mctn Jauscngeld erspnre, hade ich in fünf Tagen zwanzig Heller beisammen und kann Dir die Nachtigall bezahlen." Salomon war sehr ungläubig. Mehrmals schon hatte Georg versucht, sein Jausengeld zu sparen, um bei ihm einen Einkauf machen zu können, es aber nie weiter gebracht als bis zu acht, höchstens zu zthn Heller. Dann war er plötzlich an einem Nachmittag zu hungrig geworden und hatte sein ganzes Geld auf einmal ausgegeben, für eine besonders lockende Bretzel. Beim Bäcker an der Ecke bekam man so köstliche! Er hatte auch schon seinen kleinen Besitz an Kupfer- münzen Aermeren, als er selbst war, geschenkt. Salomon zweifelte mit gutem Grund an der Fähigkeit desjungen Herrn", etwas zurückzulegen. Dennoch erfüllte er ihm seinen Wunsch. Eine Nachtigall blieb unverkauft, die beste. Wer die zu behandeln verstand, konnte ihr ganz besonders klang- reiche Töne entlocken. Und heute hatte Georg sie erworben, war glorreich vor Salomon hingetreten, hatte ihm zehn Zweihellerstücke in die Hand gezählt und die Nachtigall in Empfang genommen. Der Unterricht in der Gebrauchsanweisung wardrein- gegangen". Das kleine Instrument wanderte von einem Mund zum andern, und sogleich, mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit lernte Georg dem Tabulettkrämer seine Kunst ab. Was ein Talent zur Musik! Ich Hab miissen lernen drei Tag, bis ich Hab spielen gekonnt. Sie können gleich spielen, besser als ich." Georg erwiderte glückselig, es sei ja so leicht. Ach, wenn alles so leicht wäre, wenn es mit der Mathematik und der Geschichte und mit dem Griechischen auch so ginge! In Solomons melancholischen Augen leuchtete es auf: -Mir möchte leicht sein das Studieren," sprach er und sah sehr hochmütig und sehr traurig aus. -(Fortsetzung folgt.Z Sine protestantische Inquisition. Am 14. August wurde'n der französischen   Stadt Vienne   in der Dauphins ein grotzeS Standbild mit fünf 8 Meter hohen Figuren enthüllt zum Andenken an den berühmten Arzt, freidenkerischen Theologen und Märtyrer des 16. Jahrhunderts Michael©erbet, der eigentlich Miguel Serveto   y Neves hietz. Bereits in dem Calvin-Artrkel zum 10. Juli wurde des Manne? gedacht, der nebst so manch anderem dem Reformator der französischen  Schweiz   zum Opfer fiel, weil er die Dreieinigkeit in seinen Schriften anders aufzufassen sich erlaubte als Calvin  . Ein Spanier von Gc- burt, studierte er in Toulouse   die Rechte, kam im Gefolge Karls V., dessen Kaiserkrönung er beiwohnte, nach Deutschland   und stand hier in den Diensten des kaiserlichen Beichtvaters Quintana. AIS   es ihm nicht gelang, den OekolampadiuS, einem der Ktrchenreformatoren des 16. Jahrhunderts, für seine von der Kirchenlchre abweichenden spekulativen Ansichten von der Trinität zu gewinnen, wandte er sich im Oktober 1530 nach Straßburg   und veröffentlichte sein WerkOs trmitatis erroribus", von dem der Rat zu Basel  viele Exemplare vernichten ließ und von dessen Verfasier der ftomme Bucer urteilte,er sei würdig, daß man ihm die Eingeweide aus dein Leibe reiße". Dagegen suchte Servet   seine Ansichten in einer zweiten Schrift weiter zu begründen. Dann trieb er längere Zeit in Paris   medizinische Studien und lebte seft 1540 in der alt­römischen Stadt Vienne  , wo er die ärztliche Praxis ausübte und die meisten seiner Werke verfaßte. Von hier aus trat er auch mit Calvin   in Korrespondenz, indem er