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graphischen Techniken erhalten hat, wird man die Schätze des Das Stammland der Eifentechnik.
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Kupferstich- Kabinetts mit größerem Interesse und besserem Verständnis genießen fönnen. Die Aufsichtsbeamten find verpflichtet, Die Ansichten über die Heimat der Eisentechnik der Kulturvölker dem Besucher die gewünschten Mappen vorzulegen. Wem zu solchem eingehenderen Studium Zeit oder Neigung fehlt, der tann sich auch waren bislang geteilt; die Mehrzahl der Gelehrten nahm, gestüzt damit begnügen, die wechselnden Ausstellungen der an den Wänden auf vorderasiatische Ueberlieferungen und mesopotamische Ausunter Glas und Rahmen hängenden Kunstblätter zu betrachten. Das grabungen, an, daß man zuerst in den erzreichen Gegenden südlich Zimmer, in dem sich die Schaukasten befinden, enthält eine interefiante des Kaipischen Meeres die Kenntnis, Eisen auszuschmelzen und zu Kollektion von Jugendwerken Menzels. Darunter eine Radierung bearbeiten, erlangte. Diese Meinung scheint durch die Ausführungen Die Dame am Fenster", die in drei verschiedenen, während der des bekannten Ethnologen Prof. v. Lushan, die nach einem Referat Berliner Anthropologischen Gesellschaft" in der ZeitArbeit gemachten Abzügen das allmähliche Entstehen eines solchen in der Werkes zeigt und uns einen Einblid in die Schaffensweise des großen schrift für Ethnologie" wiedergegeben sind, bedeutend Künstlers gewährt. Ein paar andere Blätter werden als früheste schüttert worden zu sein. Nach Luichan haben wir Afrika als Versuche des jugendlichen Menzel Interesse erregen. So die Stammland unserer Eisentechnik zu betrachten und Illustrationen zu einer„ Geschichte des preußischen Staates". die zwar die an vorzüglichem Eisenerz so reichen Gegenden in der der bierzehnjährige Knabe als Gehilfe seines Vaters ausführte, der Nachbarschaft der großen Seen, bis wohin nachgewiesenermaßen die in Breslau eine lithographische Anstalt besaß, und die Handels- und Kulturbeziehungen der alten Aegypter reichten; berSternfarte, auf auf die Menzel später mit Bleistift die Worte fchiedene Funde und Abbildungen auf ägyptischen Bauwerten lassen schrieb: Diese Sternfarte nach der sehr schlechten Bleizeichnung darauf schließen, daß in Aegypten bereits vor dem ersten vorchrist eines Professors der Astronomie habe ich lithographiert für lichen Jahrtausend das Eisen bekannt war und technische Verwendung einen Herrn Scharrer während der letzten Krankheit meines Baters fand. In Vorderasien, in Assyrien und Babylonien treffen wir Ende Dezember 1831( am 5. Januar 1832 starb derfelbe). Mit ihr Eisen nicht vor 1000 v. Chr.; die berühmten, in dem Königspalast habe ich das erste Geld selbständig verdient." Im großen Aus- bon Khorfabad aufgefundenen Eisenluppen datieren erst aus dem stellungsfaal desselben Flügels tann man an vortrefflichen Arbeiten Jahre 700 vor Chr. Afrika, das jeither in der Kulturgeschichte als moderner Graphiter die fünstlerische Eigenart der verschiedenen verkanntes Aichenputtel zur Seite stehen mußte, hätte also auch erheblichen Anteil an der Entwickelung der Kultur genommen und Techniken eingebender studieren. wäre Europa gegenüber nicht allein der ausschließlich empfangende, sondern auch befruchtende Teil.
