legen. Die Stimmung gegen ihn ttnttfte immer gereizter, es wurden Schmähschriftengegen ihn verteilt und man warf ihm vor. den Doktortitel unrechtmäßig zu führen u. dergl. In einem Konflikt mit einem hohen Geist- lichen, der ihm den ausbedungenen Preis fürseine körperliche Herstellung nicht zahlen wollte, zog er den kürzeren, indem sich der Stadirat aus seilen des Geistlichen stellte. Ein öffentliches Manifest Hohenheims gegen den Stadtrat hatte den Erfolg, daß dieser„von Haß, Zorn und Mißgunst getrieben, wider ihn beschloß, man solle ihn fest- nehmen und nach Herzenslust mit ihm verfahren." Das drängte ihn zur Flucht. Heimlich verließ er Basel und flüchtete nach dem Elsaß . Da? unstete Leben von früher begann nun von neuem, so daß Paraeelsus oft mit Armut zu kämpfen hatte, wenn er auch in dieser Zeit viele seiner Schriften verfaßte.„Habe keine Acht meines Elends, du Leser, laß mich mein Uebel selbst tragen." Im Jahre 1331. finden wir ihn wieder in der Schweiz und endlich 1541 in Salz- bürg, wohin ihn wahrscheinlich der gebildete Fürst und Pfalzgraf Ernst berufen hatte. Doch nicht lange sollte er sich der Ruhe er- freuen; noch in demselben Jahre starb er dort im Alter von 43 Jahren. Ein Denkmal und eine Gedenktafel in der Sebastians- Kirche in Salzburg zeigen seine Ruhestätte an. Wohl selten ist ein bedeutender Mann von seiner Mit- und Nach- Welt mehr verlästert und verkannt worden wie Hohenheim . Der Paracelsus -Forscher Dr. Mook stellt eine Menge solcher sich wider- sprechender Urteile' zaiammen, die ihn zu derAeußerung veranlassen, „daß man so ziemlich/tlles ans Paraeelsus gemacht hat: einen frommen Gottesmann und gotteslästerlichen Ketzer, Kabbalist und Charlatan, Reformator der Medizin. Homöopath und Magnetiscur, Heilkünstler und Entdecker der chemischen Arzneimittel, den Begründer der deutschen Sprache in der wissenschaftlichen Medizin, einen Titanen, der den Mut besaß, tausendjährige Autoritäten und Lehrsätze zu zer- trümmern, die längst zum Dogma geworden und andererseits einen halbwahnsinnigen Schwindler."— Für einen solchen wird er auch heute nocki vielfach von Männern der Wissenschaft gehalten. Bom heutigen Stande der Medizin aus hat eine solche Ansicht allerdings eine gewisse Berechtigung. Man muß jedoch den Maßstab für seine Leistungen an den mittelalterlichen Stand der Wiflenschaft legen; nur auf dieser Basis sind die vielfachen Vorurteile zu wider- legen. Schwieriger ist die Darstellung des eigentlichen Gehalts und Zwecks seiner Schriften; schwierig deshalb, weil er seine Grundsätze und den Kern seines Denkens nicht klar ausspricht. Auch heute ist trotz aller Forschungen seine Weltanschauung in allen Teilen noch nicht völlig klargestellt. Das Prinzip der Paracelsischen Medizin besteht darin. die organische Natur in ihrer rein natürlichen physiologischen Entwickelung aufzufassen, alle diese Kräfte zu individualisieren und alles in ihrer Gesamt- Wirkung und Gegenseitigkeit aufzufassen.— Unter Philosophie versteht Paraeelsus die Erkenntnis des Wesens in allen Dingen. Er selbst sagt:„Der Arzt, der nicht durch Philosophie in die Arznei eingeht, geht nicht in die rechte Tür, sondern oben zum Dach hinein und werden aus ihnen Mörder und Diebe". Er gründete die Medizin auf die Erkenntnis des organischen Prozesses auS dem Organismus selber, der Medizin daher einen ganz neuen Boden gebend, da man bisher alle Lebenserfcheinungen aus gleichen physikalischen Prinzipien erklärte.