Wenn sich da' Schauspiel deS AufschiefcenS und Wiedervcr- fchwindenS von drei und vier Dactylopterosschwäriuen nach einer Rich- tung hin wiederholt, lätzt sich wohl annehmen, dax die Flughähne von Raubfischen verfolgt werden. Oft ist allerdings u-ahrzunchinen, daß die auffliegenden Fische bald hier bald dort erscheinen, auch keine bestimmte Richtung einhalten, vielmehr die Kreuz und Quer durcheinander fliegen, dann ist der Flug sicher als Spiel anzusehen. So äutzert sich auch Humboldt:»Ich bezweifle aber, daß sich die fliegenden Fische einzig und allein, um der Terfolgtmg ihrer Feinde au entgehen, aus dem Wasser schnellen. Gleich den Schwalben schieden sie zu Tausenden fort, geradeaus und immer gegen die Richtung der Wellen. In unseren Himmelsstrichen sieht man häufig am Ufer eines klaren, von der Sonne beschienenen Flusses einzelne stehende Fische, die somit nichts zu fürchten haben können, sich über sie Wasserfläche schnellen, als gewähre es ihnen Vergnügen, Luft zu atmen. Wanim sollte dieses Spiel nicht noch häufiger und länger bei den Hochfliegern vorkommen, die vermöge ber Gestaltung ihrer Brustflossen und ihres geringen Eigengewichts sich sehr leicht i» der Lust halten!' kleines fcinlleton. Volkswirtschaft. Die weiße Kohle der Vereinigten Staaten  . Die Nordamcrikanische Union ist in manchen Teilen auberordentlich reich an mächtigen Wasserkräften, die den wichtigsten natürlichen Hilft- quellen des Landes beizuzählen sind. Die besonders günstigen Ver» Hältnisse im Staate Wisconsin   haben die amerikanische   Regierung veranlaßt, die dortigen Wasserlänfe mit Hinblick auf ihre äkoach» barkeit als Kraftquelle genau studieren zu lasse:!. ES liegen bereits Berichte über eine Stromlänge von etwa sechshundert Kilometer vor. Gegenwärtig liefern die Wasser etwa 130 OOO Pferdestärke». Dies stellt jedoch nur einen geringen Bruchteil der verfügbaren Energie dar. Die in Frage stehenden Wasserläufe haben ein Gefälle von 1 1�/, Meter auf das Kilometer. Trocken« Perioden treten nur etwa alle 25 Jahre auf und übermäßige Dürre nur in jedem 50. Jahre. Allerdings übt hier die immer weiter gehende Waldverlvüstung einen erheblich ungünstigen Einfluß aus. Die Wasserkraft wird vornehmlich in der Papier  - und Textilindustrie verwendet, sowie als Antrieb für elektrische Licht- und Kraftanlagen. Im Städtchen Kilbourn am Wisconsin  -Flusse   ist eine mit Wasser- krast betriebene Zentrale errichtet worden, die einen Umkreis von 50 Kilometern versorgt. Der Saint Croix-Fluß, der einen Wasserfall von über 15 Meter Höhe bildet, betreibt eine Station von 27 000 Pferdekräften und liefert bis zu einer Entfernung von 40 Kilometern Strom. Roch mächtiger wird die Anlage am St. Louis-Flusse sein, wo mit 200 000 Pferdekräften auf Abstände bis zu 75 Kilometern gearbeitet werden soll. DieS Werk würde bann nach den Werken am Niagarafall an zweiter Stelle stehen. Von Fox River aus werden 35 000 Pferdestärken an industrielle Etablissements abgegeben. Die Anlagen find in dieler Hinsicht mustergültig. Ebenso wie in Wisconsin   betrachtet man auch ander- tvärts in der Union   das Wasser als wirtschaftlichen Hauptfaktor deS Landes. Verkehrswesen. Die»höchsten' Eisenbahnen der Welt. Europa  wird sich nie rühmen können, die höchste Eisenbahn der Welt zu be« sitzen; denn selbst wenn die projektierte Bahn aus Europas   höchsten Berg, den Montblanc  , zur Wirklichkeit wird, so würde sie doch noch hinter den Andenbahncn Südamerikas   zurückbleiben, die schon jetzt. der bedeutenden MeereShöhe der Andenpässe- entsprechend. ganz be« trächtliche Steigungen zu überwinden haben. Außerdem