schenk, zwei Sorten, die ebenso wie das Bamberger   Bier zu den besten in Deutschland   gezählt wurden. Eine ungefähre Vorstellung von dem Preis des Bieres gibt uns die Nachricht, daß der Erfurter Rat 1495 für eine Tonne Eimbecker Beer 3 Gulden zahlte. Das fremde, in Frankfurt   eingeführte Bier wurde auf den Wierschiffen, die es auf dem Main   heranbrachten, verzapft, oder in besonderen Hütten und Buden niedergelegt, wofür eine Abgabe, das sogenannte Ungeld und Niederlagegeld, zu zahlen war, wozu noch eine mit dem Namen Steinfuhr belegte Einführungsabgabe kam. Für die fremden Biere wurde kein Verkaufspreis borge- schrieben, dagegen durfte das gewöhnlich« Zapfbier nicht über die vier Heller die Matz berechnet werden, weshalb man es auch das Hellerbicr nannte. Dasselbe Quantum Wrin kostete Vergleichs- tveise damals das Doppelte, also acht Heller die Matz. Die Bier- verschenker durften ihren Kunden auch nicht zu junges Bier verab- folgen, sondern nur solches, das mindestens drei Wochen geFigert hatte. Später genügte eine vierzehntägige Lagerung und bei Lieferungen in Privathäuser, und, was recht wenig reell klingt, an Fremde, brauchte das Bier nicht einmal dieses Alter zu haben. Den Bierpantschereien wurde frühzeitig gesteuert, mit welchem Erfolge, sagt der Chronist nicht. Er berichtet nur von Borschristen, die fich auf das Braumaterial und die Art des Brauens erstreckten. Als 1486 die Brauer Honig in das Bier taten, befragte man die Aerzte, ob dies keine Gesundheitsschädigung herbei ftihren könnte, tvas von den Jüngern AeSculaps verneint wurde. Die Häuser, in denen gebraut wurde, unterlagen behördlichen Vorschriften, ebenso solche, in denen sich Malz- und Hopfendarren befanden. Die Darren durften nicht im Zentrum der Stadt stin, sondern wurden so weit wie möglich an den äußersten Gürtel der Umfassungsmauern gelegt. Aber man hatte gut anordnen. Zum Befehlen und Gehorchen ge- hörten zwei, die sehr verschiedener Meinung sein konnten. So ver­ordnete der Frankfurter   Rat 1491, datz keine Brauereien in der Altstadt mehr errichtet werden sollten, was aber nicht hinderte, datz der Rat selber ein Jahr nach diesem Verbot in zwei Häusern der Fahrgasse und in einem Hause der Prcdigcrgasse die Errichtung von Brauereien ausdrücklich gestattete." v E. K. Kleines Feuilleton. Völkerkunde. Soziologisches aus Ostafrika  . Jan Czekanowski  , einer der wissenschaftlichen Begleiter der Expedition des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklenburg, berichtet soeben über das Er- gcbnis seiner Untersuchungen. Danach sind in Ostastika zwei ver- fchiedene soziale Verbände zu unterscheiden. Der Clan rekrutiert seine Mitglieder durch Zuwachs in männlicher Linie, übt Blutrache, besitzt Grund und Boden, zahlt Steuern und hat einen Totem(ge- rneinsamen Verehrungsgegenstand). Der Clan weist aber auch ge­wisse lokale Verschiedenheiten auf, je nachdem ob er unabhängig ist oder von fremden Eindringlingen beherrscht wird. Ist er unab- hängig, so besitzt der Häuptling, oder besser gesagt der Clan-Senior, nur geringe Autorität. Er fungiert als Schiedsrichter und auch als Steuereinnehmer, hat aber keine Exekutivgewalt. In Ruanda  , tvo die herrschende Kriegerkaste der Watussi die freie Bauernschaft schon vor Ankunft der Europäer zum Steuerzahlen gezwungen hatte, ist der Clan-Senior inzwischen zu einem verantwortlichen Fiskalbcamten geworden. Ist kein herrenloser Boden mehr ver- fügbar, so gilt der Clan als einziger Besitzer des gesamten bestell- baren Areals. Sobald daher die Eigentumsverhältnisse eime für die Gesamtheit nicht mehr ersprietzliche Form