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gelobten Schriftsteller, der ja auch von München kam und der den| zurückfinken, aus deren Feffeln fie fich nicht zu Be Fehler beging, in der Köpenider Straße auf die Presse zu freien vermögen. Fade, berichwommene Süßlichkeit in Farbe schimpfen reip. ihr gute Lehren geben zu wollen. und Zeichnung steht oft unvermittelt neben berber und derber, oft direkt ins grotest Theatralische verzerrter Batbetil. Merkwürdig ist auch, daß Gebhardt, der im vorigen Jahre seinen fiebzigsten Geburts tag feierte, während der langen Beit, da er als Maler tätig ist, feine eigentliche fünstlerische Entwickelung durchgemacht hat. Seine frühesten Arbeiten aus den sechziger Jahren zeigen schon alle die charakteristischen Mängel und Voralige, die feinem Schaffen noch heute eigen find. J. S.
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Etwa zu gleicher Zeit eröffneten Mag Tie te, ter Maler, feinen Hungrigen Pegasus", eine Art Montmarirelabare", und Schreiber dieier Zeilen„ Die filberne Bunichterrine", die mit Bruants Mirliton" einige Aehnlichkeit hatte. Leute, die Sinn für Wig und bon teiner preußischen Zensur beengte Satire hatten, tamen dabin. Es waren und blieben aber Künstlerabende, die feinerlei geschäftlichen Charakter hatten und haben sollten.
Erst einer späteren Zeit war es vorbehalten, die sogenannten Berliner Rabaretts" entstehen, zu sehen, die in spätester Naditstunde sett und kaviarlüsterne Schwärmer zu fünstlerischen Genüssen einladen, die sich eben dem Geichmack der Gäste anpassen. Und diese Kabaretts haben sogar die Provinzen ergriffen. Sie existieren dort, je nach der Stadtgröße, auf mehr oder weniger elegante Weise.
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Die Varietédirektoren behaupten auch heute noch, irgend welchen Einfluß hätten Ueberbrett! und Kabaretts auf ihre Betriebe und deren Kunstrichtung nicht gehabt. Ja, die Direktoren jener großen Bühnen mögen nicht einmal das Wort„ Kabarett" hören warum? Das werden sie allein am besten wissen! Nun richtet sich aber das ges schichtliche Urteil nicht nach den augenblicklichen Machthabern. Die Zeit vergleicht und prüft und da muß sie zu dem Urteil kommen, daß die Varietés, so sehr sie sich dagegen sträuben, doch teilweise von jenem neuen Geiste beeinflußt sind, den die wirklichen Kabaretts atmeten. Denn die Schaubühnen, die früher nur Muskeln gelten ließen, bieten jezt oft wirklich fünstlerische Leistungen. So bört man statt der fürchterlichen Koloraturfängerin, die ehemals nirgends fehlen durfte, jezt die oft recht fein pointierte Difeuse; der Komiter ist hier und da zum wirklichen Humoristen avanciert. Eine Geige, von Künstler hand gemeistert, flingt in das Tohuwabohu und wirkliche Volkslieder, von erstklassigen Interpreten gelungen, tommen zum Vortrag.
Ist das ein Schade? Sollten sich die, die für die Reichhaltig feit des Programms verantwortlich sind, deffen schämen? Doch wahrlich nicht! Wenn Kraft und Geschicklichkeit auf ihrem artistischen Höhepunkt allein Anspruch auf unsere Beachtung und unseren Beifall haben unier höchstes Streben und Fühlen muß doch der Kunst gelten, die unser Leben reich und berrlich machen kann, auch wenn es sonst arm ist an Gold und goldenen Genüssen.
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Kleines feuilleton.
Kunst.
Physikalisches.
