,, Kannten Sie die Burschen?" fragte ihn Volter. " Es war zu dunkel draußen. Ich konnte keinen fennen."

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genommen, diefer zwar auch hinhörend, aber von den Gedanken er- fchon in die Weite geführt; die Augen deuten es an. Der Ausdruck dieies dritten Kopfes bringt Bewegung in das Bild, die alle Enge beseitigt. Man fühlt: was die zwei dort bedenken, das geht nicht nur sie an, es ist von Bedeutung über fie hinaus.

C00 Saben Sie denn irgendwie Streit angefangen?" Ach wo! Ich weiß selbst nicht, warum sie über mich herfielen. Ich kann mir's höchstens denken."

,, Denken Sie, daß einige von der Kompagnie das draußen angestifet haben?

Sicher!"

Haben Sie einen bestimmten Verdacht?"

da

Wer kann wissen, wer's gewesen ist. Bis zu meiner Krankheit wurde ich von der ganzen Mannschaft gehaßt wegenna, Sie wissen ja. Ich kannte es nicht anders. Da wird mir wohl einer etwas nachgetragen haben."

Das werden wir gleich erfahren!" rief Volter. Bleiben Sie ruhig hier in der Stube. Ich werde mal mit den Bauernburschen reden."

,, Die werden sich aber irgendwo versteckt haben!" " Ich werde sie schon finden!" Damit begab sich Bolter hinaus.

Nach einer geraumen Zeit betrat er mit Bornemann wieder die Stube.

,, Sie find fort!" rief er dem Sergeanten zu. Haben Sie mit ihnen gesprochen?" " Ja."

Und-"

Ich erzähle Ihnen das vielleicht später. wir Sie erst verbinden."

-

Jezt wollen

Was soll ich aber dem Hauptmann melden, wenn er den Verband sieht?" ,, Sagen Sie ihm die volle Wahrheit!" antwortete Volter.

,, Da werden Sie aber mit in Konflikt kommen." Das schadet nichts."

"

Wie ich ihn fenne, will er alles genau wissen. Soll ich ihm auch sagen, daß Sie mit den Kerlen gesprochen haben?"

" Sagen Sie ihm alles!"

( Schluß folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Neue wohlfeile Wandbilder.

Eine wunderbare Rube erfüllt das Bild. Hell treten nur die drei Köpfe und die eine Hand heraus; halbhell angedeutet ist das Schriftstück. Und bedeutsam ist das Licht auf den Gesichtern verteilt, jedes ist anders vom Lichte getroffen, von vollem Licht nur das Antlig des Mannes, indes gegenüber wiederum die Kopfform des Greises am meisten deutlich abgegrenzt aus dem Dunkel heraus gehoben ist. Das alles gibt dem Bilde eine lebendige Sprache. Man muß nur anschauend verweilen, so erschließt sich ihr Inhalt reich und reicher dem lauschenden Gefühl und erzählt vom feinsten Geschehen des Lebens.

Bildes erleichtet. Der Zuschauer wird unwillkürlich zum Zuhörer. Dies Verweilen wird übrigens durch den äußeren Vorgang des Es ist ein eigener Reiz darin, Menichen miteinander reden zu sehen. Diesen Reiz verspürt man auch bei dem wundervollen Bilde Der Brief" von dem alten Niederländer Vermeer, das der Kunst­wart" ebenfalls in Photogravüre herausgegeben hat. Das große Bild foftet freilich 8 M., aber jetzt ist eine gutgelungene Reproduktion auch in den Meisterbildern erschienen, die nur 25 Bf. toftet. Jedem Zimmer wüniche ich dieses Bild voll edelster Natürlichkeit, das zwei Frauen in Zwiesprache über einen Brief darstellt.

