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Kröten durch Ausnehmen von Vogelnestern; boch ist dieser Schaden dem Nußen gegenüber, den er durch seine unermüdliche Mäusejagd ausübt, gering. Das Volk hat im allgemeinen Unrecht, wenn es ihm keine besondere Achtung entgegenbringt, wie schon der aus Niedersachsen stammende Name Swinegel bezeugt. An den hat man allerlei mutwillige Scherze geknüpft, die den Igel bald als besonders gerissenes" Tier kennzeichnen man dente nur an die Geschichte vom Wettlauf zwischen Hafen und einem Swinegel bald ihn aber auch zum gutmütig dummen Tier stempeln, das sich alles gefallen läßt. Die Zigeuner hatten ihn gar in seinen Stacheln gebraten, und der Bauer glaubte, er stehle ihm das Obst und schlug ihn deshalb tot. Derartiger Aberglaube verschwindet jest natürlich mehr und mehr.
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Zum Schlusse sei noch ein furzer Ueberblick über die Giftigkeit der Tierwelt gegeben. Man ist erstaunt, zu sehen, daß es nur noch verhältnismäßig sehr wenige giftige Formen gibt. Wir haben 3. B. teinen Vogel mehr, der giftig wäre. In der großen Gruppe Ser Säugetiere befinden sich nur zwei Tiere, von denen man be. hauptet, fie feien giftig, was aber bei beiden Tieren nicht zutrifft. Nach dem Volksglauben soll nämlich die Kaße, die eine Spitzmaus fängt, bergiftet werden; es wird ihr aber nur infolge des pene tranten Moschusgeruches, den die Spißmäuse im Gegensatz zu den echten Mäufen von sich geben, übel". wie die Redensart sagt. Das sweite giftige Säugetier soll das Schnabeltier sein, das mit seinem Sporn am Fuße, der allerdings durchbohrt ist und mit einer Drüse in Verbindung steht, vergiftete Kraßwunden erzeugen soll. Aber auch das scheint nicht zuzutreffen; denn dieser Sporn ist keine Verteidigungswaffe und ist außerdem für Wenschen auf jeden Fall ungefährlich. Erst unter den Reptilien treffen wir dann eigentliche Giftbeißer an. Das ist die ganze Ausbeute, wenn wir in der heutigen Fauna- die Insekten ausgeschlossen- nach Gifttieren suchen. Da sieht es in der Pflanzenwelt bedeutend anders aus. Freilich schützt die Tiere vor der giftigen Flora ihr Instinkt.
Kleines feuilleton.
Literarisches.
George Tyrrell , Bifchen Schlla und Charybbis" oder„ Die alte und die neue Theologie". Aus dem Englischen von Emil Wolff . Verlegt bei Eugen Diederichs , Jena 1909. Giuseppe Prezzolini , Wesen, Geschichte und Biele des Modernismus". Uebertragen von Otto Ellehard. Verlegt ebenda, 1909.
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ganze Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit einen die Kirchliche Weltanschauung untergrabenden Einfluß ausgeübt. Bis jetzt sind erschienen Seneca und Mark Aurel , a 1 M. Wer sich an edlen Gedanken wahrer Menschlichkeit erbauen will, wird schwerlich etwas finden, das diesen alten Lebens- und Menschenkennern gleicht. Die Bibliothek der Aufklärung"( Frankfurt , Neuer Frankfurter Verlag) hat in der felben antilirchlichen Tendenz ein leicht verständliches Büchlein von Ludwig Feuerbach : Wider den Dualismus von Leib und Seele, Fleisch und Geist" neu drucken laffen.( Preis 1 M.) In dem Zeitkampf um den Monismus wird dieser fräftige Denter_gern gehört werden. A. K. Kulturhistorisches.