Wie groß ist der Atmosphärenbrud ber Sonne? Eine Atmosphäre von derselben Beschaffenheit, wie die unserige, in der alfo Menichen atmen fönnten, ist auf der Sonne nicht zu finden; aber wie um die Erdrinde eine Gasschicht gelagert ist, die sich im wesentlichen aus Sauerstoff und Stickstoff zusammenſegt und die wir eben Atmosphäre nennen, so ist der Sonnenförper von einer Gaso atmosphäre umgeben, die im wesentlichen aus Wasserstoffgas und ver gastem Eisen besteht in der Tat, das Eisen, das wir auf der Erde nur als fester Körper und als geschmolzenes Eisen, und höchstens im elektrischen Lichtbogen in fleinen Mengen vergast tennen, tommt auf der Sonne in gasförmigem Zustand weit verbreitet vor. Alles dies lehrte uns die Spektralanalyie. Wenn Körper sehr erwärmt werden, so senden sie weißes Licht aus, das im Glasprisma in das bekannte Regenbogenband rot, orange, gelb, grün, hellblau, indigoblau, biolett zerfällt. Betrachtet man ein solches Farbenband durch ein Ver größerungsglas von genügender Schärfe, jo fieht man in ihm an bestimmten Stellen schmale, dunkle Linien, und aus diesen Limen hat man die interessantesten und wichtigsten Lehren gezogen. Von Hause aus fehlen in dem Regenbogenbaue, das man wissen ichaftlich„ Spektrum" nennt, die dunklen Linien; also wenn man das Licht einer Flamme unmittelbar durch das Glasprisma fallen läßt und das entstandene Spektrum mittels des Fernrohres prüft, so sieht man eine ununterbrochene, durch feinerlei schwarze oder sonstige Linien geteilte Farbenreibe. Wenn aber die Lichtstrahlen, bevor sie zum Glasprisma gelangen, durch einen Raum gehen, in dem sich irgend ein Dampf oder Gas befindet, so zeigen sich die nach einem ihrer ersten Beobachter als Fraunhoferiche Linien bezeichneten Streifen, und aus ihnen erkennt man nicht nur, daß ein Gas oder Dampf von den Lichtstrahlen durchwandert ist, sondern man erfährt auch, was für ein Dampf dies war. Wenn etwa ein mit Natrondampf angefülltes Glasrohr den Weg der Lichtstrahlen unterbrach, oder wenn auch nur in der Luft, darin die Lichtstrahlen sich bewegten, Natrondampf enthalten ist, so sieht man im gelben Teil des Spektrums eine schwarze Linie, die sich übrigens, wenn man sie durch ein sehr scharfes Vergrößerungsglas betrachtet, Eduard von Gebhardt , der Sekannte Düsseldorfer in zwei einander sehr benachbarte Linien auflöst. War Kalium Historienmaler, ist zurzeit mit einer umfangreichen Kollektion von dampf von dem Licht durchwandert, so zeigt sich eine Linie in einem alten und neuen Gemälden im Salon Schulte vertreten. Geb- anderen Teil des Spektrums, handelte es sich um den Dampf des hardt, der seinen Ruhm besonders der Darstellung biblischer Stoffe Elementes Lithium, der bei den Glühftrümpfen wichtige Verwenverdankt, gehört weder als fünstlerische Individualität im allgemeinen, dung findet, so liegen die dunklen Streifen wieder an anderen noch als Maler im besonderen zu den Meistern ersten Ranges. Jbm Stellen des Spektrums, bei Quecksilberdampf auch an anderen fehlt vor allem das rücküchtslose Vertrauen auf die eigene Kraft, Orten, und so hat jeder Dampf feine charakteristischen Linien, die das für den großen Künstler unerläßlich ist. Er bedarf der Vorbilder, nur bei dieſem bestimmten Dampf sich in dieser Anzahl und an an die er sich anlehnen kann, und der Autoritäten, die ihm bestätigen diesen Stellen des Spektrums bemerkbar machen. Gehen die Lichtmüssen, daß er auf dem rechten Wege ist. Er wagt es nicht, feinem ftrahlen durch ein Gemisch von mehreren Dämpfen oder Gaien, so offenbar echten und starken religiösen Empfinden energischen Aus- zeigen sich im Spektrum sowohl die einem von ihnen, als auch die druck zu geben. Die tonventionellen Typen der biblischen Gestalten dem anderen zugehörigen Linien und Streifen, man fann also auch genügten ihm nicht, er suchte nach einem Neuen, das