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Resultat feiner italienischen Neise folgendermaßen: Die Höhe der fich freuzenden und überschneidenden Höhen mit ihren grünen Wiesen Renaissance wird jedem deutschen Künstler eine hohe Schule sein, und gelben Kornfeldern, mit ihren dunklen Wäldern, mit ihren an wenn ihn nicht der Hochmut stachelt, um ein Auch- Raffael und Auch mutig sich schlängelnden Wegen und Flüssen, mit ihren stillen Dörfern, Michelangelo fein zu müssen, wenn er in Bescheidenheit denken lernt: Städten und Gehöften hat feiner vor ihm so fein gesehen, so echt ich bin doch auch etwas 1 Er wird dann nicht meinen, daß die empfunden und so treu wiedergegeben. Aber er darf das Gebiet Kunst nur in einer Art von Manier bestehen kann, sondern in ihr nicht verlassen: sobald er heroische, pathetische, ideale Landschaften eine Lebenskraft im Menschen kennen, die im tiefsten Gefühle malen will, versagt seine Kunst. Die Nibelungenbilder im Hause wurzelnd, ihren Ausbrud in mannigfachster Weise finden kann." Rabenstein zu Frankfurt a. M. find Dokumente folcher Entgleisungen. Die dekorativen Gemälde, die Thoma nach seiner Rückkehr aus Italien und ähnlich verhält es sich mit seinen Figurenbildern. Er hat in Schweinfurt ( Deckengemälde mit Allegorien der vier Winde, mit Butten, den Menschen seiner ländlichen Heimat ins innerste Herz geblickt Blumen und Wolfen in dem Weinbergturm seines Freundes Sattler) und weiß ihr Sein und Wesen in wunderbar lebendigen Bildnissen und Frankfurt ( sechs Fresten, Landschaften darstellend, im Gartensaal und stimmungsvollen Szenen ganz eigenartig fünstlerisch zu ges des Gerlachschen jezt Ullmannschen Hauses) ausarbeitete, zeigen die stalten. Die Großmutter, die mit dem Enkelkind in der Bibel liest von allem pathetischen Schwulst sich bewußt fernhaltende Einfachheit oder den Kindern Märchen erzählt, der Bauernbursche, der im Monda und Bescheidenheit des redlichen Meisters, der die Grenzen seiner schein seine Fiedel streicht oder mit dem Ackergaul abends müde von Kunst sehr genau kennt und nicht mehr geben will, als er selber der Feldarbeit heimkehrt das sind die Stoffe, die seine Kunst be befigt. Der behagliche Jdylliker, der Thoma seiner innersten Natur herrscht. Und auch die urtvüchigen, vierschrötigen, nackten Land­nach war und ist, tritt uns namentlich in den schönen Frankfurter finder, die er uns zuweilen als Engel oder Genien vorführt, mögen Fresten aufs sympathischste entgegen. Daneben entstanden in diesen passieren. Ungenießbar aber ist er, wenn er der hohen Kunst" sich Jahren vortreffliche Werke wie die Gemälde Charon " und zuwendet und ideale Phantasiegeschöpfe, Götter, Heroen und Heilige " Paradies", sowie zahlreiche Landschaften und Bildnisse, die zu aufmarschieren läßt. Die oft etwas täppische Naivität, die seinen Thomas besten Arbeiten zählen. Die Münchener Zeit war die Blüte ländlichen Typen und Szenen einen besonderen leicht humoristischen periode seines Künstlertums. Reiz verleiht, wirkt hier meistens mit grotester, unfreiwilliger Komik. Jm Jahre 1877 berheiratete fich Thoma mit einer seiner Und in diesen Bildern treten auch Thomas technische Mängel, die Schülerinnen und siedelte nach Frankfurt über. Die gesteigerten man sonst gern übersieht, sehr störend hervor. Denn er hat sein Bedürfnisse feines Haushalts verführten ihn jetzt leider vielfach zu fünstlerisches Handwerk, das er in der Jugend, namentlich nach der flüchtiger und oberflächlicher Arbeit. Die Breise, die er für seine Pariser Reise, eifrig pflegte, später arg vernachlässigt. Seine