angenommen haben, wird zu einer Neueinteilung der Felder geschritten. Im Falle der Clan seine Unabhängigkeit infolge von Fremdherrschaft eingebützt hat, besitzt dagegen der Häuptling grotze Autorität; er wird vom Herrscher eingesetzt und Grund und Boden gehört dann der Dynastie, hie gewissermatzen der einzig besitzende Clan ist. Der unterjochte Clan bewahrt gewöhnlich einen Rest von Autonomie, z. B. beim Steuerzahlen. Der Grad der Freiheit hängt davon ab, ob die Herrschenden in ihren Kämpfen mehr oder weniger auf die Soli- darität und Unterstützung der Beherrschten angewiesen sind. Sorgen sie für ihre Leute in solchem Fall nicht genügend, so gehen diese eben zu den Gegnern über. Infolgedessen kommt es, datz die Lage der unteren Klassen schlechter geworden ist, seitdem unter der euro  - päischen Okkupation der allgemeine Landfriede aufrecht erhalten wird. Aus politischen Gründen haben die verschiedenen Kolonial- Verwaltungen den augenblicklichen Besitzstand der Häuptlinge ge- sichert. Diese haben es daher nicht mehr nötig, aus den oben an- geführten Gründen für das Wohl der ihnen unterstellten Leute zu sorgen; wer von der heimatlichen Scholle flüchtet, wird mühelos von der neueingesührten Polizei wieder zurückgeholt. Was den Clan znsammenschwcitzt, ist die Blutrache; ohne sie fällt er aus- einander. Wohnen die Clans getrennt, so nimmt die Blutrache den Charakter des Krieges an; in Gegenden gemischter Besicdelung tritt sie als Geheimmord auf. Im Clan wird nicht untereinander geheiratet; vorkommende Ausnahmen scheinen mit dem Mutter» recht in Zusammenhang zu stehen; hier ist auch Ehe zwischen Vater und Tochter, die also in diesem Fall nicht als verwandt gelten, konstatiert worden. Jeder Clan hat«in Totem  , z. B. Wasserschlange, Leopard  , Spitzmaus, Eidechse, Blitz usw. Totem  - Tiere dürfen nicht gegessen werden, weil der Geist der Ahnen in ihnen leben könnte. Eine gewisse Anzahl Clans, 12 bis 14, in einer Gegend sogao 79. bildet zusammen einen Verband höherer Ordnung, den Stamm. Er besitzt einen durchgehenden Namen, eine allgemein verstandene Sprache und ein sehr verschieden entwickeltes Solidari- tätsgefühl seiner Angehörigen. Um Klarheit in die autzerordentlich verworrene Ethnologie Jnncrafrikas zu bringen, hat die Expedition eine grotze Reihe von Wörterbüchern angelegt und viel« phono- graphische Aufnahmen gemacht. Die genaueren Resultate dieser Arbeit sind natürlich erst in geraumer Zeit zu erwarten. A«S dem Tierlebeu. Die Schlupfwespe. Aus den grünen Grasmatten unter den Kiefern des Grunewaldes, die der segensreiche Sommer in diesem Jahre zu besonders schöner und noch andauernder Ent- faltung gebracht hat, sprietzen zu Hunderten kleine und grotze Pilze. Manche ziehen den flachen Waldboden vor, andere aber, wie der stets in Büscheln dicht gedrängt vorkommende trübgelbe giftige Schwefelkopf, wuchert an den morschen Baumstümpfen des Waldes, die grau und kahl aus dem Grün hervorstechen. Wie gerade ein warmer Blick der Sonne über einen solchen Baumstumpf huscht, beleuchtet er ein Merkwürdiges Wesen. Auf der oberen Fläche des Stumpfes eilt eine zollange schwarze Schlupf- Wespe mit einem noch längeren Legestachel in kurzen Sätzen herum; die bräunlichen Flügel sind unscheinbar, aber die gelbroten Beine um so auffälliger. Mit den beiden Fühlern, die sie bogenartig nach unten gegen das morsche Holz gekehrt hat, tastet sie es ab. Die Fühler vibrieren fast wie die Zinken einer Stimmgabel und das Tier kann damit besser»sehen" als wir mit unseren Augen. Ein unendlich feiner Sinn mutz darin verborgen sein, denn die Schlupf- Wespe wittert damit