handelt eS sich im erstcren Falle nur um solche Bahnen, die zur größeren Bequemlichkeit der Touristen erbaut sind, während die süd« amerikanischen Bahnen einem ernsten Verkehrsbedürfnis ihren Ur« fprung verdanken. Die höchste Eisenbahn der Welt besitzt Peru  . Sie verbindet Callao und Lima   mit Cerro de PaSco   und liegt in dem Meig- Tunnel bei der Piedra-Parodi 4831 Meter über MeereShöhe. Mit welchen Schwierigkeiten überhaupt in Südamerika   der Bahnbau zu kämpfen hat. zeigt schon ein Blick auf die Karte dieses Erdteils. Auf dem verhältnismäßig schmalen Küstenstreifen zwischen der Cordillera de loS Sudes und dem Stillen Ozean sieht man. namentlich in Columbia und in Rord-Ehile, zahlreiche Bahnstrecken zwischen Küste und Gebirge, die aber meist in dem letzteren, oder gar an feinem Fuße, ein frühzeitiges Ende finden. Nur wenige durch- queren die Anden. Unter diesen ist die Bahnstrecke, welche Mollendo in Peru   mit Puno   und weiter, am Titieacaice entlang, mit La Paz  und Oruro   in Bolivia   verbindet, die zweithöchste der Welt; sie er- reicht bei Crucero eine Meereshöhe von 4460 Metern» nach anderen Messungen sogar 4468 Meter. Bon La Paz   und Oruro   aus durch­quert eine zweite Bahn, die n!t der ebeugenannten einen Halb- kreis zur Küste bildet, die Anden in südwestlicher Richtung. Sie überschreitet die Anden bei Ascotan in über 4000 Metern Höhe und endigt in Lntofagasta an der nordchilenischen I Küste deS Stillen Ozeans. Die im Bau befindliche Sirecke Arica  -» La Paz   in Bolivia   erhebt sich an einer Stelle bis zu 4071 Metern. Ein großartiges Werk, das man im Juni 1S10 zu vollenden hofft, ist der Bau der transkontinentalen südamerikanischen Bahn, welche Chile   mit Argentinien   verbinden soll. Der gesamte Bau bot ganz enorme Schwierigkeiten, die auf der chilenischen Seite namentlich fast unüberwindlich schienen. Bevor die Bahn die Paßhöhe von La Cuntbre, 3842 Meter, erreicht, hat sie unter anderem auch einen Kehrtunnel von über drei Kilometer Länge zu durchlaufen, dessen Einfahrt in 3130 Meter Meereshöhe liegt und dessen Sohle um 75: 1000 steigt. Aus dem Gebiete der Chemie. Opium und Morphin. Der gemeine Mohn(Papaver somniferum), der wegen seiner schönen weißen oder hellvioletten Blüten auch bei uns als Gartenpflanze kultiviert wird, liefert in dem eingedickten Milchsast seiner umfangreichen Fruchtkapseln jenes über die ganze Welt als Medikament und Genußmittel verbreitete, namentlich aber in der Türkei  , in Persien   und besonders in China  mit entsetzlichem Mißbrauch genossene Betäubungsmittel, das Opium. Die Engländer, die in ihren indischen Kolonien einen ausgedehnten Mohnbau haben, betreiben einen sehr schwunghasten Handel mit dem Opium nach China  , der ihnen jährlich viele Millionen einbringt und nur, seitdem die Chinesen in ihrem eigenen Lande ungeheuere Mengen des süßen Giftes herstellen, etwas zurückgegangen ist. In der Tat können die Chinesen heute ohne Opium, das sie meist auS langen Pfeifen rauchen, nicht mehr leben und verdanken die Degeneration, unter der sie zweifellos leiden, dieser Pionierarbeit europäischer Kultur. Das Opium enthält an zwanzig verschiedene, mehr oder minder giftige Pflanzenbasen. sogenannte Alkaloide, von denen das giftigste und bekannteste daS Morphin ist. Einige der anderen Opiumalkaloide sind das Narkotin, Thcbain, Kodein  . Narzein, denen jedoch allen nicht im entferntesten die Bedeutung zukommt, die das Morphin hat, wenn auch einige von ihnen therapeutischen Zwecken dienen, wie z. B. das Kodein. daS bei starkem Hustenreiz verordnet wird. DaS am stärksten wirkende Alkaloid. das