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Naturbücher.

Kärtchen beizugeben. Schwabs Buch bedeutete den Versuch, die Kinde gut meint. Ich halte es für feinen Verlust, daß der griechischen Sagen den alten Schriftstellern und vorzugsweise den Wundergartenkalender des Scholzschen Verlages nicht aufgekom­Dichtern einfach und vom Glanze fünstlerischer Darstellung ent- men ist. Viel besser ist das Deutsche Jugendbuch", das Kotzde fleidet, doch, wo immer möglich, mit ihren eigenen Worten nach diesmal zusammengestellt hat( Schola, 3 M.), aber ein schlimmer zuerzählen. Man hat ihm das nie als ein Verbrechen angetreidet. Mangel ist, daß es sich an die so verschiedenartigen Altersstufen Anders ging es Berthold Otto  , als er vor etwa zwanzig von Kind und Jugend zugleich wendet und dann ist der Heraus­Jahren der Jugend und dem Volfe" Die Sage vom Dottor geber auch nicht frei von Rücksichtnehmerei vor gewiffen Tendenzen. Heinrich Faust" im Anschluß an Goethes Dichtung erzählte; Ein so einfaches schlichtes Heldenbuch, wie das vom Hamburger man steinigte ihn mit schlimmen Anwürfen. Aber sein Buch, das Jugendschriftenausschuß aus den Schäzen neuerer deutscher Er­jezt in dritter Auflage herauskommt( Scheffer, Leipzig  , 3 M.), ist zählkunst ausgewählte Büchlein Kinderwelt"( Wunderlich, gut; es stellt nicht nur für den Verstand dar, sondern will auch Leipzig  , 60 Pf.) ist nur halb so umfangreich wie das" Jugendbuch" vom Herzen erfühlt sein. Die erzählende Wiedergabe des und bedeutet erzieherisch doch hundertmal inehr. Parzival, die Ernst Falch vorgenommen hat( München  , Dietrich, 2 M.), kommt dem Leser nicht so nah; die ganz knappe Faffung des Inhalts der Wolframschen Dichtung tut es nicht allein. An naturkundlichen, volksverständlichen Büchern ist der vor­Die Bilder dieses Buches sind herzlich unbedeutend. Eine seit handene Besitz um einiges Gute vermehrt worden. In neuer ver­Jahren schmerzlich empfundene Lüde wird ausgefüllt durch besserter Auflage liegt die kleine Ausgabe Naturstudien" von Rüttgers Reinete der Fuchs". Nach der alten nieder- Karl Kräpelin   bor  ( Teubner, Leipzig  , 1 M.). Oskar Schwin­deutschen Ausgabe von 1498 wird von Rüttgers er ift ein wich- dragheim hat die Bilder der früheren Auflage verbessert und durch tiger Kopf im Kampf um gute Jugendliteratur die alte Sage neue charakteristische und doch immer den Künstler verratende aus dem Königreich der Tiere für Zehn- und Elfjährige erzählt. Federzeichnungen ergänzt. In neun Spaziergängen durchwandert Damit wird nun eine andere Prosavorstellung, in der das alte Lehrer und Schüler mit Frage und Antwort die heimische Land­Gedicht und die Goethesche Darstellung in oft recht wenig erbau- schaft. Der eifrige Kosmos"-Mann Dr. Curt Flöride hat licher Weise verquidt sind, endlich aus dem Felde gedrängt. zwei schöne Bücher Wanderungen" und" Streifzüge" veröffent­Rüttgers schreibt in prächtig- lebendiger Gedrungenheit( Schaff- licht: eins über Säugetiere, eins über die Vögel Deutsch­ftein, Köln  , 1,80 M.). Von den Abenteuern der sieben lands. Er ist ein guter wissensreicher Erzähler, der einen Schwaben" liegen gleich zwei Ausgaben vor; die Schaffsteinsche, wundervollen Schatz von Tierbildern zur Hand hat( Nister, Nürn­die ohne Bilder ist( Preis geb. 1 M.) enthält auch die anschließen- berg). Neben diesen beiden Büchern schrieb Flöride für Knaben den Abenteuer des Spiegelschwaben; die des Verlages G. Nister, und Mädchen im Alter bis zu zwölf Jahren noch fünf reich mit Nürnberg  , die von Adolf Johnffen mit einigen sauberfarbenen farbigen und in den Tegt gefügten fleineren Bildern ausgeftettete Bildern geschmüdt ist( Preis 2 M.), ist mit den Geschichten der Bändchen Der fleine Naturforscher"( Nister. Nürn­Schildbürger zusammengebrudt. In Nisters illustrierten berg  , je 1,20 M.) Ihre Titel sind:" In Haus, Hof und Garten"; Jugend- und Volksbüchern, die Martin Bölik herausgibt, ist auch In Flur und Feld";" In Busch und Wald";" An Fluß und Teich"; eine Bearbeitung der Seltsamen Possen des Till" Am Meeresstrand". Die Bücher werden deshalb Glück haben, Eulenspiegel"( Br. 2 M.) erschienen, deren von Karl Dokler weil sie tierisches Leben, wie wir es auf Wanderungen aufspüren, beigesteuerte farbige Bilder nur ein paar Streiche Tills illustrieren, erleben läßt. Die Plauderbücher packen nicht aufdringlich mit Ge­von Till selbst aber nichts zu erzählen wissen, was die Jugend lehrsamkeit voll. Sie lassen teilnehmen an der Freude des bio­näher an diesen Gesellen heranbringen könnte. Die Nistersche logisch schauenden Naturforschers, für den die Natur immer frisch Ausgabe von Münchhausens Abenteuern"( 2 M.) kann und neu bleibt. An jedermann von der reiferen Jugend auf­in ihrem bildlichen Schmuck auch nicht als gelungen gelten. Mir wärts wenden sich die Bände der Naturwissenschaft­scheint, Bölit beurteilt die Aufgabe des Bildes in solchen Erzähl- lichen Bibliothet, die der Verlag von Quelle und Meyer, büchern nicht richtig. Das ist zu bedauern, denn die Nürnberger Leipzig, herausgibt.( Preis 1,80 M.). Sie sprechen über Deutsch­Voltsbücher find gar hell und freundlich in ihrer übrigen Auf­machung. Durch geschichtlich wertvolle Bildbeigaben hat der Nistersche Verlag seine neue, von Ludwig Schröder angebrachter maßen von allerlei Unschönem befreite Ausgabe von Grimmels­hausens Simplizissimus" beachtenswert gemacht( 3 M.); diese klassische Schilderung des merkwürdigen Soldatenlebens im dreißigjährigen Kriege aus dem Leben heraus, soll jeder junge Leser kennen. Es ist beste Abenteurerliteratur.

