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Doch plötzlich brachen sie ab. Drüben in einem der Höfe über Nachdem man also festgestellt hat, daß hier weniger das Ge der Mauer zeterte eine Weiberstimme. Ihr Keifen schlug plötzlich in werbe zur Kunst, als die Kunst zum Gewerbe geworden, begibt den Abend hinaus, wurde immer heftiger, immer geller, überstürzte man sich in den kleineren der beiden Hauptbildersäle und findet mit fich, schäumte auf in maßlosem Haß und geiferte dann sprunghaft angenehmem Erstaunen einen ganz nmen Bogeler. Einen Vogeler, fort. und feine andere, nur diese eine Weiberstimme war hörbar, der weder mit dem Geschäftsmanne noch mit dem Stilisten von die alles andere niederdrückte, unter der die Nacht in ungeduldiger einst etwas zu schaffen hat. Nicht als ob der neue weniger Stilist Erregung zitterte. Plöglich wurde eine Tür aufgerissen, man hörte wäre. Aber er ist es auf eine neue Art: der Mann einer technisch wie das Weib freischend flüchtete, irgend wohin, in einen Raum, spröden und inhaltlich oft fast flachen Flächenfunst ist neuerdings au aus dem noch lange und dumpf ihr belferndes Schelten schlug. einer plastischen und warmen Raummalerei übergegangen, die man
Als das Schelten begann, war Anrus aufgefahren, um wie ihm mit nichten zugetraut hätte. Es wird versichert, er male ruhelos hin und herzueilen, die Mauer entlang schleichend, hinter der jetzt was früher nicht seine Gewohnheit war nicht der Lärm erklang. Seine Glieder zitterten, fein ganzes Wesen war nur nach, sondern vor der Natur. Und man glaubt es gerne. Recht fieberhaft erregt, von einem maßlosen Haß wider die erfüllt, welche unleidlich waren ja zumeist seine Gestalten aus den deutschen die Stille der Nacht störten. Bald lag er auch wieder auf dem Märchen oder zur Versunkenen Glocke" und andere romantische Mauerfirst, sah, wie fich drüben hinter dem Fenster einer erleuchteten Persönlichkeiten. In einigen Nebenräumen der Ausstellung ist so Stube zwei Gestalten heftig bewegten, hörte das Gekreisch der ziemlich das gesamte frühere Schaffen Vogelers ausgestellt, so daß Streitenden manchmal lauter in die Nacht schlagen, um wieder zu man gut vergleichen kann. Auch die fümmerlichen Ansäge, den dumpfem Gemurmel niederzufinken. Und ihm war, als gelte alle tragischen Humor Klingers zu erreichen, wirken dank der Ideen diese maßlose Feindseligkeit nur ihm, als wären die geifernden armut durchweg peinlich. Worte des Weibes da drüben wieder Peitschenschläge nach ihm, der es gewagt hatte, die Mauer zu übersteigen, die sie von ihm, dem Zigeuner, trennte.
Nach und nach wurde alles still drüben. Noch immer aber verHarrte der Knabe auf der Mauer, von einer schmerzlichen Behmut festgebannt. Das Licht in der Stube war verlöscht, noch eine, giveimal grollte die Stimme auf, bevor sie der Schlaf erstickte. Da griff die Stille breit in die Nacht hinein, über das ganze Dorf hinweg und sättigte die Landschaft. Die Finsternis aber wurde massig und drückend.
Auf einmal stand der Knabe im Garten. Er durchquerte ihn bis an das Haus heran, tastete sich unter dem Fenster entlang und seine Augen stachen durch die Nacht, um etwas zu finden, es zu haschen und bei sich zu bergen. Aber nichts als rauhen Mörtel und die riffige Ninde unbehauener Stämme überglitten feine leidenschaftlich verkrampften Finger.
Bei dem Stall war er jetzt. Warm und muffig schlug es durch die Fugen der Tür und das ruhig gleichmäßige Kanen der Dchsen lam durch die Dunkelheit. Doch die Zür ließ sich nicht öffnen.
