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von oben nicht zu start ist, fommt sie wirklich zum Sieden und schleudert hierbei das über ihr stehende Waffer in die Luft. Da durch vermindert sich auch der Drud auf die tieferen Schichten, die sich jetzt in Campf verwandeln. Das emporgeschleuderte Waffer stürzt zum Teil in die Röhre zurück. und weil es mittlerweile start abgekühlt ist, verdichtet es die Dämpfe wieder zu Waffer, so daß erst eine Zeit verstreichen muß, bevor die Dampfbildung von neuem beginnen fann. Aus diesem Umstande erklärt es sich, daß die Geysirs nicht ununterbrochen springen. Die Zeiträume zwischen den Ausbrüchen sind natürlich bei den verschiedenen Quellen auch verschieden. Bei dem großen Genfir war es früher so, daß er alle 24-30 Stunden eine 3 Meter dide Waffersäule etwa 40 Meter in die Höhe schleuderte.
viel Gefchrei und wenig Wolle! Nein, das Bernünftigste eine Wasserschicht mit Siedetemperatur, und weil hier der Drud schien ihm zu sein, wenn er morgen in aller Frühe das Haus berließ und gleich nach Treustadt fuhr. Von dort wollte er einen Boten schicken, der seine Sachen holte und einen Brief übergab mit geziemender Begründung des heimlichen Abgangs, ohne sich darin das geringste zu vergeben. Was er tun fonnte und mußte, um vor sich selbst zu bestehen, wollte er fich nicht mit Hebeln und Schrauben abzwingen laffen. Keine Dokumente nichts von geschriebenen Pflichten. Wer einer jugendlichen Torheit dieser Art seine bessere Zukunft opferte, müßte ja mit Ruten gestrichen werden!" sagte er laut vor sich hin und machte somit einen festen Strich unter diese Rechnung, die feines Erachtens jeder rechtdenkende Mensch billigen mußte.
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Bist Du's!" hörte er plöblich Elsbeths Stimme aus einiger Entfernung. Er hatte das Umschauhalten doch wieder bergessen und schoß nun nicht übel in die Höhe.
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" Ich muß auf der Stelle wieder zurüd. Es ist jetzt sowieso nicht ratiam" schickte sie der Begrüßung noch boraus. Sie hatte eine weißwollene Jade an, ein gleiches Tuch um Hals und Kopf gebunden, die Füße steckten in warmen Ueberschuhen und fahen unförmig aus.
( Fortiezung folgt.)
Im Gebiete des großen Geyfir."
Das Gebiet, auf dem die heißen Quellen sprudeln, liegt am Abhange des tablen Laugafjail, der in nordwestlicher Rich tung unseren Gefichtskreis begrenzt; das eigentliche Quellengebiet ift faum 500 Meter lang und noch nicht 300 Meter breit; auf dieser berhältnismäßig fleinen Fläche fochen, brodeln, zischen. gurgeln, springen wohl an 100 große und fleine Quellen. Vielleicht sind es noch mehr; ich habe den wiederholten Versuch, sie zu zählen, aufgegeben, weil ich in dem zerflüfteten Gebiete jedesmal einige übersehen hatte. Das ist sehr leicht möglich, denn einige Quellen" find so winzig, als hätte jemand mit dem Spazierstode ein Loch in den Boden gestoßen. Troßdem wandelte mich ein etwas unheimliches Gefühl an, als ich zum erstenmal über diesen durchlöcherten Boden ging; es ist, als tauerten in den Löchern und Spalten der Erde bösartige Tiere, die den Eindringling mit Zischen und Fauchen begrüßen. Allmählich gewöhnt man sich daran und findet es sehr verständig, daß die Mägde das heiße Wasser der Quellen in die Küche tragen und den Kaffee damit fochen.