Leichter ist natürlich der Weg zum Lebensinhalt solcher Einzel­bildnisse zu finden, wie der fernige Karl Bauer sie bei Teubner in Leipzig veröffentlicht. Da ist ein einziges großes Lebensgefühl, ein einziger groger Lebensgedante in den Gefichtszügen versinnlicht, eben das, was uns Lebenden dieie Männer der Vergangenheit nabe­bringt. So erschien eben das Bildnis Schillers. Wie ist da fraft ausgedrüdt! Nichts Kleines hat in diesem Antlig Raum, nur auf einen Wurf mit fühnem, robusten Strich die mächtigste Willens das Gewaltige, das sich zur Tat berufen fühlt.

Bon neuen 2andschaftsbildern nun! Jedes Jahr bringt deren eine neue Fülle heran. Kein Wunder: fie vor allem werden Neuerschienenen ist landschaftlicher Art und fast alles geben die für den Schmud der Wand verlangt. Mehr als drei Viertel alles farbigen Künstler- Steinzeichnungen der beiden verdienstvollen Leipziger Verlage von Voigtländer und Teubner. Diesmal ist mancherlei Gutes unter dem Neuen, einiges ist sogar fünstlerisch böchst ansehnlich. Das Beste sei voran genannt. Herrlich ist Rudolf Sieds Herbst am Chiemsee ( Teubner 5 M.). Daß das Bild die Landschaft ausdrücklich nennt, aus der es hervorgegangen ist, mag von denen begrüßt werden, die eine Erinnerung an jenen schönen Fleck Erde haben wollen. Es ist in diesem Jahre die beste Stein­zeichnung, die der Forderung gerecht wird: den Wohnraum licht zu beleben. Wäre noch ein flein wenig mehr leuchtende In Wandbildausstellungen, die jegt an vielen Orten von unseren Sonne im Blatt, voll flänge dann die Melodie des Mörikeschen Bildungsausschüssen und Gewerkschafistartellen veranstaltet werden, Herbstliedes hervor: Jch seh zu meinen Füßen herbstkräftig die ge­fann man immer wieder beobachten, wie viele Arbeiter an Dar dämpfte Welt in warmem Golde fließen." Alles in diesem von ftellungen des menschlichen Antlige s ohne ein Zeichen Ferne erfüllten Bild ist sanft und doch so bestimmt: die gewellten ernsthafter Hingabe vorübergehen. Und dabei sind in der Regel nur Ackerstreifen, die leichten Hügellinien, die Uferau mit ihren vera ganz wenige solcher Bilder zur Schau gehängt. Die Landschaft das streuten Feldbäumen, die stille Wasserweite mit ihren baumbewachsenen gegen besitzt des Arbeiters Hera wirklich und ganz und gar, und Inselchen und Landzungen. Vor dieser Ferne stehen noch blättervoll wiederum sehr oft besonders dann, wenn Figürliches darin die braunen Laubbäume und tiefer im Bild hinter einer Hügelwelle zu sehen ist, das die Stimmung des Bildes ausdrückt. Das empor die düstergrünen Tannen! Sied weiß Bäume zu zeichnen! Einfühlen in die Landschaft wird durch solche Zugaben erleichtert. Winterbilder werden nicht gern für die Zimmerwand gekauft. Das Bild, das den Arbeiter fesseln soll, muß ihm etwas erzählen So find fie auch unter den Steinzeichnungen bisher nur spärlich tönnen. Deshalb zieht ihn auch das ernsthafte Genrebild so leicht vertreten. So gut belebte Schneelandschaften wie L. Munscheids an, zumal wenn der Inhalt sozial gerichtei ist. Das hingebende abendliche Bauernichlitten im Erzgebirge pflegen aber in den Wand Verweilen vor Uhdeichen und Milletschen Bildern erklärt sich so, das schmuck- Ausstellungen der Arbeiter viel Aufmerksamkeit zu finden. bedachtjame Durchblättern der Milletmappe des Kunstwarts"( Breis Jezt ist bei Teubner ein neues Winterbild erschienen: Weih 5 M.), das gefesselte Betrachten photographischer Wiedergaben nachts abend von Fr. Heder.