>«wostesten Häupter. Die Reform des UnterrichtZwesenZ kam ohne Zutun des Königs, wenn auch sehr allinählick. aus den eigenen Kreisen der Schulmänner und selbst der Geistlichen. Be-- sonderes Verdienst erwarb sich um die Ausgestaltung des Realschul- Wesens, das die Gymnafien zu überflügeln begann, in selbstloser unermüdlicher Tätigkeit der Prediger Hecker von der Dreifaltigkeits- Kirche. Leider versagt das Museum(mit Ausnahme einiger Porträts Sack, Teller, Spalding in Raum 27) völlig mit seinem Material nur Geschichte des Unterrichts und der Erziehung in Berlin  ; ebenso übrigens auch mit dem zur Entwickeluug des Verkehrswesens.... '* Kulturarbeiten setzen Wohlstand voraus. Einmal hatte diesen Friedrich nicht geschaffen und dann wurden ja die erübrigten Etaatsgelder, die er durch Falschmünzerei und durch die Steuern seines unsinnigen Merkantilshstems herauspreßte, fast ausschlief- lich für die Armee verwandt. Zur Aufbefferung der verwüsteten Lande mußten Trinkgelder herhalten. Profitiert vom Kriege Ihattcn nur gewisse Kreise des Handels und der Fabrikation, die dn den Armeelieferungen direkt oder indirekt verdienten. Ihre Angehörigen waren ja ebenso wie der Adel und die ganze obere Gescllschaftsschicht vom gemeinen Heeresdienst befreit; nur das Niedere Volk hatte in dem jahrelangen Schlachten seine Haut zu Markte tragen müssen. Diese Handelskreise sind es denn vor- wiegend gewesen, die im Bunde mit den Gelehrten und Künstlern An dem Jahrhundert von etwa 1750 1850 eine spezifisch ber­linische Kultur schufen und repräsentierten. Und unleugbar haben twei starke fremde Elemente an diesem Werke ihren reichlichen lnteil. Die eingeborene Bevölkerung, die sich noch im 17. Jahr- hundert kaum über bäurische Roheit und Plumpheit erhob, wurde durch die 1685 eingewanderten französischen   Hugenotten   allmählich mnt auf die Stufe städtischer Gesittung und wachsender industrieller Betriebsamkeit gezogen. Dazu bemühten sich die Juden, nach dem lBorgange von Moses Mendelssohn  , trotz aller obrigkeitlichen und gesellschaftlichen Hemmnisse, seit Mitte des 13. Jahrhunderts, über den Bereich der ihnen zwangsweise zugewiesenen Handelsbetäti- «ung hinaus sich als Förderer wie als Mitarbeiter an dem ge- lehrten und künstlerischen Emporringen der Bürgerschaft zu be- jtätigen. Ihre in der langen mittelalterlichen Ghettozeit ge- (mährten Eigenschaften der Unterdrückten, ihr Scharfsinn und Spitzer Witz, ihre Schlauheit und Fähigkeit, fremder Eigenart nach- «uspüren und sie sich zu eigen zu machen, da zu die harterprobte Zähigkeit und Energie: all dies ging als wesentliche Farbe mit Hn das Charakterbild dcS Berliners der gedachten Zeit über, und haS Jahrhunderte alte Sklavenvolk hat damals wenigstens noch ian allen Punkten gestanden, wo es dem Fortschritt jeder Art galt, lleves Terxain abzugewinnen. v A. F. C, Die JMacbnower Scbleufe. -' Seit der Eröffnung des Teltowkanals ist die Machnower /Schleuse(die mit den Motorbooten des Kreises Teltow   und seit diesem Sommer auch mit Automobilomnibussen, deren Betrieb unter der Verwaltung der Stadtsynode steht, bequem erreicht werden lann) ein beliebtes Ausflugsziel geworden. Die Schleuse, die nach dem alten in unmittelbarer Nahe gelegenen Klein-Machnow   benannt tst, gilt abgesehen von den landschaftlichen Reizen. auch «technisch und architektonisch als eine Sehenswürdigkeit. Es wird «nun vielleicht manchem Besucher der Schleuse von Wert sein, wenn tcr über die technischen Einzelheiten der Anläge vorher etwas unter. «richtet wird, da er dann mit um so größerem Interesse das Bau- werk zu würdigen verstehen lernt und dem Vorgange des Durch- ffchleusens mit etwas Sachverständnis zu folgen