<ßäßatm nach Ser Karls- und Antonienstratze und durch die Goldene Radegasse getrieben, wo er alle Fenster einwarf und zer- trümmerte. Die Reiterpatrouillen und dann die übrigen impo- sanken Truppenmassen verhinderten weitere Exzesse. An 50 Per- sonen wurden arretiert. Die schnell, ungemein schnell beendigte Untersuchung hat für 18 von den Cingefangenen Freiheits- und Leibesstrafen zur Folge gehabt. Unter den Verurteilten befinden sich meist Handwerksgesellen und Lehrlinge, auch t Hausknecht. 1 Formenstecher. 1 Handlungslommis und 1 Gärtner� (Schluß folgt.) MUKelm von polenz- Der Verlag von F. Fontane u. Co., Berlin-Grunewald, hat eS unternommen, mit einer Gesamtausgabe der Schriften Wilhelm von Polenz  ' an das Interesse des deutschen   Lesepublikums zu appellieren. Dieser Appell ist gerechtfertigt, obwohl wir das Interesse eben dieses Publikums an gehaltvoller Lektüre sehr niedrig ein- schätzen; denn Polenz' Romane, Novellen usw. sind kein Futter für die.Unterhaltung". Auch kommt hinzu, daß er weder bei Lebzeiten .modisch" war, noch es jetzt nach seinem Tode jemals werden wird. Das bindert uns aber nicht, mit allen wirklichen Kennern des früh verstorbenen Dichters darüber einig zu sein, daß die Spur seines Schaffens unverloren bleibt. Am ersten hat das wohl die Sozial- demokratie erkannt; denn in der Parteipresse liefen einige der be- deutendsten Erzählungswerke fast gleichzeitig bei ihrem Erscheinen, also noch bei Polenz' Lebzeiten. So hat damals die.Neue Welt" den .Büttnerbauer" zum Abdruck gebracht. Dies ausgezeichnete Werk eröffnet denn auch wie recht und billig die zehn Bände umfassende Gesamtausgabe. Vorangestellt ist ihm ein Aufsatz von Adolf Bartels  , worin Polenz' Leben und menschliche wie künstlerische Persönlichkeit ziemlich eingehend und man darf sagen auch mit ge- ziemender Objektivität geschildert wird. Bei Bartels ist man's ja gewohnt, auf einseitige uud reaktionäre Anschauungen zu stoben; sein liieraturpäpstlicher Standpunkt ist arisch-antisemitisch-konservativ- protestantisch-orthodox. An Polenz freut's ihn vornehmlich, daß er gleichfalls konservativ und egidysch-religiös gewesen sei; dazu kommt dann noch, daß Polenz verschiedentlich Gelegenheit genommen hat, jüdische Typen zu schildern Grund genug sür Bartels, diesen Umstand extra hervorzuheben. Nur sagt er nicht, ob er Polenz nnu auch gleich für einen Antisemiten ansehe und dementsprechend höher einschätze. Im allgemeinen aber kann man sich mit der literarischen Bewertung des Dichters abfinden. Polenz' Wiege hat nicht in der Hütte eines Proletariers, sondern in einem Lausitzer Rittergutsschlosse gestanden, wo er am 14. Januar 1861 geboren wurde. Im Verlauf seines Lebens hat Polenz auch nicht den schweren Existenzkampf eines Schriftstellers durchkosten müssen; denn er war Besitzer zweier Rittergüter und konnte sich sein Dasein, frei von allen Aengsten nnd Nöten komfortabel gestalten. Bei einer so glück- lichen Konstellation der materiellen Verhältnisse, die obendrein noch begünstigt wurden durch seineZugehörigkeit zur Geburtsaristokratie hätte es gar nichts Verwunderliches an sich gehabt, wenn Polenz in den verbohrten Anschauungen des feudalen Agraradels haften ge- blieben wäre. Diesmal aber war das gerade Gegenteil der Fall. Kaum, daß sich in dem jungen lausitzcr Landjunker der Dichter zu regen begann, so stürzte er sich in die damals hochgehende jüngst- deutsche Literaturbewegung, die ihrerseits wieder mit