zeit daS schnelle ÄuStroFaen beS VodenS um den Baum verbindert, eine permanente Bodenfeuchtigkeit aber da? freudige Anwachsen fördert. An Stell« von Land und Dung kann man auch gut durch­feuchtete? Torfmull verwenden, das die Nässe wie ein Schwamm aufsaugt und lange anhält. Es empfiehlt sich, dieses Torfmull unter der Baumscheibe leicht einzugraben. Die wichtigsten Obstgehölze für den Laubenkolonisten sind vnsere Beeren st rauche r. Auf Pachlland, von dem man nie weiß, wie lange man es in der Hand behält, beschränke man fich am besten auf Becrenobst, daS ohne Rücksicht auf da? Alter in jedem Herbst oder Frühling, wenn eS sein muß. ausgenommen und an anderer Stelle wieder neu gepflanzt werden kann. Wenn man aber erstmals zur neuen Pflanzung schreitet, fo tut man gut daran, nicht alte, verholzte Sträucher von anderen Parzellen zu pflanzen, sondern junges, kräftiges und wüchsiges Pflanzmaterial zu wählen. Wenn eS auch in der sogenanntenalten Weibermühle" möglich sein soll, au? alten Weibern durch Ummahlen rosige Jungfrauen zu machen, fo ist«S doch dem tüchtigsten Gärtner «cicbt möglich, aus einem alten abgetragene» Strauch durch raffinierte Kunstgriffe einen jungen zu machen. Ein alter Strauch läßt sich höchstens durch HerauSnehlnen de? ältesten Holze? und durch Zerteilen in mehrere Pflanzen verjüngen, aber zwischen einem verjüngten und einem wirklich jungen Strauch besteht trotz alledem noch ein himmelweiter Unterschied. Junges Pflanzmaterial ist immer das beste. Manche Beerensträucher geben uns die Möglich- keit in dir Hand, junge Rachzuchl heranzuziehen, wie Himbeeren und Brombeeren durch Ausläufer und Johannisbeeren durch Stecklinge. Letztere, im Herbst geschnitten, wachsen sicher an. Bei Stachelbeeren ist die Sache für den einfachen Liebhaber schon schwieriger, doch kann er fich auch bei diesen jnngeS Pflanzmaterial durch sogenannte Ableger heranziehen, indem er von gesunden Sträuchern einige zwei-, dreijährige Triebe abbiegt, auf zehn bis fünfzehn Zentimeter Länge in den Boden hineinlegt lind hier mit einem Holzhaken festhält; der im Boden liegende Teil bewurzelt sich. wird dann im zweiten Jahre von der Mutterpflanze abgetrennt und als selbständiger Strauch gepflanzt. Freilich läßt sich nicht alles so wir nichts dir nichts durch Stecklmge vermehren, wenn es auch Ge- Hölze gibt, die als Stecklinge und Ableger wie Unkraut wachsen. So kann man von Weiden   armstarke Aststücke mit Erfolg pflanzen. Ja, ich befitze einen Bekannten, der beute im Schatten seines ehe- waligen Spazierstocks, eines Weidenknüppels, sein Bier trinkt. Der Mann hatte feinen selbstgeschnittenen Weibenstock im Wirts- Haufe neben fich in den Boden gesteckt und beim Heim» gehen aus Vergeßlichkeit im Stiche gelassen. Als er nach reichlich zwei Monaten wiederkam, um fich seinen Stock zu holen, war dieser festgewurzelt und hatte furchtbar aus- geschlagen. Heute ist aus dem ehemaligen Spazierstock ein großer Baum geworden! Schade, daß eS kein Obstbaum ist, der Früchte trägt. Auch Pappeln wachsen leicht. Auf einem Holzplatze bei KaulSdorf   bewundere ich alljährlich im Hochsommer über Meter starke Stammstücke von alten Pappelstämnien in reichet» Blätterschmucke. Im Stadlpark zu Stendal   hat man vor einigen Jahren aus alten Akazien- flämmen, die vor Jahr und Tag gefällt waren, einen Pavillon gebaut, dessen Stützpfosten diese Stämme bilden. Auch mehrere dieser Pfosten find fest gewachsen und haben gewaltige Beste entwickelt. Daß man ehr alte Bäume erfolgreich verpflanzen kann, wenn die Sache nur richtig angefangen wird, haben die drei hundertjährigen