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Göschen erschienen. Gr. umfaßt fünf fleine Bände( Nr. 107-111),| von denen jeder 80 Pf. kostet.
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Es gibt nur einen Reichtum, der nicht abnimmt; soviel man auch davon ausgibt, um so mehr wird es. Das ist der Reichtum der Weisheit. Diesen Reichtum muß man durch Gedankenarbeit erwerben.
Wie abscheulich muß eine Weltordnung sein, bei der bie Reichen, die von der Arbeit der Armen leben, wohnen, fich nähren und fleiden, glauben können, fie felen- Wohltäter der Armen!
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Geschichte der Kunst. In dreitausend Tafeln mit begleitendem Tegt. Herausgegeben von Ludwig Just i.( Verlag von Fischer u. Franke in Berlin .) Von diesem im größten Maßstab angelegten Lieferungswerke find bis jest drei Hefte erschienen, die die italienischen Maler Giotto , Masaccion und Botticelli behandeln und zu dem vom Herausgeber Justi verfaßten Bande" Die italienische Malerei des 15. Jahrhunderts" gehören. Das ganze Wert wird 14 Bände( a 12 Liefe= Die Hilfe, die die Reichen offen den Armen erweisen, ist im rungen) umfassen, von denen 3 der Baukunst, 4 der Plastik und besten Falle Sache der Höflichkeit, aber nicht ein Zeichen 7 der Malerei gehören sollen. Jede Lieferung( Subskriptionspreis der Barmherzigkeit. Jemand fragt uns, wie er da und dahin ge 1 Mt., Einzelpreis 1,20 Mf.) bringt 16 Bildtafeln in Großquart- langt. Aus Höflichkeit bleibt man stehen und sagt es ihm. Ein format und 12 Setten Tert. Die Bilder sind die Hauptsache, der anderer bittet um 5 Ropeten, 5 oder 10 Rubel. Hat man das Tert beschränkt sich auf kurze allgemeine Einleitungen und ein- Geld übrig, so muß man es ihm geben; das ist ebenfalls Sache gehendere Erklärungen der einzelnen reproduzierten Kunstwerke. der Höflichkeit, hat aber mit Barmherzigkeit nichts zu tun. Der Wert der Publikation besteht vor allem in der Vortrefflichkeit des Bildermaterials, daneben aber auch in den knappen, lehrreichen und leichtfaßlichen Erläuterungen Justis. Der Leser wird nicht nur zum Verständnis der betreffenden altitalienischen Gemälde, sondern überhaupt zum richtigen methodischen Betrachten von Werfen der Malerei angeleitet. Er lernt die wichtigsten ästhetischen und künstlerisch- technischen Grundbegriffe und Grundsäße an den erläuterten Beispielen sozusagen praktisch kennen und gewinnt allmählich die Fähigkeit, sich über seine Eindrücke sowie über die Mittel durch die die Künstler und Kunstwerke auf ihn wirken, flare Rechenschaft zu geben. Die äußere und innere Anlage des Werkes ist vortrefflich; ein Urteil im einzelnen wird man sich allerdings erst bilden können, wenn ein umfangreicheres Material vorliegt.
Albrecht Dürer . Sein Leben und eine Auswahl seiner Werke. Von Dr. Friedrich Nüchter.( Verlag von Fr. Seybolds Buchhandlung in Ansbach .)- Das im Auftrag der Nürnberger Lehrervereinigung für Kunsterziehung und mit Unterstützung der Stadt Nürnberg herausgegebenen Hefte enthält eine schlichte und anschauliche Darstellung vom Lebens- und Entwickelungsgange Dürers, eine Auswahl von 51. Werken( Meisterstichen, Tafelbildern, Porträts, Zeichnungen usw.) in tadelloser Reproduktion und vortreffliche Anleitungen zum Betrachten dieser Werke. Der Verfasser hat mit gediegener Sachkenntnis und feinstem Taktgefühl all das ausgewählt, was vom Schaffen des großen Künstlers für uns heute noch lebendig ist. Es stellt Dürer als den Bahnbrecher einer neuen Kunstauffassung dar, die in mancher Richtung bis in unsere Gegenwart hinein fortwirft. Das in jeder Hinsicht glänzend ausgestattete, 10 Bogen im Format 27: 37% Zentimeter umfassende Heft ist für den staunenswert geringen Preis von 1,50 M. zu haben. Es kann namentlich auch als Geschenk für die reifere Jugend warm empfohlen werden. John Schikowski .
Neue Gedanken
Warum sind das Christentum und alle Religionen so verdorben, warum ist die Sittlichkeit so gesunken? Ein Grund: Der Glaube an die wohltätigen Folgen einer auf Gewalt ges gründeten Staatsverfassung.
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In der Jugend glaubt man, die Bestimmung der Menschheik fei beständige Vervollkommnung, und es sei möglich und sogar leicht, alle Menschen zu bessern und alle Laster und alles Unglück zu beseitigen. Diese Träume sind nicht lächerlich, sondern im Gegenteil liegt in ihnen weit mehr Wahrheit als in dent Urteilen alter Leute, die ihr ganzes Leben nicht so verbracht haben, wie es sich gehört, und nun anderen raten, nichts zu wünschen und zu hoffen, sondern wie Tiere zu leben. jungen Leute die Vervollkommnung der eigenen Person auf Der Fehler in den Träumen der Jugend ist nur der, daß bie audere übertragen.
Kleines feuilleton.
Leo N. Tolftois. würde zwischen dem Tage der Woche und dem Datum, bas dieſer
Zusammengestellt und überseht von Adolf Heß.
