.schmückt" nun neben einem als Kriegerdenkmal geweihten AussichtS» türm eine monströse WSmarckwarte, die ein reichgewordener Blech- tzvarenfabrikant errichten liest. Der Marienberg bietet infolge feiner isolierten Lage trotz der «ringen Höhe<64 Meter über dein Meeresspiegel) eine umfassende Mundsicht, die sich zunächst auf die zu Füßen des BergeS malerisch ausgebreitete Stadt(einige Mietskasernen stören nnt ihren häßlichen Hinterfronten das Bild) erstreckt und sodann nach allen Seiten weit hinein ins Wefthavelland und die Zanche reicht. Von rechts und links glänzen die Spiegel niärkischer Seen herauf, die das im Sonnenschein blanleuchtende Band der Havel verbindet: der lang- oestreckte Beetzsee auf der«inen, der fernerliegende Breitling- oder Plauer See auf der anderen Seite. Am schönsten ist es hier oben um die Zeit des Sonnenunterganges, »wo Nebelsäume des BergeS sich heben vom blauhinrollenden Strom"— und der im Westen verglimmende Feuerball seine letzte Glorie über die Ebene breitet, in die die Stadt mit ihren grauen Türmen und rauchenden Fabrikschloten, den Wahrzeichen der Vergangenheit und der Gegenwart, in das dunkle Grün ihrer Parkanlagen eingebettet Wer aber schon zur Mittagszeit die Höhe des Marienberges erreichte, hat noch Zeit genug, um nach einem Rundgang durch die den ganze» Scheitel des Berges umsäumenden neuen Parkanlagen hinunter zur Havel zu gehen und dort mit einem der nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr abgehenden Dampfer oder Motorboote fluß- abwärts zum Planer See zu fahren. Auf dem Wege zur Havel passiere» wir den schmucken Humboldthain, den eine Büste des großen Naturforschers ziert, während die kgl. Strafanstalt einen etwas düsteren Hintergrund bildet. Die Landungsstelle befindet sich dicht an der Langen Brücke, bei der einst jener oben erwähnte„Schöppensluhl" auf einem Pfahlbau stand. Während der Fahrt bietet sich Gelegenheit, die moderne rndusttielle Entwickelung der Stadt und den lebhaften Schiffsverkehr zu beobachten, der hier auf dem Berlin -Hamburger Schiffahrtswege herrscht. Beim.Buhnenhaus", einem beliebten Ausflugsziel, mündet die Havel in den Plauer See. deffen weitgedehnte Wasserfläche, von dunklen Föhrenwäldern umrahmt und von grünen Inseln belebt, bis zur alten Ouitzowburg reicht, deren Stelle jetzt das Plauer Schloß einnimmt. Es gibt hier, trotz der nahen Bahnstationen Gräncrt und Wusterwitz , noch manch idyllische Stelle, wo, fern von großstädtischen LluSflüglerschwärmen, auch am Sonntag nur knarrende Kiefern und raunendes Schilf das Geflüster der Wellen erwidern. R. Perner. Kleines f eirilleton. Geschichtliches. r*"©in Kampf der Leipziger Universität um ihre greiheit. Die Festtage der Leipziger Universität, die Ende dieses Monats ihr SOOjähriges Jubiläum feiert, rücken immer näher heran und beleben die Erinnerung an jene Frühzeit deutschen Geisteslebens da sie gegründet wurde. Da wird man auch der Gefahren und Kämpfe gedenken, in denen die junge Hochschule um ihre Existenz ringen mußte, und darf dabei des Jahres 1446 nicht bergessen, in dem die Universität wohl das schwerste Ringen um ihre Freiheit mannhaft durchgeführt hat. Durch die plötzliche be- deutende Steigerung des Besuches in den 40et Jahren des 15. Jahrhunderts war besonders das Ansehen der Artisten-Fakultät ge- tvachsen, in der fast allein das akademische Leben jener Zeit pul- sierte. Tws erregte den Neid der anderen Fakultäten und beson- d«rs der berühmt« Ordinarius der Juristen Dietrich von BukSdorff wußte das Ohr des Univerfitätskanzlers, des Bischofs von Merfe- bürg, gegen die Artisten einzunehmen, so daß sogar am 5. Junt 1442 ein