Linden auf dem Leipziger Platz gezeigt, die gelegentlich des Baues der Unter­grundbahn verpflanzt werden mußten. Freilich hat das Verpflanzen eines jeden dieser drei Bäume die Kleinigkeit von 10000 M. ge- kostet, und Prictzke freut sich, daß nicht er. sondern die Untergrund- Hahngesellschaft das zu bezahlen hatte. In Frankfurt   a. M. hat man sogar eine dreihundertjährige Eibe, die allerdings ein kuriosum ist, mit einem Kostenaufwand von über 80000 M. verpflanzt. Der Transport der alten Dame nach dem anderen Ende der Stadt er- folgte mittel« gewaltiger Walzen auf einer Bohlenbahn, die das Zusammenbrechen des Asphaltpflasters verhinderte, mittels zweier vorgespannter Dampfstraßenwalzen und dauerte fast drei Wochen. Ich habe mir jüngst den alten Baum angesehen: er hat die Schinderei gewallig schief genommen, scheint aber trotz alledem entschlossen zu sein, weiter zu wachsen._ Hi Kleines fcuUlcton* Naturwissenschaftliches. lieber die Reflexe. Wenn wir bei Tieren, die in der Stufenleiter der Entwickclung weitab vom Menschen stehen, zweck- müßige Handlungen sehen, so widerstrebt eS uns, diese Zweckmäßig- keit einer höheren Vernunft zuzuschreiben: wir sprecheil dann von Reflexen, Instinkten. Und wir tun recht damit. Was ist ein Reflex, ein Reflexakt? Wie kommt er zustande? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Physiologe Baglioni in feinem BucheZur Analyse der Reflexion"(Bergmann, Wiesbaden  1007). Seine Schlußfolgerungen fußen auf einer großen Reihe von Bcrsuchcn, die er im Laufe mehrerer Jahre angestellt. Reflexe sind nach ihm Bewegungen und Sekretionen(also Muskelarbeit und Drüsentätigkeit), die vom Zentralnervensystem vermittelt und ge- regelt und infolge Einwirkung äußerer Reize hervorgerufen werden. Auf ganz besiimmle Sicher« Rci-e erfolgen harmonische zweckmäßige Handlungen, die immer eine bwkogischc Bedeutung zur Selbsterhaltung des Individuums und der Art besitzen. Hierher gehören der Saugreflex bei Jungen, der Fluchtreflex bei vielen Tieren, wenn der drohende Feind naht, die geschlechtlichen Reflexe u. a. m. Beim enthaupteten Frosch läßt sich für eine ganze Reih« von zweckmäßigen Handlungen zeigen, daß für ihr promptes Zu» standekommen einBcwußtseinsakt" nicht nötig ist. Jeder Reflex hat seine Grundlage in dem Bau jener Organe, die für die Auf« nähme äußerer Reize eingerichtet sind, die die Erregungen zum Gehirn oder Rückenmark leiten, um von hier aus eine bestimmte Bewegung in einer bestimmten Muskelgruppe oder Drüsentätigkeit hervorzurufen. In diesem Sinne spricht Baglioni mit vollem Recht vonprädisponierten" Bewegungen, die gar nicht anders ablaufe« können, weil den Bewegungen, die auf bestimmte Hautstellen(oder Sinnesorgane) treffen, ganz bestimmte Nervenbahnen vorgezeichnct sind. Je nach der Natur des Reizes, der auf eine und dieselbe Haut« stelle trifft, ist auch der Reflex, der zustande kommt, verschieden. Hebt man z. B. auf die Fußsohle des enthaupteten Frosches eine« leisen Druck von unten aus, so macht der Frosch mit den Zehe» Bewegungen, die jenen der Sprrmgbewegung gleichen, nachdem er den Boden mit der Fußsohle berührt hat. In dieser Stellung vcr- harren die Zehen einige Zeit. Sticht oder kneift man nun die Fußsohle, so werden die oben besprochenen Bewegungen gehemmt und es treten ganz andere Bewegungen ein: das gestochene Bein wird an den Körper angezogen. Das tost uns, daß die Erregungen nicht einfach von der Haut über das Rückenmark zu den einzelnen Muskeln weitergeleitet werden, sondern auf dem Wege eine Ilm« formung, eine Verstärkung oder Abschwächung oder gar Hein» mung