Kopf war so heiß-- und Gedanken stürmten auf ihn ein. daß er keinen einzigen fassen konnte. Er sah nur seinen toten Freund vor sich, der nun endlich in der Freiheit mar! Lange blieb er einsam auf der Bank sitzen. Das Glocken- zeichen der Lazarettküche schreckte ihn aus seinen trübseligen Gedanken auf und rief ihn zum Dienst. Böhlicke, rufen Sie mal den Bornemann zu mir. Dort kommt er gerade, Herr Sergeant." Bornemann, heute holen Sie mir Essen." Herr Sergeant, ich habe keine Tuchhose. Meine ist in der Kompagnie zum Ausbessern, und mit der Drillichhose kann ich doch nicht gehen." Sie haben doch noch eine der fünften Garnitur da?" Jawohl, aber die ist so dreckig. Die muß ich erst sauber machen." Da machen Sie sie sauber! Verstanden?" Das geht aber nicht so schnell. Die müßte ich cigent- lich erst waschen." Weil Sie sich vom Essenholen drücken wollen, gehen Sie jetzt nun gerade!" Aber ich kann doch nicht, wenn ich keine Hose habe!" Da pumpen Sie sich eine. Bilden Sie sich doch nicht etwa ein. daß ich das glaube, was Sie mir da erzählen. Sie gehen einfach! Wenns Ihnen nicht Paßt, können Sie sich ja beschweren. Aber erst wenn Sie meinen Befehl aus- geführt haben. Sie kennen doch die Kriegsartikel?" Jaivohll" Also, wenn Sie noch was erzählen, werde ich Sie melden wegen Nichtausführung eines gegebenen Befehls. Haben Sie mich verstanden?" Jawohl!" Sonapp war inzwischen auch von Station�gekommen und hatte gehört, um was es sich handelte- Schadenfroh blickte er Bornemann an. Herr Sergeant, ich muß niir erst meine Hose, sauber machen." Beeilen Sie sich! Dann melden Sic sich bei mir. Nun scheren Sie sich weg!" Der kann aber lange warten, bis ich dantit fertig bin." flüsterte Bornemann dem Kunze, auf seiner Stube ange- kommen zu.Ich bin doch nicht zum Militär gekommen, um jedem Kohlendampfschieber seinen Hausknecht zu machen! Das fehlte gerade noch." Siehste, Borneniann, nun mußt Du doch gehen," hänselte Sonapp. Na wart nur, der schickt mich nicht ein zweitesmal. Der hat scheint's noch kein Beefsteak niit Kieselsteinen ge­gessen!" Mach noch Dummheiten!" warnte Kunze. Ich werde mir doch nichts vormachen lassen!" lIortsctzung folgt.) lNachdruck vcrBotM.) Hus der Ocfcbicbte unseres Raus- ,1 gekliigels. Von C. Schen kling. (Schluß.) In viel entfernt liegendere Zeit als die Zähmung der ge- Tlannten Vögel reicht die Zähmung von Gans und Ente zurück, auch find beide nicht aus Asien eingeführt, sondern stammen von einheimischen wildlebenden Arten ab. Unsere Hausgans hat ihre Stammform in der Grau- oder Wildgans(.Anscr ferus) und nur wenig von dem Wesen und der Eigenart ihrer Stammutter ver- loren, wennschon sich diese wie das bei allen wildlebenden Tieren der Fall ist stolzer hält und rascher bewegt, wodurch sie einen vorteilhafteren Eindruck auf den Beobachter macht. Die Grau- g a n s ist die einzige Wildgans, die in Deutschland brütet. Sie ist ein Zugvogel, der bereits Endg Juli zur Abreise rüstet, aber schon vor der Schneeschmelze nnt fröhlichem Geschrei bei uns wieder eintrifft. Tie ersten Zähmungsversuche der Graugans scheinen im nördlichen und mittleren Europa , vielleicht im heutigen Pommern und Mecklenburg vorgenommen zu sein. Das muß aber schon sehr früh stattgefunden haben, denn schon Homer erwähnt die zahme Gans als Hausvog»l Griechenlands . Bei den Griechen galt die Gans als ein lieblicher Vogel, dessen Schönheit bewundert wurde und der zu Geschenken an geliebte Knaben diente. Sie wurde nicht nur um des Nutzens willen, sondern wegen ihrer Schönheit gehalten, so hat Penelope ihre Freude an einer Herde .Gänse, die mn sie lagert, als sie ihrem verkleideten Gemahl ihren Traum erzähkt. Auch Gudrun hielt Gänse auf ihrem Burghose, bka laut aufschrien, als ihre Herrin am Leichnam Sigurds jammerte. Nach griechischer Vorstellung sind Gänse auch wachsame Hüterinnen des Hauses, und auf dem Grabmal einer guten Hausfrau befand sich unter anderen Emblemen(Sinnbildern) das Bildnis einer Gans, um die Wachsamkeit der Verstorbenen auszudrücken. Auch im alten Rom galt die Gans als Sinnbild der Wachsamkeit; die weißbefiederten waren der Juno geheiligt. Jener Auszeichnung zeigten sie sich nach der bekannten Geschichte, nach der sie durch ihr Schnattern die Einnahme des Kapitals durch die Gallier(390 v. Chr.) vereitelten, würdig; sie vermochten sich aber trotz dieses Verdienstes nicht vor dem römischen Leckermaul zu retten. Schon um 290 v. Chr. gibt Protius Cato, der unversöhnliche Feind Kartha- gos, in seinem Buche über den Ackerbau Anleitung, Gänse z» stopfen, und später verstand man durch Fütterung von Feigen riesengroße Ganselebern zu erzeugen. Wie