fl!«u5en ja nahe lag, matzen die Tenfek die Menschen in großen Scharen zu plagen pflegten, insonderheit des Nachts. Doch in diesem Äugenblick drang der Mond durch die Wolken; er erkannte Frau Isabeau und sah, daß sie in das Mauerloch, das ihr zur Borrats- kammer diente, eine blaue, mit Silber bestickte Börse stopfte. Er störte sie nicht; doch als sie ihren Schlupfwinkel verlassen hatte» kletterte er auf einen Balken, nahm die Börse, öffnete sie und ge- wahrte, daß sie zwölf güldene Groschen enthielt. Diese tat er in seinen Gürtel und sagte der schönen schwarzen Dame von Puy Tank, denn als Schreiber war er bewandert in der heiligen Schrift, und es war ihm bewuht. daß der Herr seinen Propheten Elias durch einen Raben gespeist hatte, woraus er entnahm, daß die Mutter Gottes ihrem Schreiber Florent Guillanme durch eine Elster zwölf Groschen gesandt hatte. Am folgenden Tage aßen Florent und Margarete eine Schüsse! Kaidaunen, wonach sie seit Jahren sehr gelüstete. Hier endet das Wunder der Elster. Möge dem, er es erzählt hat, ein sanftes und friedliches Leben beschieden sein, wie er eS wünscht, und denen, die es lesen, möge alles Gute geschehen. KunftUteratur. Wilhelm Busch . Bon Hermann, Wolf und Otto N ö l d e k e.(Verlag von Lothar Joachim in München .) Wilhelm Busch ist nie ei» Jinairzgenie gewesen. Seine Verleger erwarben durch ihn Millionen, während er selbst, auch als er schon welt- berühmt geworden'war. sich mit einem mäßigen Wohlstand be- gnügte. Seine glücklichen Erben, die Gebrüder Röldeke, find dem Onkel Wilhelm hierin nicht ähnlich. Sie kennen den Marktwert des künstlerischen Nachlasses sehr genau und suchen aus jedem bekritzelten Papierstückchen Geld zu machen. Kein Mensch wird ihnen das verargen; es ist das gute Recht der biederen Landgeist- lichen, in den Geschäften gerissener zu sein als der berühmte Erb- ohm, der statt der drei Millionen, auf die man ihn taxierte, nur lumpige 300 Mille hinterlassen hat. Wilhelm Busch liebte es nicht, daß Klatsch und Tratsch über sein persönliches Leben und Treiben an die Oeffentlichkeit gebracht wurde. Er hauste fern von der großen Welt in ländlicher Stille als beschaulicher Einsiedler, wies alle Besuche sogenannte� Verehrer prinzipiell zurück und konnte sehr unangenehm werden, wenn er merkte, daß man ihn inter - viewen oder sonst irgendwie ausspionieren wollte. Die Gebrüder Nöldeke huldigen auch in dieser Hinficht einer ungleich moderneren und praktischeren Lebensanschaunng. Sie machen aus ihren Herzen keine Mördergruben und plaudern wortreich und ausführ- lich alles aus, was sie aus einem jahrzehntelangen persönlichen Verkehr mit dem Onkel zu berichten wissen. Auch dies wird ihnen an und für sich niemand übel nehmen; die Kenntnis von intimen Zügen aus dem Leben eines großen Künstlers kann zum tieferen Verständnis seines Wesens und Schaffens erheblich beitragen und nur bornierte Spießer klagen in solchen Fällen über Taktlosigkeit und Indiskretion. Freilich pflegt nicht alles interessant und wichtig zu sein, was sich von der alltäglichen Lebensführung eines Künst- Urs erzählen läßt, und es gehört immerhin ein wenig Geschmack und Verständnis dazu, um aus der Fülle des Materials das für die Publikation Geeignete herauszufinden. Die Herren Mldeke haben diese Eigenschaften in ihrer Busch-Biographie leider nicht immer bewiesen. Was sie vom Lebensgang ihres Onkels erzählen. war fast durchweg schon bekannt, und die Intimitäten, die sie aus- kramen, können mit wenigen Ausnahmen nur die Neugier eineS minderwertigen PhilisterpublikumS befriedigen. Bon Mitteilungen, die über daS innere Leben des Menschen und Künstlers Auffchluß geben