Merkwürdig macht, ist der Umstand, daß vei ihnen Männer und Erauen eine verschiedene Sprache reden. Die Taliache ist längst ! könnt, allein in ihrer Erklärung gehen die Ansichleu stark aus- «inander. Dr. Sapper weist mit Stoll zunächst auf die große Verschiedenheit in der sozialen Stellung hin, die Männer und Frauen bei den Karaiden einnehmen. Dieselbe be« dingt eine verschiedene Anschauungsweise und diese hinwieder einen verschiedenen sprachlichen Ausdruck. Außerdem macht Kapper die scharfe Trennung geltend, die zwischen Mann und Frau in bezug auf die ihnen zugewiesene Beschäftigung besteht. Daraus ließe sich wohl erklären, daß dieselben Dinge und dieselben Hand« lungen von Männern und Frauen verschieden benannt würden. Offenbar ist diese Erklärung durchaus unzureichend. Mit Recht macht der Angelus von Belize sBritisch-Honduras  ). daS Organ der dort tätigen englisch  -amerikanischen Jesuiten  , dagegen geltend, daß, wenn dieser Grund stichhaltig wäre, dieselbe Er- scheinung auch bei anderen Völkern, zum Beispiel den Indianern von Nord- und Südamerika, sich wiederholen müßte, bei denen die soziale Stellung und der Beschäftigungskreis beider Geschlechter ebenso scharf unterschieden sei. Viel mehr Wahrscheinlichkeit biete eine andere Erklärung, die Sapper mit Unrecht zurückweise. Diese gründet sich auf eine bei den Karaiben allgemein verbreitete Ueber« lieferung. daß in längst vergangener Zeit thre Vorfahren, und zwar ausschließlich Männer, aus einem anderen Lande her auf den Antillen gelandet seien, die dortigen Ureinwohner unterworfen, sämt« liche Männer und Knaben getötet, die Frauen aber sich angeeignet hätten. Deren Sprache sei eine ganz verschiedene gewesen, und dieser Umstand habe sich, dank der scharfen Trennung der Geschlechter, bei diesen Völkern im wesentlichen bis heute erhalten. Diese Erklärung findet eine Stütze in einem berühmten Werke de§ französischen Jemiten Lafiteau über die Sitten der amerikanischen Wilden(Paris   1724). Lafiteau beruft sich da, wo er von der mutmaßlichen Herkunft der Karaiben  spricht, auf eine Stelle bei Herodot sl. n. 146). Unter den zwölf Völkern so erzählt dieser, die von Euböa lGriechenland) nach Jonien  (Kleiiiasien) einwanderten, waren auch diejenigen, die von Prytaneun» in Athen   ausgingen und sich für die edelsten Jonier hielten.»Diese harten in die neue Heimat keine Weiber mitgebracht. fondern nahmen sich Karierinnen, deren Väter sie ermordeten. Wegen dieser Ermordung machten sich die Weiber zum Geiey, schwuren eS einander zu und überlieferten es aus ihre Töchter, niemals mit ihren Männern zusammen zu speisen, noch ihren Mann beim Namen zu nennen, deswegen, weil sie ihnen Väter und Männer und Kinder gemordet.'»In ganz ähnlicher Weise,' so schreibt Lafiteau, der mehrere Jahre selbst unter den Karaiben gewirkt,»essen die Frauen der Karaiben nie mit ihren Männern, nennen Et niemals bei ihrem Namen, dienen ihnen, als ob sie loß ihre Sklavinnen wären, und haben, was das bezeichnendste ist, eine von ihren Männern ganz verschiedene Sprache.' Wenn nun Lafiteau ohne weiteres die Karaiben mit den alten Kariern in Zu- sammenhang bringt, so können wir ihm freilich bierin nicht folgen; wohl aber bietet da? Beispiel HerodotS   eine geschichtliche Analogie, die die oben angeführte Ueberlicferung der Karaiben und die darauf beruhende Erklärung der sonderbaren Doppelsprache als eine sehr wahrscheinliche empfiehlt. Verkehrswesen. Theo Wolfs: VomOchsenwagen zumSutomobil, Sammlung»Wissen und Können', Leipzig   1909. 