und rechneten aus, was ihnen außerdem noch zukommenkönnte. Natürlich konnte man Fische und andere Produktean die vielen Arbeiter und an den Verwalter verkaufen: Holzauch: das war nicht zweifelhaft. Dann kam der Direktorheraus, vielleicht mit Familie, und wollte auf Sommerfrischewohnen. Dann konnte man natürlich dem Professor dieMiete steigern: und Carlsson konnte vielleicht feine Stugaauch vermieten. Alles werde schön und gut werden.Carlsson legte selber das Geld in den Sekretär und faßhie halbe Nacht vor der Klappe, um zu rechnen.Während der nächsten Woche fuhr Carlsson mehrere MaleNach dem Badeort Dalarö und kam mit Tischlern und Malernzurück. Auf seiner Veranda hielt er kleine Empfänge ab: erhatte einen Tisch dahingestellt: an den setzte er sich, trankKognak, rauchte die Pfeife und überwachte die Arbeit, diejetzt große Fortschritte machte.Bald waren Tapeten in allen Zimmern, sogar in derKüche; und dort wurde auch ein ordentlicher Herd einge-mauert. Die Fenster wurden mit grünen Läden versehen,d'ie weithin leuchteten: die Veranda wurde noch einmal ge-.strichen, und zwar weiß und rosenrot: auch erhielt sie aus derSonnenseite eine blau- und weißgestreiste Zwillichgardine.Um Hof und Garten erstreckte sich ein Lattenzaun, der graugestrichen war und weiße Knöpfe hatte.Die Leute standen lange davor und gafften die Herrlich-keit an: Gustav aber stand am liebsten in gehöriger Ent-fernung hinter einer Ecke oder einem dichten Busch: eine Ein-ladung, auf die Veranda zu kommen, nahm er selten oder nie-mals an.Es war einer von Carlssons Träumen, die er in rechtIlaren Nächten träumte, wie der Professor auf der Verandazu sitzen, selbstherrlich zurückgelehnt, aus einem FußglasKognak nippend, sich die Aussicht anzusehen und eine Pfeifezu rauchen— noch lieber eine Zigarre: aber die war ihm nochzu stark.Als er acht Tage später eines Morgens in aller Frühedort saß, hörte er im Sund vorm Roggenholm einen Dampferpfeifen.„Jetzt kommen sie," dachte er: und als Herr am Ortewollte er fein sein und sie empfangen.Er ging hinunter in die Stuga und zog sich an: schicktenach Rundgvist und Norman, die ihn nach dem Roggenholmbegleiten sollten, um die fremden Herren zu empfangen.(Fortsetzung folgt.)(Nachdruck verbalen.)� fettcbcn.Erzählung von Guy de Maupassant.Deutsch von E. W.Der Hunger wuchs und verstörte die Gemüter; und keineKneipe, keine Wirtschaft zeigte sich; die Annäherung der Preußenund der Durchmarsch der ausgehungerten französischen TruppenHatte alles Gewerbe vertrieben.Die Herren versuchten in den Bauernhöfen an der Straßezu requirieren, aber sie fanden nicht einmal ein Stück Brot; diemißtrauischen Bauern versteckten ihre Vorräte aus Furcht, von denSoldaten ausgeplündert zu werden, die nichts zu beißen hatten.und mit Gewalt nahmen, was sie fanden.Gegen ein Uhr nachmittags erklärte Loiseau, daß er ent-Ischieden ein gehöriges Loch im Magen fühle. Alle litten längstwie er, und das heftige Nahrungsbedürfnis war ständig gewachsenUnd hatte die Unterhaltung ertötet.Bisweilen gähnte einer; ein anderer ahmte ihm unverzüglichnach, und alle nacheinander öffneten, je nach Charakter, Lebensart;Und sozialer Stellung, den Mund geräuschvoll oder zurückhaltend,die Hand schnell vor den klaffenden, dampfenden Abgrund.Fettchen beugte sich mehrfach nieder, als ob sie etwas unterden Röcken suchte. Sie zögerte ein Weilchen, blickte ihre Nachbarnan und richtete sich wieder ruhig guf. Die Gesichter waren bleichund verzogen. Loiseau beteuerte, er würde tausend Franks für«inen Schinken zahlen. Seine Frau machte eine Bewegung wiezum Protest; dann beruhigte sie sich wieder. Sie litt immer, wennsie von Geldvergeudung hörte, und hatte nicht einmal für Scherzedarüber Verständnis.>„Tatsache ist, daß ich mich nicht wohl fühle," sagte der Graf;�wie habe ich nicht daran denken können, Vorräte mitzunehmen I"Jeder machte sich denselben Vorwurf.Cornudet aber hatte eine Feldflasche mit Rum; er bot sie an;man lehnte kühl ab. Nur Loiseau nahm zwei Tropfen, und alsvc die Flasche zurückgab, dankte er: ,Das tut doch gut, das er-wärmt wieder und täuscht über den Hunger/— Der Alkohol versetzte ihn in gute Laune, und er schlug vor, wie im Lied auf demSchifflein zu verfahren: den fettesten Reifenden zu verzehren.Diese indirekte Anspielung auf Fettchen verletzte. die wohl-erzogenen Leute. Man gab keine Antwort; nur Cornudet hatteein Lächeln. Die beiden Schwestern beteten nicht mehr ihrenRosenkranz, und, die Hände in die weiten Aermel versenkt, saßensie unbeweglich da, mit beharrlich niedergeschlagenen Augen;wahrscheinlich weihten sie dem Himmel das Leid, das er über siegeschickt hatte.Um drei Uhr endlich, als man sich