sich einbildete, den starren Reformator für seine Ansichten gewinnen zu können. Calvin   brach aber den Verkehr mit ihm ab und schrieb an Farel, einem seiner Mitarbeiter in Neuchatel  :Wenn Servet   nach Genf   käme, wurde ich nicht dulden, daß er am Leben bliebe." Als dann Servet 1553 in Lyon   seine theosophische SchriftCbristia.» nismi restitutio" erscheinen ließ, in der er die katholische und protestantische Orthodoxie zugleich angriff, schrieb em französischer Flüchtling in Genf   an seine Verwandten in Lyon  , es sei sehr upnassend, in Frankreich   die Protestanten zu sehr zu verfolgen, während man in Vienne   einen Ketzer dulde, der verbrannt zu werden verdiente. Der Verwandte klagte nun Servet   bei der Inquisition zu Vienne   an. Die Beweise schienen derselben aber noch nicht genügend und sie ließ sich von dem erwähnten Flüchtling Briefe ServetS icnden, welche derselbe von niemand ander? erhalten hatte, als von Calvin  , der ja mit dem Unglücklichen korrespondiert hatte. So wurde Servet   überführt und in Lyon   in den Kerker geworfen, während sein Bild und seine Werke auf Befehl der Inquisition verbrannt wurden. Der arglose Ketzer entkam zwar aus dem Gefängnis(1553) aber nur. um aus der päpstlichen Charybdis in den Schlund der calvinischen Scylla zu fallen, denn unglücklicherweise führte das Geschick dqS Opfer zweier Inquisitionen nach Genf  . In dem vermeintlichen Astst vcrsvlgter Glaubensmärtyrer sollte das mtgeheuerliche Schaulpiel einer pro- testantischen Ketzerverbrennung aufgeführt werden. Der Großinquisitor von Genf   war damals eben in heftigem Kampfe mit den verhaßten»Libertiuern"(Anhängern Zwinglis) begriffen und schien nahe daran, ihnen zu unterliegen. Da galt es denn für den wankenden Glaubensdiktator, sich durch eine ent« schiedene Tat zu retten, die seine Gegner erschrecken und ein» schüchtern würde. Vollbrachte er in diesem Augenblick nichts Außer- ordentliches, so stand seine zweite Verbannung vor der Tür, und alle seine hochfliegenden Pläne wurden zu Wasser. In dieser kritischen Lage hielt Calvin   eine Predigt. Da erblickte er in einer Ecke der Kirche einen in einen Mantel gehüllten Fremden, unter dessen buschigen Brauen zwei blitzende Augen auf ihn gerichtet waren und jedes Wort, das von seinen Lippen kam, gierig aufzufangen schienen. DaS Blut stockte ihm beinahe vor freudiger Üeberraschuitg. Er ließ nichts merken und predigte mit kalter Ruhe zu Ende. Als er aber das Gotteshaus verließ, sandte er sogleich seine Ergebenen aus und ließ den Flüchtling von sicherer Hand ergreifen. Da indeffen die da- maligen Gesetze die Verhaftung deS Anklägers gleich dem' Angeklagten   forderte», um gegen eine falsche An« klage Bürgschaft zu besitzen, dec Reformator aber nicht gern sitzen mochte, mußte sein Schreiber statt seiner die Anklage ein- reichen und das Gefängnis beziehen. DaS inquisitorische Machwerk beschuldigte den Angeklagten, die Dreieinigkeit, die Gottheit Christi, die Unsterblichkeit und die Kindertaufe geleugnet zu haben. Da eS Calvin   so wollte, wurde die Anklage bald begründet gefunden, der scheinbare Ankläger entlassen. Der Inquisitor nahm nun seine Maske ab. Die von ihm selbst verfaßte Anklageschrift befaßte sich nicht mit Dogmatil, sondern warf sich darauf, daß Servet ein für Staat und Kirche gemeingefährlicher Mensch, ein Rebell und Friedensstörer sei. Die Person