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Ser Schlüssel fiel flingend auf den Fußboden. Mehrere der Stadt auf Dienst; fie machten es billiger und gingen nicht Stimmen begannen zu brüllen, und ein schwarzer Schatten, wieder zurück. Daneben Steigung der Miete, der Holz und vor dem trübe ein Gewehrlauf aufblinkte, schob sich durch den Lebensmittelpreise. Wo die Afzise beliebt ward, außerdem noch Spalt herein.

Aladjew feuerte.

Ein jelber furzer Blik zuckte, iemand schrie durchdringend und stürzte schwer rüdwärts in den Korridor.

Aladjew sprang zur Seite, drückte fich an die Wand, glitt fie, fich windend, entlang und kam so bis an die Tür. Das Feuer der Schüsse schlug ihm gerade ins Gesicht, aber, mit einem Satz an der Tür, steckte er den Revolver in den Spalt und feuerte zweimal gegen Körper, die er mit der Waffe fast berührte

Ein Schrei betäubte ihn. Die Schüsse hörten auf; ein Mensch stöhnte mit reißenden, zähen Seufzern.

Aha!" schrie Aladjem mit unglaublicher Wonne, im ganzen Körper quälende Freude, bereit, ohne Ende zu schießen und zu töten.

,, Halt! Er wehrt sich... Gehe nach dem anderen Zimmer herüber," schrien mehrere Stimmen.

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( Fortsehung folgt.)]

Das Elend und der Aufrubr in Schlesien .

