Hofen gegründete Fabrik wieder eingehen muhte. Such hier zeigte es sich: der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande I Denn als zehn Jahre später die Böttgerschen Hölzer aus Schweden zu uns kamen, fanden sie bereitwillige Aufnahme und einen großen, stetig steigenden Absatz. Fragen wir uns nun, wann und wie brachte der Mensch zuerst das Feuer in Anwendung? Man hat auf der Erde noch kein Volk entdeckt, dem der Ge- brauch des Feuers unbekannt gewesen wäre. Die Menschen der Urzeit härteten am Feuer ihre rohen Waffen, die Spitzen ihrer hölzernen Speere. Reste von verkohltem Holz fanden sich in der Höhle von Perigord, und was noch viel mehr sagen will, auch bei der Schussenquelle unter den Geräten aus Rcnntierhorn, deren Ursprung in die nordeuropäische Eiszeit zurückreicht. Bei Völkern niederer Kulturstufen wurde und wird noch heute die Feuergewinnuug durch Reibung verschiedener Hölzer angetroffen. Diese Art der Feuererzeugung, die auch bei deu germanischen Notfeuern und in der phönizischen Mythe vom Feuer in Anwendung kommt, muß als die älteste angesprochen werden, weshalb auch die altgriechische Sage vom Prometheus, der das Feuer in einer markhaltigen Pflanzenröhre vom Himmel ent- führte, in eine jüngere Zeit zu setzen ist. Nehmen wir an, daß etwa, ein einen Baum entzündender Blitz zuerst das Feuer vom Himmel brachte, so setzt seine Bewahrung doch eine Kenntnis von seinem Nutzen voraus. Dieser Nutzen wurde den Menschen wahrscheinlich zuerst durch Lavaergüsse aus Vulkanen vor Augen geführt und zwar dadurch, daß die glühenden Lava- maffen Gegenstände umformten, die sich auf ihrem Wege fanden. Wie lange solche vulkanischen Ausbrüche feucrerzeugend wirken, zeigt ein Bericht von A. von Humboldt, der erzählt, daß noch zwanzig Jahre nach dem Ausbruche des kleinen Jorullo Späne in seinen Spalten entzündet werden konnten. Auf dem Boden mancher Vulkane hat die glühende Lava jähr- hundertclang gebrodelt. Auch gibt es sogenannte Feuerquellen, das heißt Brunnen, die entzündliche Luftarten, nämlich Kohlenwasser- stoffe, ausatmen. Solche Erscheinungen finden sich in den Ver- einigten Staaten, in Italien , China , auf Java, vor allem gehören die ewigen Feuer von Baku am Kaspischen Meere hierher. Dort liegt Atesch- Dja Feuertempel) eine heilige Stätte der Feueranbeter, an der brennbares Gas aus der Erde dringt, und emporflammt, wenn es entzündet wird. Die Parsen oder Feueranbeter sind noch heute eine in Indien und dem Orient, besonders den persischen Landschaften von Jedz und Kirman weitverbreitete Sekte, die im Feuer ein geheiligtes Natur- element verehren. Erhaben in ihrer Schaurigkeit ist die BcstatlungS- art der Parsen. Sie werfen die Toten in ihre Dakhma, die Türme des Schweigens, in denen die Leichen den Vögeln zum Fräße aus» gesetzt werden. Atesch-Dja ist die Wallfahrtsstätte der frömmsten Parsen, denn es gibt kein heiligeres Feuer für sie auf der Welt. Die brennbaren Gase finden sich im Umkreis einer halben Meile um Atesch-Dja und werden von der Bevölkerung zu wirtschaftlichen Zwecken verwandt. Die Heilighaltung des FeuerS begegnet uns noch in vielen anderen Religionen, so bei den Indern, den Griechen, Römern und den Deutschen . Die heilige Lampe, die im Tempel der Juden und in christlichen Kirchen noch heute brennt, hängt auch mit der Heilig- Haltung deS Feuers zusamnien. Zu dieser göttlichen Verehrung mag die Schwierigkeit seiner Gewinnung und im Gegensatz dazu auch die Furcht vor seiner verheerenden Wirkung im entfesselten Zustand beigetragen haben, denn was ist