten Patienten war der große Dante, dessen Augen durch allzu reichliche Lektüre und durch die Tränen, die er nach dem Tode seiner Geliebten ver- goß, gelitten hatten. In der Haute Marne   ist der heilige Leudomir oder Lumicr dadurch berühmt, daß er vor Blindheit schützen kann. Eine Wunderquelle in Ballerest steht unter seinem besonderen Schutze. Derartiger Quellen gibt es aber viele und noch mehr Leute, die daran glauben und Hoffnung auf ihre Wunderwasser setzen. Wenn diese ihnen auch nichts nützen, so schaden sie ihnen wenigstens nicht direkt, obgleich der Schaden gerade groß genug ist, der dadurch angerichtet wird, daß solcher Aberglaube einen Teil der leidenden Menschheit davon abhält, rechtzeitig oder überhaupt bei einem Augenarzt Rat und Hilfe zu suchen. Es gibt nur leider noch viel Schlimmeres als Wundcrquellen. Nämlich die Charlatane und Kurpfuscher, die in fast allen Ländern gerade auf dem Gebiete der Augenheilkunde ihr Unwesen treiben und mit nichtigen Mitteln alle möglichen Arten von Augenleidenheilen". DiesenHeiligen  " kann nicht scharf genug entgegengearbeitet werden. Liemes feuiileton. Archäologisches. Ueber die bei Pompeji   entdeckten Fresken, die nach dem Urleil aller, die sie gesehen haben zu dem Schönsten gehören, was je in Pompeji   gefunden worden ist, schreibt man dem Corriere della Sera  " aus Neapel  : Im Januar dieses Jahres wurde mit Zustimmung des Professors Antonio Sogliano  , der in Pompeji   die Ausgrabungen leitet, eincni Herrn Aurelio Item die Erlaubnis gegeben, an einem Orte, der etwa 200 Meter von der offiziellen" Ausgrabungsstelle entfernt liegt, auf eigene Faust Grabungen vorzunehmen. Herr Item besitzt in Pompeji   zwei Speiseivirtschaften, das Terrain, für das ihm die GrabungserlaubniS gegeben wurde, ist aber nicht sein Eigentum, es gehört vielmehr einer Witwe, mit der er sich, um die Ausgrabungen veran- stalten zu können, geschäftlich assoziierte. Die Grabungen lieferten schon in den ersten Tagen großartige Ergebnisse: es wurde eine ganze Villa freigelegt, und man kann aus dem, was bisher zu Tage gefördert wurde, schließen, daß sie von wunderbarer Pracht ge- wesen sein muß. Man hat mehrere in der vornehmsten Weise ausgestattete Räume entdeckt; geradezu verblüffend aber wirkt ein großer Raum, der einst ein Trikliuium(Speisezimmer) gewesen zu sein scheint. Der Unterbau besteht aus großen Steinen, die eine Marmoriinitation darstellen, nnd der ganze Saal ist in dem sogenanntenzweiten Stil", dem schönsten der pompejanischen Bau- sti'le, gehalten. Die drei Wände weisen herrliche Fresken auf: menschliche Gestalten von mehr als zwei Drittel Lebensgröße. Eine dieser Gestalten stellt, wie es scheint, einen Silen dar: Der wunderbar gemalte Begleiter des Bacchus gibt einem Menschen, der vor ihm kauert, zu trinken, und der Trinker führt den Becher, den er mit beiden Händen untklainmert, mit fast tierischer Gier an die Lippen. Das zweite Bild zeigt eine Gestalt, die vor einer am Boden liegenden weiblichen Gestalt(eS ist vielleicht eine Ariadne) aufrecht steht; von der weiblichen Figur fehlt leider ein großer Teil. DaS dritte Bild endlich zeigt eine prächtig dargestellte große geflügelte Viktoria, die eine Art Schild hoch hebt, um eine Frau, die sich ängstlich duckt, niederzuschlagen; eine andere Frau erhebt flehend die Hände zu der Siegesgöttin, auf daß sie der Schuldigen verzeihe; eine vierte Fraucngestalt, die etwas abseits steht, schlägt jubelnd die Schellentrommel. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schön alle diese Gestatten sind, wie wunderbar die Leuchtkraft der Farben ist und wie lebenswahr jede Bewegung und jeder GesichtsauSdruck. Den Rahmen für die Bilder geben Theatermasken von außerordentlicher Schönheit und in einer Darstellung, wie man sie bisher noch nicht gesehen hat. Bus Befehl des Ministeriums find die Ausgrabungen einstweilen eingestellt worden. An die ganze Geschichte knüpfen sich zahlreiche Kommentare, und man kann sich denken, daß die Regierung dabei nicht sehr gut wegkommt. Man ermnert daran, daß bei einer ähnlichen GrabungserlaubniS der Staat schon einmal schweren Schaden erlitten hat. Damals fand man in der Villa De PnSeo den berühmten Silberschatz, der dann heimlich ins Ausland wanderte. Es dürfte dem Staate nicht leicht werden, mit dem glücklichen Herrn Item über den Ankauf der Fresken zu einer Einigung zu gelangen, denn es haben sich bereits zahlreiche Altertumsfreunde gefunden, die bereit wären, große Summen freizumachen, um die Wandgemälde zu er- werben. Die Blätter tadeln es scharf, daß das Graben in Pompeji  zu einer wahren Spekulation geworden ist. was man schon daraus ersehen kann, daß nicht die wirklichen Besitzer der für die Grabungen in Betracht kommenden Terrains graben lassen, sondern, wie eben jetzt in dem lehrreichen Falle Item, Unterpächter und richtige Fund- spekulanten. Lerantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck p. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstalt Paul Singer SeEo., Berlin   ä.W.