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Böhnlichen Uebertragungsweise oder von der Vervielfältigung aus
tönnen.
Das 19. Jahrhundert, das Jahrhundert der naturwissenschaftLichen Gesundheitspflege, hat uns gelehrt, daß die schlichten stetigen Anstrengungen, die sich darum bemühen, die äußeren Lebensverhältnisse des Menschen unter voller Schonung feiner Person zu verbessern, genügen, um auf allen Gebieten der übertragbaren Krankheiten einen bedeutenden Rückgang der Erkrankungs- und Sterbeziffern zu bewirken. Dadurch ist erreicht, daß der Mensch mit europäischer Lebensart in verpesteten Ländern wie Indien mitten in wütender Seuche so gut wie ungefährdet lebt. Das 20. Jahrhundert hat das kostbare Vermächtnis übernommen, in der Seuchenbekämpfung an Stelle jahrhundertelanger polizeilicher Maßregeln mit bedingter oder fraglicher Wirkungsfraft immer mehr die friedliche seuchentilgende Reinlichkeit, die leibliche und häusliche und öffentliche Reinlichkeit im besten Sinne des Wortes zu setzen, die zeitweilige notgedrungene Antisepsis und Desinfektion durch eine gewohnheitsmäßige stetige Asepsis zu verdrängen
Kleines feuilleton.
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Ethnographisches. geschlossen; noch weniger fehlen solche Nebenwege bei den anspruchs- Wie die Wilben Feuer hervorbringen. Im Hin. Loseren Erregern der Cholera und des Typhus. Sogar bei den blid auf die Verteuerung der Bündhölzchen kommt der deutsche Seuchen, die mit der engen Formel: Uebertragung von Mensch Steuerzahler beinahe in die Versuchung, zur Gewinnung von Feuer zu Mensch" gewöhnlich gedeckt werden, wie Syphilis und Gonorrhoe, die Methode wilder Völker in Anwendung zu bringen, nämlich zwei gibt es hier und da einmal Wege zur epidemischen Vervielfältigung, Holzstückchen so lange aneinander zu reiben, bis sie Glut und die mit Seuchen- Bekämpfungsgesetzen nicht verschlossen werden Flamme geben. Solche Art der Feuergewinnung scheint sehr einfach zu sein, während sie in Wahrheit großer Arbeit und Gewandtheit bedarf. Einige Winke über die bei verschiedenen wilden Völkern übliche Methode werden sicherlich willkommen sein. Die Herrschaften in Tahiti gewinnen Feuer, indem sie mit einem zugespitzten Ma hagonistabe schnell über eine harte Holzplatte hin und her fahren. Das Holz in dieser Weise zum Qualmen zu bringen, ist nicht schwer, wohl aber eine Flamme zu erzeugen. Darwin , der davon berichtet, erzielte die Flamme erst nach vieler Mühe. Wenn die Eingeborenen," sagt er, den Stab gebrauchten, so brannte das Feuer innerhalb weniger Sekunden, aber ich, der ich mit dieser Kunst nicht vertraut war, mußte zur Entzündung die größte Anstrengung machen. Als mir endlich die schwierige Aufgabe ge lang, empfand ich den größten Stolz. Aehnlich wie die Einges borenen in Tahiti verfahren die in Australien und Tasmanien , jes doch mit dem Unterschiede, daß sie den spiken Stab zwischen den Handflächen quirlen. Klüger operiert, wie Tyndall berichtet, der Gaucho in den Pampas: er stemmt das stumpfe Ende eines elastischen, etwa fünfzig Zentimeter langen Stodes gegen seine Brust, steckt das andere, zugespitzte Ende in ein durchlochtes Brett, gibt dem Stock durch den Drud seines Körpers eine Biegung und Darwins Vorfahren. Vor kurzem hat die gebildete Welt dreht den gebogenen Teil so rasch, daß bald an der Stelle, wo das die Hundertjahrfeier der Geburt von Charles Darwin be spipe Ende im Loch des Brettes stedt, die Flamme auffladert. gangen, dessen Name in Verbindung mit der Abstammungslehre Nicht minder gerieben sind die Estimos: Ein Mann preßt das wie der weniger Theoretiker in die breitesten Schichten der Kultur- Ende