vnd deshalb, und hierin besteht der hauptsächliche Zweck meiner Erklärung, möchte ich wieder diese Leute bitten, denen die tlZerbreituug meiner Gedanken und meiner Tätigkeit unangenehm ist, »venn es ihnen keinesfalls möglich ist, sich ruhig zu Verhalten, wenn sie um jeden Preis Gewaltmittel gegen irgend jemand an» wenden wollen, diese unter keinen Umständen gegen meine Freunde zu richten, sondern gegen mich— den einzigen und hauptsächlichen Urheber wie des Erscheinens, so der Wer» breitung aller dieser unbeliebten Gedanken. Dies alles äußerte ich in bezug auf Gusiew und auf mich. klber der Umstand, der diese meine Erklärung hervorgerufen hat, hat noch eine andere, viel wichtigere Bedeutung, die nicht mich oder Gussew betrifft, sondern diesen Geisteszustand, in dem sich die Leute befinden, die solche Taten begehen, wie an Gussew eine verübt Worden ist. Wir sind alle davon unterrichtet, was in den letzten Jahren in kllußland vorgegangen ist und was jetzt daselbst vorgeht. Bon allen diesen Ungeheuerlichkeiten möchte ich nicht reden. Es ist schade um olle die, die ins Verderben gestürzt wurden und die noch jetzt in Werbannung und Gefängnis umkommenden verbitterten Menschen, die in Erbitterung und Haß auf den Schafotten sterben, aber wir müffen alle diese Unglücklichen nur bedauern, die solche Taten be- gehen und hauptsächlich sie vorschreiben. Denn wie sehr auch diese Leute in der Zuversicht sind, daß sie so zum Nutzen der Gesamtheit tun; wie sehr sie für diese Taten ebensolche Leute wie sie ermutigen und loben; wie sehr sie sich auch bemühen mögen, sich selbst zu betäuben durch mannigfache Besorgnisse und Zerstreuungen, es sind doch Menschen, und größten- teils sind es gute Menschen, und fühlen und wissen innerlich, daß sie schlecht handeln, daß sie dadurch, daß sie solche Taten begehen, das Kostbarste in der Welt— ihre Seelen— umbringen, allen wahren und wirklichen Freuden Türe und Tor schließen. Und allen diesen Leuten möchte ich aus Anlaß der für mich und Gussew unbedeutenden Ereignisse zurufen: Denkt an Euch, an Euer Leben, denkt daran, daß Ihr die göttlichen, geistigen Kräfte ver- schwendet. Schaut doch in Euere Seele, schont Eurer selbst." Verwunderlich ist in dieser Erklärung Tolstois der unverwüst- liche Optimismus, womit er an die Liebe und Güte der Verbrecher- bände appelliert, die in Rußland obenauf ist. Diese Mordspolitiker werden sich nicht wenig darüber freuen, daß Tolstoi ihnen gut zu- redet, anstatt zum politischen Kampf gegen die Unterdrücker aufzu- rufen. Kleines f euiUeton* Gesundheitspflege. — ± D i e Wasserreinigung mit Ozon. Die ersten Ver- ffuche. die desinfizierende Wirkung des Ozon zur Wasserreinigung gu verwenden, wurden von Fröhlich im Jahre 1389 unternommen. Dies Verfahren ist in Deutschland vielfach in Aufnahme gekommen jund mit gutem Erfolg angewandt worden. Daran schlössen sich im anderen Ländern verschiedene Verfahren, wie die von Tindal, Marmier und Vosmaer, die sich gleichfalls auf Grund bakteriolo- aischer Prüfung großes Vertrauen erworben haben. Die reinigende Straft des Ozon ist eine derartige, daß bei einem Gehalt von 2009 slbis 4000 Bakterien im Kubikzentimeter nach der Reinigung höch- Ftens noch 1— 2 Bakterien gefunden wurden. Allerdings ist die Art der Verunreinigung des Wassers in Betracht zu ziehen. Es erschiene vollkommen müßig, ein Wasser, das größere Mengen von loxhdierbaren chemischen Substanzen enthält, durch Ozon reinigen «zu wollen. In Paris , wo die Ozonisierung nach dem Verfahren von De Frise im Großen verwendet wird, unterzieht man das Wasser der Marne , aus dem ein