Der gegenüberliegende, der älteren Kunst gewidmete Flügel des Kabinetts beherbergt in feinem Vorraum die Ausstellung der neuesten Erwerbungen. Einige geistvolle Lithographien der Bum Beweise für seine sehr überzeugend vorgetragene Ansicht französischen Karilaturisten Daumier und Forain , eine in der gibt Luschan ein anschauliches Bild der heute in Afrita noch auf dies Linienführung auffallend energische Radierung„ Der Trinfer" von selbe primitive Art wie in der Vorzeit geübten Eisentechnik, indem Felicien Rope, und ein paar wundervoll graziöse Radierungen er besonders auf die zur Eisenbearbeitung notwendigen Gebläse bon Whistler fesseln uns durch ihre fünstlerischen Reize, während einrichtungen und die der Eisengewinnung dienenden Ofenanlagen die seltsame Federzeichnung Der Alchemist" von Bieter Brueghel eingeht. In Gebrauch find bei den Negern heute vier von einander dem Aelteren( 1558) und ein französischer Kupferstich„ Der zerbrochene ganz verschiedene Gebläsetypen, das Schalen, Schlauch, Krug" von Le Veau( nach einem Gemälde von Debucourt) be- Bumpen- und Balgengebläse, die alle im hiesigen Museum für Völfer sonders wegen ihres Stoffes Interesse erregen. Das legtgenannte funde vertreten sind. Daneben findet sich hie und da auch noch die Blatt soll nach der Meinung einiger Literarhistoriker dem Dichter primitivste Art, das Schmiedefeuer mit einem Fächer oder einem Heinrich v. Kleist die erste Anregung zu seinem Lustspiel gegeben Fledermisch anzufachen. haben. Die in Afrifa sicherlich überall bodenständige Art ist das Die Ausstellung von Handzeichnungen Ibrecht Dürers, Schalengebläse. Eine entsprechend vergrößerte Tabaks die fich im letzten Zimmer befindet, bietet wertvolles Material zur tonpfeife, deren Kopf mit einem Fell oder dergleichen überzogen ist, Einführung in das Studium dieses Meisters, der auch heute noch, gibt wohl das anschaulichste Bild davon. In ungefähr dieser trog seiner Berühmtheit, in Wirklichkeit sehr wenig populär ist und form werden aus Holz, in einigen Gegenden auch aus von dem das große Bublifum nur den Namen und ein paar Hauptwerfe Ton, große Gefäße hergestellt, an denen sich unten eine Deffnung tennt. Dürer ist nie ein Meister der Farbe gewesen und seine Gemälde befindet, in dieser ist eine eiserne Röhre befestigt, die mit ihrem erscheinen uns heute oft hart und unruhig. Aber als Zeichner war anderen Ende in das Feuer hineinragt. Der Deckel des Gefäßes ist er unbestritten einer der größten aller Zeiten und aller Nationen, mit Fell oder einem Geflecht überzogen, das an der oberen Seite und wenn wir auch in seinen Holzschnitten und Kupferstichen schon mit irgend einem Handgriff versehen ist. Wird mit deffen Hilfe das manches altmodisch und ungelenk finden.( die Techniken waren damals fell in die Höhe gezogen, fo tritt durch die undichten Stellen Luft noch nicht so entwickelt wie heute), so haben wir vor den Stizzen in das Gefäß, die dann beim raschen hinunterdrücken des Fells zum und Studien, die er nach der Natur mit Kohle, Rötel oder Zusche größten Teile durch die Röhre in das Feuer hineingepreßt wird. entwarf, nur das Gefühl uneingeschränkter Bewunderung. Man Sind, wie es meistens der Fall ist, zwei solcher Apparate vorhanden, betrachte das Brustbild eines jungen Mädchens nnd vor allem das so kann durch rhythmisch abwechselndes Inbewegungfeßen ein kontiberühmte Porträt von Dürers Mutter. Zwei Monate vor dem nuierlicher Luftstrom erzeugt werden. Solche Schalengebläse treten uns Tode der Dreiundsechzigjährigen ist diese Kohlezeichnung ent- bereits auf Wandmalereien in ägyptischen Gräbern aus dem zweiten standen, die die Gefichtszüge einer bon Alter, Sorgen vorchristlichen Jahrtausend entgegen, z. B. in dem berühmten Grabe und Krankheit zermürbten und ausgemergelten Greifin mit des Rethmara, wo fie allerdings noch nicht in der Eisentechnik, rücksichtslosem Realismus wiedergibt. Die gefurchte Stirn, die