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bie, mit gleichen Naturre& ten wie wir geboren, uns den so fehr erwärmen als bei der längeren und fräftigeren Sommer Befizern mit gleichen Ansprüchen ins Gesicht sehen, gehört besonnung. Aber diese Unterschiede vollzieben sich gerade wie die diesen Staatsbürgern, die jede Last der gesellschaftlichen Vereinigung Stellungsänderung der Erde zur Sonne selbst ganz allmählich, und fiebenfach tragen, feine ihre Natur befriedigende Stellung in unserer fie fönnen keineswegs einen so plöglich eingetretenen Temperatursturz Mitte?"" Der Sohn der Elenden, Verlorenen und Unglücklichen ist erklären, wie wir ihn jezt eben erlebten: An einem Lage war es nicht da, bloß um ein Rad zu treiben, deffen Gang einen stolzen noch kaum herbstlich, wir hatten vielmehr einen wahren Nachsommer, Bürger emporhebt". Demgemäß fordert Pestalozzi in der Schrift am nächsten mußte man sich auf der Straße durch Uebers Gefeßgebung und Kindermord", daß der Staat die Erziehung der röcke, im Zimmer durch geheizte Defen gegen die stälte baterlosen Kinder ganz auf sich nehme, mit der Begründung, daß schützen. Man tönnte zunächst geneigt sein, die Ursache die Einrichtungen des Staates die Hauptschuld darin zu suchen, daß die einzelnen Stellen der Erde bes an dem lebel tragen". züglich ihrer Temperatur nicht von einander abgeschloffen sind,

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Kleines feuilleton.

Physikalisches.