dem'Proletariat engere Fühlung suchte. Und wenn Polenz auch nicht den Mut zum letzten Schritte offenbarte, so zeigte er doch, dah er den Drang der Zeit nach Neugestaltungen von Grund auf begriffen hatte. Dann zog er sich in die ländliche Stille zurück und gab sich der künstlerischen Ausgestaltung sozialer und ethischer Probleme hin. Aber nicht spielerisch, sondern mit tiefftem Ernst, mit innigster Drangabe. Er wurzelte niit seinem ganzen Wesen in der Scholle. Dort gab es für einen frisch zugreifenden Autor Stoff und schöpferische Anregung genug, un, etwas ganz Neues hervorzubringen. Die soziale Einsicht, die sich Polenz durch eifriges Studium und Be- obachten erkämpft hatte, legte er nun als Maßstab an die land» völklichen Lebenseinrichtungen und Besitzverhältnisse an. Dabei ent- schleierten sich ihm die Dinge, wie sie waren; doch auch die Wurzeln des Uebels. Wenn Polenz zunächst in dem.Pfarrer von Breiten- dorf" einen Landpastor gezeichnet hatte, dem der religiöse Gewissens- zwang auf die Länge unerträglich wird, so daß er schließlich dem Seclsorgcramt entsagt, um fortan als Volks- und Jugendlehrer zu wirken, so zeigte er nun am.Büttnerbauer", warum der bäuerliche Besitzstand zerschmolz, nämlich an der spckulationslüsternen Macht des Kapitalismus einerseits, am starrsinnigen Festhalten der Bauern am Althergebrachten andererseits. Hatte er dort den Stand der Landgeistlichcn, hier den Lansitzer Bauernstand geschildert, so gibt er im.Grabeuhäger" ein breites Bild des Landjunkertums. Alle drei Romane sind EntwickelungSromane; Zustandsschilderungen erst in zweiter Stelle. Aber ihr Wert ist damit nicht erschöpft. Gerade der reiche Einschlag eindringlicher Schilderungen des sozialen Milieus sowie läudlicher Sitten und Bräuche, vollsäftig von Treue und Liebe, hebt diese Schöpfungen weit über manches anderen hinaus, was damals um die literarische Palme rang. In ihnen zeigt sich Polenz auf der Höhe seines Schaffens; während sein Erstlingsroman»Sühne" den Nebergang vom feineren Unter« Haltungsroman zur wahrheitsuchenden Heimatkunst bildete. Mit den Erzählungswerken seiner späteren, letzten Periode begibt sich Polenz auf ein neues Operationsfeld, indem er zu brennenden Zeitftagen Stellung nimmt..Thekla Lüdekind" ist em biographischer Frauen« roman. Zum Teil kann das auch von».Liebe ist ewig" gelten; doch ist er mehr ein Künstlerroman. Kauen sind die Heldinnen in beiden: dort eine Offizierstochter, hier eine Lehrerin. Endlich ge« hört der Schriftstellerroman:.Wurzellocker" zu dieser Gruppe. Er ist ein Bekennerbuch. Polenz hat darin versucht, die Revolution der jüngstdeutschen Literatur in ihren Folgerungen aufzufangen. Ich habe, als ich ihn vor Jahren an dieser Stelle eingehend behandelte, manches an ihm auszusetzen gefunden, sowohl in gegenständlicher als stilistischer und darstellerischer Hinsicht. Bartels glaubt diesem Roman eine.geradezu geschichtliche Zuverlässigkeit" beimessen zu sollen, weil er sich»in fast allen Hauptpunkten mit der Darstellung in seiner.Deutschen Dichtung der Gegenwart", die Polenz kannte und schätzte", decke. DaS riecht zwar ein bißchen nach Eigenlob; richtig ist aber, daß.Wurzellocker" die treue Signatur jener Sturmjahre in sich trägt. Gleichzeitig und nebenher hat Polenz eine Anzahl .Dorfgeschichten" undNovellen" geschrieben. Sie füllen je einen starken Band. Er müßte aber kein Poet gewesen sein, wenn er zu dessen Beweise nicht mit lyrischen.Gedichten" begonnen