natürlicher, als daß der Mensch die vernichtenden Tücken einer Macht, der gegenüber er sich wehrlos fühlte, durch Bitten beschwichtigen wollte. Die oben genannten Völker gewannen das Feuer zuerst durch Drehung. Ein Stab wurde in einen anderen gebohrt und so schnell hin- und hergedrcht, oft auch bohrte man einen Stab durch eine Scheibe oder eine Tafel, oder durch die Nabe eines Rades. Die durch diese heftige Reibung entstandene Hitze mußte durch bereit- liegendes, recht trockenes Holz aufgefangen werden. Eine genaue Schilderung dieser Feuerbercitung und zugleich die älteste uns überkommene gibt der altgriechische Dichter Homer ; er erwähnt dabei, daß als Bohrer das besonders zähe Holz des Lorbeers genommen wurde. Wie an anderer Stelle in der Odhffee erzählt wird, so ist auch von den Indern bekannt, daß sie sich das Bohren durch Ver- wendung eines Riemens oder eines Strickes erleichterten, an den zwei Männer anfaßten und den Bohrer schnell hin- und herdrehten. Dieses primitive Feuerzeug hat man in unbedeutenden Ab- weichungen bei fast allen primitiven Völkern gefunden. Gewöhnlich beteiligen sich mehrere an der durchaus nicht leichten Arbeit, die bei der in den Tropen häufigen Feuchtigkeit der Luft nicht immer den gewünschten Ersolg hat. Bei Völkern, die die Gewinnung und Ver- Wertung des Eisens kennen lernten, wurde diese Reibungsmethode bald durch das Feuerschlagen mit Stahl und Stein abgelöst. So sagt der im Anfang unserer Zeitrechnung lebende Gelehrte PliniuS :»Die schwersten Feuersteine sind die, die, an einen Nagel oder an einen Stein geschlagen, einen Funken erzeugen, der, in Schwefel oder trocknen Schwämmen oder Blättern auf- gefangen, schnell Feuer erzeugt." ■ Zu dieser Art der Feuergewinnung wurden die Vorkehrungen zum Auffangen des Funkens je nach der Verschiedenheit der klimatiscken Verhältmffe getroffen. In Deutschland hatte man vom Anfang des 14. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts einen schuh - langen, etwa 8 Zoll hohen Holzkasten mit Deckel, deffen eine ab- geteilte Hälfte Stahl und Stein enthielt, während die andere mit Hobelspänen ausgefüllt war, die nicht nur den Funken leicht auf- fingen, sondern ihn auch mühelos zur hellen Flamme anfachen ließen. Der durch das Fortglimmen des Zunder? feuergefährlich« Holzkastcn wurde bald durch Metallkasten etwa derselben Kon- struktion ersetzt. Das im siebzehnten Jahrhundert übliche thüringische Feuerzeug enthielt in einem Blechkaflen außer Zunder noch Stahl, Stein und Schwefelfaden. Ein schlesisches Feuerzeug bestand aus zwei kupfernen Tellern gleichen Inhalts. Dann fabrizierte man im Erzgebirge noch Feuerbüchsen in Form von Zuckerdosen, in die statt der Hobelspäne trockener Holzmoder getan wurde. Der Methode des Feuerschlagens mit Stahl und Stein folgend, entstanden und entstehen noch heute viele Feuerzeuge aller Größen, die einzeln zu beschreiben zu weit führen würde. Zunächst wurde die crzgebirgische Feuerbüchse in kleinerem Format an- gefertigt. Noch zierlicher war ein im Anfang des 18. Jahrhunderts aufkommendes Feuerstäbchen, das Stein und Schwamm enthielt. Der fein polierte Stahl war am unteren Rande des Täschchens eingenäht. Dies Feuerzeug erfuhr eine Verbefferung, indem man den Schwamm durch eine Lunte ersetzte, die in einer drei Zoll langen Messingröhre lief. Am oberen Ende hing ein Deckel an einem Kettchcn, durch den die Röhre nach dem Gebrauch der Lunte verschlossen und so die Flamme durch Abschließen der Luft zum Verlöschen gebracht wurde. Seit dem 13. Jahrhundert waren auch Brenngläser in Deutschland