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Weise fonzentriert oder in Bündel zerlegt. Bemerkenswert ist der Fresnelsche Gürtelapparat, der sein Licht als feftes Feuer ständig über den ganzen Horizont sendet. Ein Scheinwerfer, der ein ein ziges Bündel Lichtstrahlen entsendet, muß sich natürlich um sich selbst drehen, um den ganzen Horizont zu bestreichen. An jedem Buntte draußen auf dem Meere wird demnach ein Blikfeuer aufleuchten und danach wieder eine gleichmäßig lange Baufe der Dunkelheit eintreten. Man kann auch die Strahlen so ausschiden, daß ein Leitfeuer mit zwei Warnsettoren" entsteht. Das Schiff muß dabei seinen Kurs im Bereich des festen Feuers halten. So bald es rechts oder links abweicht, sieht es das feste Feuer in Gruppenblizfeuer mit zwei Bligen übergehen, wird daher gewarnt und kann in die Fahrstraße zurüdkehren. Alle diese komplizierten Unterschiede find nötig, weil der ganze Küstensaum derartig befeuert ist, daß man von jedem Punkte aus mindestens ein Feuer erblidt. Wegen der Vielheit der Feuer werden also so viele unterscheidende Kennzeichen gebraucht, sonst wäre ja die Orientierung illuforisch, wenn der Schiffer nicht auf den ersten Blid sagen könnte, dies ist das Feuer von Helgoland oder bom ersten Elbschiff.
Außer den Hauptpunkten, die wir hier nur zur Anregung hervorheben konnten, wird der Besucher noch viel des Studierenswerten felber ausfindig machen. Es bleibt noch zu besprechen die Hochseefischerei und das Leben in der Meerestiefe nebst den Apparaten, die es uns kennen lehrten.
Die Woche,
( Nachdruck verboten.)
die Tage und ibre Namen.
Von H. M. Elster.
Gedankenlos gebraucht man zur Bezeichnung der Tage ihre Namen, ohne fich Rechenschaft darüber abzulegen, wober fie stammen, wie fie gerade in dieser Reihenfolge zusammengekommen sind; gedankenlos folgt man dem Laufe der Woche und nimmt es als selbstverständlich bin, daß fie fieben Tage umfaßt, nicht einen Tag mehr oder weniger, daß die Wochen ununterbrochen fich folgen und weder Neujahr, noch Weihnachten, noch andere Feste aus einem Sonntag einen Freitag, oder aus einem Montag einen Dienstag machen. Die Gedankenlosigkeit wird noch dadurch unterstüßt, daß man auf der ganzen Welt, überall, wohin des Europäers Fuß nur gelangt ist, die europäische Woche als die herrschende vorfindet, die dreizehn oder neun- Tage- Woche aber als eine Willtür der Eine geborenen hinnimmt.
Dem ist aber nicht so. Auch wir haben früher andere 8äblungsarten gehabt, noch bis in die neueste Beit hinein; man dente nur an die französische Revolution, die die Deca de ein führte, am 5. Oftober 1793, und jeden Monat in drei Decaden zerfallen ließ, deren einzelne Tage Zahlnamen erhielten: Primidi, Dusdi, Tridi, Quartidi, Quintidi usw. Langes Leben hatte diese Neuerung ja nicht. Napoleon hob sie wieder auf; am 9. September 1805 wurde durch Senatsbeschluß die Rückkehr Frankreichs zum gregorianischen Kalender und zu den alten Wochentagsnamen für den 1. Juni 1806 wieder angeordnet.
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Zeiten vorgedrungen find, immer fleben betrug, aber vielleicht nicht von jeher betragen hat; denn wir haben neben dieser mehr oder weniger rein religiösen Wochenfeier und rechnung auch eine rein praftisch- kommerzielle, die sogenannte Marttwoche, z. B. bei den Römern, deren Neuntagewoche, nundinae" genannt, jeder religiöfen Veranlassung entbehrt; ebenso hat der Sonntag der Magharen und Türken eine Erinnerung an die ehemalige Markts woche bewahrt, indem das Wort für Sonntag auch zugleich Markttag bedeutet. Bei den Azteken finden wir neben einer dreizehn tägigen Woche auch fünftägige 8yflen mit je einem Markttag, ebenso bei den Javanern, während die Peruaner aus neun, die Athener und Aegypter aus zehn Tagen, die Myrkas in Bogota aus drei eine Woche bildeten.