Die größte und berühmteste von all diesen Quellen ist der große Gensir". Seine nächste Umgebung bildet ein flacher tegelförmiger Wall aus Kieselfinter, das sind die tiefelhaltigen Abe lagerungen aus dem ständig abfließenden Waffer der Quelle; inmitten dieses Sintertegels liegt das runde trichterförmige Becken, das einen Durchmesser von schäßungsweise 15 Meter hat und allmählich abfällt zu der Röhre, aus der ununterbrochen das heiße Wasser hervorbricht. Den Durchmesser der Röhre schäße ich auf etwa 2% bis 3 Meter. Das ganze Beden ist bis an den Rand mit wunderbar klarem Wasser gefüllt, das an der Oberfläche eine Temperatur von 80-90 Grad Celsius hat; in der Tiefe ist es aber beträchtlich heißer: Man hat in 32 Meter Tiefe eine Temperatur bon 120 Grad gemessen. Für gewöhnlich sieht der Geysir ziemlich harmlos aus: die Oberfläche wird durch das hervorbrechende Wasser nur leicht bewegt; auch die Dampfbildung ist nicht besonders start. Das alles ändert sich aber gewaltig bei einem Ausbruch.
Welche Kräfte im Innern der Erde wirksam sind, um in fürzeren oder längeren Zwischenräumen das Wasser dieser Spring quellen( Geysir der Hervorbrechende) emporzuschleudern, das rüber sind die Untersuchungen bis heute noch nicht beendet. Die Erklärung, die den meisten Beifall findet, rührt von dem deutschen Physiker Bunsen her. Nach der Annahme dieses Gelehrten ist das aus bedeutender Tiefe heraufsteigende Waffer weit über den Siedepuntt erhibt; es tann aber trotzdem nicht zum Sieden kommen, weil der auf ihm lastende Trud zu groß ist. Das erhitzte Wasser dringt nun in die oberen Wasserschichten ein, die von dem um liegenden Gestein abgekühlt sind. Durch die Vermischung des er higten und abgekühlten Wassers entsteht in einer gewissen Tiefe
*) Gerade noch rechtzeitig zu Weihnachten hat die Buchhandlung Vorwärts ein schmuckes Buch berausgebracht: Eine Reise nach Jsland und den Westmännerinseln ". Von E. Sonnemann( Jürgen Brand). Der Verfasser bietet darin in Form schlichter, unmittelbar nach den Eindrücken aufgezeichneter Tagebuchblätter und Reisebriefe die Schilderung einer fleinen Jelandreife. Eine Fülle von Reproduktionen nach seinen eigenen Aufnahmen beleben die Darstellung. Die Ausstattung ist in jeder Weise borbildlich; besonders gelungen ist das Voriagpapier mit dem isländischen Falten.( Preis des gebundenen Bandes 2,50 M.).
Der hier wiedergegebene Abschnitt mag für das Buch selber fprechen.
Vorläufig liegt der alte Herr aber noch vollkommen friedlich da, und vereinzelt höre ich schon Stimmen aus der wartenden Gesellschaft. die das langweilig finden. Das ist nun nicht anders: Große Herren laffen auf sich warten, und wir fönnen noch von großem Glück sagen, wenn er uns überhaupt den Gefallen tut und aushricht. Wenn er nicht gereizt wird, bergehen oft 5 und mehr Wochen, ehe er sich darauf besinnt, daß er eigentlich für seinen Rubm etwas tun muß. Aber sie haben ihm ja 80 Pfund Seife speit geopfert, und da ist es möglich, daß er sich herbeiläßt und
i uns an.