Baccalaureatsexamcn plötzlich verboten wurde. So ent- stand ein tiefer Zwiespalt in den akademischen Kreisen, au» dem -immer mehr Haß und Ingrimm geboren wurde, bis schließlich der Landesherr der Universität Kurfürst Friedrich und der Bischof von Merseburg eine Kommission zu umfassenden Reformen einsetzten. die aus dem Rektor Konrad Thune, Dietrich von Buksdorff und dem Brandenburger Dompropst Peter Klietzke bestand. Alle drei waren Gegner der Artistenfakultät und die Knebelung der Freiheit war daher ihr Ziel, während man allgemein von ihrem Wirken er- hoffte, daß sie die Gehälter der Dozenten erhöhen und vor allem die lästige Biersteuer wieder aufhoben würden, deren Einfüh- rung die brauenden Professoren und die trinkenden Studenten be- Landers empfindlich berührt hatte. Am 11. Januar 1446 wurden der gesamten Universität die von dem Kurfürst genehmigten Be- Schlüsse vorgetragen. Zunächst bestieg der Dompropst Klietzke das Katheder und hielt eine feierliche Predigt im scholastischen Stil. Er verbreitete sich, so erzählt Zarncke, über die Geschenke, welche die Heiligen drei Könige dem Christuskinde brachten, und schließlich verglich er mit diesen das Triumvirat der Reformatoren, die heute der Universität ebenfalls reiche Geschenke brächten, das Gold des Glanzes und des Reichtums, den Weihrauch des Ruhmes, die Myrrhen gesicherter Daucrhaftig. leit. Freilich, fügte er etwas spitz hinzu— und hier mag schon der «ine und der andere stutzig geworden sein— freilich für einige. gewiß nur wenige, würden ihre Geschenke auch deS bitteren Ge- schmackes der Myrrhe nicht entbehren. Dann verlas Buksdorff die Statuten und da war nichts zu finden von voller Steuerfreiheit des Bieres, nichts von Besoldung des Dekans und des Vizekanzlers, nichts von Sicherstellung der versprochenen Einkünfte, sondern in barschem Ton wurde der Universität eine nahezu klösterliche Zucht von oben herunter vorgeschrieben, zu deren Aufrechtcrhaltung vier Exekuwren vom Fürsten ernannt wurden. Eine gewaltige Auf« regung entstand unter den Professoren und Magistern; man empfand diese Befehle als einen Eingriff in die heiligsten Privi« legien der Selbstverwaltung und lehnte es höflich, aber bestimmt ab, sich das Recht der eigenen Statutengebung irgendwie schmälern zu lassen. Daraufhin versuchte man mit Gewalt, Drohungen und Versprechungen die widerspenstigen Magister umzustimmen, aber das mißlang völlig; alle Mitglieder der Universität verlangten viel- mehr einhellig, direkt an den Kurfürsten Friedrich zu appellieren. In langem Zuge wälzte sich nun die Schar der Magister und Doktoren, umwogt von der gesamten Studentenschaft, in den Schloß- Hof der kurfürstlichen Pleißenburg. Völlig überrascht trat der Fürst der Deputation entgegen in demselben Saale , in dem später die Disputation zwischen Luther und Eck stattgefunden hat. Der Theologe Johannes Kone führte das Wort; er erflärte freimütig, kein König, kein Kanzler habe sich um die Gesetze der UniversitÄ zu kümmern; die Professoren ließen sich nicht behandeln,„gerade wie Ivenn wir Knaben unter der Rute wären". Auch andere leiden- schaftliche Stimmen erhoben sich und riefen. drohend, daß nie und nimmer die Universität dem Fürsten die Aufsicht über sie zu- erkennen werde. Eine wilde Szene entstand, als nun noch die drei vom Kurfürsten eingesetzten Reformatoren hereinstürmten, übel behandelt, ausgepfiffen und verhöhnt von den Studenten, die Straßen und Burghof füllten. Gewaltiger Tumult und starke? Schimpfen Hub an vor des Kurfürsten Majestät. Und sollte er zur Hölle fahren, schrie Johannes Kone, so werde er dcch nie und nimmer diesen Gesehen gehorchen; als ihn der