In unserer Zeit des Weltverkehrs ausschließliche Liebe zum eigenen Volk und Bereitschaft zum herfallen über andere, oder kriegerischen Schuß gegen fremde Angriffe zu predigen, ist fast dasselbe, wie wenn man Dorf: bewohnern empfiehlt, nur ihr Dorf zu lieben, in jedem Dorf Truppen zu sammeln und Festungen zu bauen. Bloße Vaterlandsliebe, die die Bewohner eines Landes früher vereinte, bedeutet in unserer Zeit, wo die Menschen durch Verkehrsmittel, Handel, Industrie, Kunst, Wissenschaft und besonders durch das sittliche Bewußtsein vereint sind, keine Vereinigung mehr, sondern Trennung.
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Familiensinn und Vaterland3liebe hält man oft für Tugenden. Darin liegt eine große Gefahr. Natürlich bedeuten fie nichts Schlimmes Sas weiß jeder von selbst. Sie bedeuten aber nur solange nichts Schlimmes, bis man aus Anhänglichkeit an die Familie oder aus Vaterlandsliebe anderen Böses zufügt. Sobald man aber aus Liebe zu den Angehörigen andere schädigt, wie z. B. Leute tun, die andere ausplündern, damit es ihrer eigenen Familie gut geht, oder mit fremden Völkern Krieg führen und aus Vaterlandsliebe Menschen töten, ist das keine Tugend mehr, sondern ein großes Laster.
Wahre Weisheit lehrt, daß die Grundlage der Gebanken und Empfindungen eines Weisen und Heiligen in allen bescheidenen Menschen ein und dieselbe ist und daß die Eigenschaften des Weisen und Heiligen sich mit denen decken, die der gewöhnliche Mensch bei den alltäglichen Dingen anwendet.
Weise und Heilige, die Lehrer der Menschheit zeigen nur besonders deutlich, was allen Menschen gemeinsam ist. Das Licht, bas von ihnen ausgeht, ist nichts anderes als eine Offenbarung ber Macht, die allen Menschen innewohnt.
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Ein Jahr von dreizehn Monaten. Auf dem panamerikanischen wissenschaftlichen Kongreß, der vor kurzem in Santiago de Chile zusammentrat, brachte der Delegierte Perus, Herr Hesse, eine fühne Kalenderreform in Vorschlag: er möchte ben alten Gregorianischen Kalender, der sich längst überlebt hat, abschaffen, um ihn durch einen weniger willkürlichen und den Mondphasen beffer angepaßten Kalender zu ersehen. Nach diesem Projekt," so schreibt die American Review of Reviews", türde das Jahr dreizehn Monate von je vier Wochen haben, und diese Monate würden genau dem Mondmonat entsprechen. Verschwinden würde also die ganz unerklärliche Anomalie, die zur Folge hat, daß nicht alle Monate eine gleiche Anzahl von Tagen haben; außerdem Tag im Monat führen würde, immer die richtige Beziehung bestehen: der Montag z. B. würde immer der 1., der 8., der 15. oder der 22. des Monats sein usw. Kurz, man würde, wenn man ein bestimmtes Datum zu ermitteln hätte, auf der Stelle wissen, um welchen Tag der Woche es sich handelt." Der Erfinder des neuen Kalenders hat dem neuen Monat, den er einführen möchte, auch schon einen Namen gegeben: er nennt ihn Trezember. In dem jetzt geltenden Kalender sind die Namen der Monate teils will fürlich, teils geradezu unvernünftig ersonnen. Der Monat November z. B. ist nicht ber neunte, sondern der elfte Monat des Jahres, und der Monat Dezember ist nicht ber zehnte, sondern der zwölfte. Die Reform, die der peruanische Astronom bor schlägt, sucht bezüglich des neuen Monats diese Anomalie zu vera meiden, denn der Name Trezember würde genau bem dreizehnten Rang entsprechen, den der neue Monat im Jahre einnehmen soll. 13 Monate bon je 28 Tagen ergeben zusammen 364 Tage. Es würde also noch ein Tag übrig bleiben, und Herr Hesse möchte diesen Tag, der nicht datiert werden soll, zu einem Weltfeiertag machen; in einem Schaltjahre müßte es statt eines zwei Weltfeiertage geben. Der neue Kalender wäre eine Huldigung und eine Verbeugung vor der Allmacht des Mondes. Die Entdeckungen der Wissenschaft lassen die große Rolle, die dieses Gestirn im Leben der Erde spielt, immer schärfer hervortreten. Troßdem dürfte die vorgeschlagene Stalenderreform noch recht lange auf sich warten lassen. Die durch den Gregorianischen Kalender fanttionierten Neuerungen stüßten sich auf die Autorität der Wissenschaft, und die Astronomen des päpstlichen Hofes hatten die von dem Genauigkeit richtiggestellt, und trotzdem weigern sich Rußland Julianischen Kalender begangenen Irrtümer mit mathematischer und alle Völker Osteuropas , die nach griechisch- orthodorem Ritus selig werden, seit mehr als drei Jahrhunderten beharrlich, eine eine vollständige Umwälzung aller Gewohnheiten der zibilisierten Kalenderreform durchzuführen. Man darf also annehmen, daß Wölfer noch weit größeren Schwierigkeiten begegnen würde, zumal da es sich um einen neuen Mondkalender handeln würde, dessen wissenschaftliche Daseinsberechtigung durchaus nicht eraft und lückenlos bewiesen werden könnte,
Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW