HlotzNch daS Pferd herum und sprengte vom Fleck weg in schnellem Trab über die Brücke, während der Spitzel und der Schutzmann nach anderen Richtungen fortrannten. Zum Telephon... gleich ans Revier melden!" dachte Schewyrfoff, als wäre es ihm vorgesagt worden. Und wiederum fchnep und präzise wie eine Maschine ? prang er auf den Bordrand, durchmaß mit einem Blick den chmalen Raum zwischen der Brücke und der schmutzigen Dampferwand und sprang hinunter. Einige Leute schrien entsetzt auf, doch er erreichte die Landungsbrücke, glitt aus, fiel beinahe hintenüber ins Wasser, hielt sich noch an, lief über die Bretter und zurück nach dem Sommergarten. .lFortsetzung folgt.Jl Das Blend und der Hufrubr 4] in Scblelien. Bon W i l h e l m W o l f f. Der Polizeidertvcser Christ und ein Gendarm nahmen zwar ln Peterswaldau   eine Arretierung vor, indes befreiten di« Weber bald den Gefangenen. Mben Zwanziger wohnt der Fabrikant Wagenknecht. Er hatte die Weber menschlicher behandelt, er blieb verschont. Da er ihnen noch ein kleines Geschenk verabreichte, brachten sie ihm ein Vivat aus. Bald fanden sich Weber aus Arnsdorf   und Vielau ein. Was bei Zwanziger noch übrig ge- blieben, wurde vollends zertrümmert. Die Nacht unterbrach das Rachewerk. Ich darf den Vorschlag einiger Weber, die Häuser an- zuzündcn und die Verwerfung desselben aus dem Grunde, weil die so Beschädigten dann Brandgeldcr erhielten, und es doch darauf ankomme, sie auch einmal arm zu machen, damit sie erführen, wie der Hunger tu«, als zu charakteristisch nicht unerwähnt lagen. Am folgenden Tage, den 5. Juni, ging es zum dritten Mal in die Zwanzigerschen Etablissements. Ein Garnvorrat auf dem Boden des Hauses Ivar am 4. Juni nicht entdeckt worden; darum fiel er heilte der Vernichtung anheim. Zum Schluh ward selbst an die Dächer Hand gelegt und ihre teilweise Zerstörung bewerkstelligt. Nachdem hier alles zu Ende, begab sich der Haufe zum Fabrikant F. W. Fcllmann jun. Fellmann beschwichtigte die' Leute, indem er jedem 5 Groschen zahlte und Brot und Butter, nebst einigen Speck- feiten an sie verabreichte. Ein Stück Brot und ein Viergroschenstück reichten hin, die Wut der von Hunger und Rache Getriebenen im Zaume zu hallen! Nun gings weiter zu E. G. Hofrichters Witwe und Söhne. Die Masse der Weber betrug hier schon 3<XX). Auch Hofrichter zahlte ein Geschenk von S Groschen für den einzelnen, doch erhielten dies nur die ersten, die letzten weniger. Von hier bewegte sich der Zug zumSechsgröschel Hilbert". Hilbert und Andretzky wohnen in Vielau. Mit ihrem Hause be- gann die Zerstörung an diesem Orte. Zunächst kam das obere Etablissement der Gebrüder Dierig an die Reihe. Der Pastor Ceiffert, Schwiegersohn des Dierig, dem seine Frau eine Mitgift von 20 000 Talern zugebracht und der nun wohl bequem von der ruhigen Ergebung des wahren Christen in sein Schicksal, von den Freuden, die dem Dulder hienieden dort oben winken sollen, sprechen und zur Ruhe und zum Frieden ermahnen mochte, soll ins Wasser geworfen worden sein. Unterdes hatten die Kommis ihre Fabrikknechte und andere Leute versammelt, mit Knütteln und was sonst zur Hand lag, bewaffnet und drangen nun unter An- führung des Bauerngutsbesitzers Werner auf die Weber los. Nach einem heftigen Gefecht flohen die Weber unter Zurücklassung man- nigfaltiger Blutspuren und mit zerschlagenen Köpfen zu dem Ge- bäude hinaus und fort. Indes fanden sich die Entwichenen mit neu Angekommenen bald vor dem zweiten Hause Dierigs ein. Be- sonders hatten sich viele Weber von denen, die bei Dierig arbeiten, versammelt. Letzterer hatte alltn, die sein Eigentum beschützen und somit sich selbst die Gelegenheit, weiter zu arbeiten erchulten würden, ein Geschenk von 5 Silbergroschen zugesagt. Mehrere Fremde, die eindringen wollten, waren von den zur Beschützung Bereitwilligen zurückgewiesen worden. Unterdes rückte das schon vor 24 Stunden aus Schweidnitz   requirierte Militär in Vielau ein. Ich verbürge nicht, ob Pastor Seiffert zu seinem Schwiegervater gesagt hat: jetzt brauche er nicht mehr zu bezahlen, das Militär fei ja da! Genug, so wird es fast allgemein erzählt. Das steht fest, daß sich die Menge soeben in Ordnung aufzustellen begann, um die auf einem Zettel, der ans Haus geklebt wurde, von Dierig versprochenen b Silbergroschcn entgegen zu nehmen, als das Mi- litär ankam. Dieses verschaffte sich durch Rückwärtsbewegung einigen Raum; Weber redeten es in' der Nähe an und der Kom- mandicrende mochte solche Ansprach: mit Recht für gefahrbringend halten. Deshalb begab sich der Major von der ersten Stelle weg, um hinter dem Hause und auf seinen Seiten eine vorteilhaftere Stellung zu wählen. Ein Leutnant mit zehn Mann wurde in dem Garten vor dem Hause beordert. Die Weber formierten zwei Reihen, um jeder seine 5 Silbergroschen zu erhalten. Die Aus­teilung sollte mn Hause des Dierig bor   sich gehen und jeder bald nach dem Empfang durchs HauS hindurch ins Freie sich entfernm, Die Ein- und Ausgänge waren mit Soldaten besetzt. Es dauert« aber so lange und die Zahlung verzögerte sich so sehr, daß die Masse ungeduldig wurde und, ausserdem beim Anblick der Soldaten« ohnehin aufgeregt und von einigen Unteroffizieren barsch zur Ord- nung gerufen und bald fest überzeugt, dag sie kein Geld erhalten würden, gegen die Truppen immer mehr andrängte. Der Major, welcher Dierigs Haus und seine Truppen mehr und mehr bedroht sah, ließ Feuer geben. Infolge dreier Gewehrsalven blieben sofort 11 Menschen tok, Blut und Gehirn spritzte weithin. Einem Manne trat das Gehirn über dem Auge heraus. Eine Frau, die 200 Schritte entfernt an der Tür ihres Hauses stand, sank regungslos nieder. Einem Mann« war die eine Seite des Kopfes hinweggerissen. Die blutige Hirn» schale lag entfernt von ihm. Eine Mutter von sechs Kindern starb an demselben Abend an mehreren Schusswunden. Ein Mädchen« das in die Strickswnde ging, sank von Kugeln getroffen zu Boden. Eine Frau, die ihren Mann stürzen sah, ging auf den Boden und erhängte sich. Ein Knabe von 8 Jahren wurde durchs Knie ge» schössen. Bis jetzt sind überhaupt 24 schwer und tödlich Verwun» dete, außer den obigen 11 Toten, bekannt geworden. Wieviele ihre Wunden verheimlichen, läßt sich vielleicht später erfahren. Nach den ersten Salven herrschte einige Sekunden eine Totenstille. Aber der Anblick des Blutes um und neben ihnen, das Stöhnen und Röcheln der im Verscheiden Begriffenen, der Jammer der Blessier- ten, trieb die Mutigsten unter den Webern zum Widerstande. Sie antworteten mit Steinen, die sie von den Steinhaufen der Strasse aufrafften. Als nun zwar noch mehrere Schüsse getan und dadurch abermals einige Weber verwundet wurden, gleichwohl aber die Weber auf der einen Seite entfliehend, von der anderen her au» rückkehrten und unter den fürchterlichsten Flüchen und Verwun- scbungen mit Steinen zu werfen fortfuhren, mit Knütteln, Aextcn usw. vordrangen, bewerkstelligte der Major v. Rosenberger seinen Rückzug. Hätte er länger gezögert, so war es vielleicht für immer zu