erfahren müssen: durch ein- und denselben Reiz, auf dem Wege ein und derselben zum Rückenmarks führenden Nervenbahn müssen die Muskeln teils zur Kontraktion, teils zur Erschlaffung gebracht werden. Eine Erschlaffung eines Muskels auf einen Reiz hin wird natürlich nur eintreten, wenn die Erregung auf dem Wege eine Hemmung erfahren wird. Durch sehr sinnreiche Ver» suche, die aber hier nicht besprochen werden können, hat Baglioni gezeigt, daß die Nervenzellen, die die eintreffenden Erregungen entsprechend der Natur des Reizes umzuformen haben, in de» hinteren Partien des Rücknmarksguerschnittcs gelegen sind. Was für die Reize gilt, die aus die Haut treffen, dürfen wir auch auf die Sinnesorgane(Auge, Ohr, Nase) treffenden Reize übertragen. Sie haben sich alle aus der Haut entwickelt, wie die Entwickelnngsgcschichte es lückenlos gezeigt hat. In den Fellen der Hirnrinde hätten wir die Nervenzellen, die die.Umformung der von den Sinnesorganen eintreffenden Erregungen zu besorge» hätten. Die Frage, wie der für einen bestimmten Reflex Pia« disponierende Verlauf der Nervenbahnen zum ersten Male auf­getreten ist, bei der Nachkommenschaft immer unverändert wieder« kehrt oder im Laufe der Zeit eine fortschreitende'EntWickelung er- fahren hat. können durch die biologisckxn Gesetze der Auslese und der Vererbung beantwortet werden. Daß übrigen? bestimmte Re« flexe vererbt werden können, zeigen viele alltägliche Erfahrungen. wie z. B. der Saugreflex des Säuglings. Völkerknude. Die Verwandtschaften unter den ESkimoS. In jüngster Zeit ist eine erhebliche Anzahl neuer Forschungen über die grönländischen ESkimoS und ihre Verwandtschaftsverhältnisse veröffentlicht worden, die der hervorragende Ethnologe Franz BoaS  in einem zeitgemäßen Aufsatz in der WochenschriftScience  " zu- sammenfasscnd bespricht. An erster Stelle sind die Untersuchungen von Dr. Thalbitzer, einem der eifrigsten Eskimoforscher der Gegen» wart, zu nennen. Sie gründen sich auf die Andrup-Sammlung, die in Ostgrönland zwischen dem 68. und 75. Breitengrad gemacht war- den ist. Ihre hohe Bedeutung liegt darin, daß sie eine nahe Ver- Wandtschaft zwischen den Eskimos der Nordostküst« von Grönland  und denen vom Ellesmere-Land  , dem nördlichen Baffin-Land und dem nordwestlichen Teil der Hudson-Bay  (Kanada  ) aufdeckt. Die Beziehungen in allen Aeußerungen der Kultur, wie sie in den Sammlungen hervortreten, sind so enge, daß mit ziemlicher Sicher- heit der Schluß auf eine Wanderung der Eskimos von der Hudson« Bay über die genannten Gebiete bis nach der Nordküste von Grön- land und dann wieder längs der Ostküste südwärts gezogen werden kann. Die besonders auffälligen Gegenstände der Sammlung sind Nadelbüchsen mit Verzierungen, Stangen zum Robbenfang, Eis- fchaber aus Knochen und eigentümliche hammerähnliche Geräte, die wahrscheinlich zum Zerschlagen von Robbenspeck dienen. Ferner kommen in Betracht Beile aus Knochen und Pfriemen mit oft reich verziertem Griff. Diese Geräte weisen meist eine so eigenartige Form auf, daß sie ohne Beeinflussung nicht wohl gut von den Be- wohnern verschiedener Gegenden erdacht sein können. ES wird dann noch die Aufmerksamkeit auf die Behauptung von Ryder g«- lenkt, wonach die Eskimos von Ostgrönland auch viele Aehnlichkeit mit den Bewohnern von Alaska   aufweisen, und damit wird die Anschauung befestigt, daß zwischen der ausgebreiteten Familie der Eskimos Zusammenhänge bestehen, die sich über weite Gebtete er« strecken. Perantw. Redakteur: Emil Unser« Grunewald  , Druck u. Perlag: vorwärts Buchdruilerci u.BerlMg»anftalt Paul Singer ScTo..BerlinZ«.