— Wo bei Krankheitsfällen die Natur nichts vermag, er- klärte er auch die Medizin fiir unfähig, ein eingewurzeltes Leiden zu heilen. Das Prinzip der Alien, wonach die anzuwendenden Arzneien die entgegengesetzte Qualität der Krankheit haben müßten, erklärte er für falsch. Er führte wichtige Miueralmittel und Pflanzen- extrakte in den Arzneischatz ein, wie sie noch heute angewandt werden; er empfahl auch den Gebrauch der Mineralwässer, trotzdem er erkannte, daß damals schon viel Unfug mit Badereisen getrieben wurde.„Wenn ein Arzt nichts mehr kann, so rät er ins Bad, gleich als ivenn einer Unsinnigkeit mit Tanzen vertreiben wollte." Er verwarf den Aderlaß nicht ganz, warnte aber vor Mißbrauch in der Blutentziehung. Er behandelte in seinen Traktaten die Diät. Therapie usw. kurz. Nicht nur in der Geschichte der Medizin, auch in der der Philosophie und Theosophie und in der Geschichte der Wissenschaften überhailpt steht Paraeelsus als Repräsentant der neuen Richtung, wodurch sich daS ganze 16. Jahrhunditt charakterisierte. 13. L. lNeMrua verBoten.) Me bereiten fieb die Ziere für den Mnter vor? Von Dr. Otto Reinfeld. Wenn die Menschen beginnen, mit Heizmaterial und Kar- toffeln, Obst und eingemachten Früchten die Keller zu füllen, um für die kalte Jahreszeit gerüstet zu sein, beginnen auch die Tiere, oder doch viele Tiere mit ihren Vorbereitungen für den Winter. Und wie es unter den Menschen verschieden ist, wie sie je nach ihrer wirtschaftlichen Lage, Stellung, Wohnort usw. diese Vorbereitungen treffen, so auch die Tiere. Allgemein bekannt sind die Vorbereitungen der Zugvögel; wie vielfach die Menschen, die in„hohen Kreisen" leben, entziehen sie sich den Unbilden der Witterimg durch eine Vergnügungsreise nach dem Süde". Indessen gibt es auch z/hlreiche Vögel,"die in un- seren Gegenden bleiben und die dem strengen Regiment des Win- ters standhalten. Merkwürdigerweise aber finden sich bei den über- wintcrnden Vögeln nur geringe Spuren don irgendwelchen Vorbe- reitungen für die Winterzeit, wie denn auch gerade diese Tiere bei uns im Winter am nieisten Hunger leiden. Sie behelfen sich mit der notdürftigsten Kost, mit allerlei Nahrung, die sie im Som- mer unberührt lassen würden. Nur bei Spechten und Baumläufern wollen Naturbeobachter gelegentlich Beweise eines natürlichen Spartriebes für die schlechte Winterszeit bemerkt haben. Eicheln und andere Samen fand man in den Borken von Kiefern versteckt, und zwar in der den genannten Vögeln eigentümlichen Art einge- klemmt, die in der offenbaren Absicht dort für die nahrungsarme Zeit aufbewahrt worden waren. Das ist aber wohl auch der einzige Fall der Vorbereitung für den Winter in der gefiederten Welt, die sich— und das scheint noch merkwürdiger!— vor der Kälte gar nicht schützt. Nicht nur, daß die Vögel ihre Nester, wie das bei den Wohnungen anderer Tiere oftmals ist, für den Winter nicht fester und dichter machen, suchen sie sie sogar im Gegenteil oft im Winter überhaupt nicht aus, sondern suchen alle möglichen Verstecke, Baumlöcher und Mauer- ritzen auf, oder übernachten überhaupt im Freien. Dabei ist die früher von Naturforschern deshalb angenommene Ansicht, daß sie die Kälte nicht in dem Maße empfinden, wie andere Tiere, durch das viele Erfrieren von Vögeln— oft bei geringer Kälte,— widerlegt. Offenbar ist ihr Schutztrieb wenig entwickelt. Als der berühmteste Wintersparer, dessen Vorbereitungen für die kalte Jahreszeit geradezu sprichwörtlich sind, gilt bei uns, frei- lich wohl auch mit vollem Recht, der Hamster. Der Hamster gehört zu den nickst wenig zahlreichen Tieren, die einen Winterschlaf halten. Er errichtet sich etwa einen Meter