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Es zuckte in dem gefurchten Gesicht der Alten, und die magere Hand zupfte und zupfte, wie die Hand eines Fieber­franken am Laken zupft.

Er gedenkt uns zu verlassen?" wagte sie mit zitternder, bertrockneter Stimme zu sagen.

Einmal muß es doch sein," antwortete Carlsson; früher oder später will man sein eigener Herr werden; und sich für andere abarbeiten, tut man nicht gern um nichts."

Klara war mit dem Mehlbrei gekommen, und Carlsson wurde plötzlich von einer Lust erfaßt, mit ihr zu schäfern.

Teiste?"

,, Nun, Klara, seid Ihr nicht bange davor, heute nacht allein schlafen zu müssen, da die Burschen fort sind? Biel­leicht wollt Ihr, daß ich hinunterkomme und Euch Gesellschaft Oh, das ist durchaus nicht nötig!" antwortete Klara. Einen Augenblick herrschte Schweigen in der Küche. Man hörte, wie draußen der Sturm durch den Wald sauste, das Laub von den Birken riß, an den Feldzäunen rüttelte, an Wetterfahnen und Dachtraufen zauste. Zuweilen fuhr ein Windstoß in den Schornstein hinein und bließ Feuer und Rauch aus vom Herdmantel, daß Lotte sich die Hand vor Augen und Mund halten mußte.

Als der Wind einen Augenblick ausblieb, hörte man das offene Meer gegen die östliche Landspite schlagen. Plötzlich schlug der Hund draußen auf dem Hofe an, und das Gebell entfernte sich, als sei der Hund jemandem entgegen ge­sprungen, um ihn zu begrüßen oder zu bedrohen.

Seh' er bitte nach, wer das sein kann," sagte die Alte

zu Carlsson.

Der stand sofort auf und ging zur Tür hinaus. Er sah nur ein Dunkel, das so dick war, daß man es mit einem Messer schneiden konnte; und der Wind empfing ihn mit einem Stoß, daß ihm das Haar wie Erbsensträucher um den Kopf stand. Er lockte den Hund, aber das Gebell war be­reits unten auf der Quellwiese und klang jezt freudig, als erkenne das Tier einen Menschen.

Es kommt so spät noch Besuch," sagte Carlsson zur Alten, die sich in die Tür stellte. Wer kann das sein? Ich muß wohl gehen und nachsehen. Klara, sted die Laterne an und gib mir meine Müge!"

( Fortsetzung folgt.)

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stand, versicherten auch die Londoner Frauen das Haus der Gemeinen ausdrücklich ihrer Teilnahme und drängten zu energischem Vorgehen. Am 3. Februar 1642 erschienen eine Menge von Frauen in der Nähe des Parlamentsgebäudes und verlangten gehört zu werden, entfernten sich auf das Drängen des Befehlshabers der Parlamentswache, nach­fei, würden am anderen Tag fünfhundert kommen. In der Tat erschienen dem sie erklärt hatten, für jede einzelne Frau, die diesmal gekommen am 4. Februar 1642 Tausende von Frauen in Westminster, an ihrer Spize als Sprecherin Anne Stagge, die Frau eines Londoner Brauers, mit einer Petition, worin es unter anderem hieß, die Frauen litten ebenso gut wie die Männer unter den öffentlichen Mißständen; sie wollten sich zwar nicht den Männern an Autorität oder an Weisheit gleichstellen, aber sich doch, so viel an ihnen wäre, ihre Petition anzuhören und zu beantworten, und zu diesem Zweck ihrer Pflichten gegen ihr Land entledigen. Man konnte nicht umbin, erschien sogar der angesehenste Führer der Puritaner im Parlament, der Abgeordnete Pym, in der Mitte der Frauen, um ihnen den Dank des Unterhauses abzustatten und zu verkünden, daß das Parlament immer zur Verteidigung ihrer selbst, ihrer Gatten und Kinder bereit sein würde. Bym konnte es sich übrigens als typischer Spießer nicht berkneifen, einen leisen Tadel des Vorgehens der Frauen in seine Ansprache einfließen zu lassen, indem er sie beschwor, nach Hause zurückzukehren und ihre Petitionen in Gebete für den Erfolg der parlamentarischen Arbeiten zu verwandeln. Die Frau Stagge, die an der Spitze dieser Demonstration stand, war die Gattin eines wohlhabenden Mannes, die große Mehrzahl ihrer Genoffinnen aber wird wohl aus Kleinbürger- und Proletarierfrauen bestanden haben.

