vringt, wird sich das Buch geWitz manche Sympathien erwerben. Ob der Ton des Kindes in der Darstellung richtig getroffen ist, soll der Pädagoge beurteilen. Es sei aber gesagt, daß das Buch vom Kinde allein nicht gelesen werden kann. Auch wird man wohl, wenn man das Buch vorliest, schon über manche Kenntniffe verfilzen müffen, ebenso wie eine Benutzung des Büches ohne er- iläulernde Abbildungen, vielleicht Tafeln, uns nicht den Zweck zu erfüllen scheint. Das letzte KapitelWo kommen die Menschen her?" bezweckt die sexuelle Aufklärung des Kindes. Diesem Kapitel wurde vom Dürer-Bund ein Preis zugesprochen. _ Dr. LipsiuS. Kleines f euilleton. Zwei rechte Stiefel.- Ludwig Ganghofer gibt in seinen lFugenderlebnissen, die er in denSüddeutschen Monatsheften" mit viel Laune und guter Beobachtung erzählt, einen netten Jugend- streich wieder. Im Sommer einmal, da hatte ich neue Stiefel, die mich drückten. Unter der Schulbank zog ich den reckten Stiefel herunter, um dem schmerzenden Fust ein bißchen Lust zu vergönnen. Der verwünschte Kerl, der hinter mir saß. merkte die Sache und gab d«n Stiefel einen so kräftigen Fußpufs, daß die lederne Lokomotive durch alle Bankreihen hinausfuhr und pumpernd gegen den Ka- theder schlug. Profeffor Loher guckte mißbilligend aus seiner Höhe hmunter, ließ den Stiefel unter sein Pult stellen und sprach:Wenn die Unterrichtsstunde zu Ende ist, werden wir das weitere sehen!" Mir wurde schwül. Und weil mein Banknachbar ein Sdadtstudent war, der nicht weit vom Gymnasium wohnte, tuschelte ich:Du! Verlang hinaus und hol mer en Stiefel." Räch fünf Minuten trwr der Stiefel richtig da aber es war nicht der rechte, den ich brauchte, sondern ein linker. Ich kam aber doch hinein. Mit festem Willen vermag der Mensch auch naturwidrige Hindernisse zu überwinden. Unter wachsenden Schmerzen erwartete ich den Schluß der Schulstunde.Sssso!" sagte Professor Loher und stellte fich vor die erste Bank.Heraus zetzt. einer nach dem anderen!" Wer zwei Stiefel an den Füßen hatte, durfte fortgehen. So leerte fich Bank um Bank. Als ich heraustrat, machte Professor Loher auch bei mir den entlassenden Hcmdwink. Ich wollte rennen. Aber da fiel ihm plötzlich etwas auf.«Ganghofer ! Halt!... Du hast ja zwei linke Stiefel an!" Ja, Herr Professor, weil.,. weil ich zwei linke Füße Hab. Gut! Weiter!" Ich machte flinke Beine. Und ein Viertelstündchen später er» fuhr ich, daß Professor Loher. als der letzte mit zwei Stiestln auS der hintersten Bank heraustrat, unter Kopfschütteln sagte:DaS ist aber doch ganz unerklärlich...". Am anderen Morgen, vor Beginn des Unterrichts, gab Pro- fessor Lober diese Erklärung ab:Um auf die Sache von gestern zurückzukommen... wenn einer von Euch zufälligerweise zwei rechte Füße haben sollte, kann er den überzähligen Stiefel beim Pedell in Empfang nehmen." Dabei sah er mich an und schmun­zelte ein bißchen. In der nächsten Turnstunde, als ich einen tüchtigen Sprung über die Hochschnur gemacht hatte, sagte er: Schade! Um wieviel höher würdest Du noch springen, wenn Du keine Mißgeburt wärst! Aber zwei linke Füße..." Er zog mein Haardach an seine Brust und versetzte mir eine Kopfnuß, die ich am anderen Tage noch spürte. Archäologisches. N e b e r die neuen Funde in Antinos(Aegypten ) be- richtete dieser Tage der Leiter der Expedition, der bekannte«egyptologe G a y e t , im Pariser Museum d'Ennerh. Wenn im Wfiner 1909 auch kein Kmfflwerk vom Wert der im vorigen Jahre ausgegrabenen Tänzerin mit dem Spiegel zutage