zahl Bilder erhielt, waren sehr gering, und so sollte es denn die Masse reichen und oft recht groben Verzeichnungen fallen auch dem unan bringen. Er produzierte leicht, rasch und mehr als ihm qut tat. Nament genehm auf, der die Splitterrichterei nicht liebt und dem Künstler lich liebte er es, gefällige Motive in zahlreichen Wiederholungen zu be- das Recht zugesteht, die Natur nach seinen besonderen Absichten zu handeln. Vieles von dem, was in diesen Jahren entstanden ist, gereicht modeln. Sehr peinlich wirkt auch die von Thoma beliebte Manier, dem Künstler nicht zur Ehre, und wenn es auch eine Uebertreibung in fertige Landschaftsbilder später Figuren und Gruppen, und zwar ist, von einem direkten Verfall seiner Kunst zu sprechen, so wird doch in ganz willkürlichen Verhältnissen, unorganisch einzufügen. das Urteil über Thomas Gesamtwert durch diese erste Frankfurter Aber, wie gesagt, alle diese Mängel und Fehler kommen uns Periode immerhin ungünstig beeinflußt. Die Hauptschuld trug nur da störend zum Bewußtsein, wo Thoma die Grenzen seiner freilich die Urteilslosigkeit der Kritik und des deutschen Publikums, Kunst überschreitet und Gebiete betritt, in denen er nicht heimisch die sich dem echten und unverfälschten Thoma gegenüber noch immer ist. Wo er auf eigenem Grund und Boden steht, da hebt der durchaus ablehnend verhielten. Nur in England hatte man schon unwiderstehliche Neiz seiner Kunst alle kritischen Bedenken auf. Da damals Verständnis für den Wert und die Reize seiner Eigenart, wird die etwas ungelente Linie, die oft an den alten deutschen und einige seiner besten Bilder sind über den Kanal gegangen. Auf Holzschnitt erinnert, zum treffendsten Ausdrucksmittel, und die deutschen Ausstellungen war er noch Ende der achtziger Jahre voll- monotone Farbe mit ihren stillen matten Lichtern paßt ausgezeichnet fommen unmöglich; ein Versuch, den damals der Berliner Kunst zu der Ruhe der idyllischen Gesamtstimmung. Da genießen wir salon Gurlitt unternahm, führte zu einem absoluten Fiasto. rein und ungestört den Zauber einer feinen, liebenswürdigen Künstlerpersönlichkeit, die freilich nicht geeignet erscheint, unseren Geist zu befeuern und zu beflügeln und unsere Phantasie in Aetherhöhen zu erheben, die aber in ihrer schlichten, poesie­umfloffenen Beschaulichkeit und als Genossin friedlich stiller Stunden John Schitowsti. stets willkommen ist.

Im Mai 1890 fam dann plöglich der Umschwung. Der Münchener Kunstverein stellte 36 Bilder des Frankfurter Einsiedlers aus und mit einem Schlage war Thoma ein allgemein bewunderter und populärer Maler. Die Kunsthändler rissen sich um seine Arbeiten und die Tageskritik rührte die Reklametrommel. Die neue Kunst, die damals ihren Siegeszug durch die deutschen Lande begann, hatte auch die allgemeinen Kunstanschauungen revolutioniert. Sie hatte zahlreiche falsche Götter aus den Tempeln geworfen und stellte manchen bisher Verkannten auf den gebührenden Ehrenplag. Zu den letzteren gehörte auch Hans Thoma , der mit den modernen Jüngsten eigentlich nur das gemein hatte, daß er kein Akademiker und Epigon, sondern ein Eigener war. Nicht nur die Presse und das Publikum, sondern auch die deutschen Obrigkeiten überboten sich in Ehrungen und Auszeichnungen des Künstlers. Er wurde mit Würden und Titeln überhäuft und schließlich berief der Großherzog von Baden ihn als Generaldirektor und Leiter eines Meisterateliers nach Karlsruhe . Thoma nahm diese Aemter, für die er kaum ge­eignet war, an und siedelte 1899 nach Karlsruhe über, wo er feitdem feinen Wohnsitz hat.

