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Kleines feuilleton.

Stunft.

fönnte. man boch namentlich aus der Geschichte des Besub gelernt die Sorgfamleit Leopold von Buchs ein ausführlicher Bericht eines haben, daß ein Bullan nach sehr viel längerer Pause einen neuen Augenzeugen erhalten geblieben ist, der zum Vergleich heran. Ausbruch von großer Gewalt in Szene sehen kann. War doch der gezogen werden kann. Dr. E. Tießen. alte Kraterboden des Vesuv   schon mit einem hohen Wald be wachsen, als er im Jahre 70 zu dem verheerenden Ausbruch aus­holte, dem wir das konservierende Begräbnis von Pompeji ber. danken. Von den Eruptionen des Pit von Teneriffa   oder Pico de Teybe liegt nun freilich überhaupt nur eine spärliche Ueber. lieferung bor  . Alexander von Humboldt  , der den Vultan 1797 bestieg, hat ihm in feinem Kosmos" ein lebhaftes Interesse be­- Paul Cézanne  , der bor   einigen Jahren verstorbene wiesen. Nach Humboldts Nachforschungen war der Bullan von große franzöfifche Farbenkünstler, ist mit einer umfangreichen Teneriffa   dem Altertum unbekannt. Seine Höhe beträgt nach stollettivausstellung im Salon Caffirer vertreten. Bor ungefähr den neuesten Angaben 3799 Meter, übertrifft also den Aetna   noch einem Jahrzehnt erschien er an dieser Stelle zum erstenmal, und um 430 Meter, wirkt aber schon deshalb noch weit großartiger, weil feitdem haben wir fast jedes Jahr Werte von ihm in der Sezession er sich in Segelform unmittelbar aus den Meeresfluten erhebt. geiehen. Aber einen rechten Begriff vom Wesen des feltiamen Deshalb ist auch seine Höhe verhältnismäßig leicht zu ermitteln. Sünstlers befommen wir doch erst jetzt angesichts dieser umfassenden Troß dieser gewaltigen Höhe fann, wie schon Humboldt   aus Auswahl seiner Schöpfungen. Cézanne   gehörte in den sechziger Jahren geführt hat, der Berg von den Säulen des Herkules( der Straße zu den anerkannten Führern und Pfadfindern des werdenden fran von Gibraltar  ) aus, der Grenze der Schiffahrt des Altertums, öfifchen Naturalismus. Er war einer ber intimsten Freunde Bolas, der nicht sichtbar gewesen sein. Dagegen könnte es nach Humboldte ihm seine berühmte Stritifenfammlung widmete, und die damalige Berechnung möglich sein, den Gipfel von dem nächstgelegenen Teil junge Generation feste gerade auf ihn die größten Hoffnungen. der afrikanischen Küste um das Kap Bojador bei günstiger Witte Aber plöglich verschwand er von der Bildfläche. Er verließ Paris  rung zu sichten. Danach wäre es also nicht ganz ausgeschlossen, und nahm seinen Wohnsitz in der Provence  , die feine Heimat war. daß auch schon im Altertum eine Ahnung von dem Vorhandensein So kam es, daß man den Sonderling bald vergaß. Und doch hatte des Pik von Teneriffa   bestanden haben mag. Wie dem nun auch der querköpfige Einsiedler das Ziel vollkommen erreicht, das er sich sei, eine feste Ueberlieferung aus jener fernen Zeit besteht in Cézanne   wußte sehr wohl, was er wollte; dieser Hinsicht nicht. An einer anderen Stelle bringt Alexander gesteckt hatte. nur ging fein Streben weit über die Jdeale des da von Humboldt die Tatsache in Erinnerung, daß Columbus auf feiner ersten Entdeckungsreise in den Nächten vom 21. bis maligen malerischen Naturalismus hinaus und er überholte mit 25. August 1492 einen Feuerausbruch auf Teneriffa   gesehen hat. Darum verstand ihn Zola nicht, und darum hätten die kritischen genialem Sprunge die Kunstentwickelung mehrerer Jahrzehnte. Sein Tagebuch enthält darüber freilich nur die kurze Bemerkung: Wir sahen von dem Gebirge der Insel Teneriffa   ein großes Feuer Wortführer der achtziger und neunziger Jahre, die böllig im natura­entspringen." Mit dem Hinweis auf diese Urkunde beseitigte Hum- listischen Fahrwasser