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Kimstschriftsteller Hermann Muthefius- Berlin gibt einen Ueber Ineuesten Heft des Dbservatory" wieder für diesen unsicht blid über die historische Entwidelung des baren Planeten ein, der von ihm die vorläufige Bezeichnung 0 modernen Kunstgewerbes und erörtert die leitenden Ge- erhalten hat. Er schließt auf seine Eristenz aus gewissen fichtspunkte, va denen die neusten reformatorischen Bestrebungen Störungen in der Bahn des Uranus  , in der er sechs verschiedene auf diesem Gebiete ausgehen. Zu der Frage der Erziehung Abweichungen von den besten Berechnungen findet. Von diesen des gewerblichen Nachwuchses hatte der geschäftsführende Störungen sind nach seiner Meinung wenigstens drei auf keine Ausschuß des Werkbundes eine Anzahl Leitfäße ausgearbeitet, die andere Weise zu erklären, als durch das Vorhandensein eines solchen Herr Dr. Wolf Dohrn- Dresden   in einem ausführlichen Referat er- Planeten. Nach den Beobachtungen an der altberühmten läutert. Peter Bruckmann- Heilbronn  , der zweite Vorsitzende des Sternwarte in Greenwich   hat die Unregelmäßigkeit in der Bundes, beleuchtet das Thema aus den Erfahrungen der Groß- Bahn des Saturn seit den letzten 70 Jahren dauernd zugenommen. industrie heraus, während Professor Rudolf Bosselt  - Düsseldorf   vom Professor Pickering erinnert daran, daß auch der Planet Neptun Standpunkt der Kunstgewerbeschule  , des Lehrers und des Künstlers, zuvor berechnet und dann erst entdeckt worden ist, gibt aber zu, daß seine Vorschläge und ſein Brogramm in dieser Frage die Aufgabe hier etwas anders liegt. Es wäre vielleicht jetzt schon entwickelt. Es ist hier natürlich nicht möglich, auf den Zeit, auch sämtliche Beobachtungen des Neptun in sorgfältigste Bes reichen Inhalt des Buches näher näher einzugehen und unsere arbeitung zu ziehen, um etwaige Störungen zu ermitteln, die sicher in manchen Punkten abweichenden Meinungen über die vorhanden sein müssen, wenn noch ein weiterer Planet jenseits im einzelnen funstgewerblichen Fragen eingehend zu begründen. Ich Weltraum freist. begnüge mich deshalb mit der soeben gegebenen Uebersicht über das im Buche enthaltene Material und füge hinzu, daß das Studium der Werkbunds- Verhandlungen für jeden, der sich mit dem Problem einer Reform des deutschen   Kunstgewerbes ausführlicher beschäftigen will, eine Notwendigkeit ist.

Berthold Haendde, Deutsche Kunst im täglichen Leben. Mit 63 Abbildungen im Text.( Druck und Verlag von B. G. Teubner in Leipzig 1908.) Preis geheftet 1 M., gebunden 1,25 M. Ludwig Diehl  , Der Altertümer- Sammler. Mit 324 Jllu­strationen.( Berlag von W. Spemann in Berlin   und Stuttgart  .) Preis 4,80 M.)

Archäologisches.

