BefSen gelösten Lappen zurück, daß die mit daranhängenden kleinen Fleischfetzen bedeckte Schädeldecke bloßlag. Volter bot seine ganze Energie auf, diesen Anblick zu ertragen. Volter ist der Strammste von Euch allen!" sagte der Arzt.Gebt mir mal die Säge dort aus dem Besteck. So nun wollen wir mal die Schädeldecke absägen. Haltet fest und gebt acht, daß Ihr Euch nicht verletzt! Die Leiche ist ansteckend! Das kann Vergiftung geben" Unbeholfen fuhr er mit der kurzen Söge am Schädel der Leiche auf und ab. bis ihm der Arm müde ward. Nun versuchen Sie mall" rief er Bornemann nach einer Weile zu. Mit einem flüchtigen Blick auf Volter setzte dieser an und tat, wie ihm befohlen. (Fortsetzung folgt.) Im IftipfeiTticb-I�alrinett. Wer das Bedürfnis empfindet, aus dem Lärm und Getümmel der Weltstadt sich an einen stillen und einsamen Ort znrückzuzieben, «vo er niemand sieht und von niemand gesehen wird, der sucve das sogenannte Knpferstich-Kabinett im Neuen Museum aus. In 399 unter 1000 Fällen wird er hier gänzlich mit sich allein sein. Das große Publikum meidet diese Räume und wenn sich gelegentlich ein Frenidlm� hinein verirrt, so ist sein einziges Bestreben darauf ge- richtet, möglichst schnell den Ausgang zu finden. Die Mehrzahl der MuseumSbeUicker aber versteigt sich überhaupt nicht so hoch; denn das Kupfcrstich-Kadinett liegt oben im zweiten Stock de« Neuen Museums und man muß mehrere Treppen der Kaulbachschen Frestenhalle er- klimmen, ehe man zu seinen beiden Eingängen gelangt, von denen der linke zur alten, der rechte zur modernen Kunst führt. Die Abneigung des Publikums ist unberechtigt. Das Kabinett enthält nicht wie man vielleicht aus seinem Namen schließen könnte bloß Kupferstiche, sondem seine Sammlungen umfassen das ganze Gebiet der zeichnenden und der graphischen Künste: alle andschristenmalcreien, Blei st ist«, Silber st ist-, Feder», reibe-, Kohle-, Rötelzeichnungen alter Meister. sowie illustrierte Druckwerke des Ib. bis 20. Jahrhunderts und andere Erzeugnisse der verviefältigenden Kunst, Holz», schnitte. Radierungen, Lithographien usw. Und zwar sind diese Blätter in ihrer überwiegenden Mehrzahl nicht bloß für den Fachmann wichtig und wenvoll, sondern auch für das große Publikum unterhallend, belehrend und anregend, zumal in unserer Zeit, wo das Interesse und das Verständnis für Linienlunst sich mehr und mehr verbreitet und man den soliden reproduktiven Techniken, denen wir den modernen Wandschmuck unserer Wohn- zimmer verdanken, wieder größere Aufmerksamkeit zuwendet. Wer aus seiner Srube die nichtsnutzigen allen Oeldrucke verbannt hat und die Wände mit gerahmten Kunstwartblättern und ähnlichem schmückt, dem müssen auch die Schätze, die daS Kupferstichkabinett aufbewahrt, interessieren und erfreuen. Um diese Schätze zu würdigen und zu genießen, braucht man, wie gesagt, durchaus kein.Kenner" zu sein. Nur ein wenig liebe- volles Vertiefen gehört dazu. Zur flüchtigen Betrachtung sind diese Werke allerdings ebensowenig geschaffen wie die Gemälde und Skulpturen der anderen Mufeumsabteilungen. Wo einem ein Blatt oder auch nur irgend eine Einzelheit auf einem Blatt durch diese oder jene Absonderlichkeit ins Auge fällt, da verweile man länger, bemühe sich, die Absichten des betreffenden Künstler» zu verstehen, und versuche zu ergründen, mit welchen künstlerischen Mitteln er seine Zwecke erreicht hat. DaS Studium namentlich der Hand- Zeichnungen gewährt oft einen viel feineren und intimeren Genuß als das der fertigen, bis in alle Details ausgeführten und