8,60 M. Wenn *u den zahlreichen vorhandenen Sammlungen populär-wissenschaft- licher Schriften eine neue hinzukommt, so dürfen wir uns schon nicht mehr wundern. Immerhin hat die im Verlag von Johann Ambrosius Barth in Leipzig   erscheinende»Wissen und Können' bc- titelte Sammlung von Einzelschriften aus reiner und angewandter Wisienschast den Vorzug, etwas gründlichere Darstellungen in «tnem Bande zu vereinigen, ivodurch bei einem unifangreicheren Werke die Kosten für mehrere Einbanddecken bei einer Gliederung in mehrere Bändchen fortfallen, andererseits aber hat sie den nicht zu leugnenden Nachteil, die einzelnen Darbietungen zu Preisen auszugeben, die uns zu hoch erscheinen und ihrer Populari- fterung jedenfalls hinderlich sein möchten. Das Werkchen»Vom Ochsenwagen zum Automobil', dessen kraß gewählter Titel wohl im Anfang verblüfft, bietet eine recht intereffante EntwickelungS- geschichte des modernen LandverkehrS, wie er sich aus den primitivsten Anfängen bis zur Eleganz des AutomobiliSmu» entfaltet hat. Da der Gegenstand monographisch noch nicht, meist nur kapitelweise in großen Kulturgeschichten behandelt worden ist, wird«S seinen Platz als ein Beitrag zur Geschichte der Verkehrstechnik wohl behaupten können. Inhaltlich bietet eS recht Viel Interessantes. Man muß dem Verfasser eine ziemlich genaue Kenntnis auch der historischen Geschichte nachrühmen und wird den Kleiß bewundern, mit welchem die Verkehrsanfänge schon bei den «testen Völkern unserer Zeitrechnung beschrieben worden sind. Gerade der EntWickelung de» Wagenbaue« bei Aegyptern, Griechen und Römern ist ein ziemlich umfangreiches Kapitel gewidmet. Interessant sind auch die Ausführungen über den Ursprung de« Krastfahrwesens. Wenn man der Meinung ist, daß der ohne vorgespannte Zugtier«, selbstbewegliche, also.automobile' Wagen «in Produkt unserer modernsten Zeit ist. wird man durch den Verfasser gründlich eines anderen belehrt. Schon die alten Griechen hatten im Prinzip das Problem gelöst, einen Wagen Perantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin. Druck u.' Verlag: ohne Pferd, oder Zugtier, vermittels eine» eigenarttgen HebelmewaniSmu» durch einen im Inneren befindlichen Wagen» führer sich bewegen zu lasten. Auch bei den Römer» und den Kulturvölkern des Mittelalter» gab eS ähnliche Pferde- lose, sich selbst bewegende Wagen, welche indesten nie eine größere Bedeutung erlangten, da sie viel zu langsam von der Stelle kamen. Zu praltiich brauchbaren Resultaten kam man erst, nachdem mit der Vervollkommnung der Dampfmaschine durch JameS Watt  da» mechanische Prinzip der Expansionswirkung de» Wasser» Kampfes auch für die Konstruktion von Besörderungsmaschinen Berivendung gefunden hatte. So entstand das erste durch eine mechanische Kraft betriebene Automobil, die Dampflokomotive, die indes, wie heute, an den durch die Schienen vorgeschriebenen Weg ge- bunden war und deshalb dem modernen, von keinerlei Route als einer guten Chaussee abhängigen Kraftwagen noch nicht vollkommen entsprach. Dieser in seiner jetzigen Ausgestaltung, die aber durch« aus noch nicht den Höhepunkt der Automobiltechnik darzustellen braucht, ist in der Tat ein Kind unserer Zeit. Der Verfasier hat eine Vorliebe, möglichst oft den Deutschen   die Priorität irgend- welcher Erfindungen einzuräumen, hat eS im übrigen aber gut ver- standen, durch die noch wenig enthüllte Geschichte des Verkehrs- lebenS einen Pfad zu legen, auf dem wir ihm gerne folgen mögen. W. Technisches. Drucke mit Elektrizität! Als Antrieb kann man die Elettrizität selbstverständlich für jede Maschine, also auch für eine Druckpresse, benutzen. Darin würde aber kein elektrisches Dnick- verfahren zu erblicken sein. Dennoch gibt eS auch ein solches, bei