eines Stabes gegen das Holz, während ein zweiter den Stab welt gedrungen ist. Der große Forscher zählt hervorragende Ge- mit Hilfe eines Riemens in schnelle Rotation verfekt und die Ent lehrte zu seinen Vorfahren, seinen Water Robert Waring Darwin zündung herbeiführt. Tyndall versuchte das Experiment nachzu. und seinen Großvater Erasmus Darwin , die beide dem ärztlichen ahmen, indem er den Stab mit Hilfe der Drehbank in Rotation Stand angehörten. Die„ Chronique médicale" stellt in einem Auf- bersetzte, aber es gelang ihm nur, ihn zum Qualmen, nicht zum satz eine Reihe bemerkenswerter Daten aus dem Leben von Darwins Flammen zu bringen. Er benutte dann für den Stab verschiedene Ahnen zusammen. Erasmus Darwin, der im Jahre 1731 geboren andere weiche Hölzer, ohne jedoch eine Flamme zu erzielen. Als wurde, entstammte einer alten bürgerlichen Familie. Seine Bio- er an den in Drehung befindlichen Stab eine geringe Menge von graphien schildern ihn als beleibten robusten Mann, der feine Blibpulber heranbrachte und dieses sich mit dem Kohlenstaub ver sonderlichen äußeren Vorzüge besaß, zumal er blatternarbig war mischen ließ, trat die Entzündung ein. Man ersieht daraus, mit und stotterte. Mit Hinblick auf eine mögliche Gichterkrankung, welcher Geschicklichkeit die Eskimos den Stab zu drehen wissen. bor der er sich sehr fürchtete, beobachtete er eine äußerst mäßige lebung macht den Meister.... Mit Bähigkeit und Geduld wird Lebensweise. Vielleicht machte ihn die gleiche Erwägung zum der vielgeplagte Staatsbürger diese Meisterschaft schon erlangen. Apostel der Anti- Alkoholbewegung, wenn er auch selbst ein aller- er jedoch Bequemlichkeit liebt, wird sich am besten des Zunders dings sehr bescheidener Weintrinker war. Gegen 1750 begann er und Feuerstahls bedienen. Das Mittelchen ist sehr alt und hat das Studium der Medizin, neben dem er mancherlei andere Inter - bereits unseren Vorfahren die besten Dienste geleistet. Etwas effen hegte. So hatte er von Jugend an eine Vorliebe für poetische primitiver verfahren die Bewohner des Feuerlandes: sie schlagen Literatur und Mechanik an den Tag gelegt. Er wird als recht- euer mit zwei Steinen, einem harten Kiesel und einem Eisenlicher ordnungsliebender und schlichter Mann geschildert. Seine stein. Wenn dabei die erhigten Teilchen des Eisensteines abBiographie überliefert, daß er einige Jahre nach dem Verlassen springen, so berbinden sie sich mit dem Sauerstoff der Luft und der Universität, nachdem er bereits praktizierte, einen Kollegen in treten als Funkenregen in die Erscheinung. Uebrigens gibt es auch einem anonymen Brief heftig angriff, weil dieser einem unbe- eine Menge pneumatischer Feuerzeuge, so daß sich die Zündhölzchen mittelten Patienten Honorar abgefordert hatte. In der gericht recht gut missen lassen, ohne daß man gerade auf jene BündLichen Untersuchung stellte er die Urheberschaft des Briefes in methoden zurückgreifen muß. Man spielt ja nicht gern den Wilden. Abrede, gab aber dem Schreiber des Briefes recht, was er dadurch Aus dem Tierleben. stüßte, daß der angegriffene Kollege tatsächlich das Honorar zurüderstattet hatte. Man könnte nun allerdings geneigt sein, im Gegenfab zu Erasmus' Biographen anzunehmen, daß er einfach die Wahrheit aussagte und den anonymen Brief wirklich nicht geschrieben hatte, da das Schreiben anonymer Briefe kaum zu den gewöhnlichen Gepflogenheiten hochstehender Menschen zu rechnen ist. Seine Eigenart hinderte ihn nicht, einem liebebedürftigen Herzen weiten Spielraum zu gewähren. Zwei legitime Frauen and zwölf legitime sowie einige nichtlegitime Kinder geben davon Beugnis. Erasmus, der bei seinen Zeitgenossen sowohl als