gekommen ist. so ist der dies- malige Hauptfund, das K l a g e w e i b I s a d o r a, von besonderer archäologischer Bedeutung. Sie führt uns in die Riten des Toten- kults ein. Wir wissen, daß das Klageweib im Leichenzug unmittelbar der Mumie folgte, die nach ihrer letzten Wohnung getragen wurde. Sie trug die Flechten ihres schweren Haares über dem Gesicht, was Berzweiflung ausdrücken sollte, ihre Hand bot dem Himmel, d. h. der Sonne und der Gottheit, die toiederbelebenben Tränen dar. Hotten doch die Tränen der Ist? den von seinem Bruder ge­töteten Osiris erweckt, wie es die Legende und der Roman von den feindlichen Brüdern lehren. Im Museum d'Ennery. Ivo jetzt die Funde ausgestellt sind, sieht man das Klageweib Jsadora, in die fieben Schleier der Göttin gehüllt. Auf. dem Kopfe trägt sie die Krone der Rechtfertigung". Der Roman von den zwei Brüdern erzählt, daß die Frau Anobu den Osiris zu verführen suchte und weil er ihr Widerstand, ihn deS unerlaubten Begehrens beschuldigte. Er wurde getötet, aber aus dem toten Gott erwuchsen zwei Stiere. Die Frau ließ sie töten, aber ans ihrem Blut keimten Persea. Sie ließ auch die Perseabäume umhauen, aber aus den Blüten entstand HoruS , der Gott der Erneuerimg. Die Verse« ist der Lebensbaum, der JfiS am Ufer deS Jenseits schützt, wenn sie die Seele deS Verstorbenen empfängt. Darum sieht man der Mumie zu Füßen zwei Stierköpfe. Die Mumie der Jsadora hat sieben Lampen und vier kleine Träneuurnen neben sich. auf. denen man das.Üdscha". das mystische Auge sieht, das gegen bösen Zauber schützt. Daneben sind andere Mumien ausgestellt, barunter die einer anderen Jsispriesterin, die auf dem Geficht und auf der Brust die vorgeschriebenen Bergoldungen trägt, die den Erwählten gleich dem Licht leuchten machen sollten. Ferner enthält die AuS- stellung eine Menge anderer Fundgegenstände. Einen Stoff zeigt über- raschcnderweise eüie Tänzerin in ausgesprochen indischem Stil. Daneben findet man ein christliches Priester-, vielleicht Bischofskostüm mit einem Kreuz auf dem violetten Grunde des Gewandes, dem Gürtel, den Sandalen, einem mit Leder garnierten Einsiedlerstab. Antinoe war eme griechisch-ägyptische Stadt, die ziemlich weit in die christ- liche Periode hinein blühte. Ein in der Sammlung enthaltenes Elfenbeinetui und ein Etui aus Schiistohr stammen aus dem dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Aus dem Tierlebe«. UeberNutzenundSchaden derTiere.-) Die Natur kennt nicht das, was wir als Nutzen und Schaden bezeichnen, sie kennt nur Werden und Vergehen. Dem kleinen schwachen Anfang eines aus dem Ei oder Samenkorn entstehenden neuen Lebens folgt die EntWickelung des Individuums zu individueller Macht und Stärke; es kämpft den Kampf des Lebens, bis es früher oder später vom Tod ereilt wird. Von Nutzen und Schaden kann man nur sprechen, wenn man die mannigfachen Aeußerungen des tierischen Lebens in Beziehung fetzt zu den Interessen des Menschen. Da dieser nun Wert darauf legt, in seinem modernen Wirtschastswalde Holz von bestimmter Art und Qualität in gewissen Zeiträumen zu erziehen, so wird er das Tun und Treiben der Waldbewohner mit kritischen Blicken betrachten, ihre Lebensweise erforschen und zu dem Urteile kommen, daß diese seine Bestrebungen hemmen, ihm schädlich sind, daß jene dagegen den Schädlingen nachstellen, wcs- halb er sie für nützlich hält, während viele andere ihm gleichgültig und wirtschaftlich bedeutungslos erscheinen. Dabei ist z« beachten, daß bei dieser Beurteilung