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Südlich vom großen Genfir liegt die wunderschöne aber un heimliche Quelle Blesi; sie hat ein Doppelbeden. das gebildet wird durch eine schmale Sinterbrüde, die man als„ Bleffe"( Blesi)! bezeichnet. Die Temperatur beträgt etwa 90 Grad Celsius. Durch das flare, blaugrün erscheinende Wasser blidt man hindurch in eine grauenboll finstere Tiefe. Jebt ist der Spiegel durch das emborquellende Wasser nur leicht geträufelt, und gewaltsame Aus brüche hat diese Quelle seit langer Zeit gar nicht mehr; einst war das anders. Vor dem großen Erdbeben im Jahre 1789 schleuderte sie ihr Waffer in Zwischenräumen über 10 Meter hoch. Die meisten Quellen liegen am südlichen Ende des Gebietes; hier muß man sich vorsehen, wohin man tritt; der ganze Erdboden scheint unterminiert zu sein. Die bekanntesten unter diefer großen Zahl von Quellen. von denen viele einen besonderen Namen tragen, find der„ Strottur"( Butterfaß) und der„ leine Geysir"; er bat in seinem flachen Sinterfegel überhaupt tein Kraterbeden, sondern nur zwei ziemlich enge Röhren, die in geringer Tiefe zusammenführen. Trotzdem ist er weit temperamentvoller als sein großer Bruder und„ buttert" ununterbrochen und wütend drauf los. 8 Uhr abends. Eben schreit jemand: Der Gehsir! Der Gehfir! Ich renne hin wie einer, dem das Unheil auf den Fersen fikt, in den Händen die schußbereite Kamera. Viel Geschrei und wenig Wolle. Zwar grollte es unter der Erde, und das Waffer im Becken wallte ein wenig über den Rand; aber das war alles. Nun werde auch ich allmählich aufgeregt. Der Ausbruch wird mit Sicherheit erwartet. Aber wann? Das gibt allem Anscheine nach wieder eine recht angenehme Nacht. 10% Uhr abends. Der Geysir berharrt noch immer in hart nädiger Ruhe. Die Jsländer meinen, das fann bis morgen früh dauern. Gut. dann gehen wir zu Bett. Onkel Frib und Herr Krieger sind sehr damit einverstanden. Ich frage Konrad, wo er zu schlafen gedenkt. Jm Heu. Auch gut. Es wird also jemand bestellt, der Wache hält und sofort Alarm schlägt, wenn der unterirdische Donner ertönt. Das Schlimmste ist, daß das Gehöft des braven Jon Sigurdsson , in dessen Badstofa wir schlafen sollen, mohl 10 Minuten entfernt liegt. Werden wir da den Alarm hören? Jcb blice noch einmal besorgt nach dem Gehfirbeden; es liegt fo rubig da wie ein Mensch mit gutem Gewissen. Also gehen wir zur Ruhe. Zwar ist es noch taghell und im Osten glänzt flar und falt das weiße Haupt der Hella herüber; aber wir müssen unbedingt schlafen, denn morgen gehts nach dem Gullfoß.
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Um halb ein Uhr in der Nacht werde ich plötzlich heftig ge rüttelt. Konrad steht an meinem Bett, und ich höre, noch halb im Schlafe, feine haftigen Worte: der Gebfir hat einen Ausbruch gehabt! Man erwartet noch einen zweiten! Kinder, wie diese Bot schaft auf mich wirkte! Also verschlafen das große Ereignis, das ich vielleicht im Leben nicht wieder beobachten werde! Elend vers schlafen! Bei diesem Gedanken war ich aber schon mit einem Bein außer dem Bette. Es gibt noch eine Hoffnung! Man erwartet einen zweiten Ausbruch! Also hin.
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Als ich am Genfir anlaagte, war alles Lebendige auf den Beinen und in begreiflicher Aufregung. 35 Minuten nach Mitternacht war die Katastrophe eingetreten. Nach dreimaligem unterirdischen Tonner war 7 Minuten lang ein starker Ausbruch er fo gt; über die Höhe der Wassersäule konnte ich nichts Sicheres er fahren; einige schäßten 10, andere 15 Meter. Betrübt ging ich zum Genfirbeden: es war leer; aus der Tiefe der Röhre stieg wenig Tampf herauf. Immerhin war auch das ein Anblick, der wenig Besuchern zuteil wird. Ruhig bin ich dann im Kraterbeden herumspaziert und habe die Kieselablagerungen auf seinem Grunde be trachtet. Als ich mich plöblich umfah, war ich allein; die übrigen Gäste waren wieder zur Ruhe gegangen. Nun wurde die Nacht erst schön. Fernher erglänzte noch immer die Hekla , und während ich zwischen den Quellen umberwandelte, wurde mir die starre und schweigende Größe der Umgebung lebendig, und aus dem Dunkel der Bergangenheit stiegen die Schatten der alten Jsländer herauf, die einst mit zähem Troß gegen die finsteren Gewalten ihrer