GALER

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Das verstanden die Vorübergehenden wohl nicht, aber die Kinder lachten um so mehr. Bald genügte ihm auch dies nicht mehr, er schlich rückwärts an den Höfen und Gärten hin und mancher auf den Zaunpalisaden ausgesteckte Milchtopf, manche an hoher Stange zum Schrecken der Fallen und Habichte baumelnde Flasche flirrte unter seinem Steinwurf. Anrus ging mit Vodas. Und immer, wenn dieser von einer boshaften Tat zurückam, sah er ihn verständnislos an, denn er begriff nicht, warum Vodas so böse war.

Vodas aber, wenn er diesen Blick sah, lachte und sagte alttlug: " So muß man es tun, denn die Gaishis find unsere Feinde."

Anrus glaubte dies nicht. Wir haben ihnen ja nichts getan, wir tun ihnen nichts, warum sollten sie uns feind sein? dachte er. Nein, er wollte auf sie nicht so böse sein wie Bodas, sie wohnten ja im selben Dorf beiſammen, freilich sie in Häusern, er im Belte. Aber sie waren doch Scachbarn.

Und der Rumänentnabe, der die Toata hatte, ist ja auch sein Nachbar. Und wieder keimte die Hoffnung wie ein glücklicher Traum in ihm auf, daß er neben dem Knaben stünde, lauschend, schauend und dann endlich ihm der Bursche die Klöppel reichte und sagte: Nun trommele Du 1"

Als dann wieder hinter den Belten über die Mauer her die Toata tlang, wagte es Anrus dennoch nicht, seinen Blick über die Steine zu schieben. Aber um so heftiger fraß die Sehnsucht in seiner Brust.

( Schluß folgt.)

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diese Tatsache vereinigen läßt mit der anderen, von der wir oben sprachen, daß die Wirkung der betreffenden narkotischen und schlaf machenden Mittel abhängig ist von ihrer größeren oder geringeren Löslichkeit in fetten.*)

Hier ist es von größtem Jxtereffe, daß fette Dele auch die Fähigkeit haben, große Mengen Sauerstoff aufzunehmen. Del nimmt mehr als viermal soviel Sauerstoff auf, als es die gleiche Menge Wasser tut. So erscheint es wahrscheinlich, daß die Fett substanzen der Zellen die Vermittler für die Sauerstoffaufnahme find. Gerade die Nervenzellen, deren Bedarf an Sauerstoff so groß ist, find ja auch an fetten Substanzen sehr reich.

Kreist nun das aufgenommene Schlafmittel im Blute, so löst fich das Gift in den Fettsubstanzen der Zelle. Es kann jetzt viel weniger Sauerstoff in die Fettsubstanzen eindringen, sie können nun Sauerstoff nicht in der normalen Menge aufnehmen. Es entsteht Sauerstoffmangel in der Zelle. Und je mehr Gift wir anwenden, desto mehr wird sich von dem Gifte in den Fettsubstanzen der Zelle lösen, desto weniger Sauerstoff tann in die Belle dringen. Der Sauerstoffmangel wird stärker, die Narkose tiefer.

Da die Gifte gleich von Anfang an durch die Nieren oder die Lungen direkt, oder nachdem sie im Körper zerstört wurden, ause geschieden werden, so wird, wenn wir mit der Zufuhr des Giftes aufhören, das Blut allmählich an dem betreffenden Gifte verarmen. Das Gift wird dann aus den Fettsubstanzen der Körperzellen all­mählich entweichen und den Körper verlassen. Wir fangen an, aus dem bewußtlosen Zustande zu erwachen.

Das Wesen der Narkofe.

Bon Dr. A. Lipsius.