kurfürstliche Kanzler schmähte, antwortete er mannhaft:„Herr Kanzler, man kennt Euch schon als Verleumderl" Indigniert beendete der Kurfürst die grimmige Szene, indem er mit seinem Gefolge den Saal verließ, während die Mitglieder der Universität trotzig, ohne zu grüßen, nach der anderen Seite abgingen. Doch hatte dem Kurfürsten dies ungestüme Aufbegehren der Magister bewiesen, daß cS sich hier um einen harten Kampf handelte. Obgleich die Verhandlungen noch lange hin- und herdauerten, war doch von der Ausführung der Statuten keine Rede mehr. Die Universität hatte einen vollen Sieg über die Staatsgewalt davongetragen. Kunstgewerbe. Die antike Keramik gibt der heutigen Technik diese» Kunstgewerbes manches Rätsel aus. Wer keimt nicht die durch ihre graziösen Formen, durch ihr« mit feinem künstlerischem Verständnis entworfenen Figuren, ausgezeichneten Gefäße, die, trotzdem man fie früher etrurifche nannte, jetzt als griechische Erzeugnisse erkannt find! Die Darstellungen auf diesen Vasen, die Geschichte ihre» Stils ent- hält noch manches ungelöste Rätsel, und nicht nur diese, sondern auch die technische Herstellung der Gefäße ist i» einigen Punkten noch problematisch. Abgesehen von der Schön- heit der Malerei verbinden die Gefäße große Leichtigkeit mit außergewöhnlicher Festigkeit der Masse, und von dem sehr feinen,' schön gefärbten Ton hebt sich der tiefschwarze Glanz des schwarzen Firnisses in einer durch Jahrhunderte ungeschwächten In- tensiläl ab. Von der Leichtigkeit und Festigkeit überzeugen besonders die großen Amphoren oder Krater, mit ihren dünnen Wänden, die mitunter mehrere Fuß hoch find. Man hat angenommen, daß solche Gefäße nicht in einem S:ücke hergestellt worden sind, sondern einem bereits fertigen Teil ein Stück nach dem anderen auf- gesetzt wurde, worauf erst mit der Hand, und dann mit besonders vorgerichteten Instrumenten die Spuren der Zusammensetzung verwischt wurden. So wurde das Faß des Diogenes gleichsam aus- gebaut. Daneben stellte man auch große Amphoren auf der Töpfer- scheibe her, wobei die bervorragende Geschicklichkeit der Töpfer durch die namentlich in Attila vorzügliche Qualität des TonS unterstützt wurde. Ebensowenig wie die Feinheit, Leichtigkeit und Festigkeit der alten Vasen, ist e§ moderner Nachahmung bisher gelungen, das Geheimnis der glänzend schwarzen Firnisfarbe zu finden, die auf dem roten Grunde des menniggefarbten TonS den vorzüglichsten Reiz dieser Gefäße bildet. Der Firnis besteht aus einer leichten und dabei so zähen Masse, daß eS bisher nicht möglich war, sie mit Echeidewasser aufzulösen. Man hat Asphalt und Naphta , auch Eisenoxyd zu finden geglaubt, andere haben die Vermutung ge- Siißett, daß dieser Ueberzug durch besonders eindringende, mit Farbstoffen geschwängerte Dämpfe bewirkt worden sei, aber alle bisher praktisch angestellten Versuche haben nicht das gewünschte Resultat gehabt. So kommt es, daß kein neuerer Fabrikant, die äußerst geschickten neapolitanischen Nachahmer nicht ausgenommen, die Schönheit und Dauerhaftigkeit der antiken Gesäße in ihrer gan-en Vollkommenheit wieder anserffehen lasten konnte. Auf keinem Aebiete lassen sich deshalb auch so leicht FälschuNgeü vom Echten unterscheiden, und der unverhältnismäßig hohe Preis der Nachahmungen trägt nicht dazu bei, ihre Verbreitung zu erhöhen. Die Wiedererweckung dieser verlorenen Kunst brächte miferem Kuusl- gewerbe eine dankenswerte Bereicherung. Kerantw. Redakt.: Wilhelm Düwell, Lichtenberg.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanftalt Paul Singer Se?o..Berlin SV.
Ausgabe
26 (24.7.1909) 142
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