Wieder strich er durch den Garten. Blöglich blieb er wie feftgetourzelt stehen, wie zum Schatten geworden. Lange, lange. Und heftig schlug sein Herz. Dann wieder ein paar behutsame Schritte, ein spürendes Halten..
Der Knabe hatte die Toala entdeckt, vom Baume gelöst und schob sich nun mit dem schweren Brett der Mauer zu. Geräuschlos huschte er hin, wie ein Schatten schwang er sich auf die Steine und bon der Nacht aufgefogen, verschwand er drüben. So raubtierhaft und nächtig waren seine Bewegungen, so geschmeidig die Glieder, als hätte er sich schon hunderte Male als Dieb erprobt.
Da der Knabe verschwunden, waren wieder friedlich Garten und Gehöft, schien so sicher und unübersteigbar diese Mauer, als gäbe es teine Menschen hinter ihr, einen Stamm, ein Volt, dessen Dasein nur ein Betteln vor den Häusern anderer ist.
Als wüchsen aus diesem Volte nicht immer wieder Menschen heran, die so lange vor der Feindschaft dieser Mauer bangen, bis ihr Bangen zu Haß wird, zu Haß und Diebstahl.
Bu Diebstahl werden muß, wollen sie die ungerechte Strenge dieser Mauer bergelten.
Die Malerkolonie in dem Kleinen Nest existiert noch. Man hörte lange nichts, wenigstens nichts besonders Rühmliches von diefer Schule. Heuer gibt es nun eine richtige Worpsweder Kunst ausstellung in 2orpswede selbst. Wer dahin will, muß in jedem Falle durch ein Stück der Landschaft pilgern, die seit einer Reihe von Jahren die Marke Worpswede trägt. Db man nun vom nächsten Bahnhof her eine halbe Stunde zu Fuß läuft oder, etwa bou Bremen , was sich am meisten lohnt, hinausradelt über die hohen Chausseedämme, die in regnerischen Zeiten streckenweise durch ganze Geen von überschwemmten Wiesen führen. Von dem Momente an, wo sich die gut gepflasterte Fahrstraße in scharfer Kurve direkt auf bas etwa zehn Kilometer entfernte Worpswede zuwendet, gewinnt die Landschaft mit ihren Moorkanälen, vereinzelten Bauernhäusern und Baumgruppen immer mehr das bekannte Gepräge. Zum Ueberfluß taucht bereits hier und da ein männlicher oder weiblicher Insasse der Kolonie auf, mit mehr oder minder sentimentalem Faltenwurf der Beinkleider oder des Rodes.
Man steigt schnell wieder hinab zu dem neuen Delzeug des vielseitigen H. V., das zumeist das Signum dieses Jahres trägt. Da sind außer ein paar glühenden Blumenstilleben besonders drei nackte Frauengestalten: Sommender Frühling"," Sommernachmittag" und„ Antikes Märchen". Vor dem letzten Bilde bemerkte eine Ham burger Scharfmachersgattin zu ihrem Hausfreunde:" Ich finde fie gar nicht so alt".( Sie hatte verstanden:" Antikes Mädchen".) Der Kommende Frühling" ist ein leicht, aber etwas gespreizt wandelndes Malfräulein, deren Gesicht und Körper( Vogeler malt immer Fräulein) gleich den Blumen um sie und unter ihren Füßen den Frühling ankündigen. Im Sommernachmittag" liegt das nackte Mädchen auf dem Rüden im Graje, auf ihrer Hand figt ein Star, dem sie ein Lied zu lehren scheint. Alles sehr fein, sehr sonnig, sehr sommerlich. Das vermeintlich antike Mädchen steht mit zwei ulfigen Meertieren am Strande , ein Segel naht aus der Ferne. Neben diesen Sommerszenen ein paar nicht ganz so neue interſtüde, darunter besonders das mertwürdige Wintermärchen", in dem ein früheres Motiv weiter verarbeitet zu sein scheint. Jm ganzen: wenn Vogeler, der als Worpsweder Landschafts maler stets etwas zu sagen hatte, noch oft so fommen will, wird er willfommen sein.