unterhalb der Erde eine Wohnung, die aus zwei Räumen besteht, in deren einem er wohnt, und in deren anderem er seine Winter- Vorräte aufspeichert. Ja, manche, besonders ältere Rammler, sind so vorsorglich, sich ein paar Vorratskammern anzulegen, in denen sie Leinsamen, große Puffbohnen und Erbsen vor allem, aber auch Getreide niederlegen. In diese Wohnung, deren Eingänge er sorglich mit Erde verstopft, zieht sich der Hamster Anfang Oktober, — oder je nach der Witterung früher oder später,— zurück, um seinen Winterschlaf zu halten. Bon Zeit zu Zeit erwacht er dann, frißt sich satt und zieht sich wieder in sein Wohnzimmer zurück, um weiter zu schlafen. Wie reichlich seine Wintervorräte sind, beweisen jene Hamstergräber, die es sich zum Gewerbe machen, seinen Bau aufzustöbern, ihn zu töten und die Vorratskammer. die im Anfang des Winters oft mehr als IV Kilo Feldfrüchte birgt, als Beute zu gewinnen. Auch der Dachs baut sich ein schönes Winterhcim, stattet es weich und warm mit Moos aus, um sich dort, meist erst, wenn es schon recht ungemütlich ist, zum Winterschlaf zurückzuziehen. Seine Vorräte, die er in den sehr kunstvollen Bau trägt, sind nicht be- deutend, wie er-denn diesen Bau auch schon im Winter verläßt, um neue Nahrung zu suchen. In der Hauptsache besteht denn auch mehr die Vorbereitung dieses Tieres auf den Winter darin, daß es sich den Bau für den Winterschlaf behaglich ausstattet, als in dem Zusammenscharren von Wintervorräten. Und das ist bei den meisten sogenannten Winterschläfern der Fall, beim Igel, der sich sorglich sein Heim mit Laub und Moos auspolstert, bei der Haselmaus und dem sogenaniiten Sieben- schläfer, der freilich große Vorräte an Nüssen, Samen, Obst und Eiern sammelt und im Herbst in seine Löcher trägt, wo er dann sieben Monate sehr fest schläft, nachdem er sich tüchtig vollge- fressen hat. Auch die Fledermäuse halten einen, wenn auch nur kurzen Winterschlaf, zu dem sie sich zu Hunderten und Tausenden im Herbste zusammenfinden. Sie suchen sich eine geschützte Stelle auf, an der sie sich,— gemeinsam große Klumpen bildend.— mit dem Kopfe»ach unten aushängen. Die in Deutschland vorkommenden Amphibien tind Reptilien sind durchweg Winterschläfer. Beim Nahen der kälteren Jahres- zeit suchen sie sich ein bequemes Plätzchen, wo sie den Schlaf pflegen können. So zieht sich zum Beispiel der Laubfrosch in den Schlamm zurück, und der von uns im Glas in Gefangenschaft gehaltene Laubfrosch sucht sich die Stelle im Glasbchälter auf, wo das dich- teste Laub angesammelt ist, um dort in Erstarrung ohne jede Nahrung zu liegen. Aehnlich ist's mit den Schlangen, Eidechsen und Kröten, die alle beim Eintritt des Winters in Starrsucht verfallen, nachdem sie der Instinkt geleitet hat. ein möglichst ruhiges und geschütztes Plätzchen auszusuchen, wo niemand leicht den Winterschlaf stört. Auch bei den Insekten ist es nicht anders. Sie suchen unter Baumrinden, Steinen, im Moos, Geröll, in Erdlöchern, im Holz hohler Bäume sich ihre Wintcrwohnung auf. Wann dies geschieht, ist abhängig von der Art der Tiere, aber auch natürlich jeweilig von der Witterung. Und ebenso ist's mit dem Ende ihres Winter- schlafcs, der bei einigen größeren Kerstiercn oft schon mitten im Winter aushört, während er sich bei anderen bis mitten in den Sommer hinzögert. Man kann zuweilen, wenn man im Herbst, vor Beginn des Schneefalles, einen großen Stein hochhebt, oder eine nicht allzu
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26 (9.11.1909) 218
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