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lands Urzeit, über den deutschen Wald, die Ameisen, das Aqua­rium, das Terrarium, Beleuchtung und Heizung, Reptilien- und Amphibienpflege, die Schmarozzer, die Photographie, ziehen das Bild ausgiebig heran und bedeuten einen großen Gewinn für jeden, der von der bloßen Naturfreude zum ernsthaften Natur­studium übergeht. Denn ihre Darstellung ist klar, der reiche In­halt wohl geordnet. Ein Buch zuleßt, das als ein Kinderbuch ge­geben ist und eins der wundervollsten Mittel bedeutet, Kinder an Von der älteren Abenteurerliteratur der Indianerromane das heimlichste Leben der Natur heranzubringen und zugleich zur haben sich nur Coopers ederstrumpf- Erzählungen" innigen Naturfreunde zu erziehen. Eine standinavische Frau, in die Jugendschriftenlisten herüberretten können. Ihre Schäßung Nanny Hammarström, hat das Buch geschrieben:" Die ist jetzt im Wachsen: sie find historische Dokumente. Ein Stüd Abenteuer zweier Ameisen"( Gold, München  , 3 M.). Anfangsperiode amerikanischer Kolonisation ist darin geschildert Als ein Märchen ist es geschrieben, ein Lebensmärchen, in dem ein und in der Gestalt Lederstrumpfs lehnt sich die Menschlichkeit gegen Ameislein den ersten Sommer seines Lebens vom Ei herauf er­die Barbarei der kolonisierenden Zivilisation auf. Jetzt unter- zählt. Farbige Bilder von Tier und Pflanze begleiten die Er­nimmt es der Verlag von Paul Cassierer, Berlin  , die Erzählungen, zählung in frisch belebender Anordnung auf den Seitenrändern. die in den Jugendausgaben natürlich stark gekürzt sind, in ihrer Nicht bloß das an wundersamen Ereignissen überreiche Leben der breiten ursprünglichen Form herauszugeben. Karl Federn   besorgt Ameisen lebt der Leser mit, das ganze Auf und Ab der sommer­die Ausgabe, deren erstem Bande durch die Bildinitialien von Max lichen Natur fühlt er nah um sich her. Eins der nüßlichsten und Slevoigt noch ein besonderer künstlerischer Wert verliehen ist. Die reizendsten Bücher von der Natur ist hier dem Kinde gereicht. tatkräftigsten Arbeiter der deutschen Jugendschriftenbewegung Ueber all dem Eifer, dem Kinde die Natur vertraut zu machen, wissen, daß sie für ihren Kampf vor allem Erzählungen brauchen, sollen wir freilich nicht vergessen, daß sich eine städtische Kultur um in deren Mitte energische Charaktere stehen. Diese Einsicht wirkt uns her bewegt, der gegenüber die Erzieher ebenfalls große Ver­auch auf die Redaktion der Mainzer   Bolts- und Jugendbücher", die jetzt bis zum zehnten Bande gediehen ist Pflichtungen haben. Frih Gansberg fordert einen Groß­stadtanschauungsunterricht, und als ein gutes Zeichen ( Jos. Scholz, Mainz  , jeder mit Bildern versehene Band 3 M.). darf man's deuten, daß sein Lesebuch für Schule und Haus: Alle Erzählungen dieser Sammlungen sind neu; seltsamerweise ist" Streifzüge durch die Welt der Großstadtkinder" fast alles historisch gefärbter Stoff. bei deffen Auswahl der Ge-( Teubner, Leipzig  , 3,20 M.) im Verlaufe weniger Jahre jezt bis fichtspunkt der Speisung des jungen Lesers mit einer Dosis zur dritten Auflage vorschreiten konnte. Das Großstadt- Bilder­monarchischen Gefühls absichtsvoll eine Rolle zu spielen scheint. buch" aus dem Voigtländerschen Verlage, von dem schon die Rede Die Erzählung der gewandten Charlotte Niese   von dem Ham­burger Jungen Michel Schneidewind arbeitet in auffälliger Form war, deutet eine Entwickelung im Kinderbuchwefen an, die als in dieser Richtung. Die Lauffiche Altfölner Stadtgeschichte scheint ein wichtiger Fortschritt angesehen werden muß. mir um ihrer aufgereihten Sprachpose nicht für die Jugend ge geignet. Das Beste dieser Sammlung, etwas wirklich Gutes, ist immer noch Gustav Faltes Hamburger Vorstadtgeschichte: Drei gute Kameraden" und auch Karl Ferdinands urge schichtliche Erzählung Das Pfahldorf" läßt man willig gelten. Sie will nur einen Einblick in vergangene geschichtliche Bustände geben, ganz ohne Nebenabsichten.