Wir sehen also, daß die Siebenerwoche nicht durchaus das natürliche ist, sie ist nur die vorherrschende; woher sie stammt, ist eine Frage, die noch nicht zur Zufriedenheit beantwortet worden ist. In die antike Kulturwelt ist die heptadische Woche auf drei Wegen gekommen: durch den Chaldäismus, durch das Judentum und das Christentum oder, kurz geiagt, aus dem semitischen Vorderasien. Ist nun die Siebenerwoche ursprünglich babylonisa oder hebräisch? Christliche Bibelforscher werden der biblischen Herkunft der Woche größere Wahrscheinlichkeit zusprechen, doch ist dagegen zu sagen, daß die babylonische Abstammung auch viel für sich hat; denn in Altbabylon kannte man auch die Feier jedes fiebenten Tages. Sieben war in Babel wie in Juda eine heilige Zahl. Neuere Forschungen scheinen aber doch der Bibel recht geben zu wollen; so sagt Ginzel im Handbuch der Chronologie" S. 120: Die siebentägige Woche, welche nicht selten, namentlich in populären Werken, als babylonischen Ursprungs und von den Juden übernommen bingestellt wird, kann nur mit Vorbehalt dem babylonischen Kulturgebiet zugeschrieben werden. In dieser Form, nämlich als eine fiebentägige, durch das Jahr laufende Periode, ist sie bis jetzt feilinschriftlich nicht nachweisbar. Ebenso wenig sind besondere Wochentagsnamen bekannt. Wie dem auch sei, so viel steht jedenfalls fest, daß die heptadische Woche bei Juden wie Babyloniern zu gleicher Zeit existierte und daß fie religiösen Ursprungs ift.
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Mit der Auswanderung und Verbreitung der Juden im ganzen römischen Reiche wurde die Siebenerwoche mit dem Sabbat überall bin getragen, freilich noch in der Form, daß die sieben Tage wie bei den Griechen die zehn Tage, einfach gezählt und mit dem Zahlwort benannt wurden, was bis ins junge Christentum vorherrichte und erst allmählich durch die firchliche Bählung der feriae umgebildet wurde, auf die wir noch zu spremen kommen werden.
Gegen Ende der römischen Republit drang nämlich nach Rom eine neue Art, die Tage zu benennen, aus Mesopotamien , wo die chaldäischen Manier die einzelnen Tage in einem immer wiedertehrenden Zyklus den sieben Göttern der Blaneten weihten, was auf die altbabyloniiche Zeit zurückreicht. Diese fieben Planetengötter entsprechen unserem heutigen: Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Es tamen also die Tage in folgender Bes nennung und Reihenfolge auf: dies Saturni( der Tag des Saturn), dies Solis( Sonntag), Lunae( Mondtag), Martis, Merouri, Jovis und Veneris.
Das waren in den Tagen, als das Christentum in die Welt fam, die berrschenden Namen der Tage, zu denen sich alsbald eine neue christliche Wochentagsrechnung gesellte, die sich dem altjüdischen Bählsystem anschloß und wie bei den Juden einen Sabbat, einen ersten, zweiten, dritten usw. Tag des Sabbats unterschied. Sie trat alsdann in Wettstreit mit einer Aenderung, die sie erfuhr durch den Bapst Sylvester, der den Ausdruck feria" für Wochentag einführte, während der Sonntag den Namen dies dominicus, der Tag des Herrn" erhielt und die folgenden Tage feria secunda, tertia usw. hießen.