viele

Unablässig und mit großer Bucht behauptet Pestalozzi die a II- fondern daß die unmittelbar an der Erde fich entlang be gemeine und wesentlich gleiche Bildungsbedürftig- wegende Luft von der einen Gegend nach der anderen größere oder feit und Bildungsfähigteit aller Boltstlassen. geringere Wärme trägt. Diese Luftbewegungen fennen wir ja alle Alle Menschheit ist in ihrem Wesen sich gleich und hat zu ihrer als Wind oder Sturm und wir wissen auch, daß die aus dem Befriedigung nur eine Bahn.". Er verbindet diese Forderung, wärmeren Süden kommenden Südpinde uns Wärme zuführen, die allen die gleichen Bildungsmöglichkeiten zu ber aus dem rauhen Norden stammenden Nordwinde aber Kälte. Wer fchaffen, mit einer schneidenden Kritik unserer heutigen Schul- aber die Windfahnen zu beobachten pflegt, oder die von der Zeitung verhältnisse. Mit dem bekannten und packenden Gleichnis, in dem gemeldeten Wetterberichte mit Aufmerksamkeit lieft, weiß, daß wir er diese darstellt, schließen wir unsere Stizze:" Der Schulunterricht, in der jüngsten Zeit gerade südöstliche und südwestliche Winde hatten wie er heute ist, fommt mir vor wie ein großes Haus, dessen oberstes und danach also gerade gelindes Wetter hätten haben müssen. Also Stockwerk zwar in hoher, vollendeter Kunst strahlt, aber nur von die uns unmittelbar merklich gewordenen Luftbewegungen können wenigen Menschen bewohnt ist; in den mittleren wohnen schon die Ursache nicht fein; aber die Meteorologen wissen, es außer mehrere, aber es mangelt ihnen an Treppen, auf denen sie in das daß ihnen auch andere noch Wir gibt. obere hinaufsteigen können; im unterſten wohnt eine zahllose müssen die Meilen hohe Atmosphäre ansehen als Menschenherde, die für Sonnenschein und gesunde Luft wohl mit ans einer Reihe übereinander gelagerter Schichten bestehend, Ballon den obersten das gleiche Recht haben, aber sie wird nicht nur im von denen die einen warm find, die anderen talt. ekelhaften Dunkel fensterloser Löcher sich selbst überlassen, sondern fahrten haben z. B. ergeben, daß in der Höhe von etwas mehr als man macht ihnen durch Binden und Blendwerke die Augen sogar 11 Kilometern über der Erdoberfläche dauernd eine warme Luft zum Hinaufgucken in das oberste Stockwerk untauglich". fchicht ausgebreitet ist und daß sowohl unter als auch über ihr die Luft fälter ift. So verschieden temperierte Luftschichten können nun nicht ruhig übereinander bleiben, sondern sie haben die Neigung, auch fenfrechte Bewegungen auszuführen; die wärmere, leichtere Luft strebt eben wegen dieser Leichtigkeit nach oben, die tältere drängt wegen ihres größeren Gewichts nach unten. Man tann fich leicht ein anschauliches und interessantes Bild von diesen so vers schieden gerichteten Luftbewegungen machen, wenn man in ein mit Eine merkwürdige physikalische Entdeckung Wasser gefülltes Glas vorsichtig einen Tropfen Tinte ift in bezug auf eines der seltenen Elemente gemacht worden, die fallen läßt; die Tinte fällt dann nicht geradlinig nach unten, während des letzten Jahrzehnts zur größten Ueberraschung aller fondern, da die verschiedenen Wasserschichten verschieden gerichtete, Naturforscher in der Luft nachgewiesen wurden. Es handelt sich um allerdings nicht ohne weiteres bemerkbare Bewegungen haben, den Stoff, der mit dem einfachen Namen Neon ( das Neue) belegt muß sich die schwarze Flüssigkeit im Sinten den verschiedenen Bes worden ist. Der Physiker, Professor Collie, eifriger Mitarbeiter wegungen der einzelnen Wasserschichten anschließen. Wie hier der von William Ramsay , dem Entdecker des Neon, machte jüngst die Sturm im Wasserglafe es uns zeigt, so vollziehen sich auch in der Beobachtung, daß vollkommen reines Neon, wenn es in einer Glas- Atmosphäre Luftbewegungen nach den verschiedensten Richtungen. röhre mit einem Quecksilberkügelchen zusammen eingeschlossen und wenn nun in hohen nördlichen Gegenden, wo die Erde in ewigem geschüttelt wird, mit einer hellen orangeroten Farbe zu glühen Eis starrt, die Luft, die sich an diesem Eis stark abgekühlt hat, trotz beginnt. Wenn man die Quecksilberkugel in der Röhre hin und ihrer Neigung zu finken, durch kräftige vom Süden her kommende her rollt, so scheint ihr eine Flamme von der erwähnten Farbe Winde zum einzig möglichen Ausweichen, nämlich nach oben hin nachzufolgen. Danach fand Ramsay selbst, daß Neon auch unter gezwungen ist und sich dort nach Süden bewegt, so benugt sie die dem Einfluß elektrischer Wellen leuchtend wird, und nun war nur erste Stelle, wo es ihr möglich ist, ihrer natürlichen Tendenz zu ein Schritt bis zur Benutzung des seltenen Elementes zum Nach folgen, also zu sinken. Wo fie dabei die Erde berührt, dorthin weis elektrischer Wellen, wie sie bei der drahtlosen Telegraphie be- führt sie auch die ihr innewohnende Kälte. In diesen Tagen hat nuzt werden. Dadurch erhielt der Collie- Effekt", wie jene Ent- sich nun eine solche Sentung nördlicher, falter Luft bei uns voll deckung genannt worden ist, die Möglichkeit einer praktischen Bezogen, ist aber bereits wieder von wärmeren Luftströmungen ver deutung. Man brauchte nur ein Röhrchen mit Neon bei sich zu drängt worden. tragen, um überall nachweisen zu können, ob elektrische Wellen in der Luft sind oder nicht. Den Versuch damit hat. Dr. Dudley von der Vanderbilt- Universität bei einer Ueberfahrt von England nach Amerita gemacht. Wie er der Science " schreibt, begann das Röhr chen jedesmal zu leuchten, wenn von dem Schiff ein drahtloses Telegramm ausgefandt wurde. Dagegen versagte es beim Empfang solcher Telegramme, weil die ankommenden Wellen wohl zu schwach ivaren. Vielleicht läßt sich aber die Empfindlichkeit des Neon noch steigern. Uebrigens verfügt William Ramsay jetzt über die unge­heure Menge von mehr als 500 Kubitzentimeter reinen Neons. Um zu begreifen, was das heißen will, muß man wissen, daß zu ihrer Gewinnung ungefähr 2400 Zentner( 1) Luft chemisch verarbeitet werden mußten.