Vor zehn Jahren hatte ein Forscher gezeigt, daß eine Reihe von schlafmachenden, narkotischen Mitteln( Chloroform, Aether, Alkohol und andere) die gemeinsame Eigenschaft befizen, daß ihre Löslichkeit in fetten Delen die in Wasser übertrifft. Es zeigte sich, daß je größer die Löslichkeit eines Stoffes in Fett gegenüber der in Wasser ist, desto stärker die narkotische Wirkung eines Stoffes hervortritt. Da eine jede lebendige Belle fettähnliche Substanzen in ihrem Protoplasma eingelagert befigt, so war mit dieser Entdeckung der Weg gezeichnet, den das schlafmachende Mittel einschlägt, um seine Wirkung in der Belle entfalten zu können: es dringt in die Fette der Belle ein und löst sich in ihnen. Be­sonders interessant ist die die Tatsache, daß gerade die Nervenzellen, die am ehesten unter der Einwirkung der schlaf­machenden Mittel leiden worauf ja der ganze Sinn der Narkose beruht­einen sehr großen Reichtum an fetten Substanzen( dem Lecithin nahe verwandt) befizzen. Sie bieten den im Blute freisenden schlafmachenden Mitteln am ehesten die Möglichkeit, in die Belle einzubringen. Diese Tatsachen gelten natürlich nur für die genannten fettlöslichen Mittel, zu denen übrigens auch eine Reihe im Handel befindlicher schlafmachender Mittel gehören, wie Sulfonal, Trional usw. Nicht aber z. B. für das Morphium, das in eine ganz andere chemische Gruppe hineingehört.

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Von anderen Forschern wurde nun mit Recht darauf hingewiesen, daß diese interessante Entdedung uns noch nichts anfagt über die Art und Weise, wie das schlafmachende Mittel seine Wirkung in der Belle entfaltet, nachdem es auf dem oben gezeichneten Bege in fie eingedrungen ist.

Die Gifte, die schlafmachende Wirkung haben, wirken auf alle lebendigen Bellen. Sie lähmen ihre Tätigkeit, fie fezen ihre Lebens­äußerungen herab. Leben ist ein Wort für den Stoffwechsel, der sich in der Zelle abspielt, für den Berfall und Wiederaufbau der Eiweißmoleküle, die die lebendige Substanz ausmachen. Es muß sich also bei der lähmenden Wirkung der genannten Gifte um irgend­eine Störung im Stoffwechselgetriebe der Zelle handeln. Worin besteht nun diese Störung?

Beim Berfall der Eiweißmoleküle entstehen Zerfallsprodukte, Stoffwechselprodukte, die weggeschafft werden müssen, damit sie sich nicht in der Zelle anhäufen und das Getriebe des Stoffwechsels ftören. Hier springt der Sauerstoff ein. Er verbrennt die Stoffwechselprodukte, die dann zu einem großen Teil als Kohlen­fäure und Waffer, die ja Verbrennungsprodukte sind, aus dem Körper ausgeschieden werden. Wo es an Sauerstoff mangelt, tritt eine Störung im Stoffwechselgetriebe ein. Die Belle wird gelähmt, fie erstidt aus Mangel an Sauerstoff.

Eine große Reihe von Untersuchungen haben nun gezeigt, daß die nartotische Wirkung darauf beruht, daß die Belle in der Aufnahme von Sauer stoff behindert wird. Ihr Stoffwechsel erleidet jegt eine Einbuße, weil die schädlichen Stoffwechselprodukte nicht weggeschafft werden können. Die Lebensäußerungen der Belle werden unter drückt die Belle erstickt in der Narkose aus Sauerstoffmangel.

Da die Nervenzellen einen sehr intensiven Stoffwechsel haben, ist auch ihr Sauerstoffbedarf größer als bei den anderen Körper­zellen. Tritt Sauerstoffmangel aller Zellen des Körpers ein, so wird am ehesten der Stoffwechsel der Nervenzellen leiden, da der Sauer­stoffmangel sich bei ihnen am ehesten geltend machen wird.

Kulturbiftorifches vom Bier.