segelten, mit ihm nichts anzufangen gewußt, boldt die irrtümliche Annahme, daß im Jahre 1704 der erste Mus- auch wenn er ihnen seine Arbeiten vorgelegt hatte. Erst unfere bruch des Bif feit der Eroberung der Kanarischen Inseln durch die Beit ist zum richtigen Verständnis diefes großen Meisters gelangt, Spanier stattgefunden habe. Ebenso verschieden lauten übrigens weil die Entwidelung der Malerei eben jezt den Bunft erreicht hat, die im Augenblick noch wichtiger erscheinenden Angaben darüber, auf dem Cézanne schon vor drei oder vier Jahrzehnten stand. wann der letzte Ausbruch des Vulkans geschehen sei. In Lehr- Naturalismus bestand vor allem darin, daß er die Maler Die funsthistorische Bedeutung des impressionistischen büchern findet man dafür gewöhnlich die Jahreszahl 1736 ber­merkt. Nach Humboldt   dagegen soll im Jahre 1798 der letzte Lava vang, mit unbefangenen und eindringlichen Augen in die ausbruch an den Flanten des Berges in dem Strater der Chahorra Natur zu blicken. Man entdeckte auf diese Weise eine Fülle bon erfolgt sein. Dies Ereignis scheint danach immerhin gering neuen Farben und Farbennuancen, von denen die ältere Stunft feine fügig gewesen zu sein. Eine weit gründlichere Erforschung als Ahnung gehabt hatte. Diese Entdeckungen nun in freier fünftles durch Humboldt, der auf Teneriffa   nur einen furzen Besuch ab- rischer Weise zu verwerten, das war die Aufgabe der Kunstepoche, die stattete, erfuhr der ganze Bultan dann durch den großen Zeit den Naturalismus ablöste. Cézanne   hatte diese Aufgabe schon früher genoffen und Freund Humboldts, den deutschen Geologen Leo erkannt und sich das Ziel gefeßt, die in der Natur neu entdeckten pold von Buch, der im Jahre 1815 fast zwei Monate auf Stunit wollte nicht, wie die des Naturalismus, getreue Abbilder der Tonwerte zu neuen foloristischen Harmonien zusammenzufezen. Seine Teneriffa   zubrachte, den Pik bis zum Gipfel bestieg und nach vielen Richtungen durchwanderte. Die daran anschließende Erforschung Wirklichkeit geben, sondern sie sollte durch den finnlichen Reiz farbiger der umgebenden Inseln, namentlich Gran Canaria  , Palma   und Wohlflänge auf das Auge des Beschauers wirken. Komposition, Beichnung, Lanzarote  , ergab weiter wichtige Aufschlüsse über den Bulkanismus Luft- und Linienperspektive kommen daher für ihn laum in Betracht. der Inselgruppe. Das Ergebnis dieser Reise war die berühmte Seine Gemälde sind nichts als farbig dekorierte Flächen, die der Physikalische Beschreibung der Canarischen Inseln", die unter Beschauer so betrachten und würdigen muß, wie er etwa die Begleitung eines trefflichen Atlas im Jahre 1825 bon Leopold ornamentalen Muster bunter orientalischer Teppiche betrachtet und von Buch in Berlin   veröffentlicht wurde und noch heute in den würdigt. Aber auch dem, der diesen Schlüffel zum Verständnis der Haupteinien als klassisch geschätzt wird. Diese Schrift bildete die eigentliche Grundlage für die von Leopold von Buch auf- Cézannischen Kunst befigt, wird an den Gemälden noch vieles unflar gestellte Theorie der Erhebungskrater, die zwar auf Widerstand und fremdartig erscheinen. Sein Auge wird oft leineswegs reine fticß und später widerlegt wurde, aber einen höchft wichtigen Ein- Harmonie, sondern im Gegenteil schreiende farbige Migllänge Das kommt daher, daß unser Auge durch die fluß auf den Fortschritt der Wissenschaft ausgeübt hat. Sum empfinden. an ganz andere koloristische Hare boldt fchloß sich den Lehren Leopold von Buchs an und übernahm Werfe der älteren Kunst vor allem die Unterscheidung in Zentralvultane und Reihenvultane. monien gewöhnt ist und erst lernen muß, sich in der Eigenart der Jm Kosmos" führte er den Pik von Teneriffa   selbst als ein neuen Farbenwelt