Meteorologisches.

Aus dem Tierreiche.

Ein sechster Sinn der Kate. Dr. Friz hat an der gewöhnlichen Haustage ein besonderes Sinnesorgan entdeckt, das freilich nach früheren Forschungen auch anderen Tieren zukommt, bei der Stage aber bisher nicht aufgefunden war. Dieser sechste Sinn besteht äußerlich in einigen langen steifen Borsten oder Fühl haaren, die aus einer Hautgegend herauswachsen, die besonders reich mit Nerven ausgestattet ist. Dies Gebiet liegt in der Nähe des Handwurzelgelents der beiden Vorderbeine. Man hatte diese eigentümlichen Sinneshaare früher an zahlreichen Vertretern vers schiedener Familien der Wirbeltiere nachgewiefen; und zwar ebenso bei niedrigstehenden Wirbeltieren wie den Zahnarmen"( Edentaten), wie auch bei Nagetieren, fleischfressenden Tieren und sogar den weniger BIözliche Kälte. Daß es im Winter fälter ist als im hochstehenden Gruppen der Vierhänder. Auch der merkwürdige Sommer, weiß jeder Mensch, und wir wissen auch, wo die Ursache Klippichliefer Afritas, der einer Einordnung in eine der genannten zu dieser Erscheinung zu suchen ist. Der Unterschied zwischen den Lierklassen widerstrebt, ist dieser Reihe hinzuzufügen. Eine Eigen berschiedenen Temperaturhöhen der Jahreszeit wird dadurch herbei- fchaft scheint allen diesen Tieren, die jenes Organ an den Vorders geführt, daß jede Stelle der Erdoberfläche in der Sommerzeit länger beinen befizen, in gleicher Weise eigen zu fein; fie halten Ben Sonnenstrahlen ausgesezt ist als im Winter, also in der un entweder gewohnheitsmäßig ihre Nahrung mit den Vorders gleichen Länge des Tages und der Nacht in den verschiedenen Jahres- pfoten oder sind besonders Danach oder sind besonders zum Klettern begabt. zeiten. Solche Unterschiede treten am stärksten in den Gegenden der ist wahrscheinlich, daß die empfindlichen Haare im vorderen Erde auf, die dem Nord- und Südpol am nächsten liegen dort Handgelenk mit der besonderen Betätigung der dauert die Winternacht überhaupt sechs Monate lang und das übrig. Gliedmaßen in Zusammenhang stehen. Die Huftiere entbehren, wie bleibende Halbjahr ist von einem einzigen Sommertage ausgefüllt. daraus leicht zu verstehen wäre, diefes Drgans vollkommen. Daß In unserer nördlich- gemäßigten Zone und ebenso in der ent- auch die echten Affen dieses besonderen Sinnes entraten können, sprechenden südlich- gemäßigten fönnen wir ja nicht so ge- erflärt sich wohl durch die außerordentliche Empfindlichkeit, die sie waltige Kontraste aufweisen, aber start genug ist der an den Handflächen und Fingern erworben haben, so daß eine Unterschied doch, wenn wir im Hochsommer die Lampen weitere Unterstützung nicht nötig ist. Dr. Fritz ist bemüht gewesen, während wir dasselbe Organ auch beim Hunde aufzufinden, der seine Vorder­neun Uhr abends anzünden müssen, jetzt schon um 5 Uhr nachmittags dazu gezivungen find. Es leuchtet pfoten doch gleichfalls in einer Weife braucht, die zuweilen eine ein: wenn die Wärme spendende Sonne nur viel fürzere Zeit über Aehnlichkeit mit den Gewohnheiten der Kaze verrät. Die Nach dem Horizont steht, und noch dazu uns nur in ungünstigerer, forschung ist jedoch vergeblich gewesen, so daß der Hund demnach schrägerer Richtung trifft, fann unsere Gegend sich bei weitem nicht auf seine fünf Sinne beschränkt ist. Berantw. Redakteur: Emil Unger, Grunewald . Drud u. Verlag: Borwärts Bucheruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW.

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