Die Stunden bergingen.
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Drei frische, paffe, Trumpf, waren zu hören; dazwischen leitet. ein Fluch, wenn eine Mücke unversehens ihren Schröpfkopf
auf Nacken und Knöchel der Spieler ansette.
„ Hör mal, Gustav," unterbrach der Pastor, der seine Gedanken anderswo als bei Karten und Mücken gehabt zu haben schien, schließlich das Spiel, könntest Du ihm nicht einen Streich spielen, ohne gerade der Hochzeit fernzubleiben? Es fieht ja feig aus, wenn Du diesem Knoten aus dem Weg gehst! Willst Du ihn ärgern, so weiß ich besseren Rat."
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Wie sollte ich das anfangen?" fragte Gustav, dem es allerdings leid tat, um die Bewirtung zu kommen, die noch dazu von seinem väterlichen Erbe genommen wurde.
Komm am Nachmittag, unmittelbar nach der Trauung, heim; sag, Du feist auf der See aufgehalten worden. Das ist genug Schikane. Dann nehmen wir beide zusammen uns den Carlsson vor und machen ihn betrunken, damit er nicht ins Brautbett kommt; auch sorgen wir dafür, daß die Burschen ihren Spaß mit ihm treiben. Ist das vielleicht nicht genug?"
Der Pastor entwarf also den Plan, wie das Abenteuer auszuführen sei, und Gustav erklärte sich bereit, bei der Ausführung mitzuwirken.
Mit sich selber und einander zufrieden, krochen sie schließlich in ihre Kojen, als schon Tageslicht durch die Türspalten drang und die Mücken ihres nächtlichen Tanzes müde ge
worden varen.
( Fortsetzung folgt.)
Neue lyrische Ernte.
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Menschen, die die Wahlbewegung in den Bereinigten Staaten ein wagnis, eine Einsicht, einen Lebensvorgang, der feelische Eigenart Die Stoffwahl an sich bedeutet ja auch etwas von Belang: ein bei seiner Arbeit fuchen. Er sucht's auf seiner Arbeitsstätte oder berrät. Paquet erfüllt die Forderung: Der Dichter solle das Volk besser gesagt: im Trubel seiner Arbeitshat. Das bunte Getriebe und Getöse und Ineinandergliedern von Mensch und Maschine gibt Bilder, die feine Augen entzücken, berauschen. Er schreibt das wuchtige Gedicht:„ Die Güter und die Arbeiter."
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Ein Buch der Arbeiterjugend
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Es ist nicht bloß die bunte bewegte Oberfläche, es ist auch der foziale Inhalt, die Tätigkeit des Einzelnen und die gesellschaftliche Bestimmung der Erzeugnisse, was sich ihm aufdrängt, immer aus der Enge in die weite Welt hinausreicht, und was er ehrfurchtsvoll empfindet. Das Gedicht Am ersten Mai" ist schön und ehrlich freude, wie der Festtag des Proletariats eine Verkündigung kommender und großinenschlich in Gedanken und Gefühl, ein Hymnus der Erdenhöchster Erdenfreude sein soll. Dieses Buch Paquets liest man wieder und wieder mit neuem, starkem Genuß. Es wird wohl seinen Weg machen. des jungen Arbeiters und der jungen Arbeiterin- sollte das von Hermann Gorter geschriebene Gustab schien nicht abgeneigt zu sein. Der Gedanke, drei Werfchen Ein kleines Helden gedicht sein( Leipzig , Maas u. Tage allein auf der Schäre zu hausen, um nachts von den van Suchtelen). Aus dem Holländischen ist es ins Deutsche über Mücken aufgefressen zu werden, machte ihn weich; zumal ertragen, und vier Bilder zieren es, die nach den von Richard Rolandsich wirklich danach sehnte, all die Herrlichkeiten, die er hatte Holst für das Gewerkschaftshaus der Diamantarbeiter in Amsterdam zubereiten sehen, auch sich schmecken zu lassen. geschaffenen Wandgemälden hergestellt sind: stimmungsernste Bilder, proletarische Straft und Tragit atmend. Das Gedicht erzählt vom Erwachen des Klassengefühls in einem jungen Arbeiter, den das Leben erstmals vor die Frage stellt: sollst du teilnehmen am Streit oder nicht?, und es erzählt vom Eintritt der jungen sanften Maria in die Webfabrit, wo ein Saufen und