Wir wissen nun wohl, daß uniere Siebenerwoche nicht auf eine willkürliche Zählung zurückgeht, sondern auf eine alte aftrologische Sitte, je einen Wochentag nach einem der sieben Planeten zu benennen. Es stehen sich also ein Numeral( 8ähl-) System und ein Planetariystem gegenüber; beide find religiösen Ursprungs, denn die planetarische Woche entstammt dem astrologischen Polytheismus, die numerale dagegen dem Monotheismus . Dieier scharfe Ursprung verlor aber bald seine scharf unterscheidende Bedeutung, so daß in nur ganz feltenen Fällen die Wochenreibe eines Boltes ganz planetar oder rein zählend geblieben ist. Die Systeme gingen eben ineinander über oder wurden miteinander ausgetauscht, und nach Dr. W. Dehl bestehen in Java drei verschiedene Systeme: auf einmal, aber doch gänzlich. die alte malayische Fünferwoche, die indische und die arabische Siebenerwoche.
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Und mit letzterer Zahl ist der Begriff„ Woche" auch unlöslich verbunden, soweit eben die heptadische( Siebener) Woche verbreitet ist, was allein für die germanischen Bezeichnungen nicht gilt und die starte Selbständigkeit unserer Ahnen beweist. Das Wort Woche" ist nämlich altgermanisch und wurde im Sinne von bestimmten, festen Beitabschnitten angewandt, wobei an die certi dies( feste Tage) für die Wodansopfer zu denken ist, die Tacitus im 9. Kapitel seiner Germania" erwähnt. Das Wort hieß althochdeutsch wenn eine fleine philologische Erörterung gestattet ist wecha, altsächsisch wika, altenglisch wicu oder wucu, englisch week, friefifd) wêg, altnordisch vika, schwedisch wecka, dänisch uge. Daß alle diese Namen dieselben sind, liegt auf der Hand. In der gotischen Bibel findet fich wiko noch im Sinne von Zeitabschnitt" gebraucht, Grimm gibt zur Erflärung des Wortes Woche" die Worte Wechsel" und weichen" an was feine innere Berechtigung hat und woraus zu beweisen ist, daß eben nicht wie bei den anderen Völkern die Vokabel Woche" ein Bablwort ist: bei den Griechen z. B. hebdomas von hepta fieben usw.
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Unser Wort Woche" bedeutet also einen Wechsel von einer Bestimmten Anzahl von Tagen, die, soweit wir in den historischen
So standen sich also in den letzten Jahrhunderten des römischen Kaiserreiches zwei Wochentagsreihen gegenüber: die astrologische und die zählende. Im Westen der Mittelmeerländer entschied sich der Kampf zuungunsten des zählenden Systems, freilich nicht
Aus diesem Kampf zwischen dem numeralen und dem planetaren System haben sich nun insofern die Wochentagsnamen der romanifchen und germanischen Böller entwickelt, als das Christentum durch Konstantins Edift Staatsreligion geworden war, die alte Rundinenrechnung allmählich verschwand und die jüdisch- christliche heptadiiche Woche sich mit den heidnischen Planetarnamen vereinigte, wobei diese besonders nach Norden hin unter den Germanen, Finnen und Lappen starke Verbreitung fanden.
Schon früher war die planetarische Namenreihe zu den Gera manen gedrungen, als sie noch gar nicht christianisiert waren; denn es liegt auf der Hand, daß die Kirche es niemals zugelafen hätte, daß die heidnischen Namen um sich griffen, wenn sie zur Zeit ihrer Einführung schon dagewesen wäre. Deshalb sett Grimm die Uebertragung der römischen Wochentagsnamen ins 4. oder 5. Jahrhundert.
Mit dem alten Worte Boche verband fich nun der chronologische Begriff der Heptade( Siebentage). Die Namen der Wochentage wurden nach dem Beispiel der Römer mit den Namen der germanischen Götter benannt, und zwar in der einfachsten Weise, indem der dies solis und der dies lunae einfach übersetzt wurden in Sonntag und Montag. An die Stelle von Mars trat der germanische Kriegsgott Tiwaz oder althochdeutsch 8io. Für Merkurius wurde