Teil des Trinkwasserbedarfs ge- ldeckt wird, einer mechanischen Klärung, ehe die Ozonisierung statt- Findet. Ueber den. Kostenpunkt des Ozonisierungsverfahrens im Vergleich zur Sandfiltration und anderen Verfahren ist nicht so leicht Klarheit zu gewinnen. Nach Schätzungen von Erlwein be- itragen sie bei größeren Anlagen ca. 2 Pf. auf 45 Hektoliter Wasser, während nach einem anderen fachmännischen Urteil bei der Pariser Wasserreinigungsanlage in St. Maur der Preis für die gleiche Menge sich auf mehr als 2lH Pf. stellen würde. Die Verschieden- iartigkeit der Systeme erschwert es, verläßliche und vergleichbare Kiffern zu erhalten. Darin liegt natürlich eine große Schwierig- Seit für die Wahl des Systems, Medizinisches. Die Geographie der Krankheiten. Die geogra- phische Verbreitung läßt sich selbstverständlich von allen Gegen- ständen untersuchen, ohne daß diese Arbeit deshalb etwa noch in den Bereich der Geographie zu fallen braucht. Es ist sogar recht lehrreich und oft auch notwendig, ein klares Bild über das Vor- kommen gewisser Erscheinungen oder Tatsachen und ihre Ver- teilung auf der Erde zu erhalten. Was man die geographische Verbreitung der Krankheiten nennen könnte, ist noch längst nicht studiert worden, obgleich es wenigstens einige zusammenfassende Werke darüber gibt, namentlich das von Dr. Elemow. Erst durch -eine derartige, die Einzelkcuntnis sammelnde Darstellung erhält «nan einen Begriff von den vielseitigen Beziehungen, die sich aus dieser Betrachtung ergeben. Dr. Clemow hat in seinem Werk drer große Gruppen unterschieden, nämlich einmal die allgemeinen medizinischen und chirurgischen Krankheiten, zweitens ganz für sich allein— und das ist besonders hervorzuheben— die Hautkrankheiten, drittens die tierischen Schmarotzer und die mit ihnen in Beziehung stehenden Krankheiten. Mögen andere Gruppen wich» tiger sein, so ist die interessanteste jedenfalls die letzte, weil hier die geographische Verbreitung der Krankheiten in engster und nachweisbarer Verbindung mit der geographischen Verbreitung be- stimmter Tiere erscheinen. Es bleibt aber zu berücksichtigen, daß eine Krankheit nicht lediglich als ein Ergebnis einer bestimmten Ursache, z. B. der Ansteckung durch einen bestimmten Schmarotzer zu erklären ist, sondern durch das Zusammenwirken einer ganzen Reihe von Umständen, die sowohl in der Außenwelt als im mensch- lichen Körper selbst liegen. Es läßt sich übrigens denken, daß Krankheitskeime auch in Weltgegenden vorhanden sind, die gegen- wärtig keine menschlichen Bewohner haben und die nur auf das Eindringen des Menschen warten, um eine„neue Krankheit" zu erzeugen. Da die Krankheiten wandern, muß auch ihre geogra- phische Verbreitung mit der Zeit Veränderungen erleiden, obgleich diesen Schwankungen durch eine moderne EntWickelung der Ges sundheitspflege eine starke Schranke entgegengestellt worden ist. Astronomisches. Astronomische Neuigkeiten. Weitere Veränderun« gen im Südpolargebiet des Planeten Mars hat der französischs Astronom Desloges in den„Astronomischen Nachrichten" mitgeteilt. Ende August beobachtete dieser Forscher, daß das sogenannte Kim- merische Meer in dieser Gegend des Planeten durch ein Helles Band in schräger Richtung geteilt war, während in dem Zephyria ge- nannten Gebiet ein breiter Golf und außerdem in den nördlich angrenzenden Ebenen zahlreiche Veränderungen erkennbar waren. Die dunklen Gebiete des Planeten, die im Juni und Juli noch auffallend blaß gewesen waren, sind im folgenden Monat fast von Tag zu Tag dunkler geworden. Die am 13. August entdeckte graufarbene Region an der Ostseite der Polarkappe hat sich schnell verkleinert und scheint nach allen Richtungen einer Zersetzung ent- gegenzugehen.