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,, Getroffen! Und morgen kommen wir dann zu Ihnen[ Ueber das Curl- Murl- Buff" heißt es: Da dann der Bart bald zum Aufbieten, wenn's dem Fräulein Braut recht ist!" da bald dort gewiichet, bald da und dort ist mit den Füßen ge parierte Heinrich gewandt, denn der Vorsteher war zugleich tappet, bald mit den Fingen geschnipfft, eins gepfiffen und sonsten viel seltsame phantastische Bossen gebrauchet werden". Bivilstandesbeamter.
Elsbeth fand nicht so schnell den verwegenen Spottbogelton. Sie wurde immer gleich feuerrot.
Trinken aufnehmen konnten.
Nur
von Rotterdam ( 1467-1536) schon beichwerte, daß alles, was die Eigentümlich ist die Wirtshausfitte, über die sich auch Erasmus Gäste gegessen und getrunken haben, zusammengerechnet und der O, ich kann schon noch eine Weile warten!" sagte sie Betrag dann zu gleichen Teilen von allen bezahlt werden mußte. fast beleidigt und gudte bolzgerade in die Luft, wo nicht 8u Moryions Beiten wurde zwar nicht mehr die ganze Zeche, aber ein Deut zu sehen war. Der ungebetene Gast hingegen dachte: doch alles Getränk, Getränk, das nach Entfernung des Tischtuches Schau, schaul Da bin ich ja richtig jemandem auf die genossen wurde, in jener Weise gemeinsam bezahlt. wer sofort zu Bett ging, war frei. Hühneraugen getreten! Wohl bekomms!" Für die in Deutich Er stellte noch einige anzügliche Fragen. Ob denn land reisenden Ausländer war diefe Gitte recht teuer, da fie, selbst heutzutag die Dichterei ihren Mann so gut ernähre? Früher wenn fie gewollt hätten, es mit den Deutschen nicht entfernt im hätten doch dieser Gattung Leute am Hungertuch nagen 1565 erichien ein„ Sendbrief an die vollen Brüder", eine der müssen! Worauf Heinrich ein bißchen gesalzen zur Antwort vielen Streitschriften gegen den Saufteufel, worin erzählt wird, gab: Ja, die Welt hinter Haldenstein fange allmählich an, daß man aus Shüffeln. Töpfen, Kä enäpfen, Baichbeden, Handder großmächtigen Dummheit den Gehorsam zu verweigern. fäfern, Fischpfannen, Hüten und Schuben trinke. Es üben folches Es sei draußen schon gar nicht mehr gefährlich, sich ohne Laster jezund nicht allein die Mannsperfonen, sondern auch die ihre Rofarde sehen zu lassen!" Zum Glück für die beiden Beiber, nicht allein die Alten, sondern auch die jungen Kinder, die tam gerade des Vorstehers Bug angedampft; er fuhr nach der tönnen allbereit einander ein halbes autrinten. Die Eltern lehrens anderen Seite. Doch fonnte er's nicht unterlassen, im Ab- auch wohl ihre Kinder. Run, laß feben, spricht der Bater jum gehen dem Stationschef zu winken, indem er mit dem Daumen Söhnlein, was du tannft. Bring ibm ein halbes oder ganzes. Ein Lied wider das Bollsaufen und Trunkenheit, getrudt zu zurück auf das entpuppte Bärchen wies: Wenn man doch Frankfurt am Main 1565" enthält die Strophe: auch noch einmal so jung und so nahe dran wäre!"
( Fortsegung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Von der deutfchen Trunkfucht.
Die Beibesleut auch heben an, Einander zuzutrinfen,
Bolle und halbe wie die Mann, Mein herz will mir entfinken, Wenn ich bedenk die sünde schwer
Und allen schaden, so folgt ber Aus Ueberfluß des Trinkens."
