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Unruhe, so daß Elsbeth, die einmal vergeblich auf Antwort 20 Pf.), die den Uebergang zum inhaltlich geschlossenen größeren wartete, verwundert fragte, was denn auf einmal wieder Buche schaffen will." Wir müssen zu einer Lektüre in der Schule in ihn gefahren sei!

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Auf dem Bahnsteig wurde seine schlimme Vermutung zur Wirklichkeit. Der erste Mensch, dem sie begegneten, war Sie schwarze Marei. Die beiden sahen fie fast zu gleicher Beit, unwillkürlich ließ Elsbeth seinen Arm fahren, während Heinrich den Hut tiefer ins Gesicht zog. Obwohl sich Mareis Blick mit dem seinen kreuzte gleich zwei feindlichen Klingen vor dem Ausfall, grüßte er fie nicht und nahm auch weiter feine Notiz von ihr, aus Furcht, sie möchte sich ihnen anschließen, was Elsbeth ohne Zweifel sehr peinlich gewesen wäre. Es gab also keine andere Rettung für ihn als diese Gemeinheit, sofern er die heute eroberte Stellung nicht verwegen aufs Spiel setzen wollte.

Wenn wir nachher zu Hause find, Wird sich schon alles finden"

mußte er denken, und seine stolzen Empfindungen begannen wieder rapid zu sinken. Einmal zahlte wohl jeder solchen Tribut an die Venus der niederen Triebe, ohne sich deshalb graue Haare wachsen zu lassen! Er vergaß im Augenblick ganz, daß Marei außerdem den Vorzug hatte, seine Base

zu sein!

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fommen, die eine länger andauernde Versenkung in ein und den selben Stofffreis ermöglicht, die das Kind wenigstens längere Zeit in der gleichen geistigen Atmosphäre mit Luft verweilen läßt." wie immer padt Wolgast , der Bahnbrecher, seine Aufgabe mit sicherem, praktischem Griffe an. So wählt er aus Grimms Märchen ein Bändchen Märchen zum Lachen" und eins Märchen zum Staunen" aus, aus Hauff eins Zaubermärchen" und eins Spott­märchen", und schon sind Bändchen erschienen wie Schillers Tell", an denen fich zeigt, daß dies Unternehmen nicht bloß eine schöne Phrase braucht, wenn es ankündigt, es wolle der Aufgabe dienen, Bildung strömt. Neben Wolgasts Quellen" find jetzt noch zwei das Kind zu den Quellen zu führen, aus denen unsere nationale andere von der Lehrerschaft der Volksschulen geschaffene Büchereien am Wert. Sie wollen nicht erst fürs Bücherlesen erobern, sondern schon erwachsene Leser abdämmen gegen die berüchtigte Schund­literatur unserer Tage. Es muß etwas geschaffen werden, das den Lesern der Schundliteratur ein guter Ersatz ist für das, was man ihnen nehmen will. Es müssen den Kindern und jungen Leuten, die den Reizen der Detektiv-, Indianer- und Räuber­geschichten niederster Art berfallen sind, Erzählungen geboten werden, die eine reiche und lebhafte Handlung enthalten, die Helden und Abenteuer recht anschaulich vorführen und doch Dichtungen die Arbeite schaft längst Arbeit auf dieser Linie geleistet. Die und nicht Machwerke sind. In den Freien Stunden" hat Deutsche Jugendbücherei" der Vereinigten Prüfungs­ausschüsse für Jugendschriften( Hillger, Berlin , jedes Heft von 32 Seiten 10 Bf.) und die Bunten Bücher" der Freien Lehrervereinigung für Kunstpflege in Berlin ( Enßlin, Reutlingen , jede Nummer 10 Pf.. die vierzehntägig erscheinenden hefte ent­halten meist mehrere Nummern) gehen im Aeußeren von der Art der bekannten Schundliteraturhefte aus, sind aber sorgfältig in Bild und Schrift und geben vor allen Dingen in jedem Hefte eine abgeschlossene Erzählung. Dies lebte ist wichtig. Von großem Ein­flug auf den Umsatz der Hefte ist aber auch, daß sie Behnpfennig­hefte find. Die von Hermann Köfter- Hamburg geleitete Deutsche Jugendbücherei" hält darauf und kann in der Jugendschriften­Warte" günstiges darüber berichten. Sie scheint auch, alles in allem genommen, in der Auswahl praktischer zu verfahren als das Unter­nehmen der Berliner Vereinigung. Wünschenswert wäre es, wenn nur eine einzige Sammlung existierte und alle propagandistische Stoßkraft auf ihrer Seite hätte. Denn der Feind ist übermächtig groß: Millionen und Abermillionen seiner verderblichen Hefte gehen alljährlich ins Volf und haben einen unheimlich ausgedehnten Natürlich müßte das eine und ungeteilte Gegenunternehmen geleitet werden von der Zentrale der Jugendschriftenbewegung, die schon Ich komme auch gar nicht recht zum Arbeiten. Es drückt jekt hinter der Deutschen Jugendbücherei" steht, die, wie man auf mich diese Erbärmlichkeit von innen und außen. Ich kann hört, beträchtliche Summen für den Ankauf geeigneter Erzählungen nichts dafür. Aber es muß anders werden!" Die letzten Die letzten aufgewendet hat. Worte stieß er heftig, mie eine Selbstbeschwörung hervor. ist dieses Jahr nicht reich. Das Notwendige ist da in den letzten An neuen Ausgaben der eingebürgerten Märchensammlungen Elsbeth sah seine verstörte Miene. Wintern genug getan. Ein paar Andersen- Ausgaben liegen vor. Eine ist von Berliner Lehrern veranstaltet, sie ist mir nicht zu Gesicht gekommen; eine Ausgabe von neuen, besonders phanta­stisch- romantischen Stücken Andersens hat der Münchener Hyperion­Verlag veranstaltet: ein Buch, föftlich gedrudt in edelklarer Ungera Fraktur, und künstlerisch bedeutend gemacht durch Zeichnungen, in denen Walo von Man als berückend starker Impressionist der Be­wegung neben dem Dichter emporwächst.( Preis 6 M. gebunden, 4,50 M. ungebunden.) Neue Märchen, die beachtenswert sind, stammen von zwei Frauen: eine Sammlung Neue Märchen" von Klara Hepner( Jugendblätter", München , 1,20 M.), und