des Angeklagten mußte moralisch vernichtet und sein Gegner durch diesen geistigen Mord erhoben werden. Servet   erhielt nicht einmal einen Ver» leidiger und seine Rechtfertigungen wurden nicht berücksichtigt. Da- gegen benutzte Calvin   seine Stellung, um von der Kanzel herab gegen den Feind zu donnern und ihn als Gotteslästerer zu kenn- zeichnen. Der Prozeß erregte Aufsehen. Die katholische Inquisition zu Vienne   verlangte von Genf   ihren Flüchtling heraus, aber er wurde ihr verweigert: die protestantische Jnquisinon wollte ihn selbst morden! Die beiden theologischen Streiter bekämpften sich nun heftig in gegenseitigen Schriften, welches Recht die Zwinglianer dem An» geklagten erwirkt hatten. Servet   nannte Calvin   einen elenden Magier und seine Anklage ein Hundegebell. Dieser beschuldigte da» gegen Servet   der Abficht,das Licht auszulöschen, das wir im Worte Gottes haben, um alle Religion abzuschaffen". Da sich aber gegen den beabsichttgten Ketzerinord immer noch viele Opposition erhob, schlug Calvin   sie durch beistimmende Gutachten, die er bei auswärtigen Theologen(bei den evangelischen Ministerien von Zürich  . Bern  , Basel   und Schaffhausen  ) einholte, vollends nieder, und am 26. Dktober 1553 verurteilten 15 gegen 5 Stimmen den Unglücklichen zu dem Tode, dem in seinem Vaterlande Spanien da- mals alle Genfer ohne Ausnahme preisgegeben worden wären! Calvin   hatte gesiegt und die Reformation war mit einem unaus« löschlichen Brandmale befleckt. llnr sich den Schein des MitleidenS mit seinem Opfer zu geben,' beantragte der Dittator die Vertauschung des Feuertodes mit der Enthauptung. Servet  , dem noch ein vergeblicher Hoffnungsstrahl auf Freisprechung geleuchtet hatte, soll sich bei Ankündigung des Urteils verzagt benommen und um Gnade gefleht haben. Einen Widerruf lehnte er jedoch beharrlich ab. Am Tage nach dem Urteil prasselte» auf der Anhöhe Charpel bei Genf   die Flammen, die einen alleinstehenden Forscher verzehrten, um, wie die Menschenverbrenner wähnten, der Welt zu beweisen, daß drei gleich eins und eins gleich drei ist. Calvin   hatte durch seine inquisitorische Untat wenigstens das er- reicht, in Genf   ungestört bis an sein Lebensende herrschen zu können und in seiner Eigenschaft als Papst der an die Gnadenwahl Glaubenden keinen Widerspruch zu erfahren. Er erlebte deit Triumph, daß die Nachfolger Luthers   und Zwinglis, Melanchthon und Bullinger, ihm zur Beseitigung des Ketzers Glück wünschten. Da- gegen verurteilten dessen Verbrennung mit scharfen Worten die unabhängigen Theologen Castellio  , der um seiner Grundsätze willen von Calvin   als Rektor des Kollegiums zu Genf   verttieben wurde, SocinuS  , CelsuS und de Thou. 1903 errichteten die Genfer   dem unerschrockenen Verfechter seiner Meinung ein Sühnedenkmal, das beim Hospital Cantonal, an der Ecke der Rue Michel-Servet   seinen Platz gefunden hat, und in diesen Tagen folgte eine nette Ehrung des kühnen Mannes in der Stadt, in der er nicht nur der leidenden Menschheit jahrelang diente, sondern auch den Gesimden ein Führer sein wollte. Strafe und Belohnung bei der Kindererzichung. Ich halte alle äußeren Erziehungsmittel ohne Ausnahme für berkehrt. Vielleicht wird man vielfach ohne sie nicht auskommen können. Aber sie zeugen immer von der Ohnmacht und Unfähig- keit der Srzieher und einer bisher mißlungenen Erziehung. Sie