dem also die Elektrizität tatsächlich die Entstehung deS Drucke» be- sorgt. Der Apparat, den Joseph Rieder nach einer Mitteilung im »Elektrotechnischen Anzeiger' zu diesem Zwecke benutzt, ist recht ein- fach. Er besteht im wesentlichen in einer Glasflasche, einer kleinen Influenzmaschine und noch einigen Kleinigkeiten. Auf die Flasche wird nämlich zunächst ein Metallpkätlchen gelegt, auf dieses eine saubere, etwas größere Glasplatte, auf diese wieder ein kleines GlaSplättchen und darauf endlich eine Autotypie. Diese wird mit einer trockenen Slaubfarbe, am besten mittel» des Handballens, eingerieben. Nun wird da» Metallplättchen durch Drehung der Maschine geladen. Wenn nun die Autotypie vorsichtig abgehoben wird, so stellt eS sich heraus, daß dos Bild aus der darunter liegenden Glasplatte in vollkommener Wiedergabe erschienen ist. Der Vorgang erklärt sich dadurch, daß die Staubteilchen selbst die entgegengesetzte Ladung angenommen haben wie die Glasplatte und sich deshalb an diese festgeheftet haben. Die ganze Sache ist so einfach, daß man an ihre praktische Verwendbarkeit glauben sollte. Außerdem beschreibt Rieder»och ein hübsches Experiment. wobei man sich selbst elektrisiert, nachdem man sich durch Anziehen von Gummischuhen in einfachster Weise gegen die Erde isoliert hat. Legt man dann die Finger auf die empfindliche Schicht einer Photo- graphischen Platte, die wieder auf einer Kombination einer Glas- platte und einer Metallplatte ruht, von denen diese mit dem anderen Pol verbunden ist, so entsteht ein höchst merkwürdiges Bild aus der Platte, indem von den weißen von den Fingerspitzen herrührenden Flecken sonderbare Büschel von Strahlen nach allen Seiten aus- gehen. Wieder ein neuer Rollschuh. ES ist natürlich kein ifweisel, daß der neue Aufschwung, den die Benutzung von Roll- chuhen in jüngster Zeit genommen hat. auch zu weiteren Er- findungen führt. Eine besondere Aussicht scheint ein FortbeweaungS- apparat zu besitzen, der von einem Lehrer an der schwevischen Universität Upsala namenS Petrini erdacht und mit dem Namen Tachypod(Schnellfuß) belegt worden ist. Er stellt eine Art von Rollschuh dar. der aber mit zwei großen Rädern, ähnlich einem Zweirade, versehen ist. Die Räder sind nach einer Beschreibung in»English Mechanic' an den unteren Enden zweier Arme be- festigt, die um ein Gelenk beweglich sind. DaS Gelenk verbindet die oberen Enden der Arme, so daß diese sich öffnen und schließen können gleich den Hälften einer Schere. Ueber dem Gelenk liegt eine Platte, auf die der Fuß gesetzt wird und die mit einem Gurt am Enkel befestigt wird. Wenn nun da? Gewicht des Körpers auf den Schuh drückt, so lösen die Röder und die Arme eine Draht« rolle aus, die an der Achse de» Borderrades befestigt ist, wenn der Druck nachläßt, indem daS Gewicht des Körper? auf den anderen Fuß übertragen wird, so werden die Räder zusammengebracht und der Draht durch eine Feder wieder ausgewunden. Die Spule ist so auf der Achse montiert, daß sie los« läuft, wenn der Draht auf- gewunden ist, und umgekehrt die Achse in Bewegung setzt, wenn der Draht abgewickelt ist, d. h. wenn die Räder unter dem Druck de» Körpergewichts stehen. So wirft da« Hintere Rad alS ein Triebrad, und da daS Gewicht abwechselnd auf den rechten und auf den linken Fuß nach der gewöhnlichen Art deS Ganges   verlegt wird, wird ein oder daS andere Triebrad in Bewegung gesetzt und der Träger dieser»Schnellfüße' mit beträchtlicher und gleich- förmiger Geschwindigkeit getrieben. Diese soll ebenso groß sein wie bei einem guten Radfahrer. Vorwärt» Buchdruckerei u.Verl  «g»anstalt Paul Singer LcTo.. Berlin   S W.