Das verwünschte Abenteuer schien übrigens gut abzu­laufen. Unbehelligt gelangte das Paar in den Wagen, und während der Fahrt holten sie alles reichlich nach, was sie auf dem Hinweg versäumt hatten. Elsbeth rührte mit feinem Wort an die unliebsame Begegnung, und Heinrich sagte nur obenhin, gleichsam zur Verschleierung seines fragwürdigen Verhaltens: Auf Neujahr - das ist jetzt ausgemacht- zieh ich in die Stadt. Es war ja nur so eine einfältige Heimwehstimmung, weswegen ich mich seinerzeit dort oben einquartierte. Denn im Grunde habe ich mit den guten Leutchen doch gar keine Berührungspunkte mehr. Das wird man mir zugeben müssen!"

Aber rot wurde er doch, wie er das so sagte. Wir können uns dann immer bei der Tante treten!" meinte Elsbeth schnell. Das andere Thema ließ fie lieber fallen, wenngleich ihr mit Heinrichs Ankündigung eine schwere Rast abgenommen war. Schmeichelhaft war es ein- und sicher funktionierenden Verkaufsapparat zur Verfügung. mal nicht für sie, daß ihr Geliebter mit Rrethi und Plethi zusammen im Tobel hauste.

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Wer kann Dir denn einen Vorwurf daraus machen, wenn Du gehst? Du gehörst ja auch sonst nicht zu den Leuten!" sagte fie, auf ganz falscher Fährte. Heinrich tat ihr nämlich leid, weil er sich, wie sie dachte, ein gar so großes Gewissen daraus machte.

Er küßte sie darauf stürmisch, in plötzlicher Ahnung einer ernsten Gefahr.

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Wenn nur Du Dich durch nichts mehr von mir ab­bringen läßt! Sonst bin ich verloren!" kam es zwischen seinen zusammengepreßten Zähnen hervor. Seine Augen hatten ein Band Märchen für Kinder und haus" von Varena einen Fieberglanz, die Hände glühten an ihren Wangen, ihr Druck schmerzte sie fast. Mehrere Male flüsterte er zwischen feinen Rüssen:" Nur Dich hab' ich ja gern sonst keine Seele. Du weißt es mag kommen, was will!"

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( Fortsetzung folgt.)

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Neue Jugendfchriften.

Jugendgeschichten.

Hat das Kind lefen gelernt, so stellt sich bald eine Zeit starken Lesehungers ein. Die Bilderbücher, die nur eine einzige oder nur wenige Geschichten enthalten, tun's nicht mehr; die Bücher dürfen und müssen größeren Umfang haben. Diese Zeit muß benutt werden, das Kind von dem Lesebuch mit seinem Vielerlei von kurzen Sachen vorwärts zu führen zu der größeren geschlossenen Er­zählung. Unsere volkstümlichen alten Märchenbücher stehen auf ber Grenze von der sogenannten Häppchenliteratur zur Buch­literatur. Hier seht Heinrich Wolgast in seiner Sammlung: Quellen, Bücher zur Freude und zur Förderung" ein( Jugendblätter", München , jedes Heft von 80 Seiten gebunden

zur Linde( Groß- Lichterfelde . Charonverlag, 2,50 M.). Das Lesen des Buchs von Klara Hepner verlangt durchaus gereiften find­lichen Verstand; vieles bewegt sich auf der Linie des Andersenschen Naturmärchens. immer aber ist es frei von jeder romantischen Weichheit. Varena zur Linde, die als Anhängerin der Ottoschen Altersmundart- Bestrebungen schreibt, will die frühen Kinderjahre erfreuen und spinnt kleine Geschichten aus, die der kindlichen Phan­tasie, die noch kein Moralisieren tennt, in der Tat sehr glücklich angepaßt find. Man macht dabei eine beachtenswerte Erfahrung: wenn man die Geschichtchen für sich lieft, will sich das Gefühl dem ewigen und da" nicht bequemen, aber das Ei ist ja bisweilen flüger als die Henne, und wenn man die Geschichten nun einem noch nicht Fünfjährigen vorliest, zeigt sich, daß das Erzählte dem Kinde als wonnige Soft eingeht, daß Wort um Wort sizt und nach wirkend Eigentum wird.

An Sagenbüchern ist wieder kein Mangel. Nikolaus Henningsen, der Hamburger Lehrer, hat Gustav Schwabs alt­bekannte Schönste Sagen des klassischen Alter­tum 3" in drei Bänden bei Schaffstein, Köln , neu herausgegeben ( Preis jedes Bandes 2 M.). Bei der Neubearbeitung, die den In­balt um einiges vermehrte, wurde darauf geachtet, daß die Samm­lung auch für Volksschüler bestimmt ist, die nicht durch die Geschichtsstunde mit der griechischen Mythologie vertraut gemacht werden. Die turz gefaßte Darstellung des gleichen Stoffes in Albert Richters bielgebrauchtem Buche Götter und Helden" kommt gegen Schwabs dichterisch empfundene Arbeit nicht auf. Der Verlag sollte sich übrigens entschließen, den Bänden einige