Vom Rif und den Rifpiraten

die durch den spanischen Sieg am Guruguberge wieder aktuell ge worden sind, weiß ein alter Maroffaner" im" Lemps" allerlei Interessantes zu erzählen: Das Wort Rif" oder Er- Rif" ist ein arabischer Ausdruck, der den Rand, den Umkreis irgend einer Sache, eines Lagers z. B. bezeichnet; im übertragenen Sinne braucht man das Wort zur Bezeichnung eines bevölkerten und bebauten Landes, das am Saume eines Tales, einer Ebene oder des Meeres liegt. Das Werden und Wesen des Künstlers und Menschen Thoma Die Rifprovinz, mit der wir uns hier zu befassen haben, ist das erklärt sich fast restlos aus dem Milien, aus dem er hervorgegangen Land, das sich von Melilla bis Tetuan der Mittelmeerküste Marokkos ist und das seinerseits wieder auf den wirtschaftlichen Verhältnissen entlang erstreckt. Es ist ein zum Atlassystem gehörendes Küsten­beruht. Die Abstammung aus einer Kleinen süddeutschen Bauern- gebirge, das durch das Tal des Sebu und der Muluja bom eigenta familie gibt den besten Schlüssel zum Verständnis. Sie löst das lichen Atlas getrennt wird; es schließt sich an das Gebirgssystem Rätsel, daß der ein Menschenleben lang Verkannte nicht zugrunde des südlichen Spanien an und scheint bis zu einer verhältnismäßig gegangen und nie ein eigentlicher Märthrer geworden ist. jungen geologischen Epoche mit dem Bätischen Gebirgssystem , d. h. Die wetterharte Widerstandsfähigkeit und die Anspruchslofig- mit den spanischen Sierren, in irgend einer Weise verbunden ge­keit des an Entbehrungen gewöhnten Kleinbauernsohnes ließen wesen zu sein. Obwohl das Land so nahe an Europa liegt, ist es ihn Rot und Unbilden ertragen, an denen ein Bourgeoissprößling wahrscheinlich zugrunde gegangen wäre. Bäurische Bäbigkeit und bäurischer Troz machten ihn relativ unempfindlich gegen Beifall und Tadel der großen Menge. Er bequemte sich, wenn es nicht anders ging, ohne merkbare Gewissensstrupeln äußerlich dem Geschmack des zahlenden Publikums an, aber innerlich blieb er stets sich selber treu und machte unbekümmert seiner Weg. Er blieb eigenartig in allem: in seiner Technik, in seiner Naturauffassung und in seinem Schönheitsempfinden. Und diefe Originalität ist bei ihm nicht ge­fünftelt, sondern ganz naiv und selbstverständlich, aus dem innersten Wesen des primitiven Naturfindes gleichsam organisch erwachsen. Das Stoffgebiet, das seine Kunst behandelt, ist anscheinend sehr reich, in Wahrheit aber ziemlich dürftig und eng begrenzt. Er malte Landschaften, religiöse Bilder, Porträts, Märchen, Bhantafie­stücke usw., aber seine Eigenart vermag er nur dann zu entfalten, wenn er mit beiden Füßen auf heimischem Grund und Boden steht. Das süddeutsche Hügelland, der Schwarzwald und der Taunus , also die Gegenden, in denen er aufgewachsen ist oder Jahrzehnte seines Lebens berbracht hat, find seine Domäne. Ihnen hat er alle charakteristische Echönheit und die verschwiegenften Reize abgefehen. Diese sanften,

doch so gut wie unbekannt und unerforscht; der mittlere Teil ist nur durch zwei Forschungsreifen des Franzosen de Segunzac bes kannt. Wir wissen jedoch, daß der gegen 350 Kilometer lange und 52 Kilometer breite Gebirgszug, der sich im Mittel zu 600 Meter erhebt, aus einer Anzahl Gebirgsketten besteht, die der Mittelmeers füste parallel laufen, von Bässen durchschnitten werden und durch Längentäler voneinander getrennt sind. Höher als 2000 Meter ist teine diefer Gebirgsketten; fie bilden aber trotzdem ein wildes, gertlüftetes, schluchtenreiches, schwer zugängliches Bergland. Das mittelländische Klima wird beeinflußt und verändert durch dis Nähe des Ozeans, durch die scharfen Luftströmungen, die von Gibraltar her kommen, und durch die Berggipfel, auf denen der Schnee oft monatelang liegt. Der rauhen, unwirtlichen Landschaft hat sich der Charakter der lebenden Nutur angepaßt. Die Bergs tämme, die von eisigen Winden umweht werden, find mit Triften bedeckt, die beinahe alpinen Charakter aufweisen. Die Flanken der Berge find zum Teil felfig, zum Teil mit einer etwas wirren Vegetation bekleidet; man findet dort dichtes Buschwerk und Eichen, Fichten, wilde Nußbäume, Zedern, Thujas( Lebensbäume) und wilde Delbäume; in den von zahllosen Bächen durchströmten Tälern