abgerundeten Gemälde. In rasch hingeworfenen Skizzen und lebensfrischen Naturstudien erkenn: man oft viel deutlicher die charakteristische Handschrift, den eigentlichen Stil des betreffenden Meisters als in seinen vollendeten Werken. Für jeden, der einmal Geschmack daran gefunden hat, ist eS eine Freude, mit nach- Schaffendem Auge dem Lauf der Blei», Kreide- oder Federstriche zu olgcn und den eleganten Schwung, die zarte Grazie oder ausdrucks- volle Energie einer Linie zu genießen. Sogar das Erspähen und Beobachten von kleinen Unregelmäßigkeiten und Entgleisungen, die bei solchen improvisierten Arberlen leicht mit unterlaufen, kann einen besonderen Reiz gewähren. Neben den Handzeichnungen enthält das Kupferstich- Kabinett eine sehr reichhaltige Sammlung von Werken der v e r v i e l» fältigen den Kunst. Die vervielfältigenden oder graphischen Künste haben in neuerer Zeit bekanntlich einen gewalligen Aus- schwung genommen. Sie werden nicht nur zur Reproduktion vor- bandener Kunstwerke verwandt, sondern ihre verschiedenartigen Techniken dienen unseren modernen Malern und Zeichnern auch vor allem zur Herstellung von Originalwerken. Man hat erkannt, daß manche dieser Techniken eine solche Genauigkeit der Zeichnung und zugleich so seine Tonvariäionen gestatten, wie keine andere Zeich- nungstcchnik. Jedes gemalte oder gezeichnete Bild, mag eS nun in Oel. Aquarell oder Pastell, in Kohle, Kreide oder Bleistift aus» geführt sein, läßt stets die Art seiner Herstellung mehr oder weniger direkt erkennen. Anders ist es bei den Werken der graphischen Kunst. Hier wird nicht die Originalhandarbeil des Künstlers, sondern daS Resultat des vervielfältigenden Druckes, also die indirekte Schöpfung, dem Beschauer vor Augen gebracht. Einen fertigen, gedruckten Holz» schnitt, einen Kupferstich, eine Lithographie oder Radierung kennt wohl jeder, aber die wenigsten wissen, welche äußere Form diese Kunstblätter haben, wenn sie aus der Werkstatt des Künstlers hervor» gehen, und worin die charakteristischen Unterschiede ihrer Herstellung bestehen. Im hinteren Durchgangszimmer des rechte», der modernen Kunst eingeräuniten Flügels finden wir in einigen Schau» kästen eine kleine lehrreiche Sammlung von künst» lerischen Druckplatten, Material und Hand- werkszeug ausgestellt, die unS über die verschiedenen Arten der graphischen Techniken unterrichtet und unS die Stadien zeigt, die ein graphisches Kunstwerk bis zu seiner Vollendung durch» lausen muß. Die vervielfältigenden Künste unterscheiden drei Druckarten: den Hochdruck, bei dem die Bildfläche erhaben über dem vertieften Grunde steht sz. B. beim Holzschnitt), den Tiefdruck, bei dem die Bildfläche in die Druckform eingeschnitten ist fz. B. beim Kupfer- stich und bei der Radierung) und den F l a ch d r u ck, bei dem der Grund und die Bildfläche in einer Ebene liegen, d. h. keines gegen das andere erhöht ist<z. B. bei der Lithographie). Die erste Tafel des Schaukastens belehrt uns über die Entstehung eines Holzschnitts. Wir sehen zwei fertige Holzstöcke, aus denen die im Bilde weiß bleibenden Stellen mit den daneben liegenden Schneidemessern und Holzsticheln ausgeschnitten und ausgehoben sind: wir sehen ferner den Ballen, mit dem in alter Zeit(heute geschieht es mit der Maschinenwalze) die Druckerschwärze auf die erhabenen Stellen deS Stocks auf» gerieben wurde; und wir sehen schließlich die fertigen Abdrücke, die von den Holzstöcken gewonnen wurden. Während für den einfachen schwarzen Holzschnitt ein einziger Stock genügt, bedarf der Farbenholzschnitt