Unter den Frauen der befizenden Klassen von London waren zahlreiche Gegner des Bürgerkriegs. Aus diesen mehr oder minder royalistisch gesinnten Kreisen von Londoner Frauen in erster Linie ging im folgenden Jahre 1643, als der Revolutionskrieg schon lange tobte und im Augenblick für das Parlament nicht sonderlich günstig stand, eine weibliche Demonstration gegen den Krieg hervor, die ein tragisches Ende nahm. Am Morgen des 9. August 1643 fanden sich Westminster ein mit einer Petition, die den Frieden verlangte, damit zwei bis dreitausend Frauen, mit weißen Bändern geschmückt, in diese Zeiten der Not ein Ende nähmen und der Handel wieder auf­lebe. Auf die Versicherung eines Abgeordneten, daß das Parlament auch den Frieden wünsche, auf sein Ersuchen, nach Hause zu gehen, reagierten die Frauen nicht nach Wunsch; fie blieben bielmehr, und ihre Zahl wuchs bis Mittag auf mehr als fünf­tausend. Ein Teil von ihnen drang schließlich bis an die Tür des Hauses der Gemeinen vor unter Hochrufen auf den Frieden und mit dem Verlangen, ihnen die verräterischen Gegner des Friedens auszuliefern, damit sie sie in Stücke reißen könnten. Die Demons strantinnen wurden von der Bedeckung des Parlaments bis an den Fuß der Treppe zurüdgedrängt, wobei, um fie einzuschüchtern, einige blinde Schüsse abgefeuert wurden. Auf diese provozierende Maß­regel antworteten die Frauen mit einem Steinhagel, und nun wurde scharf auf sie geschossen; gleichzeitig hieb eine Schwadron Kavallerie ein. Die Demonstrantinnen leisteten erst noch einigen Widerstand, flohen aber natürlich schließlich und ließen sieben oder acht ber wundete und zwei tote Frauen zurück; eine hiervon war eine be­An der französischen Revolution haben die Frauen bedeutenden fannte Bänkelsängerin. Dieser Sieg über unbewaffnete Frauen Anteil genommen. Jedes Buch über die Geschichte der französischen war, wie faum gesagt zu werden braucht, kein besonderes Helden­Umwälzung erwähnt den Zug der Frauen nach Versailles , die stück der Parlamentspartei. Man darf aber nicht außer Acht lassen, Namen von Théroigne de Méricourt und Madame Roland . daß der Vorgang unter ziemlich verzweifelten Umständen erfolgte: Weniger bekannt ist, daß auch schon in der englischen Revolution man sah nämlich gerade einem unmittelbaren Angriff des Junker­des siebzehnten Jahrhunderts das weibliche Geschlecht eine beträcht­liche Rolle gespielt hat. Eine so beträchtliche Rolle, daß in dem satirischen Revolutionsepos des gleichzeitigen Dichters Butler, im " Hudibras", der puritanische Titelheld sogar sagt:

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Die frauen in der englischen Revolution.

" Wir waren ohne sie verloren, Die unsre ersten Apostel waren; Weiber, die alles angewandt, Wodurch die Sache Fortgang fand. Sie brachten Kinderpfeifchen her, do Ume Schwert zu kaufen und Gewehr; Warben den Buhlen, wie den Mann, Für die Partei der Heiligen an; Strebten, wie sie manch Hochbegabten Von der Bischofspartei wegschnappten, Und setzten ihn durch ihre Regung Für uns in heftige Bewegung

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Und Butler malt dann weiter in seiner Art die weibliche Mit­wirkung an der puritanischen Agitation aus, indem er gar behauptet, daß die Frauen mit zarter Hand den müden Rednern Seit' und Lenden" gerieben und sie mit Roaftbef, Pudding und Kuchen zu neuen Debatten gekräftigt hätten. Wo in seinen Knittelreimen von den Gaben der Frauen die Rede ist, wird auf die Tatsache angespielt, daß bei dem Ausbruch des Bürgerkrieges unter der Menge der zur Errichtung eines Parlamentsheeres freiwillig Beisteuernden auch die Frauen, besonders auch solch aus den ärmeren Schichten der Londoner Bevölkerung stark vertreten waren. Nach einem gleichzeitigen Historiker brachte die Näherin ihren filbernen Fingerhut , das Dienstmädchen seinen Haarpfeil, die Köchin ihren filbernen Löffel und manche Frauen fogar Traus und Ohrringe zum Opfer.

In dieser Zeit, wo die gewaltige Auseinandersetzung zwischen Rönigtum und Parlament, Kavalieren und Puritanern vor der Tür

heeres auf London selbst entgegen und war also, vom äußeren Feinde bedroht, dem inneren nicht besonders grün. Die große Mehrzahl der Bevölkerung, die auf feiten des Barlaments stand, war Tags über gar nicht in der Stadt, sondern war draußen damit beschäftigt, eine Verschanzungskette von zwanzig Kilometer Länge herzustellen. Unter den Menschen­massen, die da alle Morgen mit Haden und Spaten unter dem. Klange von Trommeln und Pfeifen hinauszogen, waren auch große Mengen von Frauen. Auch Butler nimmt von den militärischen Leistungen der Londoner Frauen im Hudibras" mit den Worten Notiz:

Wie vieles haben sie London Im Dienst der Sache ausgestanden! Mit Fahn' und Trommel aufmarschiert, Bis an das Maul sich retranschiert, Mit zarten Händen Wälle gemacht

und unsern Feind zum Steh'n gebracht. Vom Austerweibe bis zur Dam' Jede mit Hack' und Schaufel tam

西

Und half den Männern im Laufgraben, mosó Wie Hamstern, in der Erde graben. Da wählten Mägde in der Stadt Aus ihren Mitteln einen Rat Und sparten, was sie sau'r erwarben, Um Reiter damit anzuwerben....

Der Bürgerkrieg endigte bekanntlich zuletzt mit dem Siege des Parlaments, und nachdem im Parlament mit Hilfe des revolutionären Heeres die radikaleren Independenten über die gemäßigten Presby terianer Herren geworden waren, wurde 1649 Karl I. prozessiert und hingerichtet, England zur Republit erklärt. Gleich in die ersten Zeiten der Republik , ins Frühjahr 1649, fällt nun ein Stampf