könnten, findet sich in dem umfangreichen Werk kaum eine Spur. Es scheint vielmehr, daß die Individualität Wilhelm Büschs den guten Neffen selber ein Buch mit sieben Siegeln gc- Wesen und geblieben ist. Oder sollte Busch durch den jahrelangen täglichen Berkehr mit dörflichen Kirchenlichtern wirklich der ver- simpclte Trottelgreis geworden sein, als der er nach den Dar- stellnngen namentlich des Herrn Hermann Nöldeke(Welt- und Lebensanschaunng S. U1 160) uns erscheint? In peinlichem Kontrast zu der geistigen Dürftigkeit des Buches steht der selbst- bewußte Ton. in den, die Herren ihr gleichgültiges persönliches Urteil über einzelne Werke Büschs zum besten geben, sowie die Gehäsfigkett, mtt der sie unbequeme Krittler anrempeln, die an dem Arrangement ihrer Buschausstellungen einiges auszusetzen gehabt haben. Das weitaus Wertvollste an dem Buch find, ab- gesehe» von den zahireichen, zum Teil sehr interessanten und durchweg vorzüglich reproduzierten Zeichnungen und Studien, die Auszüge aus Briefen von Wilhelm Busch und dieSpricker", eine Anzahl von geistreichen und formvollendeten Aphorismen in Bers und Prosa.(Der Preis des Leinwandbandes ist 10 M.) Geschichte der Kunst in Großbritannien und Irland von Sir Walter Armstrong. (Verlag von Julius Hofsinann in Stuttgart .) Dieses Buch ist gleichzeitig in fünf Sprachen erschienen. Es bildet den Anfang einer Reihe von kurz- gefaßten Darstellungen der Kunstgeschichte einzelner Länder und Epcxhcu, zu deren Herausgabe sich eine Anzahl der bedeutendsten Kunstgelehrten der zivilisierten Welt znsammengetan hat. In den nächsten Bänden sollen behandelt werden: die deutsche , flämische, sranzösische, holländische, itallenische, spanische, portugiesische, efr manische, griechische, byzantinische, nordamerikanische, ägyptische, chinesische, lapanische und indische Kunst. Die Bücher sind in erster Linie gedacht als Kunstführer ans Reisen durch die betreffende» Sünder. Dementsprechend haben sie den llmfang und das be- qneme Format der bekannten Bädeker-Bände. Auch die sehr zahl»' reichen Illustrationen(das vorliegende Buch enthält 600 Ab- bildungen und 4 Farbentafelu) sollen vor allem den Bedürfuisser» der Reisenden dienen, indem sie die Erinnerung an die Originale wachrufen. Für andere Zwecke find sie loege» ihres allzu kleinen Formats kaum geeignet. Diese Geschichte der englischen Kunst gibt in ihren textlichen Ausführungen aber erheblich mehr als die flüchttg orientterende Uebersicht, die dem normalen Touristen za genügen pflegt. Sie ist eine wertvolle Studie von selbständiger wissenschaftlicher Bedeutung. Der Verfasser Walter Armstrang, der sich als Leiter der National-Galerie von Irland und als knnst- historischer Schriftsteller einen Ranren gemacht hat. schildert in kn ipper, aber seh: lebendiger Sprache den Entmickelungsgaug d« englischen Kunst von den ältesten primitiven- Jetten käs auf die Gegenwart. Ein nicht zn unterschätzender Vorzug seines Buche» besteht darin, daß er neben der Architektur, der Plastik und der Malerei auch das Kunstgewerbe in ausführlicher Darstellung als gleichberechtigten Faktor berücksichtigt. Das ist namentlich für uns Teulsche von Wert, da bekanntlich unsere modernen Bestrebung«» auf kunstgewerblichem Gebiet von den Leistungen der Engländer stark und mannigfalttg beeinflußt sind. Ein sehr sorgfältig aus­gearbeitetes Namenverzeichnis erleichtert die Benutzung des Buches als Nachschlagewerk.