seine Ideen erkennen, ob das Licht durch ein Gasgemisch gegangen ist und aus und Stimmungen tiefer und reiner widerspiegelte. Und ebenso wie welchen Bestandteilen es sich zusammenfezt. Diese Tatsachen find Uhde fand er im modernen Proletariat, in den Kreisen der Armen so sicher, daß man sie nicht nur auf irdische Lichtquellen und und Elenden unserer Tage die Gestalten, die er brauchte. irdische von Dampf erfüllte Räume anwenden darf, sondern auch auf Welchen reichen jeelischen Gehalt er aus diesen Köpfen Licht von irgendwelchen, sehr weit entfernten Weltförpern. Man fann und Figuren herauszubolen vermag, beweisen feine Natur- also mit Bestimmtheit sagen, wenn das Licht eines Firsternes, bevor studien. Aus ihnen spricht ein wirklich ungewöhnlich startes, es zu unserer Erde dringt, durch ein Gas gegangen ist, und was echtes und eigenartiges fünstlerisches Temperament. Aber das für ein Gas war. In dem Spektrum des Sonnenlichts zeigen fobald er nach diesen Studien Werke schafft, die für die breite fich nun die Linien, die dem Wasserstoffgas und dem Eisendampf anDeffentlichkeit bestimmt sind, arrangiert, verwässert, vergröbert und gehören, also muß um die Sonne ein Gemisch diefer beiden Substanzen berflacht er an allen Eden und Enden. Er wagt dann, nach übelster gelagert sein, das heißt die Sonnenatmosphäre besteht im weientEpigonenart, überhaupt nicht mehr seine eigene Sprache zu sprechen, lichen aus ihnen. Wenn aber das Gas, durch das der Lichtstrahl fondern er bedient sich der malerischen Ausdrucksformen der alten ging, start aufammengepreßt ist, so zeigen fich die Fraunhoferschen Niederländer. Und ebenso deutlich tritt Gebhardts unfreie Linien ein wenig nach dessen rotem Ende bin verschoben; es Kompromißlernatur auf seinen religiösen Gemälden in der Wahl der handelt sich nur fleine Bruchteile eines MilliTrachten und Umgebungen zutage. Die landesübliche gedantenlose meters, aber die heutigen Meßinstrumente der Phyfifer Konvention widerstrebte ihm auch hier, aber anstatt, wie Uhde, den sind so fein gearbeitet, daß man auch so fleine Lagenentscheidenden Schritt zu wagen und die biblischen Geschichten resolut unterschiede genau feststellen tann. Es kommt auch auf die Größe in die lebendige Gegenwart zu verfezen, wählte er einen Ausweg, der Linienverschiebung an, denn je mehr die Linien nach der roten ber weder ganz fonventionell noch ganz revolutionär ist und fleidete Seite verschoben find, um so dichter ist das Gas. Bei der genauen die Menschen und Ereignisse in das Gewand des Reformations- Ausmeffung des Sonnenspektrums zeigte es sich, daß die dunklen zeitalters. Eisendampf- und Wasserstoffgaslinien dem roten Spektrumende näher liegen, als es der Fall sein müßte, wenn diese Dampfschicht die Dichte der Erdatmosphäre hätte, die bekanntlich gleich dem Drud einer Quecksilbersäule von 760 Millimeter Quecksilber ist; also ist die Connenatmosphäre dichter als die der Erde, und zwar beweist die Größe der Berichiebung, daß bei der Sonne die Atmosphärendichte etwa vier- bis fünfmal so groß ist als bei der Erde.
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Die Ausstellung bei Schulte enthält in vier Zimmern eine sehr reichhaltige Auswahl von Arbeiten Gebhardts, darunter das große Abendmahlbild, die Bergpredigt, die Austreibung aus dem Tempel, die Aufweckung des Lazarus, die Nüdfehr des verlorenen Sohnes, Christus auf dem Meere uit. fotrie einige Bildniffe und zahlreiche Studien. Aus ihrer Gesamtheit gewinnt man den Eindruck, daß hier eine urwüchsige Begabung und ein startes Temperament ver geblich nach unbehindertem und restlosem Ausdruck ringen und immer wieder auf das banale Niveau der Konvention Verantw. Redakteur: Nichard Barth, Berlin ,- Drud u. Berlag: Borwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW.
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