Die neuen Ausgrabungen auf Delos  . Die Aus­grabungen auf der Insel Delos  , die von der französischen archäo­logischen Schule in Athen durchgeführt werden, sind jeßt in ein Stadium getreten, das die hohe Bedeutung dieses großartigen Unternehmens für die Archäologie und die Geschichte der griechischen Kultur deutlich erkennen läßt. Der ganze weite heilige Tempel­bezirk um die Kulturstätte des Apollo und das große Quartier um das Theater herum sind nun freigelegt und laffen ein unüber­sehbares Trümmerfeld erkennen, in dem hie und da noch ganze Mauern aufragen, überall herrliche Säulenschäfte aus Steingeröll Ich überschäße den Wert kunstgeschichtlicher und besonders funft herausleuchten und kostbare Ueberreste altklassischer Kunstübung historischer Kenntnisse feineswegs. Man fann in der Entwickelungs- sich darbieten. Um dieses Ziel zu erreichen, mußten durch sechs geschichte der architektonischen und kunstgewerblichen Stilformen Jahre hin nicht weniger als 45 000 Subikmeter Erde jährlich forts genau Bescheid wissen, über die unterscheidenden Merkmale der ein- geschafft werden. Delos  , dessen Blüte von sehr früher Zeit, etwa zelnen Maler und Bildhauerschulen aufs beste informiert sein, und dem achten Jahrhundert v. Chr., bis in das dritte und zweite braucht deshalb doch noch keinen Schlüssel zum wahren Kunst- Jahrhundert v. Chr. herabreicht, war nicht nur der Mittelpunkt verstehen und Kunstgenießen zu besitzen. Es ist bekannt, wie hilflos der antiken Apolloverehrung, sondern auch eine reiche Handels­zuweilen gerade die gelehrten Kunstprofessoren dem lebendigen stadt. Neben den Tempeln finden sich also hier gewaltige Bauten, Kunstschaffen ihrer Beit gegenüberstehen und mit welchem absoluten die als Speicher und Haupthallen dienten. Durch die Ausgra Unverständnis diese sogenannten Sachverständigen oft den größten bungen, bei denen die einzelnen Straßen und Gebäude möglichst und folgenschwersten Neuerscheinungen auf fünstlerischem Gebiete forgfältig freigelegt und die Anlage des Ganzen erhalten wurde, begegnen. Immerhin aber ist, wenn auch keineswegs Gelehrsamkeit, sind vorzüglich erhaltene Beispiele altgriechischer Zimmer­so doch ein gewisses Maß von Kultur und kunstgeschichtlicher Bildung dekorationen ans Licht getreten, die die Delischen Funde mit denen notwendig, wenn man zum vollen Verstehen der durch die Jahr von Pompeji   in eine Parallele zu sehen erlauben, wobei freilich tausende uns überlieferten Kunstschäze gelangen und die Be- Delos das höhere Alter und damit den Glanz der großen klassischen strebungen und Leistungen der Gegenwart richtig auffaffen und Kunst vor der italienischen Ruinenstadt voraus hat. Die Mosaik. werten will. An Hilfsmitteln dazu fehlt es nicht. Je mehr friese und die großen Wandgemälde, die die größeren Wohnhäuser in den letzten Jahren das Interesse an fünstlerischen und der Insel zierten, leuchten zum Teil noch in glänzenden Farben besonders ant funstgewerblichen Fragen zugenommen hat, und lassen die Schönheit klassisch antiken Hausschmudes erkennen. desto größer ist auch die populäre Literatur geworden, die den Laien Die breiten Quais, die Werften und Lagerhäuser, deren Trümmer in dieses Gebiet einführen und ihn darin auf eine möglichst mühes in dem Hafenquartier entdeckt wurden, zeigen die Bedeutung von Lose und unterhaltende Weise orientieren will. Freilich wüßte ich Delos   als Handelsstadt, haben aber geringeren fünstlerischen Wert. unter allen diesen Publikationen auch nicht eine zu nennen, die allen Die meisten Wohnhäuser fand man in dem Quartier um das berechtigten Anforderungen entspräche. Die meisten begnügen fich Theater und hier sind denn auch besonders reiche Studdekorationen mit einer mehr oder weniger geschickten Auswahl und übersicht- und Wandgemälde aufgedeckt worden, die sich in ihrer ganzen lichen Gruppierung des wissenswerten Tatsachenmaterials, ohne Frische der Auffassung und Reinheit der Farben erhalten haben. auch nur den leisen Versuch einer bertiefenden Er In dem Tempelbezirk war einer der bemerkenswertesten Funde Täuterung der historischen