Das Bier ist ein altes deutsches Getränk, das faft überall schon sehr früh vorkommt. Und zwar bereitete sich ursprünglich jede Haushaltung ihren Bierbedarf selbst, so daß Brauen Jahrhunderte lang fein für sich bestehendes Gewerbe war. Aus diesem Grunde findet man im Mittelalter unter den in Zünften zusammen­geschlossenen Handwerkern keine Brauer, und es entstand noch später in manchen Gegenden die Rechtsfrage, ob die Brauer als Kaufleute oder als Handwerker zu bewerten seien. Als das Brau­gewerbe mehr und mehr an Ausdehnung zunahm, gab es noch immer viele Haushaltungen, die es vorzogen, ihren Bedarf selbst zu be= reiten, oder dem Brauer die Rohstoffe zu liefern und ihm nur die Arbeit des Einbrauens zu bezahlen. Das Vorhandensein eines selbständigen Bierbrauers wird 1220 in Konstanz   und 1288 in Frankfurt   a. M. erwähnt. Von dieser Zeit an nahm der Bier­genuß neben dem Wein einen starken Aufschwung, und von vor­handenen Bierschenken wird 1299 in Frankfurt   als etwas Selbst­verständlichem berichtet. Man begnügte sich bald nicht mehr mit den einheimischen Bieren, sondern führte auch fremde Biere ein. Während man anfangs das Bier am Oberrhein aus Weizen und Safer hergestellt hatte, war man um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts zur alleinigen Verwendung von Hopfen und Malz übergegangen. Im Jahre 1435 gab es in Frankfurt  , das uns darüber die verläßlichsten Nachrichten erhalten hat, sieben Brauereien. Sechzig Jahre später gab es dort schon 18 Brauereien, die zugleich das Bier verschenkten. Einige unter diesen Brauern beschäftigten fich nicht ausschließlich mit der Herstellung und dem Verkauf des Bieres, sondern übten noch andere Handwerke daneben. So fand sich ein Schreiner, ein Barchentweber und zwei Böttcher unter ihnen, was den Schluß nahe legt, daß das Bierbrauen und Verschenken nicht einträglich genug gewesen sein mag.

Auf den Frankfurter   Messen spielte der Handel mit Bier eine große Rolle. Die fremden zugeführten Biere wurden von den aus­wärtigen Verkäufern verzapft, und diese Auswärtigen erhielten mitunter die Erlaubnis, über die Messe hinaus oder zwischen zwei Messen Bier zu verschenken. Diese Erlaubnis bedeutete eine große Vergünstigung, da es außerhalb der Messezeiten nur solchen Ein­wohnern, die schon ein Jahr lang ansässig waren, gestattet wurde, Bier zu verzapfen, während der Bierhandel im Großen keinen solchen Voraussetzungen unterlag. Sehr merkwürdig mutet uns der Bericht einer Chronik an, wonach der um die Mitte des 15. Jahr­verzapfte, und gleichzeitig mit ihm ein Geldwechsler und Münz­hunderts in Frankfurt   angestellte Stadtarzt Heinrich Lose Bier meister Konrad Stege. Die Geistlichkeit, die immer schnell wußte, was Geld bringt und auch den eigenen Gaumen figelt, gab sich und Karmeliterkloster in Frankfurt   und die Brüder vom Orden sehr bald eifrig mit Bierbrauen ab, besonders das Dominikaner  der Bedarden.

Wie gut sich das Bier selbst in weinreichen Gegenden zu be­haupten wußte, geht daraus hervor, daß bei Festessen der Natsmit­glieder neben Wein auch Bier getrunken wurde. So verkonsumierte der Frankfurter   Rat bei dem sogenannten Hirschessen, das in jedem Sommer während eines ganzen Tages von ihm im Freien ge­halten wurde, 1489 eine ganze Tonne Vier und ein viertelhalb Ohm Wein. Zur selben Zeit machte der Erfurter Rat dem von Frankfurt mehrere Fässer Naumburgischen und Einbecker   Bieres zum Ge­

") Bergl. G. Mansfeld: Narkose und Sauerstoffmangel.

Diese Beziehungen zwischen Narkose und Sauerstoffmangel sind heute eine wissenschaftliche Tatsache. Es fragt sich nur noch, wie fich Pflügers Archiv, Bd. 129.