Für die Völlerei der Deutschen , die vom 15. Jahrhundert ab Bereits auf den Reichstagen zu Worms , Lindan and Freiburg immer offenfundiger wurde und sich in den teils verachtenden, teils( 1495-1498) wurde über Maßregeln gegen das Saufen beraten und entrüfteten Berichten ausländischer Reisenden spiegelt, gibt Baul 1512 beschloß der Reichstag mit Strafen einzuschreiten. Aber fie Frauenstädt im Archiv für Kulturgeschichte" unter dem Titel Alte balfen nichts. Moryion fnüpft an diese Erlasse an: deutscher Durst im Spiegel des Auslandes" interessante Belege. Der zeigt mir einen Fürsten , der diefem Lafter nicht fröhnt feine Hofleute deshalb ftrafen dürfte. Sab ich Engländer Moryson, dessen Reisetagebuch 1617 erschien, bat in den und
Trunfiucht:
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Aber
Jahren 1591 und 1592 Deutschland gründlich kennen gelernt. Zur doch mit eigenen Augen einen Herzog bei der Beerdigungsfeier Frühjahrs- und Herbstzeit unternahm er Reisen, im Sommer und für einen feiner nächsten fürstlichen Vettern so bartuädig trinken, Winter studierte er in Wittenberg , Leipzig und Heidelberg . Die um feinen Gram zu lindern, daß alle seine Sinne und Geister be Ausführlichkeit, mit der Morhion die Trinffitten schildert, beweist, nebelt waren, und von vielen anderen anwesenden Fürsten ( Bers ebenso wie die Unparteilichkeit seines allgemeinen Urteils über die seibung, daß ich die Wahrheit spreche) fab ich auch nicht einen Deutichen, daß er seine Beobachtungen sehr forgfältig und gründe einzigen nüchtern. Wie würden diese Fürsten erst bei einer Hochzeit lich angestellt hat. Er schildert a. 8. folgendermaßen die allgemeine gebügelt haben! Beigt mir einen Ratsberrn unter so vielen Tausenden, der im Gefühle eigener Unschuld wagen dürfte, die ich schäme mich, es zu fagen, aber anderen zu strafen. Beigt mir wahr bleibt wahr zeigt mir, fage ich, einen Diener von Gottes Wort, der gegen die Ausschweifung im Erinfen predigen würde." In Hessen war es Sitte, daß die Pfarrer mit ihren Bauern in der Dorfichänke zechten und rauften. Hinwiederum nahmen die Bauern ihre Bierkrüge mit in die Stirche, tranten sich während der Predigt zu und flapperten mit den Deckeln. An boben Festtagen trant man ganze Fässer voll Wein und Bier in der Kirche leer. Aehnlich wie die Pfaffen machten's die Profefforen. Selbit solche der Theologie betrieben ja zur Erhöhung ihres Einkommens den Bier- und Weinichant. Herzog Julius von Braunschweig verwarnte 1597 die Helmstädter Universität, ihm feine berfoffenen Brofefforen in Borichlag zu bringen".
Wenn die Stadttore geschloffen werden, und die Leute, die in den Vorstädten wohnen, hinausgeben, taumeln fie von einer Seite zur andern, stolpern, fallen in den Rot und spreizen die Beine, als follte zwischen diefen ein Wagen durchfahren. Kommen sie dann wieder auf die Füße, so rennen sie an jeden Pfosten, Pfeiler und des Weges Kommenden an. Selbst die Stadttore scheinen für sie nicht weit genug, ausgenommen, die Mauern würden niedergeriffen.. Die reicheren Leute suchen zwar ihre Unmäßigkeit meistens zu verheimlichen, indem sie fich zu Hause halten, dagegen gibt der gemeine Saufe täglich ein solches Schauspiel. Ich weiß nicht, was den Deutschen die Gesellschaft von Trunkenbolden so anziehend macht, da niemand sich durch andere Eigenschaften so viel Freunde machen fann als gerade damit, so daß, wenn jemand gern geieben iein will oder ihre Sprache zu erlernen wünscht, er sich bis zu einem gewissen Grade im Trinken üben muß. Wenn sie beim Trunt figen und es kommt jemand ins Zimmer, sei es auch ein Fremder oder ein Ausländer, so beschwören sie ihn bei dem Bande der Freundschaft, bei seines Vaters Adel , bei seiner Mutter Keuschheit, ihnen Bescheid zu tun, und wenn das nicht bilft, nötigen sie ihn dazu, indem sie ihm zurufen: Kannst du nicht faufen und freffen, so fannst du feinem Herrn wohl dienen." Jeder am Tische begrüßt ihn mit einem Becher, die er alle bis auf die Neige leeren muß. bevor er zu ihrer Gesellschaft zugelassen wird, so daß einem besser ist, unter seine Feinde mit Fechten als unter seine Freunde mit Trinken zu geraten. Sie find am Bechtische felten fehr luftig und redselig, sondern rufen nur zuweilen einander zu: Geid fröhlich, trinkt aus!", und wie jeder Pfalm mit einem Gloria, io endet jedes ihrer Gespräche mit einem Jch bring's euch, ich trinke euch au 1" Aus Scherz kneipen fie ihren nächsten Nachbar und zwar ganz gehörig in den Arm oder ins Bein, und das geht so weiter in der Runde herum."