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eine Ueberbürdung des Armen zugunsten des Reichen. Denn wäh rend der letztere fichs mit seinen gebratenen Gänsen, Enten, Fasanen, Kapaunen, Rebhühnern, Krammetsvögeln, Hafen, Rehen und Hirschen, für die er feine Steuer zahlt, wohl sein läßt, muß der Arme für sein bißchen Schweine- oder Rindfleisch erst dem Staat Salt ihn! Halt ihn! Feuern!" brüllte es vielstimmig. und der Kommune abgeben. Ja, hier in Breslau entrichtet der Aladjew hockte auf den Behen, mit wirrem Haar, im Arme für das Brot, was er ist, zugleich für den Reichen, der Semmel, Ruchen usw. vorzieht, die Steuer mit. Denn Breslau Hemd; seine Augen glänzten wie irrsinnig, und seinen langen hat den Zuschlag, den jede Kommune bis auf die Höhe von 50 Proz. Arm nach dem schwarzen Spalt in der Tür ausstreckend, schoß zu erheben berechtigt ist, für Weizen und Roggen ganz gleichgestellt, er einmal nach dem anderen. Er wußte nichts mehr und da doch die Semmelesser gewiß eher die Zuschlagssumme aufbringen empfand nichts mehr als wildes elementares Grauen und fönnten als die bloßen Brotesfer. In den Stadtkommunen mehrte schüttelnden Haß, jenen unmenschlichen Haß, mit dem man ein fich nun die Zahl der hilflosen Armen. Das Armenwesen lag und giftiges Ungeziefer zertritt, einen Feind mordet, ein Opfer liegt noch an den meisten Orten im argen. Trotz der immer erdroffelt. Plößlich praffelte ihm aus dem vollen schwarzen größeren Summen, welche dieser Zweig jährlich erforderte, wurde Schlund der Tür Feuer entgegen. Klirrend schlug das Tür - wenig Ersprießliches damit ausgerichtet. Bloß nicht sterben", er­chen des Ofens zu, ein Bild fiel vom Nagel, und weißer Staub gab sich etwa für den Armen noch als günstigstes Resultat. Die Schuld liegt gleichwohl nicht an der Art und Weise der Armen rieselte von den Wänden herab. pflege, sondern in unseren ganzen Zuständen. Die ganze Gesell schaft ist samt ihrer Grundlage verurteilt und gerichtet, solange überhaupt noch eine Armenpflege" existiert. In der Stadt wie auf dem Lande vermehrte Bedürfnisse. Der Handwerker und Ges fchäftsmann mußte feiner Stunden, des äußeren Scheines wegen, richten, fich besser Heiden ufi. Selbst viele Herrschaften verlangen um mit seinen Rivalen gleichen Schritt zu halten, bieles feiner ein­ausdrücklich von ihren Dienstboten, daß sie sich immer nett und nach etwas aussehend" herauspuken, weil sie dem Hause Ehre machen müssen. Da wollen die anderen auch nicht zurückbleiben. Die Gewerbefreiheit war die lehte Staffel, auf welche sich das Privateigentum stellen mußte, damit seine unheilvollen Konfe quenzen selbst dem gewöhnlichsten Verstande flar werden fönnten. Der Handel nach dem Osten ging mehr und mehr ein; der russische Schwager mochte in diesem Bezuge nichts von Verwandtschaft wiffen; die sonst blühenden Grenzstädte verfielen; die Tuchmanu foftur, wie viele andere Zweige fanten zusehends. Die Kapitalisten hörten deshalb nicht auf, gute Zinsen zu beziehen; gings nicht auf dem Wege, so wußten sie auf einem anderen sich schadlos zu halten. Nur die Handwerker und andere Arbeiter verloren. Der sonstige Flor unserer Leinenindustrie fing an zu schwinden; die Konkurrenz anderer Länder trat uns in den Weg; ein Teil unferer Kaufleute begann, unsolide Waren zu liefern, er sandte wohlfeile, aber schlechte Leinwand auf den Weltmarkt und war zue frieden, wenn er durch unreelle Bedienung feinen Gewinn in die Tasche stecken fonnte. Die Flachskultur blieb ziemlich stehen, wo fie sonst gewesen, d. h. sie blieb schlecht. Die zahlreichen Spinner, ivelche im flachen Lande wie im Gebirge ehemals einen zwar ge­ringen, aber sicheren Berdienst hatten, fanden nur noch zu solchen Preisen mit ihrer Ware Absah, daß sie oft nicht mehr das Sala in die Suppe gewannen. Die Spinnrädchen wurden nicht verbessert; man bediente fich fortwährend der alten. Das Ausland spann unterdes mit Maschinen; es spann viel und wohlfeil. Nun bauten wir auch Maschinen und machten vollends eine Menge Spinner hände überflüffig. Daneben traten Baumwollenwaren vielfach an die Stelle der Leinwand. Mindestens ebenso nachteilig als auf die Spinner wirkte die neue Gestaltung der Dinge auf die Weber ein. Die Nachkommenschaft eines Webers war von jeher gleichfam vorausbestimmt, wieder am Webstuhl zu siben, und wenn sonst noch einige Mitglieder der Familie fich durch Spinnen ernährt hatten, fiel dies hinweg oder brachte nichts ein. Die Bevölkerung mehrte sich, mit ihr der Begehr nach Arbeit, deren gerade immer weniger und täglich minder lohnend wurde. Die fleineren Kaufleute, denen nur unbedeutende Kapitalien zu Gebote standen, richteten wenig mehr aus. Die Macht über die Weber fonzentrierte sich in den Händen der reichen Fabrik- und Handelsherren. Von ihnen mehr und mehr abhängig, sah sich der Weber gezwungen, für einen Lohn zu arbeiten, welcher ihn mit den Seinigen am Hungertuche nagen hieß. Aber die Reichen gewannen, wie immer, und wurden immer reicher, während der Arme stets ärmer wurde, stets tiefer in Armut und Stlaberei berfant. Die Klagen der Weber bezogen sich übrigens weit weniger auf Arbeitslosigkeit als auf den jämmerlichen Verdienst, den die angestrengteste Arbeit eintrug. Aber nicht genug, daß fortwährende Herabsetzung des Lohnes die armen fleißigen Menschen in täglich größeres Elend stürzte, es wurden auch von vielen Fabrikanten unzählige Mittel angewandt, es ihnen unmöglich zu machen, sich aus den Händen derer zu befreien, die an ihrem Schweiß sich bereicherten. Der Weber mußte, weil er selbst von Mitteln entblößt war, das Garn vom Fabrikanten ent nehmen und ihm die fertige Leinwand verkaufen. Da der Weber stets für das Garn sich im Vorschuß befand, so war er dem Fabri­fanten schon dadurch in die Hände gegeben. Andere, die gerade noch das Garn anzuschaffen imftande waren, erlangten doch keinen besseren Preis. Denn schrieb der Fabrikant letteren unver tilgbar auf das Stüd oder machte sonst ein Zeichen, daß es bereits angeboten worden, so war der Weber, selbst wenn er nicht von der Not zum augenblicklichen Verkauf gedrängt worden wäre, gleichwohl nachzugeben genötigt. Oftmals bin ich im Winter solchen Armen begegnet, die in dem schrecklichsten Wetter, hungrig und frierend, viele Meilen weit ein fertig gewordenes Stück zum