gar zahlreiche Fehler unterlaufen, so- wohl bei der Beobachtung, als auch solche der Schlußfolgerung. Vor allem kommt es darauf an, das beobachtete Tier so zu er- kennen, daß die Artbestimmung ohne jeden Zweifel erfolgen kann. Dies ist häufig nicht leicht, wie jeder gerne bestätigen wird, der die Sänger(Shlvien) nach ihrer Gestalt bestimmen will oder der den Schrei- und Schelladler unterscheiden soll. Die vielen Arten der Fliegen und Wespen im weiteren Sinne auseinanderzukennen, ist nur den Spezialisten möglich, und selbst bezüglich der Käfer und Schmetterlinge erstreckt sich unsere Kenntnis in der Regel nur auf wenige, höchstens zwei oder drei Dutzend Arten. Ist es also an und für sich nicht leicht zu sagen, dies oder jenes Tier sei beobachtet worden, so ist es noch schwieriger, die Beobachtung des Tieres selbst fehlerfrei zu machen, so daß jeder Zweifel aus- geschlossen ist. Wer wollte mit Sicherheit behaupten, der aufbäumende Raub- Vogel trägt eine Maus oder eine Spitzmaus in den Fängen? Und was nützt eS, wenn man tatsächlich erkannte, daß es keine Spitz- maus ist? Welche Maus ist es nun? Lebt nicht jede in eigen- artiger Weise, ist ihr Vorkommen nicht von gewissen Umständen abhängig und wiederum bei den Mäusen vielfach doch so gleich- artig, daß aus den Rebenumständen die Spezies der gefangenen Maus nicht zu bestimmen ist? Aber wenn man auch diese Ungewißheit ganz außer acht lassen wollte, so ergibt fich für die Beurteilung noch eine weitere Schwierigkeit, nämlich jene der Schlußfolgerung bei der Beurtei­lung des Nutzens oder Schadens eines Tieres. Wir beobachten, wie der Trauerfliegenfänger am Rande des Buchenwaldes eine Fliege erhascht und verzehrt. Fragen wir uns, ob der dadurch nützlich oder schädlich wurde?Sicherlich nützlich, denn die Fliege ist Ungeziefer, höre ich sagen. Weit gefehlt: War die Gefangene eine Tachina, so war sie dem Forstmanne nützlich, da sie als Larve in einer Raupe lebte und mit ihren Eiern zahlreiche Raupen, welche Buchcnblätter vernichten, belegt hätte, wenn sie nicht vorzeitig weggeschnappt worden wäre. War sie eine Schmeiß­fliege, so war sie ebenfalls nicht schädlich, denn draußen im Wald ist sie nicht in der Lage, das Fleisch in der Speisekammer mit ihrem Geschmeiße zu belegen, wohl aber den toten Maulwurf oder den toten Vogel. Hier aber arbeiten ihre Larven im Vereine mit Bäk- terien und anderen, zumal Käferlarven, emsig, und nicht lange dauert es, so ist der Kadaver aufgezehrt, das stinkende Aas ver- schwanden. Demnach wäre ia der Fliegenschnäpper gar nicht so nützlich. wie allgemein angenommen wird? Das ist er tatsächlich nicht, und darin besteht der große Fehler bei Beurteilung der Insekten- und Vogclwelt, daß alle Insekten mit wenigen Ausnahmen für schädlich, alle insektenfressenden Vogel für nützlich gehalten werden. Tatsächlich liegen die Verhältnisse so, daß in der Lebens- gemeinfchaft, welche wir Wald nennen, jedes Tier, d. h. jede Spezies und auch jedes Individuum, eine Rolle spielt. Es füllt seinen Platz aus und trägt zur Erhaltung dieser Lebensgemein- schaft bei, mag dieselbe im Laufe engerer oder weiterer Zeiträume noch so großem Wechsel unterworfen sein. *) Diese Ausführungen entnehmen wir dem im Berlage Strecker und Schröder in Stuttgart erschienenen BucheTierlcben des deutschen Waldes" von Dr. Karl Eckstein.(Geheftet 1 M., ge­bunden 1,40 M.) fmnlaoiti. Redakteur: Haus Weber, Berlin, Druck u, Verlag: Vorwärt» Buchdruckerei u.Verlagsaiistalt Paul Singe: S-Ts-BerliuLW,