Morphin, ist zugleich auch von allen anderen in größter Menge, zirka 10 Proz., im Opium enthalten. Beide, Opium und Morphin, gehören zu den wichtigsten Medikamenten unsere» Arzneischatzes als schmerzstillende Mittel und können bei manchen schmerzhaften Krankheiten durch nichts anderes ersetzt werden. DaS Opium wird in Foem von Pulvern oder Tinkturen zur inner- lichen Aufnahme verabreicht, während Morphin eingespritzt wird. Die Wirkung ist beide Male die gleiche, da in jedem Fall daS Medikament in den Blutkreislauf, damit auch in die ernährenden Gefäße deS Gehirns gelangt und auf dieses seinen beruhigenden, einschläfernden Einfluß ausübt. Die Giftigkeit mag daran bemessen werden, daß von dem reinen Morphin gemäß der Verordnung deS Deutschen   Arzneibuches nicht mehr als drei Hundertstel Gramm sO, 03 Gramm) auf einmal, am ganzen Tag nicht mehr als ein Zehntel Gramm(0,1 Gramm) zu arzneilichen Zwecken gegeben werden darf. Der ungeheure Schaden, den Opium und Morphin an der Gesundheit ganzer Völker stiften, beruht vor allem darauf, daß all:, die dem Laster deS OpiumraucheuS oder Morphinspritzens ein- mal verfallen sind, von diesen«ntjetzllch destruicrend wirkenden Stoffen noch viel weniger loszukommen vermögen als von anderen zu Genußzwccken gebrauchken Giften, etwa dem Nikotin oder Alkohol. Es ist mit ganz unglaublichen Schwierigkeiten verbunden, einen Morphinisten seines Betäubungsmittels zu entwöhnen; meistens mißlingt es vollkommen. Die Tücke des GifteS besteht ferner darin, dag sich unser Organismus nach längerem Gebrauch an seine Wirkung gewöhnt und auf dieselbe Dose immer weniger reagiert, so daß der Opiumraucher oder Morphinist sich genötigt sieht, allmählich immer größere Mengen zu sich zu nehmen, wenn die gewünschte Wirkung des Betäubt- und träumerischen EntrücktseinS noch ausgelöst werden soll. So kommt eS. daß von manchen Opium- räuchern urt't Morphinspritzern ganz unglaubliche Dosen vertrage» werden, Do/ t, die bei jedem narmalen. nicht dem Lasftr verfallenen Dkenschen d.1 sicheren Tod herbeiführen würden. Natürlich gehen alle chronis h mit dem Gift Durchseuchten einer allmählichen Auf- lösung in Energielosigkeit, einem sicheren Verfall ihrer geistigen und körperlichen Kräfte entgegen, wenn sie nicht noch rechtzeitig von ihrem Irrtum zurückgebracht werden können. Verblüffen wird eS vielleicht, sich zu vergegenwärtigen, daß die Samen derselben Pflanze. auS denen die bei uns so beliebten Mohnpilen hergestellt werden, absolut nicht giftig sind und keine Alkaloide enthalten. Nur der Saft, der auS den angeschnittenen, unreifen Mohnkapseln wie dicke Milch heraus« tritt, liefert nach seiner bei Berührung mit der atmosphärischen Luft schnell erfolgenden Erstarrung das berüchtigte Gift, das gleichzeitig eines unserer heroischsten Arzneimittel darstellt. Harmlos ist auch der bei uns als Unkraut auf Kornfeldern zusammen mit der Korn- blume viel verbreitete rote Ackermohn, in manchen Gegenden auch Klatschrose geheißen(Papaver I&oeas). Er blüht in den heißen Sommermonaten in leuchtend roter Farbe und unterbricht an- genehm das eintönige Graugrün der Kernähren, weniger erwünscht dem Landmann, der dieses freudig blühend« Unkraut aus nahe- liegende» Gründen nicht sehr schätzt; im übrigen aber ist er ein harmloser Geselle und besitzt nicht die NasfinementS feines aflatischen BruderS, weder feine schädlichen noch seine heilsamen Wirlungen und macht nur in seiner Kleidung einigen Aufwand.__ Kergntw. Redatt..: Wilhelm Düwell, Lichtenberg. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruikrti u.VttlagSanstaU Paul Singer LcCo.. Berlin   L W.