hätte. Es ist manches Nachdenkliche dabei; selbst.Sattren" fehlen nicht. .Obergigerl" sei erwähnt und.Die Synode". Ein Zeugnis seiner mannhaften Denkweise ist die energische»Ode an Deutschland": Ich liebe nicht die Sedankeste, Ich liebe nicht das Hurraschrei'n, Hochreden, Schärpen, Ehrengäste, Festjungfrau'n, Tanz- und Saufverein. Ich liebe nicht die Byzantiner, Die in des Herrschers Sonne steh'n, Nicht die betreßten Kammerdiener, Gamaschenträger, Livreen usw. Bemerkenswert ist auch besondersDie Wahlurne". Wie da die Anhänger der verschiedenen Parteien ihre Rollen wechseln, wie das Kapital jetzt die Landjunker in der Faust hat, wie die Hurrapatrioten und die säbelrasseliiden Pbrasenhelden aussehen, wird prächtig geschildert. Ueberall Abwirtschaftung. Nur die Sozialdemokratie sei von Wahl zu Wahl gewachsen.Aus dem blassen Jüngling von ehemals war em bärtiger, starkknochiger Mann geworden. Er kam daher diesmal ohne Ketten; unter seinen Füßen erdröhnte der Erdboden... Jetzt verging den anderen das Lachen. Sie standen wie gebannt, wagten nicht Hand noch Fuß zu regen.... Und als er den letzten Zettel hineingeworfen hatte, ließ er sein rotes Halstuch wehen und rief mit blitzenden Augen: Auf Wiedersehen, zum nächsten Male!" Mt der Erwähnung von drei Dramen wird der Kreis des Polenzschen Schaffens vollendet..Heinrich von Kleist  " ist eine psychologische Dichtertragödie; sie wurde auch in Dresden   mit Erfolg aufgeführt. Junker und Fröner", worin ein packendes Bild aus dem Zeitalter der Leibeigenschaft aufgerollt wird, sowieAndreas Bockholdt", deren Held ein schwärmerischer Idealist und Welt« verbesserer nach Moritz von Egidh gezeichnet ist. sind indes von der Bühne ausgeschlossen geblieben, obwohl sie ein besseres Schicksal verdient hätten. Im letzten Jahre seines allzu« früh vollendeten Lebens<13. November 1SV3) machte Polenz eine Studienreise durch Amerika  . Die hier gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen hat er niedergelegt in dem Buche:DaS Land der Zukunft", welches den 10. sSchluß-) Band seiner gesammelten Werke bildet. Wegen ihres sozialen GehaltS und nicht zuletzt auch um ihres sympathischen Schöpfers willen verdient diese Gesamtausgabe brojchiert: 30 M., in Leinen gebunden: 40 M. einen Platz in den Arbeiterbibliotheken. Wir sind nämlich weit davon entfernt, auf den Besitz von Polenz' Werken zu verzichten, bloß weil die stolzen Erben darüber hinwegsehen, daß es ernst zu allererst unsere Parteipresse gewesen ist, die dem Verständnis für Polenz' Haupt« romane breite Bahn gebrochen dieselbe Presse, der man nun» mehr jedweden Abdruck verweigert k Ernst KreowSki. Kleines f eirilleton* Völkerkunde. Die Doppelsprache der Karaiben. Die Karaiven, ehemals einer der mächtigsten und weitestverbreiteten Indianer« stämme im nordöstlichen Südamerika   uud den Antillen, sind heute auf wenige spärliche Rest» zusammengeschmolzen. Sie bieten in ethnographischer Hinsicht, inbciondcre aber in bezug auf ihre Sprache manche interessante Eigentümlichkeiten. Ueber die Sprache der Karaiben in Britisch-Honduras und den Nachbarstaaten Guatemala   und Spanisch-Honduras hat der deutsche Gelehrte Dr. KarlSaPpcr umfassend» Studien gemacht, deren Hauptergebnisse folgende sind: 1. Die Sprache ist heute von zahlreichen fremden Elementen, besonders französischen, englischen, spanischen und vielen Mayaworten(Sprache der Indianer in Uucatan) durchsetzt. 2. WaS aber die Karaibensprache besonder»