Arzt wie als Dichter in hohem Ansehen stand, war ein Original, deffen bielseitige Anlagen in gewissem Sinne an die Goethes und Leonardos erinnern. Er beschäftigte sich z. B. mit der Konstruktion einer Rampe, die das Prinzip der Sparlampe vorwegnahm. Auch Entwürfe eines Pump- und Schleusenwerks hat er ausgearbeitet, die später mit Erfolg verwertet wurden. Ein mechanischer fliegender Bogel, ein redender Kopf" und ein Wagenmodell rühren von ihm Her. Das letzte brachte ihm allerdings Unglück, denn bei der Probe des neuen Wagens, der das Pferd möglichst entlasten sollte, brach er ein Bein, so daß er fortan hintte. Seine Verse enthalten eine Prophezeiung der Dampfmaschine. Vor allem aber finden fich bei ihm schon Keime jener Gedanken, die feinem großen Enkel unsterblichen Ruhm brachten. Robert Waring Darwin war ein hervorragender praktischer Arzt, der die übrigens auf seinen Sohn Charles vererbte Eigenart besaß, daß er kein Blut sehen tonnte. Seinem erfolgreichen Erwerbssinn ist es zu danken, daß Charles Darwin nicht nötig hatte, als Arzt praktisch tätig zu sein, sondern sich der Theorie zuwenden konnte. Er hätte wohl auch nicht zum ausübenben Arzt getaugt, da er die Aufregung bei den Krankenhausbesuchen nie überwinden konnte. Die damals noch ohne Narkose ausgeführten Operationen gingen über seine Kraft, und er konnte das Leiden der Kranken nicht mit ansehen. Sein Bater gestattete ihm in richtiger Erkenntnis seiner wahren Begabung den Uebergang zu naturwissenschaftlichen Studien.
Das Gedächtnis der Fische. Man schreibt der Frank furter Zeitung ": Wenn durch Versuche bewiesen wurde, daß sogar so niedrig stehende Lebewesen wie Seeanemonen und Korallen sich in ihrem Verhalten über die Schädlichkeit gewiffer Dinge belehren lassen und sie dann sorgfältig meiden, daß ihnen also ein gewisses Gedächtnisvermögen zukommt, so brauchen wir uns auch nicht darüber zu verwundern, daß solche Forschungen auch bei den Fischen ein derartiges Erinnerungsvermögen festgestellt haben. Im Laboratorium zu Tortugas an der Ostküste Amerikas sind in der letzten Zeit Beobachtungen und Experimente gemacht worden, die auf die geistigen Fähigkeiten und Gewohnheiten der Fische ein neues Licht werfen. Als Versuchstier wurde ein Meeresfisch ge wählt, der graue Barsch, ein Raubfisch, der sich hauptsächlich von einer kleinen, silberfarbenen Sardine nährt. Wurden einige von diesen Sardinen hellrot gefärbt und mit den anderen zusammen ins Meer geworfen, so stürzten sich die Fische zunächst gierig auf die filberfarbenen; aber bald probierten sie auch die rotgefärbten, fanden, daß sie ebensogut schmedten, und verschlangen sie nun ebenso eifrig wie die filberfarbenen. Daraufhin wurden einige Sardinen hellblau gefärbt und mit den roten und silberfarbenen zusammen ins Meer geworfen. Zuerst vermieden die Barsche sorgfältig die blauen Sardinen, bald aber machten sie sich auch an diese heran, kamen auf den Geschmad und fraßen von da an die blauen Sardinen ebenso eifrig wie die anderen. Jebt wurden aber fleine Stüde von Seenesseln an den blauen Sardinen be festigt; die Barsche schossen gierig auf die Nahrung zu und wurden dabei von der Seenesse! gestochen. Infolgedessen fuhren die Tiere erschrocken zurück und nach wenigen Minuten hatten sie die bei den blauen Sardinen erregten unangenehmen Eindrücke so gut im Ge dächtnisse behalten, daß sie diese Fische sorgfältig vermieden und nur die roten und silbernen Sardinen fraßen. Am nächsten Tage jedoch hatten die Fische ihre bösen Erfahrungen wieder vollständig bergessen.
Verantwortl. Redakteur: Emil Unger, Berlin . Druck u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co..Berlin SW.