deren mehrere, nämlich für jede Farbe einen besonderen. Ein Meister im modernen Farbenholzschnitt ist Emil Orlik , der die Technik in Japan , dem klaisischen Lande für diese Kunstgattung, erlernt bat. Die zweite Tafel des Schaukastens enthält einige Orliksche Farbenholzschnitte, sowie die vier Farbstöcke, durch deren Uebereinandcrdruck daS eine der ausgestellten Blätter entstanden ist. Die dritte Tafel zeigt unS die Entstehung des Kupferstichs und der Radierung, also der beiden wichtigsten Tlesdrucklechnikcn. Beim Kupferstich besteht daS Ver­fahren darin, daß die Linien der Zeichnung in eine polierte Kupfer- platte mittels eines Grabstichels direkt eingeschnitten und die Ver» tiesungen dann mit Druckerschwärze ausgefüllt werden. WaS hier auf mechanischem Wege geschieht, vollzieht sich bei der Radierung auf chemischem. Mai» überzieht die polierte Metallplatte zunächst mit dem Aetzgrund, das heißt einer dünnen Schicht Firnis und schwärzt sie mit Ruß. Auf diese schwarze Platte wird dann mit der Radiernadel, die die FirniSschicht durchritzt, das Bild gezeichnet, und hierauf werden die gezeichneten. also von der FirniSschicht entblößten Striche durch Säuren, die daS Metall auflösen, vertieft. Die Platte wird dann von dem stehen» gebliebenen Aetzgrund gereinigt eventuell noch durch Verstählen widerstandsfähiger gemacht und kann dann wie die Kupferstichplatte zum Druck verwendet werden. Verschieden von dieser Manier ist die S ch a b k u n st. die darin besteht, daß eine blanke Metallplatte zunächst mit Hilfe des Granierstahls(eines halbrunden Wiegemessers, das statt der Schneide Zähne hat) aufgerauht wird, so daß sie ein sammetartiges Aussehen dekommt und beim Druck eine schwarze Fläche ergibt. Wird diese rauhe Fläche nun mit dem Schabeisen und dem Polierstahl teilweise geglättet, so erhält man«ine Zeichnung, die hell auf dunkel steht und auch ebenso druckt. Die Technik der Schabkunst unterscheidet sich vom Kupferstich und der Radierung also dadurch, daß man bei den letzteren den Schatten in die Platte hinein-, bei der erste» aber daS Licht aus der Platte herausarbeitet. Die im Jahre 1798 von Aloys Senefelder erfundene L i t h o» g r a p h i e(Steindruck) benutzt als Material zur Aufnahme der Zeichnung Platten aus Solnhofer Schiefer. Aus die geglättete oder gekörnte Steinoberfläche wird das Bild mit fetten Stoffen(fett- halliger Kreide oder Tusche) ausgeführt. Wenn man nun den Stein mit Waffer oder einer wäfferigen Auflösung von Gummi arabicum anfeuchtet und ihn dann mit Druckfarbe einreibt, so nehmen nur die mit der fetthaltigen Kreide oder Tusche bedeckten Stellen die Farbe an, während die Stellen des Grundes rein und weiß bleiben. Beim Drucken zieht sich also nur die auf den Stein gebrachte Zeichnung auf dem Papier ab. In der vierten Tafel des Schaukostens ist das zum lithographischen Ver- fahren notwendige Material ausgestellt. Wir sehen eine gekörnte Solnhofer Schieferplatte, auf die die Zeichnung mit Kreide und Tusche aufgetragen und mit Hilfe von Nadel und Schabeisen fettig« aestelll ist. Wir sehen daneben einen Abdruck von dieser Platte sowie charakteristische Abdrücke von einer lithographischen Kreide- und einer lithographischen Federzeichnung. Auch em paar Stücke litho - graphische Zeichcnkreide(eine angespitzte und eine sogenannte .Tablette", die für breitere Strichlage» verwendet wird), Tusche, Schaber und Stadeln liegen dabei. Wenn ntan init Hilfe des in den Schaukasten ausgestellte» Materials einen Begriff von Wesen und Wirkung der wichtigsten