zurechtzufinden. Die Schöpfungen jedes Künstlers, Beispiel für einen Zentralbultan an. Der Pik bilde den Mittel- der etwas Neues bringt und die Entwickelung auf eine höhere Stufe punkt der vulkanischen Gruppe, von dem die Ausbrüche von Palma emporführt, verlangen zu ihrem Verständnis ein solches Einleben Die Farbenitala, mit der die alten Meister und Lanzarote   herzuleiten seien. Bis zum heutigen Ausbruch, und Umlernen. über dessen Eigenart ja erst mit der Zeit genaueres bekannt ihre koloristischen Wirkungen erzielten, ist durch den impreffio­werden wird, war der Pik von Teneriffa   auch in seinem Gipfel- nistischen Naturalismus unendlich erweitert und bereichert worden. gebiet das, was man als eine Bulkanruine bezeichnet. Um den Man hüte sich daher beim Betrachten der Cézanneschen Gemälde vor Gipfel herum legte sich ringförmig der alte Kraterwall, der nach einem allzu raschen Urteil! Die Arbeiten sind samt und sonders die dem Beispiel des Vesuv   überall Somma genannt zu werden pflegt. Resultate eines schweren und heilig ernsten Ringens um die höchsten Der Meister, der diese Werke Innerhalb des von diesem Ring umschlossenen Naumes, der einen Biele der modernen Kunst. wählte den Durchmesser von drei bis vier Kilometern besitzt, erhebt sich der schuf, ungleich schwierigeren Weg der Bewäl bis dahin ungelöster, ja zum Teil Bit, d. H. der eigentliche Ausbruchkegel der letzten Eruptionen. tigung ganz neuer, Eigentlich find es mehrere solcher Kegel, von denen aber der höchste ungeahnter Brobleme. Bevor man ein Urteil über diese oft feltfam eine mittlere Stellung einnimmt. Reopold von Buch nannte ihn und fremdartig anmutenden Farbenzusammenstellungen wagt, fuche ein Gebirge über einem Gebirge". Seit den Forschungen dieses man mit ernſtem Bemühen zunächst in jedem einzelnen Falle die großen Gelehrten ist als die auffälligste Eigentümlichkeit das Vor- fünstlerischen Abfichten Cézannes zu verstehen. Man betrachte z. B. handensein mächtiger Bimssteinfelder bekannt, die den Abhang des das Stilleben mit der Uhr"( Nr. 21) und achte auf den farbigen Stegels in solcher Mächtigkeit überziehen, daß der Berg, vom Meere Bufammentlang des tiefen, samtartigen Schwarz, des lichten Rofa, Man vergleiche die dunklen, aus gesehen, eine Schneebedeckung zu tragen scheint. Und diese des Stablblau und Schwefelgelb. weißen Massen sind durchzogen von schivarzen Strömen vulfa- fatten Töne des Bildes Sommer Sonntag"( Nr. 27) mit Hellen, zarten, bon einem schimmernden, bläulichen nischen Glases( Obsidian  ). Auf der Südseite bildete der Krater- den rand noch einen völlig geschlossenen Halbfreis, nach Westen und Hauch umflossenen Farben des in der Nähe hängenden Stillebens auf der Nordfeite dagegen war er mehrfach durchbrochen. Nach Nr. 32. Man vertiefe sich vor allem nicht in die Details, sondern der jebigen Eruption werden sich nun diese Verhältnisse bedeutend man fuche den farbigen Gesamteindrud jedes einzelnen Bildes in fich verändert haben. Ohne Zweifel werden sich Forscher aus allen aufzunehmen und sich über seine koloristische Eigenart flar zu Kulturländern auf den Weg machen, um den Verlauf und die werden. Dann wird bei einigem guten Willen allmählich bas Vers Ergebnisse der unerwarteten Ratastrophe zu beobachten. Es ist ständnis für diese oder jene Schönheit aufdämmern, man wird die ein günstiger Umstand, daß von den großen Eruptionen, die in den Abfichten des Malers begreifen, feine reife und vornehme Kunst ge Jahren 1730 bis 1736 die Infelgruppe der Kanarien betrafen, durch nießen und lieben lernen. Berantw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin  . Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co..Berlin SW

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J. S.