eine
von
Aus der Sterbezeit des Feudalismus . Im Journal des Débats " wird im Anschluß an . Dollinger in der Revue Alsacienne illustrée" veröffentlichte Abhandlung über das Ende der Feudaleherrschaft Sulz eine lebendige Schilderung der sozialen Zustände im Elsaß in der poche der französischen Revolution gegeben. Die Geschichte beginnt wie eine Kostüm- Operette: Einzug der gravitätisch- komischen neuen„ Herrschaft" in ihrem Däumlingsreich. Der Herr ist ein Baron Bode. Er war Offizier in französischen Diensten und hat seine Oberstleutnantschaft um 125 000 Frank verklopft, um eine Rehensherrschaft zu erwerben und auszubeuten. Sein Auge fällt auf Sulz, ein seit einiger Zeit erledigtes niederelsässisches Territorium zwischen Hagenau und Weißenburg , dessen Lehnsherr der Kurfürst von Köln ist. Der Kurfürst fordert 200 000 Frant für die Belehnung und Baron Bode pumpt den ihm fehlenden Neftbetrag von einem Schwager seiner Frau. Diese ist eine geborene Miß Mary Kinnersley, Tochter eines Edelmannes aus Straffordshire. Es fehlt noch die Huldigung, die der König von Frankreich von den Vasallen der Fürsten fordert, die im Elsaß Besizungen innehaben. Der Baron aus Fulda und die Dame aus Straffordshire müssen dazu die französische Nationalität erwerben. Der Spaß hat August mehr als 1500 Livres gefoftet," schreibt die Baronin in einem der Briefe, die Dollinger als Hauptquelle seiner Darstellung benutzt hat. Im September 1788 erscheint der neue Herr an der Grenze seines Landes". Es ist der Vorabend der Revolution, aber die Szenerie zeigt noch das volle Rokkoko: Kanonenschläge, Glodenläuten, die Bürger in Militäruniformen, die Juden in grün- und scharlachgefärbten Kostümen. Im großen Rathaussaal vier Damastfauteuils für den königlichen Kommissär, für den neuen Seigneur und seine erlauchte Gemahlin und für den Amtmann. Ansprachen, Blumen, eine katholische Messe und eine protestantische Predigt, Eidesleistung der vierhundert Familienhäupter usw. Ueber der neuen Herrschaft hängt der Man fragt sich verwundert: Was sollen diese Bücher? Sie Himmel voller Geigen. Wenigstens zeigt die Baronin, eine resoentstammen einer Reihe von Schriften, die den sogenannten Mo- lute Dame vom Kommandeusen- Typus einen beglüdten Stolz. Sie dernismus in Deutschland stärken sollen. Der Modernismus aber schreibt einem ihrer Verwandten: Sulz ist unsere Hauptstadt, ist tot. Was war der Modernismus? Eine wissenschaftliche und und außer ihr besigen wir noch vier Dörfer. Wir sind unbeschränkt religiöse Krisis innerhalb des Katholizismus, die durch staatliche Bes die Herren und haben das Recht der niederen und hohen Justiz. günstigung in der Zeit der legten Anti- Zentrumspolitik auf eine Wir bestimmen die ganze Zivilgerichtsbarkeit und haben mindestens furze Dauer hin den Anschein von fultureller Wichtigkeit erhielt. ein Dußend Aemter zu vergeben.... Ich kann Ihnen schwer eine Der Staat hat seine Hand von ihm gezogen, der Ultramontanismus Borstellung davon verschaffen, so sehr weicht die Regiehat gesiegt das Fiasko der nationalfatholischen Bewegung auf rungsform von der Englands ab.... Wir haben hier dem Gebiete der allgemeinen Politit hat sein getreues Gegenstück 34 Judenfamilien, die uns für das Aufenthaltsrecht zu zahlen in der schmählichen Unterwerfung der deutschen Modernisten unter verbunden sind. Die Zehnten kommen uns von Rechts wegen zu. die alte Fuchtel der Hierarchie. Es gibt eben feinen geistigen Kampf Unsere Untertanen find verpflichtet, uns mit Hennen, Hühnern gegen den Katholizismus, weil der Katholizismus was man auch und Kapaunen, mit Brotfrucht, Heu und Kartoffeln in solcher Bei Prezzolini nachlesen tann eine wirtschaftliche Macht Menge zu versorgen, daß wir sie niemals aufzehren könnten. Es