vermag. Der in den Jahren 1S01 bis 1906 erbaute Teltowkanal ver­kündet die Spree mit der Havel   und bildet so ein wichtiges Glied tn dem märkischen Wasserstraßennctz zwischen Oder und Elbe  . Der «Spreewasserstand beträgt unveränderlich+ 32,28, was durch die Mehre am Mühlendamm in Berlin   erreicht wird. Der Havelwasser- jstand schwankt hingegen zwischen-j- 28,97 und+ 30,54. Es entsteht da­durch ein Höhenunterschied von 1,74 bis 3,31 Meter, der durch eine «einzige Schleuse, eben durch die Machnower Schleuse überwunden wird. Die Schleuse ist zur Erzielung einer großen Leistungsfähig- keit als Doppelschleuse ausgebildet, die aus zwei neben- «einanderliegenden Kammern besteht. Es kann also, falls erforder- lich, nach beiden Richtungen gleichzeitg geschleust werden. Jede «Kammer ist 67 Meter lang und 10 Meter breit, so daß sie auch für den später zu erwartenden Verkehr mitNormalschiffen" von 5 Meter Länge und 8,6 Meter Breite ausreicht. t* Der Abschluß der Kammern gegen die beiden Teile des Kanals, dieHaltungen", erfolgt durch schwere Hubtore, die durch Elektro- «motoren gehoben und gesenkt werden. Die Tore, die beim Heben ganz aus dem Wasser austauchen, bestehen aus eisernen Gitterträgern mit Riegeln, die mit Blech verkleidet sind. An den eisernen Rahmen «sind kieferne Bohlen befestigt, die einen besonders dichten Abschluß «ermöglichen. Die Untcrtore wiegen 20 000 Kilogramm, die Ober- tore 16 000 Kilogramm. Das Gewicht jedes Tores ist durch ein Gegengewicht teilweise ausgeglichen, so daß das Tor im Wasser noch ein Uebergewicht von 1000 Kilogramm besitzt. Die Tore und die Gegengewichte sind an je zwei Gelenkketten und vwr Stahl- drahtseilen aufgehängt, und zwar so, baß beim Reißen eintt Kette die Seile und umgekehrt beim Reißen der Seile die Ketten die Tore und Gewichte tragen können. Die Ketten und die Seile gehen über Scheiben, die auf einer im oberen Teile der Türme befindlichen Welle einer elektrisch angetriebenen Winde befestigt sind. Diese Winde wird vom Steuerraum aus elektrisch in Gang gesetzt. In diesem Steuerraum befinden sich auch elektrisch betätigte Höhenstandsfernanzeiger, an denen der Wärter die jeweilige Stellung der Tore erkennen kann. In den Höchststellungen werden die Tore durch Riegel versichert. Diese Riegel sind mit Signal- armen so verbunden, daß zum Beispiel der Armfrei" nur dann gezogen ist, wenn das Tor sich in der Höchststellung besindet. Bei Nacht sind mit den Riegeln entsprechend farbige Lampensignale de» Kunden. Das Durchschleusen eines Kahnes, der zum Beispiel von der unteren Haltung, also der Havelseite her, nach der oberen Haltung. der Spreeseite, geschleust werden soll, spielt sich in folgender Weise ab: Das untere Tor der einen Kammer amUnterhaupt" ist hoch- gezogen, das obere Tor amOberhaupt" niedergelassen. Der Wasser, spiegel in der Kammer entspricht dem der Havel  . Das Schiff, daS durchgeschleust werden soll, legt an der Seite der etwa 140 Meter langen, den Kammern vorgebauten hölzernen Leitwerke an und muß in die Kammer hineingezogen werden. Dies geschieht mit Hilfe von kleinen elektrisch betriebenen Laufkatzen, welche auf Schienen laufen, die ihrerseits auf hölzernen, über das Leitwerk hervor» ragenden Pfählen ruhen. Diese Katzen werden durch Schleusen- gehilfen bedient, die sie jedoch nur dann einschalten dürfen, wenn die oben erwähnten Signalarme anzeigen, daßfreie Fahrt", daß also das Tor ganz oben ist. Das Schiff wird durch die Katzen an einem Drahtseil, dem Treidelseil, das am Mast befestigt ist, in die Kammer gezogen. Dann wird das Tor am Unterhaupt herab- gelassen. Die Schleuse muß nun mit Wasser aus dem höher ge- legenen Teile des Kanals, derOberhaltung", gefüllt