(Der Preis des solide gebundenen Bandes beträgt& M.) Geschichte der Malerei von Richard Muther . (Kanrad Grethleins Verlag in Leipzig .) Als vor anderthalb Jahr- zehnten MutherS epochemachendeGeschichte der Malerei im 13. Jahrhundert" erschien, stand die moderne Kunst noch mitten im Streite und ihre kritischen Wortführer begrüßten das Werk des jungen Münchener Privatdozenten als werttolles Kampfmittel gegen die Vertreter der alten Richtung. Muther wurde von den einen verhimmelt, von den anderen verlästert, aber von keiner Seite gerecht gewürdigt. Die Gegenpartei klammerte sich an seine Gewohnheit, die benutzten Quellen nicht immer genau anzugeben. und warf ihm geistigen Diebstahl vor. Seine Anhänger ließen sich durch die frohe Kampfstimmung, den hinreißenden Schwung und die Eleganz der Mutherfchcn Schreibweise bestechen und übersahen die mancherlei schweren und verhängnisvollen Mängel seiner Methode. Heute, wo die moderne Kunst den Sieg auf der ganzen Linie errungen hat. wo das Ziel erreicht ist. um das damals noch heiß gekämpft wurde, heute sehen wir das, was Muther geleistet und was er verfehlt hat. mit ruhigeren und klarer abwägenden Blicken an. Sein neues großes Werk. daS jetzt, ein halbes Jahr nach seinem Tode erschienen ist, zeigt uns deutlich alle Vorzüge und Mängel der Methode und Darstellungsweise des ebenso geist- reichen und temperamentvollen wie einseitigen Mannes. In großen Zügen, in einer Art Freskostil schildert eS den Entwicke- lnngsgang der Malerei vom Mittelalter bis auf die Neuzeit. Muther charakterisiert lebendig, klar und leicht verständlich die einzelnen Epochen und zeigt, wie ein Kunststil aus dem anderen sich entwickelt, die Herrschaft des einen die des anderen verdrängt hat. Aber er verzichtet fast gänzlich darauf, die tieferen, kultur- und wirtschaftsgeschichtlichen Ursachen der Stilwandlungen darzu- legen. Phrasen wieGeist des Zeitalter" undZivilisattons- atmosphäre der Epoche' müssen ihm über Schwierigkeiten hinweg- helfen, die nur durch die Anwendung der materialistischen Forschungsmethode zu lösen sind. Aber auch den rein künstlerischen Problemen wird Muther keineswegs vollkommen gerecht. Der behandelte Stoff, der Inhalt der Kunstwerke, gilt ihm noch immer fiir wichtiger als die Form. Die Analyse der formaler» Knnst- elemente hält er zwar für einelehrreiche Sache", die aber doch ,.zu steril ist, um das Lcbensblut für eine Wissenschaft abzugeben". Ganz naiv sagt er:Ich danke für den Sekt, der mich nur zu Bettachtungen über seine Herstellungsart anregt. Und ich verzichte auch gern auf jeglichen Kunstgenuß, wenn er nichts anderes sein soll Äs ein Nachdenken über konvergierende und divergierende Linien." Das heißt auf Deutsch : Ich begnüge mich, um die Dinge herumzureden, anstatt auf den Kern der Erscheinungen einzu- gehen; ich will kein Mann der Wissenschast, sondern nur ein unterhaltender Plauderer sein. Daß Muther das letztere ist, wird ihm keiner bestreiten können. Sein Buch ist interessant und an- regend von der ersten bis zur letzten Seite, aber den Anforde- rungen, die man an eine moderne Kunstgeschichte stellen muß, genügt es nur sehr unvollkommen. Wer eine geistreiche, amüsante, über die Künstler und ihre Werke stofflich orientierende Ein- führnng in die Geschichte der Malerei sucht, nehme das Buch zur Hand; er wird manches Lehrreiche darin finden und an der Lektüre vielen Genuß haben. W»r aber in der Kunst nur die letzten Ausstrahlungen elementa wirkender wirtschaftlicher Fak- toren sieht und über diese ttefstei» inneren Zusammenhänge auf- geklärt zu werden wünscht, dem kann Muthers Werk keine Be- friedigung gewähren. Der Preis der schön ausgestatteten und reich illustrierten drei Bände beträgt 36 M. Ein kurzer und nur bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reichender Auszug aus dem Werke ist übrigens schon vor zehn Jahren in der Sammlung