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Unter den Trinkfitten, die Moryson erwähnt, sind auch diese: Manchmal nehmen sie drei Gläser auf einmal, fezen jedes auf einen Finger und trinken sie zu gleicher Zeit aus. Sie nennen das die Krönung des Kaisers". Sind sie recht luftig, so lassen sie ein Bierspiel los, das„ Kurlemurlebuff" beißt. Es besteht in der Bes rührung des Glases, des Burtes, des Tisches, Pfiffen und Schnippen mit den Fingern nach bestimmten Regeln in einer fo raichen, feltfamen Aufeinanderfolge, daß es eine Herkulesarbeit ist, den Bewegungen zu folgen. Wer den geringsten Fehler macht, muß zur Strafe einen vollen Humpen spenden."
Die Richtigkeit der Angaben Moryions beweist eine Sammlung der Erinfregeln, die 1616 als„ Jus potandi oder Zechrecht" erichien.
Der Rat von Frankfurt a. M. fab fich zu folgender Berordnung beranlaßt: Wird ein Trunkener auf der Straße gesehen, so foll jeder Diener des Rathes ermächtigt fein, ihn au greifen und ins Ge fängnis zu führen; und wo die Perion aus dem Rathe wäre, foll fie mit doppelter Böne berfallen sein."
Unter den deutschen Fürsten war faum einer, der nicht fürchter lich foff. Frauenstädt erzählt es vom Herzog Heinrich von Liegnig, vom Marlgrafen von Ansbach und Bayreuth , vom Herzog Albrecht zu Bayern , vom Herzog Christoph zu Württemberg usw. Auf dem Fürstentage in Naumburg wurde der Rheingraf Philipp Franz mit lauter Malvafier tot getrunken, fo schrieb Graf Günther von Schwarzenberg einem Grafen Christoph von Tengern, der über dieie Nachricht großes Herzeleid" empfand, weil er- night dabei geweien war. Heinrich IV. von Frankreich wollte teine deutsche Brinzessin heiraten, um nicht immer eine Weinlanne" neben fich zu haben!
Wenn die Niederdeutschen Bier tranfen( das Moryson fibrigens für dick und unschmadhaft wie faules Bfügenwasser erflärte), fo hatten die Rheinländer Wein, mit dem sie nicht minder nnmäßig umgingen. Im Jahre 1540, wo der warme Sommer und Herbst einen guten Wein ichuf, betrant fich das Volk dergestalt, daß viele wie die Schweine" auf den Straßen und an den Hecken lagen.
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Man sieht, die mäßigeren Belichen hatten recht, wenn sie mit Vorliebe von den unmäßigen deutschen Schweinen sprachen. Man fieht aber auch, daß die allgemeine Verrohung der Sitten die mit der Trunkenheit Hand in Hand ging schon lange vor dem Dreißigjährigen Kriege bestand, den man so gern als Ausflucht zu benußen pflegt, um den böjen Ausländern die Schuld an Deutsch lands Verfall in die Schuhe zu schieben. R. F.