Schaffen der Maschinen die Heils. erkenntnis des Sozialismus sich in Herz und Hirn drängt. Von feierlichem Wesen ist das Gedicht, als etwas Heilig- Großes gibt es die Seele der Proletarier und die sozialistische Lehre, die rednerisch entwickelt wird. Der Einschuß an romantischem Schauen und Schildern ist aber allzu start, Stoffe, wie hier einer gewählt wurde, verlieren dabei die Erdhaftigkeit, die sie zeigen müssen, wenn sie fesseln und wirken sollen, und daran ist doch bei diesem Gedichte gedacht. Auf die blonden Dünenhügel der Küste führt Bor ein paar Jahren verhalf der Verband der Kunstfreunde das Gedicht, dorthin, 100 der Gedanke an Schiffe, die am Rhein einem merkwürdigen Dichterbuche zur Deffentlichkeit. Das mit dem Wieere ringen, lebendig ist; so fließt viel Buch hieß Auf Erden und Alfons Paquet war der Dichter. verklärendes goldenes Sonnenlicht und wirkt viel gewaltige Bes Jezt ist es inhaltlich verstärkt durch den Verlag von Eugen wegung in das Gedicht herüber und läßt die Menschen und ihre Diederichs, Jena , einer weiteren Deffentlichkeit zugänglich geworden, Seelen hell und willensstark erscheinen. Die Stimmung des und immer noch erscheint es als das wichtigste lyrische Werk der Dichters, in dem der Glaube an Proletariat und Sozialismus von letzten Jahre. Auch für die proletarischen Lejer. Ein jugendliches allen Kräften eines freudigen Optimismus getragen ist, verlor die Werden und Reifen will das Buch spiegeln, in fünf Passionen" nahe Fühlung mit Wirklichkeit der proletarischen Menschennatur und ist es eingeteilt, und davon ist die zweite und dritte die wichtigste: umriß Idealbilder, die nicht Fleisch und Bein haben und trotz aller jene ein Umtun in den Sphären bewegter Kultur in der vater- lichten Farbe nur Schemen und ohne die Kraft großer Wirkung sind. ländischen Heimat, diese ein Durchstreifen und Erobern weiter, Das Gedicht ist nicht aus der Seele des Proletariers heraus gedichtet, fremder, durch Meere von uns getrennter Welt. In beiden rollen das wird ihm den Weg zum deutschen Arbeiter mehr erschweren als fich starte soziale Bilder auf, Not und Größe ineinander gemischt. sein spezifisch holländisch- küstendörfliches Milieu. Endlich die Vers Das merkwürdigste ist aber, wie fich Paquet an das Gewaltigste sprache: sie ist ungelenk, unrhythmisch, unschön. Der Verlag hätte zusammengedrängter Lebenserscheinungen als gestaltender Dichter das Gedicht in so unvollkommener lebersetzung nicht veröffentlichen sollen. heranwagt. Er ringt um den Rhythmus, der in der Fülle Die Versbücher von Cäsar laischlen habe ich immer dieses Gewaltigen lebt und der ins Schwingen gerät, lieb gehabt. Ich kann den Dichter auch in dem neuen Buche wenn unser Auge, zur blizschnellen Aufnahme eines tausend- 8 wischentlänge( Egon Fleischel, Berlin ) gern begleiten. Er fältig bewegten Nebeneinanders geschärft, unter den Ein- ist ein freundlicher Weggefährte, der die Kunst hat, zu führen, ohne druck dieser Fülle gerät. Der Amerikaner Walt Whitman ist aufdringlich zu sein. Er hat die Kunst, die schlichte Sprache des Paquets Vorgänger. Aber Form und Ausdrud wachsen bei Baquet Lebens selbst als Dichtersprache zu geben. Seine Gedichte haben so ursprünglich und natürlich, seine Welt hat die Bildkraft des selbst gar nichts Gewolltes, das sich kunstvoll gebaut aus dem Leben abGeschauten. Er ist der Sohn der Industriestadt„ hoch über der hebt, sie sind immer nur in der Gelegenheit des Augenblicks aus Straße geboren" und in sein Leben ist die Richtung gekommen, dem Tun der Seele abgelesen. tausendfältige Bewegung mit den Augen als Genuß zu suchen und das Ganze mit dem Einzelnen entwirrt und doch in seiner wirbelnden Wirklichkeit klar zu packen. Vom Großen jagt es ihn zum Größeren, und so bauen sich über die deutschen Großstadtbilder gewaltigere Bewegungen des Lebens amerikanischer Weltstädte.