sondern beim Guß großer Tempeltüren Verwendung finden. bortretenden Backenknochen, die tiefen Falten, die sich von der Naje Das Schlauch gebläse veranschaulichen wir uns am besten zu den Mundwinkeln herabziehen, die demütig und ängstlich blickenden durch eine der bekannten schmalen, dafür um so längeren MarktAugen, der magere Hals, deffen verschrumpfte Haut alle Sehnen und taschen aus Wachstuch. Es besteht aus einer Tierhaut, meist von Adern hervortreten läßt nicht das winzigste Detail ist über einem Schaf oder einer Gazelle, deren Deffnungen alle vernäht find, sehen worden, und doch schließt sich alles zu einbeitlicher Gesamt nur in dem einen Hinterbein ist eine Eisenröhre befestigt, und die wirfung zusammen, zu dem ergreifenden Bilde eines armen, alsöffnung kann durch eine Art Bügel auseinandergespreizt und alten Weibes, von dem Dürer selber sagte:" Diese meine geschlossen werden. Wird bei geöffnetem Bügel der Schlauch fromme Mutter hat achtzehn Kinder geboren und erzogen, hochgehoben, so fült er fich mit Luft, worauf durch hat oft die Bestilenz gehabt und viele andere schwere Strank- Schließen der Deffnung und Zusammenpreffen des Schlauches die heiten, hat große Armut gelitten, Beripottung, Verachtung, höhnische eingesperrte Luft durch die Röhre in das Feuer entweicht. Diese Worte, Schreden und große Widerwärtigkeit. Und doch ist fie nie Gebläsevorrichtung wird in Afrika nur in einigen, der Ostküste nahen rachsüchtig gewesen. Sie war im 63. Jahr, da fie starb. Und ich Gebieten ausschließlich angewandt und ist offenbar importiert. Das habe sie mit allen Ehren nach meinem Vermögen begraben laffen. beweist auch ihr Vorkommen in Indien und Indonesien . In der Und in ihrem Tode sab sie viel lieblicher, denn da sie noch das indischen Abteilung des Museums für Völkerkunde ist z. B. das Leben hatte." Neben den Handzeichnungen fallen ein paar in Wachsmodell eines indischen Schmiedes ausgestellt, der außer einer Wafferfarben ausgeführte Studien( die" Drahtziehermühle" und Bange ein solch primitives Gebläse trägt. Kalkreuth bei Nürnberg ") durch ihre impressionistische Bravour besonders auf. Sie könnten von einem unserer Modernsten gemalt sein. Auch unter ben von Dürers Schülern herrührenden Blättern findet sich manche außerordentlich schöne Arbeit, so das„ Männliche Brustbild"( Kohle) von Hans Baldung Grien und die in ihren fräftigen Linien an die alte Holzschnittmanier erinnernde Federzeichnung„ Kreuzabnahme" von Hans Sebald Beham .
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Bielleicht überwindet der eine oder andere unserer Leser einmal die traditionelle Abneigung gegen das Kupferstich- Kabinett und entschließt sich, einen beichaulichen Sonntagnachmittag( die Museen find an den Novemberſonntagen von 12-4 Uhr und an den Wochentagen ( außer Montag) bon 10-3 Uhr geöffnet) zum Besuch der stillen Räume zu verwenden. Es lohnt wirklich. John Shilowatt.
Ebenfalls nicht- afrikanischen Ursprungs ist das Pumpene gebläse, das über den ganzen indischen Archipel, von den Philippinen und Sinterindien bis Madagaskar verbreitet ist, aber auch in Innerafrika angetroffen wird. Es ist im Brinzip eine ganz auch in Innerafrika angetroffen wird. Es ist im Prinzip eine ganz primitive Doppeldruckpumpe, aus zwei zylindrischen meist BambusRöhren bestehend, die oft mehr als mannshoch sind und in denen mit Bogelfedern, Baumwollenfegen und dergleichen gedichtete Kolbenscheiben an langen Stangen auf und ab bewegt werden und die Luft durch eine am Fußende eingesezte Eisenröhre ins Feuer hineintreiben.
Verhältnismäßig jungen Ursprungs und sicher unter europäischem Einfluß entstanden ist daß Balgengebläse, das eine finnreiche Kombination des obengenannten Schalengebläses mit unserem Blasebalg darstellt, indem auf die Schalen ein durch Holzreifen in Spreize gehaltener Balg aufgesezt und so das Luftfassungsvermögen derselben erheblich vergrößert wurde.