Zusammenhänge zu machen., Die ein Grab aus der mykenischen   Epoche, das in die Zeit zwischen fitten oder gar wirtschaftsgeschichtlichen Grundlagen der einzelnen dem zwölften und fünfzehnten Jahrhundert v. Chr. gesetzt wird. tunsthistorischen Epochen werden taum angedeutet. In dieser Das hohe Alter der delischen Kulturstätte wird dadurch an einem Hinsicht machen auch die Bücher von Haendcke und Diehl leider feine vorzüglichen Beispiele erwiesen; zahlreiche Trinkgefäße aus der Ausnahme. Beide leiten in gemeinverständlicher Darstellung zum selben Epoche von hohem Wert vervollständigten diese Entdeckung. Berständnis der äußeren tunstgeschichtlichen Erscheinungen an. Aber Auf einer großen Terrasse nahe dem Heiligtum wurden außer beide zeigen nur, was im Laufe der Jahrtausende geschaffen wurde, dem fünf folossale Löwenstatuen gefunden, die in gleichmäßiger nicht, aus welchen Gründen das Kunstschaffen der verschiedenen Entfernung von einander auf der Terrasse aufgestellt waren. G2 Epochen gerade diese und keine anderen Bahnen eingeschlagen hat find Werke, die in ihrem archaischen Charakter, der imponierenden und einschlagen mußte. Haendde ist etwas gründlicher, Diehl klarer Wucht der Ausführung und der Größe der ganzen Darstellung und prägnanter. Der erste behandelt nur die deutsche Architektur einen gewaltigen Eindruck machen. Salomon Reinach   hat die und das Kunstgewerbe, der zweite auch die Malerei und die Blaftit. Sypothese aufgestellt, daß sie dem Heiligtum von dem durch seinen In Ermangelung besserer Werte können die anspruchslofen Bücher Reichtum berühmten Krösus, König von Lydien  , zum Geschenk ge als erste Einführung und Anregung zu weiterer Beschäftigung mit macht worden seien. Er schließt dies aus der Tatsache, daß nach biesen Wissensgebieten immerhin empfohlen werden. J. S. der Erzählung des Herodot Krösus   dem Tempel von Delphi einen Löwen   aus purem Golde geschenkt haben soll. Da der Löwe das Ahnentier seines Geschlechts war, so könnte auch die Gruppe auf Delos   von ihm stammen. Sie gehört jedenfalls ins siebente oder sechste Jahrhundert v. Chr. Die Wohnhäuser von Delos   bestehen in ihrer Mehrzahl aus Säulenhallen, die um einen bieredigen Hof in der Mitte angelegt waren und die verschiedene Wohnräume Der unsichtbare Planet. Wer Kenntnis und Lust dazu enthielten. Viele Säulen und Hausmauern sind noch sehr gut era hätte, tönnte eine Wissenschaft des Unsichtbaren schreiben. Er fönnte halten. Das interessanteste unter den in letter Zeit ausgegrabenen den Stoff dazu aus einer ganzen Reihe von Naturwissenschaften Häusern ist die sogenannte" Villa der Kleopatra  ". Ein stattlicher nehmen und einen schönen Band zusammenbringen, ohne daß er sich Säulenhof mit hohen dorischen Säulen bildet ihr Zentrum; darin ber Weitschweifigkeit schuldig machen dürfte. An der Erforschung standen die Statuen des Besizers der Villa, Dioscourides und des Unsichtbaren nimmt in hervorragendem Grade auch die feiner Frau Kleopatra  , die natürlich mit der ägyptischen Königin Astronomie teil, seitdem sie gelernt hat, das Vorhandensein von nichts zu tun hat. Die weibliche Statue ist bis auf den fehlenden Himmelstörpern zu berechnen, ehe sie ein menschliches Auge oder Kopf vorzüglich erhalten und zeigt in der edlen Drapierung des auch die noch empfindlichere photographische Platte wahrgenommen Gewandes, der anmutigen Stellung und der feinen Ausführung hat. Neuerdings ist eine sehr lebhafte Erörterung über das Sein einen Nachklang der großen griechischen Kunstepoche. Die Statue oder Nichtsein eines Planeten jenseits des Neptun   geführt worden. stammt aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr., wie wir aus ihrer Während viele Himmelsforscher die Möglichkeit des Vorhandenseins Inschrift feststellen können die den Namen des Archon Timarchos eines solchen Körpers leugnen, tritt Professor Pickering im trägt.

Kleines feuilleton.

Astronomisches.

Verantwortl. Redakteur: Emil Unger, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchbruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co..Berlin   SW.