„ Ich habe
Mein Leben eingesetzt, die Erde zu bezwingen und in allen Fugen Sie auszuforschen und zu beuten wie ein Bote und Kundschafter Von einem andern Stern."
Aber wie Ungeheures auch das Leben der fernen Riesenstädte ihm zeigen mag, was irgend anderswo auf Erden" ihm höchstes Glüd bedeutete, was ihm die Möglichkeit gab, sich selbst zu fühlen und anzugehören, auch in der fernen Fremde wird es ihm zuteil. Es raunt ein Wind: mein Sohngefühl dem fernen Vaterland, Dem Mutterleib, der mich zur Welt hinausgestoßen hat. Frei wallend lieb ich jedes Land und Meer, und keins. Ich könnte wohl auch hier geboren sein."
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Bürger des deutschen Vaterlandes und Bürger der Welt zu sein, das ist die freudige Ueberzeugung, in der das Leben dieses jungen Dichters seiner selbst jauchzend gewahr wird. Er ist ein begeisterter Erschauer jeder Maisenbewegung, und seine Gedichte sind breit würfige Schilderungen des Erschauten, die im einzelnen in Strich und Farbe höchst plastisch zeichnen. Mancher deutsche Poet hat eine Boltsversammlung geschildert, feiner aber hat sich wie Paquet oder überhaupt vor ihm herangetraut an einen Stoff wie den amerikanischen Volkskonvent, diese Zusammenkunft von 30 000
Flaischlen versinnlicht, wie inhaltreich und fruchtbar auch die Minute des Ausspannens sein kann. So ergibt sich dies für ihn charakteristische Liedplaudern, diese improvisierende Art, Geschautes und Gedachtes zu sagen, ohne Spannung, ohne tunstvollen Guß, mit Gelegenheitsreimen und oft mit gesprochenen Gedanken, die künstlerisch nicht aufgearbeitet sind, aber den Menschen von Sonderart doch vernehmlich werden lassen, den Menschen, der sich nicht überheben möchte, der die Dinge unter sich wissen will, ohne sie zu vergewaltigen. Er wird nicht müde, die so oft genossenen der Wolken, und die Düfte und das Rauschen der Natur und all Farben des Himmels, der Wiesen, des Frühlings, der Rosen und ihre endlosen Weiten immer aufs neue zu genießen und in ihrem tausendfältigen Gleichniswert für das menschliche Leben zu empfinden. Leise streift die Hand an die alten Fragen vom Sinn des Lebens, und immer so, daß der Lebensmut dabei gewinnen kann. Flaischlen ein Lebenslämpfer ist, haben frühere Bücher von ihm ges zeigt, zulegt Jost Seyfried; in diesen Zwischenklängen, die nicht als eine neue Stufe, sondern als ein Verweilen und Nachsammeln auf schon abgeerntetem Grunde gelten wollen, tritt nicht der Kämpfer, mehr dagegen die freundlich duldende Art hervor, die zum Wesen des Dichters gehört. Aber nun drängt sie bisweilen bor die Frage, ob nicht das Geltenlaffen schon zum Gehenlassen wird, das bedenklich scheint und gefährlich ist in einer auf Stampf und Kraftmessen gestellten Zeit, die das Gesunde heraushauen soll auf freies Feld, das ihm vorerst noch fehlt. Die Jahre der ersten grauen Fäden im Haar find freilich gar oft die Jahre beginnender Resignation, wo die Jugendwünsche verblaßt in der
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