ist. eine wirtschaftliche und soziale Macht ersten Ranges. ist unmöglich, Ihnen alle Rechte aufzuzählen, die Von einer geistigen Ueberwindung Roms fönnen daher nur wir besiben. Wir kennen sie selbst nicht einmal. diejenigen reden, die Rom nicht fennen. Es flingt banal aber Jede Frau ist verpflichtet, jährlich zwei Pfund Garn oder Hanf die Reichsfinanzreform, wie der politische Katholizismus fie foeben für mich zu spinnen, und jeder Untertan, Männchen oder mitgemacht hat, entreißt der latholischen Kirche mehr Seelen", als Weibchen, ist berpflichtet, zehn Tage im Jahr für Hundert modernistische Märtyrer es vermocht hätten. Was die uns zu arbeiten." Schriften selber anbetrifft, so wäre es lächerlich, wollte ein Arbeiter In dieses feudale Jdyll bricht plößlich der Donner des Bastillefeine tostbare Zeit mit ihrer Lektüre vergeuden. Aber auch den an sturms in drohendem Nachhall. Noch kann sich freilich die neue Lektüre dieser Art Gewöhnten zieht nichts in ihnen an. Das erste Herrschaft eine Weile mit ihrer niederen und hohen Justiz beund zweite Seft ber Sammlung, die Antwort helfen. Ein paar unzufriedene Bauern werden gehängt. Aber der französischen Katholiken an den Papst wenige Tage darauf kommt die Kunde von den Beschlüssen der fowie das der Programm italienischen Mo Nacht des 4. August. Ade nun die schönen Rechte! Die Baronin dernisten mochte noch geben: furz, geben: furz, Inapp, schlagfertig versteht die Welt nicht mehr: Sie können sich," schreibt sie, bie und vor allem lebendig. Mit Prezzolini geht die Sammlung Frechheit des Gesindels nicht vorstellen." Je weiter die Revolution schon ins Historische, um mit Tyrrell im theologisch spiz- fortschreitet, desto wütender werden ihre Briefe. Frankreich ist findigen Bezant zu endigen. Tyrrell ist auf feinen Fall ein Mann, ein Räubernest geworden." Ihre Hoffnung feßt sie jetzt auf die der praktisch irgend etwas wirken wird: mit seinem ewigen Ja und Fürsten des Auslands, schließlich auf die Annegion von Elsaß und Nein stellt er die Situation dieses halb Aufgewachten und halb noch Lothringen durch die deutschen Fürsten . Hoffentlich werden die Träumenden trefflich dar, wirklich zwischen zwei Stühlen, zwischen deutschen Patentpatrioten die Herrin von Sulz darum nicht zur Scylla und Charybdis. Prezzolini macht den Versuch, alles, was Nationalheiligen erheben. Nach der Kriegserklärung verhielten sich sich in Europa modernistisch nennt, unter einen Hut zu bringen, ein der Baron und die Baronin neutral, aber nach der Wiedererobeganz unmögliches Unternehmen. Die Sammlung wird an derselben rung des Elsaß durch Hoche im Dezember 1798 sahen sie sich geUnmöglichteit verbluten. zwungen, endgültig das Land zu verlassen. Erst einem Enkel ge lang es, nach langwierigen Prozessen, die Ansprüche auf den Besitz durchzusehen. Aber seine Gläubiger gönnten ihm nicht, sich des zugesprochenen Gutes zu erfreuen. Alles wurde verkauft. Dem Enkel blieb nicht einmal eine Scholle, so groß wie die, die der Kommissar des Königs seinem Großvater beim Einzug in Sulz als Symbol der Herrschaft unter Böllerschüssen und Glockentlang dargeboten hatte.
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Der Verlag von Alfred Kröner in Leipzig macht den Versuch, mit fleinen handlich gebundenen Ausgaben der römischen Moralphilofopben um Interesse für eine religiösfreie Begründung der Weltanschauung zu werben. Diese Absicht ist durchaus anerkennenswert. Die durchaus auf das Diesseits gerichtete Moral dieser römisch- griechischen Stoifer ist ja nur durch chriftliche Verleumbungen nicht das, was sie uns sein fönnte. Sie hat übrigens das Verantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin .
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