— Der sonst hauptsächlich gleichfalls mit dem MarS beschäftigte amerikanische Astronom Lowell hat jetzt im folgenden Heft der„Astronomischen Nachrichten" ein allgemeineres Thema be- handelt. Er macht darauf aufmerksam, daß eine merkwürdige Beziehung zwischen der Umdrehungsgeschwindigkeit der Monde der einzelnen Planeten und den Geschwindigkeiten dieser selbst in ihren eigenen Bahnen besteht. Lowell hat die betreffenden Ver- Hältnisse für die Planeten Jupiter , Saturn, Uranus und Neptun und ihre Trabanten untersucht und findet einen so regelmäßigen Zusammenhang, daß er nach seiner Meinung kaum auf einem Zufall beruhen kann. Außerdem ist Lowell Anhänger der Annahme von dem Vorhandensein kleiner Massenteilchen im Weltraum zwischen den Planeten und meint, daß der Umlauf der Monds durch sie in ihrer Geschwindigkeit verzögert werden müsse; dadurch würde außerdem eine allmähliche Annäherung der Monde an den Hauptplaneten bedingt sein.— Endlich sei noch erwähnt, daß die belgische Astronomische Gesellschaft wieder eine besondere Be- obachtung der August-Meteore veranstaltet hat und daß in Ant- werpen zwei Beobachter nicht weniger als 492 Meteore, darunter 129 von erster Größe oder von noch stärkerer Helligkeit festgestellt haben. Der Höhepunkt des Sternschnuppenfalls wurde für den 11. August ermittelt. Aus dem Tierreiche. Die Mausziege. Ein höchst merkwürdiges ausgestorbenes Tier ist bor kurzem entdeckt und jetzt wissenschaftlich untersucht worden. Der Fund ist einer Dame Dorothea Pate zu verdanken. die sich schon durch ihre früheren Forschungen in den Höhlen von Cypern und anderer Gegenden einen Namen geschaffen und sich in letzter Zeit den Höhlen der Insel Majorka in den spanischen Balearen zugewandt hatte. In einer der Höhlen dieser Insel hatte sie nichts weiter gefunden als einige Ziegenknochen und war mit diesem Ergebnis recht unzufrieden, übergab die Knochen aber doch einem Sachverständigen zur genaueren Prüfung. Dabei hatte sich nun herausgestellt, daß dieser zunächst verachtete Fund eine Ueberraschung ersten Ranges darstellt. Unter den Knochen befand sich glücklicherweise auch der Schädel des ausgestorbenen Höhlen- tieres, und aus seiner Bezahnung ließ sich der sichere Schluß ziehen, daß diese Ziege insofern all ihren bekannten Verwandten unähnlich gewesen sein muß. als sie die Lebensweise eines Nage- tieres geführt hat. Demzufolge ist das Tier im„Geological Magazine" als eine ganz neue Form unter dem Namen Mz�o- tragns(eigentlich Mausziegc) balearicus beschrieben worden. Der Schädel ist ungewöhnlich kurz und besitzt auf der Vorderseite des Unterkiefers nur ein einziges Paar von Schneidezähnen, während alle Wiederkäuer sonst vier Paare von Schneidezähnen einschließ- lich der Eckzähne haben. Die Schneidezähne jenes Schädels gleichen auch sonst in jeder Hinsicht denen der Nagetiere, namentlich darin, daß sie dauernd nachwachsen und daß der Schmelzüberzug auf die vordere und äußere Fläche beschränkt ist. An der Spitze weisen die Zähne eine starke Abnutzung auf. Die Mittelfußknochen an beiden Gliedmaßen deS Tieres sind gleichfalls auffallend durch ihre ungewöhnliche Kürze und Breite, wie sie sich bei dxn ge« wöhnlichen Ziegen nicht findet. Mrantwortl. Redakteur: Emil Unger, Berlin.— Druck«. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagsanstaltPaul Sing-c L-To., Berlin 21«.
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26 (21.9.1909) 183
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