Bon Wilhelm Wolff. ")

Die jungfräuliche Gestalt der Gewerbefreiheit wurde zwar nicht von den Privilegierten, Zünften, Innungen und Zwangs­berechtigten, aber von der übrigen Menge mit Freuden begrüßt. In der Stadt wie auf dem Lande konnte nun jeder, ohne ein Meisterstück zu liefern, ohne eine Gerechtigkeit" zu faufen, sein Handwerk ausüben. Der ganz natürliche Drang, möglichst schnell selbständig zu werden, einen eigenen Herd zu gründen, loďte, nebst dem Sprichwort: Handwerk hat einen goldenen Boden", eine Menge junger Leute zur Ergreifung eines solchen. Man zahlte nur Gewerbesteuer, in der Stadt etwa noch fürs Bürgerrecht und -man war fertig. Allein, es zeigte sich bald, daß, wenn die Zünfte als Monopole nur eine gewisse Zahl mit der Bedingung einer ge­wiffen Summe hereinließen und alle übrigen, die kein Geld hatten oder der Gunst entbehrten, ausschloffen, mochte aus ihnen werden, was da wollte, die Gewerbefreiheit nicht mehr und nicht weniger als auch auf ein Monopol hinauslief, und zwar auf das Monopol des Kapitals im Bunde mit der Spekulation. Diesen war jetzt die Herrschaft bloß leichter gemacht; früher gehörte noch ein Meister­stück, Kenntnis des Gewerbszweiges und etwas Nepotismus, ein bißchen Patriziertum und dergleichen dazu; jezt war die ganz freie Rennbahn eröffnet. Es ist unschwer einzusehen, daß in einem Kampfe der gefeffelte oder waffenlose dem frei- rührigen, wohl gepanzerten und stark bewehrten Streiter unterliegen muß. Dem ersteren gleicht der auf seiner Hände und seines Geistes Arbeit allein und lediglich Angewiesene, während der Kapitalist, der die Mittel und Werkzeuge zur Produktion besitzt, den zweiten repräs fentiert. Der bloße Handwerker, der Krämer, der Kleinhändler, der sogenannte Mittelstand, fand sich nach und nach von den reichen Kapitalisten, von den Handelsherren en gros, von den Fabrikunter­nehmern zu seinem Erstaunen nicht bloß überflügelt, sondern in die schnödefte Abhängigkeit verfekt mit so gewaltigen Mächten war eine vorteilhafte Konkurrenz auf die Dauer unmöglich. Man ward Lohnarbeiter für einen vom hohen Gebieter bestimmten Preis. Ward der Lohn verringert, es blieb nur die Wahl, nach dem niedrigen Sage fortzuarbeiten oder zu hungern. An Be­werbern um Arbeit fehlte es nicht. Die Bevölkerung wuchs und wächst von Jahr zu Jahr. Die unterste Klasse der Proletarier nahm auch in Städten auffallend zu. Häuser- und andere Bauten Bogen im Sommer die wenig verdienenden Leute vom Lande herein. Kam der Winter und versiegte die Arbeitsquelle- man war ein mal da, man blieb. Die Mädchen und Knechte begaben sich nach

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