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Aus dem sonstigen Bestand der Ausstellung verdienen besonders die guten alten Sachen von Fris Oberbed Erwähnung. Die ,, Mondnacht " und die Winternacht" oder das Schlummernde Dorf" wiegen den größten Teil aller übrigen Bilder des Hauptsaales auf. Unter den Frauen weist Martha Stodder die persönlichste Note auf, freilich ist sie auch diejenige, die am wenigsten zu worpswedeln fcheint. Ein Interieur mit Durchblick ist von eigentümlicher Ruhe und Weichheit.
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Hans am Ende und Madensen sind besonders mit tüchtigen Radierungen vertreten. Als weiterer Häuptling der Schule ist noch Modersohn zu nennen, der, ähnlich wie Bogeler, eine Wandlung durchgemacht hat. Auch er ist mehr Naturalist wörtlichen, nicht im schulmäßigen Sinne geworden. Er hält sich jetzt mehr an die Landschaft und weniger an feine Meinung von ihr und seine Stimmung vor ihr. Immerhin find seine Farben noch reichlich subjektiv gesehen. denn eine Schule Nehmt hierzu noch eine Handvoll Schüler muß gewissermaßen auch Schüler haben, fo ergibt sich in jedem Fall ein geschlossenes Bild vom Stande der Worpsweder Kolonie. Es wird ja viel Unfug mit und in derlei Schulen getrieben, auch tommt etwas ganz Großes nie heraus, aber es tann ja nicht lauter Bäume, es muß auch Sträucher und Kräuter geben. R. Franz.
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Der Alkobolrausch.
Von Dr. A. Lipsius.
Der Altohol gehört mit dem Chloroform, dem Aether und vielen anderen in die Gruppe der in Fett löslichen Gifte, die, wenn sie sich in der Fettsubstanz der Zelle lösen, die Sauerstoffaufnahme der Zelle behindern. Dadurch tritt eine Störung des Stoffwechsels der Zelle ein: die Stoffwechselprodukte der Zellen können aus ihnen nicht weggefchafft werden, weil es an Sauerstoff mangelt. Die Zellen werden gelähmt, sie erstiden.
So find Narkose und Alkoholrausch die Folgen einer Erftidung, einer Lähmung unseres Gehirns. Bei einer oberflächlichen Betrachtung scheint es, daß Narkose So tritt man wohl vorbereitet in das Kunst- und Kunst- und Alkoholrausch zivei ganz verschiedene Dinge find: bei der gewerbehaus Worpswede G. m. b. H." Denn auch das Kunst- Narkose verlieren wir das Bewußtsein, beim Alkoholrausch nicht. gewerbe blüht hier, und zwar treibhausmäßig. Heinrich Blicken wir aber tiefer. Der Alkoholrausch kann vor allem von Bogeler, der Chef der Kolonie, macht alles, will fagen: entwirft verschiedener Stärke sein. Man fann nur leicht angeheitert sein; alles. Ganze Zimmereinrichtungen nach seinen Entwürfen sind auss man fann aber auch so betrunken sein, daß man vollkommen gestellt, deren Vorzug, ohne daß etwas überraschend gutes geschaffen bewußtlos daliegt. Man ist dann tatsächlich durch den Alkohol wäre, jedenfalls in einer Verbindung von Praktischem und Behag- narkotifiert wie bei einer Operation. Man setzt sich dabei auch lichem besteht. Vogeler ist ein betriebsamer Mann. Fußmatten, denselben Gefahren aus, wie bei der Narkofe zu gweden einer Tischdecken, Kinderspielzeug alles hat er gemacht. Sogar Operation. Nur daß die Lebensgefahr bei einer " Tapeten, per Rolle M. 1,50". Und das Geschäft geht anscheinend Trunkenheit bis zur Bewußtlosigteit ganz une gut. Alles was Automobile hat, kommt aus den nächsten Groß bergleichlich größer ist. Die Narkose bei der Operation städten und kauft hier für ein paar hundert Mark Heimatfunft". wird stets von mehreren Aerzten in Gemeinschaft ausgeführt, die
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