mitten in einer endlosenEbene befand, ohne ein Dorf in der Runde, bückte sich Fettchenlebhaft und zog unter der Bank einen breiten, mit einer weißenServiette bedeckten Korb hervor.Sie entnahm ihm zuerst einen kleinen Teller, einen feinensilbernen Becher, dann eine geräumige Terrine, in der zwei ganze,schon zerlegte Hühner mit ihrem Saft geronnen waren: Pasteten,Obst, Süßigkeiten, Vorräte für eine dreitägige Reise, auf derman auf die Gasthofsküche verzichten will. Vier Flaschenhälseragten zwischen den Eßwaren hervor. Sie nahm einen Hühner-flügel und begann ihn fein säuberlich zu essen, mit einem Brötchen,wie man sie in der Normandie Regence nennt.Alle Blicke hingen an ihr. Der Duft breitete sich aus, er-füllte die Nasen, ließ das Wasser im Munde zusammenlaufen, unddie Kinnbacken zogen sich an den Ohren schmerzhaft zusammen,Die Verachtung der Damen für daL Frauenzimmer wurde wild,als ob man Lust hätte, sie zu töten oder sie aus dem Wagen zuwerfen, in den Schnee: sie, ihren Becher, ihren Korb, ihre Eßwaren.Loiseau verzehrte mit den Blicken die Hühnerterrine. Ersagte:„Bravo, gnädige Frau waren vorsichtiger als wir. Es gibtMenschen, die eS verstehen, immer an alles zu denken."— Sieerhob den Kopf zu ihm:„Wenn Ihnen etwas gefällig ist? Esist hart, wenn man seit morgens fastet."— Er verneigte sich:„Na, offen gesagt, ich sage nicht nein, ich Halts nicht mehr aus.Krieg ist Krieg, nicht wahr, gnädige Frau?"— Und indem erringsum blickte, fügte er hinzu:„In solchen Augenblicken ist manrecht froh, Menschen zu finden, die einen verpflichten."— Erbreitete eine Zeitung aus, um seine Hose nicht zu beschmutzen, undmit der Spitze eines Messers, das er immer bei sich trug, nahmer eine saftglänzende Keule, riß das Fleisch mit den Zähnen abund kaute es mit so deutlich sichtbarer Befriedigung, daß einschwerer Seufzer der Beklemmung durch den Wagen ging.Aber Fettchen bot mit demütiger und sanfter Stimnie denSchwestern an, ihr Mahl zu teilen. Sie nahmen beide sogleichan und, ohne die Augen zu erheben, begannen sie sehr hastig zuessen, nachdem sie ihren Dank gestammelt hatten. Cornudet lehntedas Anerbieten seiner Nachbarin auch nicht ab, und man stelltemit den Schwestern eine Art Tisch her, indem man Zeitungenauf den Knien ausbreitete.Ein unaufhörliches Oeffnen und Schließen des Mundes, einwildes Schlucken, Kauen, Verschlingen. In seinem Eck arbeiteteLoiseau schwer und trieb halblaut seine Frau, ihm zu folgen.Sie widerstand lange, nach einem Krampf aber, der ihre Ein-geweide durchzuckte, gab sie nach. Dann fragte ihr Mann in wohl-gesetzter Wendung, die„reizende Reisegefährtin", ob sie ihm ge-statte, Frau Loiseau ein Stückchen anzubieten. Sie sagte:„Aberja, gewiß," und mit einem liebenswürdigen Lächeln reichte siedie Schüssel.Eine Verlegenheit entstand, als die erste. Flasche Bordeauxgeöffnet war: es war nur ein Becher da. Man wischte ihn abund gab ihn weiter. Nur Cornudet, der wohl galant sein wollte,setzte ihn an der Stelle an, die von den Lippen seiner Nachbarinnoch feucht war.Derart von speisenden Menschen umgeben, vom Eßdunst er-stickt, litten der Graf und die Gräfin von Breville, wie Herr undFrau Carre-Lamadon die entsetzlichsten Qualen des ewigen Tanta-lus. Plötzlich aber stieß die junge Frau des Fabrikanten einenSeufzer aus, so kläglich, daß alle Köpfe sich nach ihr wendeten;sie war weiß wie draußen der Schnee; ihre Augen schlössen sich,die Stirn neigte sich: sie war ohnmächtig geworden. Ihr Gattegeriet außer sich und flehte um Hilfe. Alles verlor die Be-sinnung, da führte die ältere der Schwestern, den Kopf der Krankenstützend, zwischen ihre Lippen Fettchcns Becher ein und ließ sieein paar Tropfen Wein schlucken. Die hübsche Dame bewegte sich,öffnete die Augen, lächelte, und mit ersterbender Stimme erklärtesie, daß sie sich jetzt durchaus wohl fühle. Damit sich das aber nichtwiederholte, nötigte die Schwester sie, ein Glas Rotlvem zu trinken,und sie fügte hinzu:„Das kommt vom Hunger, von nichtsanderem."Da stammelte Fettchen, errötend und verlegen, mit einemBlick auf die vier nüchtern gebliebenen Reisenden:„Mein Gott,wenn ich den Herren und Damen anbieten dürfte..." Sieschwieg; sie fürchtete eine Abweisung. Loiseau nahm das Wort:„Aber natürlich, in solcher Lage sind wir alle Brüder und müsseneinander helfen. Los, meine Damen, keine Umstände, nehmen Siean, Teufel auch! Wer weiß, ob wir heute auch nur ein Nacht-quartier finden! Wenn wir so weiter fahren, sind wir vormorgen mittag nicht in Totes." Man zögerte, keiner wollte dieVerantwortung für das„Ja" übernehmen.Aber der Graf löste die Frage. Er wandte sich zu dem dickenMädel, das ganz eingeschüchtert war, und mit dem großartigen