im Gebrauch, sie wurden aber erst im 18. Jahr- hundert billiger und häufiger, denn ihre Abhängigkeit von der Wirkung des Sonnenscheins machten ihre Anwendung in unserem Klima gerade nicht sehr leicht. Sie hatten meistens eine Größe von 3 Zoll im Durchmesser und waren mit plattiertem Draht ge- faßt, der zusammengedreht als Henkel diente. Im Jahre 1789 erfand der Baseler Fürstenberg das elektrische Feuerzeug. Es bestand aus einem Gefäß, in dem durch Zink und verdünnte Schwefelsäure Wasserstoffgas ent- wickelt wurde, und aus einem Elcktrophor, der im Augenblick, wo man durch Umdrehen eines Hahnes das Wasserstoffgas aus einer feinen Oeffnung hervorströmen ließ, einen Funken erzeugte. Der so entzündete Gasstrom setzte den Docht eines an der Maschine angebrachten Wachsstocks in Brand. Dieser Elcktrophor wurde durch die von Döbereiner 1823 gemachte Erfindung wesentlich verbessert. Döbcreiner fand nämlich, daß der Plattinschwamm durch brennbare Gasarten, die mit atmosphärischer Luft oder Sauerstoff gemengt sind, ins Glühen gerät und diese Gase dadurch entzündet. So ersetzte man den Elcktrophor des Fürstenbergschen Feuerzeuges durch eine kleine Menge Platinaschwamm, der von dem ausströmenden Wasserstoffgas getroffen, das Gas sofort in Brand setzte. Auf der Döbereinerschen Erfindung beruht auch der Effekt unserer Gasselbstzünder, die, auf den Zylinder gesetzt, bei geöffnetem Hahn ein Platinadrähtchen zum Glühen bringen und durch dieses Flämmchen das Gas entzünden. Das alte System des Feuerschlagcns ist von der Metall- warenfabrikation, besonders der deutschen, zur Herstellung kleiner und kleinster Feuerzeuge, in denen der Funke auf einen winzigen Benzin- oder Spiritusbehälter überspringt, in den verschiedensten Formen glücklich verwendet worden. Besonders für die Raucher sind diese kleinen, handlichen Feuerzeuge sehr angenehm im Ge- brauch. Es ist wahrscheinlich, daß die neue Steuer ihnen wieder größere Verbreitung verschaffen wird.£. K. Kleines f euiUeton� Anthropologische?. Der G r e i f f u ß. lieber Verwendung der Füße in Funktionen der Hand schreibt Professor Regnault im Juniheft der„Dokumente des Fortschritts"(Berlin , Georg Reimer ): Neue Untersuchungen haben ergeben, daß die Benutzung der hinteren Gliedmaßen zu Zwecken, die wir allein den Händen vorbehalten meinen, noch heute bei vielen Völkern verbreitet ist; nicht bloß die Affen sind dieser Kunst mächtig und nicht einmal bloß Naturvölker. Wir fanden, daß die Indianer DukatanS Geldstücke mit den Füßen aufheben, ja sogar Steine mit ihnen werfen; die Bewohner von Neu-Guinea fassen und brechen Banmzweige mit den Füßen; sie packen die betreffenden Gegenstände zwischen der großen und der folgenden Zehe wie mit einer Zange und halten sie fest oder schleuden sie auch fort. Aber all dieies ist bekannt. Verwundern wird eher, daß auch Kulturvölker, wie die Japaner, die Chinesen und Inder, heute noch den Fuß zu bedeutsamen Tätig- leiten benutzen. Den indischen Handwerkern z. B. dient er in ganz gleicher Weise wie die Hand, welche Methode durch die gewohnte hockende Stellung begründet wird. So hält der Zimmermann die Planke, die er bearbeitet, mit dem Fuß, der Metallarbeiter seine Zange; der Weber läßt durch die Zehen den Faden gleiten, den er webt. Außer diesem praktischen Nutzen, den ihr Maugel an beengenden Schuhen gewährt, ziehen sie auch hygienische Vorteile daraus. Die Angehörigen der breiten Volksllasstn
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26 (17.6.1909) 115
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