( 5 M.) Tief eingeschneit steht szenischer Bildwerke Meuniers und der düsterwuchtigen revolutionären in der fternigen Winternacht ein dörfliches Haus. Durchs Fenster Elendbilder von Käthe Kolwizz. Zum Einfühlen in Darstellungen leuchten freudigichön die Kerzen des Tannenbaums, und draußen des menschlichen Gefichtes hat sich dem proletarischen Bildbetrachter auf dem Schnee glänzt still der Widerschein. Das Bild ist ganz also der Weg noch nicht so gut geebnet. Viele wissen nicht, frei von Sentimentalität und irgend welcher Aufdringlichkeit. Sein daß das Geficht die Lebenslandschaft der menschlichen Inhalt ist mit einfacher Schlichtheit gegeben und wirkt durch den Seele iſt. Also geschieht auch hier ein Erzählen, farbigen Zuſammentlang der blaugrauen, sterndurchstrahlten Schnee­und ein Erzählen von den verborgensten Bewegungen dunkelheit mit dem goldigen Lichterglanz. Ein tiefwohliges Gefühl des Lebens ist's. Drei Photogravüren( Preis je o M.) geht davon aus. Wald und Märchen dämmern ineinander in der farbigen Stein des Erzählens Zeugnis ablegen sollen: in den lezten Jahren die zeichnung von H. Arnold: Waldandacht( Boigtländer, 5 M.). Rembrandtschen Borsteher der Tuchmacherzunft, dann das herrliche Wo in der Walddämmerung unten zwischen den alten, mächtig Giorgionesche Konzert und in diesem Jahre das Bild Die Unterwurzelnden Stämmen ein Sonnenfled geheimnisvolle Helle schafft, redung von Lorenzo Lotto. fißt ein Geiger mit seinem Kinde und spielt. Erstaunt guckt das Dies Wert von Lotto, gefchaffen in der Blütezeit der Bildnis- Kind, denn die Töne wirten zauberhaft: auf den Wurzelfnorren malerei italienischer Renaissance, zeigt drei Stöpfe nebeneinander: einen Jüngling, einen Mann, einen Greis. Drei Lebensalter also. Der bartlose Jüngling faut mit finnender Aufmerksamkeit auf ein beschriebenes Blatt, das er in der Hand hält. Er hört zu. Der bärtige blühende Mann neben ihm spricht. Dem Inhalt des Schriftstücks gilt sein Wort. Die ruhige Sicherheit seines Antliges, sein gesentres Der Kunst wart" Berlag hat in den letzten Jahren eine Auge, die stille Haltung des Mundes zwingen den Schauenden mit Reihe Blätter wiedergegeben, aus denen die übermächtige Größe fanfter Gewalt in sein Inneres. Und still spricht dieser überlegt der Meernatur atmet. Ein Sonnenuntergang Ludwig v. Hof gebende Mann, und aus der feinbewegten linken Hand leien wir. manns( 2,50 M.) zwingt das Gefühl der unendlichen Ferne Bum stillen Ton gesellt sich eine edle Form, deren Wesen flare Eins des ruhigen Meeres empor: anf dämmerblauer Flut zieht fachheit ist. Neben den beiden Jingeren dann der vom Leben derb die feurige Spiegelbahn des Sonnenbildes fernher, glühend endet ausgeformte Kopf des Greises: jene ganz von der Sache hin- sie zu Füßen des Beschauers, der die herrliche Erscheinung von hoher

hat der Kunstwart" herausgegeben, die von dieser feinsten Kunst

umber sammelt fich geheimnisvoll huschendes Getier und lauscht wie versteinert mit gespigten Ohren. Die Zeichnung ist in großen ein fachen Formen gehalten, beschränkt sich auch in der Farbe auf ein paar dämmernde einfache Töne, verliert sich nirgends in Kleinmalerei und wirft erfreulich gut.