die Larven von Holzinselten, die bis drei Zentimeter tief verborgen sind. Endlich hat sie den Kanal ge- funden, der zu der Larve führen mutz, bald ist das Löchlein leidlich sichtbar, bald können wir an der Stelle gar keinen Unterschied gegen das umgebende Holz erkennen. Das Tier ändert nun plötzlich sein Verhalten. Ter lange Hinterleib richtet sich senkrecht in die Höhe und der noch längere Legebohrer klappt gegen das Holz herunter, indem sie ihn zwischen die Beine nimmt. Er besteht aus drei Teilen, denn zwischen zwei schmalen Schutzblättern liegt erst der eigentliche, etwa pferdehaarstarke Bohrer. Zunächst wird das Ganze an die richtige Stelle geführt, und zwar sind es auch hier immer noch die vibrierenden Fühler, die den richtigen Ort tastend fest- halten und die Spitze des Bohrers an die genaue Stelle führen. Nach einigen Sekunden ist auch das bewirkt. Man sieht nun, wie das Insekt mit dem Ende des Hinterleibes langsam den Bohrer in das für uns meist unsichtbare Loch hinabdrückt. Ist eine kurze Strecke zurückgelegt, so klappen die Schutzscheiden wieder in die Höhe und der dünne Bohrer wirkt allein weiter. Man begreift kaum, wie es möglich ist, datz er beim Hineindrücken in das immer- hin zähe morsche Holz nicht umknickt, bemerkt aber bald, datz auch dagegen Vorkehrungen getroffen sind. Um den Bohrer nicht blotz nach einer Richtung anzustrengen, dreht sich das Insekt in sonder- barer Weise im Kreise bald hier, bald dorthcrum; der beim Ein- drücken immerhin sich biegende Stachel biegt sich stets so, datz er dabei gegen den langen Leib des Tieres zu liegen kommt, der eben- falls aufgerichtet und der Länge nach rinnig vertieft ist. Diese Rinne und ebenso die Gabel, die das hinterste Beinpaar des Tieres bei seinem Austritt aus dem Körper bildet, sind eine gute Führung für die Legeröhrc. Denn mit einer solchen, nicht mit einer Waffe haben wir es zu tun. Fast immer erreicht der Stachel sein Ziel, die Haut einer Larve, in deren Rücken dann die Wespe ein Ei legt. Ephialtes hietz jener Grieche, der den Persern unter Xerxes   einen Fuhpfad verriet, auf dem sie den LandSleutcn des Verräter? in den Rücken fielen. Und an diesen Verräter muh der Forscher gedacht haben, der unser Tier mit dem wissenschaftlichen Namen EpbiaUe? imperator belegte, obwohl es nur tut, waS sein Fortpflanzungstrieb ihm gebietet und obwohl seine Tätigkeit den Wald alljährlich von zahllosen schädlichen Insekten befreit. Denn aus den Eiern der Schlupfwespen entstehen Larven, die in der Haut des Wirtes so unauffällig weiterleben, datz das befallene Insekt sich zunächst sogar noch verpuppen kann; dann aber sritzt die Schlupswespenbvut den Inhalt der Puppe auS, und aus dieser entfliegt zuletzt eine junge Schlupfwespe. Stundenlang kann man dem Treiben der Schlupfwespe auf den Stümpfen im Gruncwalde zuschauen. Sie bohrt immer wieder von neuem, bis sie ihre Eier abgesetzt hat, und sie läßt sich auch durch Belästigungen gar nicht oder nur kurze Zeit stören. Aus dem Lcgebohrer der Schlupfwespen ist der Giftstachel der Bienen und Wespen hervorgegangen. Die Teile Haien sich ent- sprechend verkürzt und umgewandelt, und statt der Eiablage dienen sie nun der durch Gift verstärkten Abwehr. Da der Legebohrer nur weiblichen Tieren zukommt, so erklärt seine Umwandlung zum Giftstachel auch, warum dieser nur bei Bienen und Wespen vor- kommt, die wenigstens in Anlage weiblich sind, und warum die männlichen Bienen, die Drohnen, wehrlos sind. Perantw. Redakteur: Emil Ungcr, Grunewald. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchiruckerci u.PerlagsanjraltPaul Smger äiCo..Vulu> 2W.