werden, oder der Wasserspiegel der Schleusenkammer mutz dem der Oberhaltung gleichgemacht werden. Diese Wasserausspiegelung geschieht mittels sogenannter Hotoppscher Heber. Die Hotoppschen Heber sind ge- bogene Rohre, die nach dem Prinzip des Hebers einen Ausgleich der Wasserspiegel der beiden Gefäße, in denen sich ihre Enden be- finden(im vorliegenden Falle also zwischen dem Oberwasserspiegek und dem Wasserspiegel der Schleusenkammer) schaffen. Die Verbindung der Kammer mit dem Oberwasser erfolgt durch einen im Mauerwerk gelegenen Umlauf, der neun Einläufe in die Kammer besitzt. Durch diese große Anzahl von Einlaufen wird erzielt, daß das Wasser gleichmäßig ansteigt. Nach erfolgter Wasserausspiegelung wird daS obere Tor hochgezogen und das Schiff durch Laufkatzen in gleicher Weise wie beim Einfahren an die in der Oberhaltung befindlichen Leitwerke gezogen. In analoger Weise spielt sich eine Durchschleusung in der entgegengesetzten Richtung ab. Die Leitung über das Durchschleusen hat ein Schleusenmeister, der sich auf der Plattform zwischen beiden Kammern befindet. Er verständigt den im Steuerraum(der im Turmbau der Unterhaltung untergebracht ist) befindlichen Wärter durch Klingel- und optische Signale, das Tor zu schließen. Die übrigen Manipulationen, deren Reihenfolge immer die gleiche isch vollzieht dann der«Schleusenwärter ohne weitere Signale. Der Schleusenmeister, der die Signale von verschiedenen Stellen der Platt» form aus gehen kann, kann sich außerdem noch durch Fernsprecher mit dem Schleusenwärter und den Gehilfen auf den Leitwerken in Verbindung setzen. Auf der Plattform sieht man außer der Meisterbude noch verschiedene Spillköpse(Heranholmaschinen für Schiffe) als Ersatz für die Laufkatzen und die Köpfe der oben er- wähnten Heber. Die beiden Kammern selbst sind auch mittels eineS Hebers verbunden, so daß, falls die eine Kammer voll sein sollte und die andere gefüllt werden muß, das Wasser, um zu sparen(die Spree führt oft sehr wenig Wasser), von der einen Kammer in die andere gehoben werden kann. Die Bedienung der Heber ge- schieht durch einen Steuerapparat, der gleichfalls im Schaltraum untergebracht ist. In die Mittelmauer, die die beiden Kammern voneinander trennt, ist noch ein sogenanntes Freilaufgerinne eingebaut. Dieses hat den Zweck, bei Hochwasser die Oberspree mit dem Kanal zu ver- binden, und das überschüssige Wasser in diesen abzuleiten. Im normalen Betrieb ist diese«? Freilaufgerinne durch em«schütz, das durch einen Motor gehoben und gesenkt werden kann, abgeschlossen. Zur Schleusenanlage gehört auch das«schleusengehöft, das außer Wohn- und Restaurationsräumen eine Ausstellung der beim Bau des Kanals geftmdenen Altertümer enthält. Dank der reich- haltigen maschinellen Ausrüstung ist die Leistungsfähigkeit der Schleuse sehr groß, da für eine vollständige einfache Schleusung nach einer Richtung nur 15 Minuten erforderlich sind. Diese Leistungs- fähigkeit wird nur durch den elektrischen Betrieb ermöglicht. In der Schleuse befindet sich eine kleine Unterstation, die den vom Kraftwerk zugeführten hochgespannten Drehstrom in Drehstroin niederer Spannung umformt. Ferner ist noch Gleichstrom vor- Händen, der außer für einige motorische Antriehe für die Lokomo- tiven der Treidelei verwendet wird. Denn die Fortbewegung der Schiffe geschieht im Kanal durch kleine elektrisch betriebene Treidel- lokomotiven, die auf einem Treidelpfad längs deS ganzen Kanals laufen. Durch diese elektrische Schiffsförderung vom festen Ufer aus wird erst ein Großbetrieb ermöglicht.- verantwortl, Redakteur: Hans Weber, Berlin  ,->- Druck£ öerlag: Vorwärts Buchdruckerei u, Verlagsanstalt Paul Singer L Vi,