Neben diesen Erzählbüchern, die eine einzige längere Ge­fchichte geben, tauchen immer wieder Versuche auf, Sammelbücher fleinerer Geschichten in Prosa und Vers einzuführen. Auch da ist größte Vorsicht am Plake. Kinderkalender gab es schon bor Jahrzehnten, und immer noch erscheint Berthold Auerbachs Deutscher Kinderkalender, von dem jezt Georg Bötticher   den 28. Jahrgang herausgibt( Fernau, Leipzig  ). Er ist eine wahre Schule für geistige Verflachung, eine Pflegstätte der Häppchen­literatur in Bild und Wort, und auch Strasburgers Kinderkalender ( Neufeld u. Henius, Berlin  ) schiebt beiseite, wer es mit seinem

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Franz Diederich  .

Kleines feuilleton.

Im Joch. Er war einer jener Enterbten, die von früh bis spät vor dem Karren gehen und des Nachts auf den Fliesen kauern. Ob er je ein anderes Leben gehabt, weiß ich nicht,-ich sah ihn nur am Karren. Den zog er von früh bis spät, ächzte, feuchte, zog ihn stets mit derselben gequälten Miene, den krampfhaft ge= spannten Beinen, alle Tage wie immer, müde und matt, ganz gleich, ob er Zeitungen enthielt, Grünfram, Lehm oder Kohlen. Er zog ihn von früh bis spät, streďte sich nachts auf die Fliesen, er­wachte und fror, und sprang, kaum daß der Tag graute, schon wieder auf, um wieder angespannt zu werden, durch die Straßen zu feuchen und zu ziehen, zu ziehen... ohne Ende.