reich an Gänseherden Germanien wie die benachbarten Teile Galliens gewesen sein müssen, erhellt aus einer Notiz Plinius des Aelteren(t 70 n. Chr.), nach der von den Morinern, die an der belgischen Grenze saßen, alljährlich Gänseherden nach Rom getrieben ivurden. Es waren dies indes nicht Hausvögel, sondern eine halbwilde Art, deren weihe Federn so hoch im Preise standen, daß aus den römischen Lagern an der Grenze oft Kohorten ausgingen, um der Jagd nach diesen Vögeln obzuliegen. Die Benutzung der Federn zum Füllen der Kissen rügt allerdings Plinius als eineerst kürzlich ausgo kommene Sitte". Das Christentum schuf die Martinsgans. Zu Ehren des heiligen Martin von Tours wurden seit der frühchrist- lichen Zeit an seinem Gedächtnistage Tausende von Gänsen ge- schlachtet und verspeist, denn die Gans war in Deutschland zu einem Nutzvogel ersten Ranges geworden, dessen Fleisch, Eier und Federn für den Haushalt hochwillkommen waren. Di« Gans ist ein Weidevogel, dem ein Hirt gehalten wir?, aber im selben Maße ein Hofvogel und als solcher vielfach aus- drücklich in der lex Lalica bezeichnet. Nur zu gewissen Zeiten ist ihr vergönnt, ihre Nahrung auf dem Felde zu suchen, im all- gemeinen gehört sie aber hinter Zaun und Gitter und soll zum Schaden eines Nachbarn nicht darüber hinauskommen. Ebenso soll die Ente in der Gemeinde in Hut und auf dem Hofe gehalten werden; außerhalb des letzteren steht sie für an- gerichteten Schaden mit ihrem Leibe. Die Ente, von der Wild - oder Stockente(Auas boschas) abstammend, hat. wiewohl sie als sehr altes germanisches Haustier erscheint, weniger Bedeutung, da sie nur in wasserreichen Gegenden gedeiht, auch nur als Fleischvogel Wert hat. Der zahme Schwan unserer Weiher und Flüffe ist der Höckerschwan(Cxknus olor), so benannt wegen des schwarzen Höckers auf dem roten Schnabel. Im Norden unseres Vater- landes, wie in Nordeuropa überhaupt, auch in Ostsibirien lebt er als wilder Vogel und nistet auch jetzt noch in vereinzelten Paaren aus größeren, ruhig gelegenen Seen Pommerns und Ostpreußens . Neben dem Storch und Kranich gehörte er zu dem Luxusgcflügel alter Edelsihe. In der germanischen Mythologie stand der Schwan in engster Beziehung zu den in Luft und Wasser waltenden Licht, gestalten und auch im Rufe der Weissagung; daher die noch jetzt zur Bezeichnung einer Vorahnung üblichen Ausdrücke: es schwant mir mir wachsen Schwanenfedern. Auf Rügen vertritt er die Stelle des Storches, er bringt die kleinen Kinder. Gewisse göttliche Wesen, namentlich aber Walküre », Wald- und Wasserfrauen liebten es, Schwanengestalt anzunehmen; sie find die Schwanenjungsrauen der nordischen Mythologie. Auch in der deutschen Sage erscheinen sie oft an Flüssen und Seen, legen ihr Schwanengewand ab und baden in der kühlen Flut. Wer ihnen das Gewand wegnimmt, bekommt sie in seine Gewalt. So nötigt Hagen in derNibelungen- sage " dasNdeerweib", ihm zu weissagen. Bei den alten Griechen galt der Schwan als der heilige Vogel deö Apollo, von dem er die Gabe der Weissagung empfangen hatte, und Jupiter genoß di« Umarmung der Leda in Gestalt eines Schwanes. Früher stand der Schloan in der Küche in hohem Ansehen. Bei dem Prunkmahle, das die Stadt Paris im Jahre 1549 zu Ehren der schönen Katharina von Medici gab, wurden unter anderem Ge- flügel auch 21 Schwäne aufgetragen, und der mainzische Mundloch Max Rumpolt gibt im Jahre 1581 die Art seiner Zubereitung an. Zu einer Zeit, wo-man auch Adler auf vornehmem Tische nicht ver- schmähte, kam er nicht selten auf die Tafel. Zumeist wurde er als sogenanntes Prunkessen aufgetragen: Von allerlei Backwerk sah »ran daaufrechtstehende Schwäne und Kraniche, welche die Hälse emporreckten". Noch bei einem in den siebziger Jahren in Mel- bourne veranstaltetenExperimentaleffen" wurden schwarze Schwäne, die in Südaustralie» und Tasmanien zu Hause sind, auf- getischt. Natürlich fanden sich die Schwäne auch auf der Tafel der Römer, wie Athenäus berichtet. Durch Plutarch erfahren wir, daß man Schwäne mästete und ihnen zu diesem Behufe die Augen- lider zunähte. Die massige Vollgestalt des Vogels verspricht einen ansehnlichen Braten, aber dies ist auch der einzige Vorteil des Schwanenfleisches; es schmeckt tranig und ist bei alten Vögeln zähe. Sind diese fett, so läßt sich das Gericht eher verdauen; Schwanen- braten von jungen Vögeln wird sogar gerühmt, und in London stehen unter den besonderen kulinarischen Genüssen, die man zu Weihnacht auf die Tafel bringt, als feinstes und raffiniertestes Gericht, gebratene junge Schwäne obenan. Ter Geschmack soll dem eines Gänsebratens ähnlich sein. Wie gesagt, war in früheren