spät. Abends 10 Uhr langte der Major v. Schlichting mit vier Kompagnien in Peterslvaldau an. Auch vier Geschütze trafen von Schweidnitz   ein. Am 6. Juni frühzeitig ging die gedachte Infanterie und Ar- tillerie nach Vielau ab, doch blieb eine Kompagnie in Peters- Waldau, die noch am selbigen Tage, weil es wiederum heftiger gärte, an einer zweiten Sukkurs erhielt. Die Geschütze fuhren in Bielau auf, die Artilleristen mit brennenden Lunten daneben. In der Nacht vom 5. zum 6. Juni war nach dem Abmarsch der V. Rosenbergerschen Truppen das ein« Dierigsche Haus mit einem Nebengebäude demoliert worden. In der Nähe der Dierigschen Häuser wurde nun vom Major v. Schlichting ein Teil seiner Krieger aufgestellt, der andere Teil beim gutsherrlichen Schlosse postiert. Es zeigten sich zwar auch an diesem Morgen einzelne Haufen, lvelche sich die Gassen auf und ab beivegten; zwar schien das Blut, welches dick geronnen bor   Dieritzs Hause stand, an Pfählen, Planken und auf Stufen mit Gehirnteilen untermischt, den unvcrloandten Blick der umstehenden Webermasse fesselte, die im Innern tobend« Rachefurie aufs neue entfesseln zu müssen, allein die Stärke der militärischen Macht, der Infanterie und Ar- tillerie, später noch der Kavallerie, ließ die Weber keinen weiteren Widerstand versuchen. Vielmehr zog sich ein Teil von ihnen nach Friedrichsgrund bei Leutmannsdorf und vernichtete die bei dem dortigen Ausgeber der Zwanziger vorgefundenen Waren; enthielt sich aber jedes sonstigen Angriffs. Bei den Vorfällen aller drei Tage ist wohl zu beachten, daß die Fabrikanten nirgends persönlich angegriffen oder gemisshandelt, daß kein Feuer angelegt und auch die Bäckerläden, gegen welche eben keine günstige Stimmung herrschte, völlig verschont wurden. Am 6. Juni hatte sich auch der Herr Oberpräsident eingefunden. Während nun Breslau   sein« Schützen, Brieg   seine Infanterie (per Eisenbahn) bis Königszelt   und von da nach den Orten der Verwüstung sandte und die Husaren von Strehlen   gleichfalls her» beigekommen waren, fing es hier in Breslau   an demselhen Tage (6. Juni), wo Estafette auf Estafette durch die Strassen eilte, abends zu gären, sich in Häusern zu sammeln und lärmend hin und her zu ziehen an. Die erwartete Ankunft Prinz Adalberts und der dabei gehoffte Zapfenstreich hatte ausserdem viele Wen- scheu auf den Markt gezogen. Man hörte überall- Gruppen sich über die Weber unterhalten; eine gewisse fieberhafte Spannung war bemerkbar. Doch wurden in dieser Nacht bloß mehrere Fenster auf der Karlsstrasse eingeworfen. Am folgenden Abend(7. Juni) erneuerte sich der Tumult, nur weit stärker. Der Prinz war ge- kommen, aber der Zapfenstreich unterblieb. Der Kommandant v. Zollikofer redete die auf dem Markt dichtgedrängte Masse an und ermahnt« sie zum ruhigen Auseinandergehen. Entsetzliches Pfeifen, Hurrahgeschrei und Zischen veranlassten ihn, sich sofort wieder in die Hauptwache hinein zu begeben. Die Hauptstrassen waren so voll Menschen, so dicht gedrängt, daß man weder vor noch zurück konnte. Es wogte die Menge mit Toben und Pfeifen auf und ab. Mebrere Kompagnien Infanterie wurden nun auf einigen Hauptpunkten, die Kürassiere auf dem Markte aufgestellt, die übrigen Truppen in den Kasernen konsigniert, die Geschütze bereit gehalten und die Kompagnien der Bürgerschützen aufgeboten. Starke Kürassierpatrouillen durchritten die Strassen. Allein teils der Mutwille, teils der besonders in Schneidern und Tischlern gegen die Juden glimmende Haß hatte bereits einen grossen