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gefährlicher Anfall, der Vorbate eines frühen Endes, ruft fie von verbrannten Tierfette bemerkt, gefunden in einer der Bilder. einer Reise an fein Krankenlager. Aus dem Mewußtiein unlöslich höhlen neben Feuersteinklingen und angebrannten Renntier feelischen Verbundeniems erwächst der Wunsch, dem bitderlich- fnochen, scheint uns noch eine gute Illustration dazu zu geben. schwesterlichen Verhältnis, um es gegen die fortgelegten Angriffe der Es liegt fein direkter Grund vor, diese Lampe als prähistorisch Eltern wie gegen hämtiche Befrittelungen zu währen, den offiziellen anzuzweifeln, obwohl ihre napfartige steinerne Mulde seltsam Stempel einer Ehe aufzudrücken. Der alte Militär raft aus einem anderen Grunde anmutet: in einer Welt nämlich noch über eine folche Schande, doch der feste Wille der Toaster ohne Kenntnis von Töpferei; so mdthe scheint man das künstliche fiegt. Wie in einem Tal des Friedens" atmet fie in dem neuen, Gefäß also schon vor Augen gehabt zu haben im buchstäblich Leben auf, frei von der Angit, dem Streit, dem unterdrückten Zorn, hellsten Lichtkreis und doch hat man die andere Technik noch der sie daheim umgab. Die Michtungsziele ihrer Arbeit nehmen nicht gesehen! Daß die Leute Farbstoffe zur Hand hatten, haben amehr und mehr von der fozialistischen Gedankenwelt in fich auf. wir auch schon bemerkt. Was am meisten also eigentlich padt, In diesem Sinne sucht sie im Verein und in der Zeitschrift der ist wieder die Kombination: daß die gezeichneten Sierbilder mun Gesellschaft für ethice Kultur" wie gelegentlich auch in der noch eben auch gefärbt wurden und dann die Größe, ein gewisser völlig unentwickelten bürgerlichen Frauenbewegung zu wirken, muß neuer Brunt, ein Grandioses des ganzen Stils. Von magischen sich aber von der Aussichtslosigkeit folder Bemühungen bald über- Beschwörungsbildern ist hier gewiß keine Rede mehr: man steht zeugen. Um so intensiver wird das Intereffe, das sie den Kund ganz ersichtlich vor reiner Kunstfreude. Was muß das aber schon gebungen der großen proletarisch sozialistischen Bewegung ents für ein reiches Phantasieleben gewesen sein, das beim unsteten gegenbringt. Lichtschein in foldem tiefen, engen Höhlenschacht das ganze Leben und Treiben der Jagd da draußen noch einmal erstehen ließ, nicht bloß als Traum, sondern umgesetzt in fünstlerische Bilder, die nach so viel Zeit noch in ganzer Frische heute vor uns stehen, während all das, was einst dieje Jägeraugen als wirklich" ge­sehen hatten, felber verschollen und versunken ist, wie ein wilder Traum!

Mit dem Ausblick hierauf schließt der die, Lehrjabre" behandelnde biographische Roman einftw ilen ab. Die Darstellung, die helle Schlaglichter auf einzelne Periönlichkeiten, auf mannigfache Streite der Gesellichaft und allgemeine Strömungen der Zeit wirft. fließt in ebenmäßig bewegter, durchsichtig flarer Sprache, die dem Leier wobltut, fort. Ein zweiter Band der Titel Memoiren einer Sozialistin" deutet auf fein Ericheinen hin würde vom Leben inmitten der Bartei, von der Arbeit im Dienste fozia­listischer Propaganda zu erzählen haben. Conrad Schmidt .

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Die Kunft in der Diluvialzeit.

Wilhelm Bölsche schildert in dem fürzlich erschienenen Kosmosbändchen" Der Mensch der Vorzeit I" die ver­fchiedenen aufsehenerregenden Funde, die besonders in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gemacht wurden, nach ihrer Bedeutung. War das Erstaunen der gebildeten Welt schon groß über die fünstlerische Betätigung des Diluvialmenschen, wie fie sich in einfarbigen Zeidhmungen und Schnikereien in Mammut­elfenbein und Renntiergeweihfnochen offenbarte, so begegnete die erste Kunde von der Anwendung einer Maltechnik im Anfang nur umgläubigem Kopfschütteln. Bölsche erzählt hieritber: Schon im Jahre 1880 behauptete jemand, er habe in Nord­Spanien eine Höhle entdeckt, die an Wand und Decke von prä­historischen Händen mit den prachtvollsten Tierbildern in Farben bemalt sei. Das ging selbst den Kühnsten der Kühnen über die Hutschnur, und der Mann, ein Genosse Don Quichottes, Marcellino de Santuola, wurde gründlich ausgelacht. Altamira hieß die Märchenhöhle. Die Tierbilder führten in höchft charakteristi­fcher, technisch wohlgelungener Darstellung an der Decke ein ge­häuftes Gedränge von Wildstieren, Wildpferden, Wildschweinen, Hirschen und Steinböden vor, zum Teil in den Umrissen em gehauen und in Schwarz, Rot und Braun sauber ausgemalt. Daß ein moderner Fälscher( es müßte schon ein besserer Tiermaler ge­wesen sein) sich gerade darauf verlegt haben sollte, einen solchen Höhlenplafond mit allem Raffinement auszumalen, um ein paar Spezialforscher hinters Licht zu führen, war eigentlich auch em wenig Bumutung. Die Tiere waren solche, die in spätdiluviale Staffage durchaus paßten. Aber was zu bunt war, war zu bunt, hier im eigentlichsten Sinne.

Und doch haben sich die Zweifler auch in diesem Fall all­mählich, aber gründlich befehren müssen.

Die ganze Pracht der diluvialen Malerei zeigt die Höhle von Font- de- Gaume. Der Bau dieses Schachtes ist verwickelter. Eine breitere Vorhalle macht noch am ehesten den Eindruck eines Anlaufs zu einer richtigen Stalaftitengrotte mit Tropfsteinfäulen. Dann geht's durch eine Art engster Felapforte aber erst ins Aller. heiligste, auch hier wieder einen ziemlich engen, doch etwas höheren Rellergang. Und da drinnen ist nun diesmal regelrecht gemalt worden. Manganschwarz und Odererde sind wie in Altamira die chemische Voraus feßung, fie ergeben in Mischungen alle Töne von Stot über braum zu tiefschwarz. Die Umrisse der großen Tier­förper find auch hier vielfach eingerigt und schwarz durchzogen, die Innenfläche aber ist dann noch naturgemäß ausgemalt, vor allem in Braun und Not. Wir tennen ja jolches Rotbraun aus den sibirischen Funden direkt als Mammutfarbe, tennen es auch von unseren lebenden Przewalski- Wildpferden, unseren asiatischen Wildefeln und unseren wenigen noch ausdauernden europäischen Wisentitieren. Und da ist es diesmal vor allem eben der Wifent felbft, der fo dominiert. 49 folcher braumwolligen Wildochsen zieren die Wände dieses Tartarus. Das gewöhnlichste Jagdwild muß diese heute im Osten unseres Erdteils, in Litauen und im Stautajus, schwach noch vegetierende prachtvolle Hochwildform damals in Südfrankreich gewesen sein. Nur zwei Mammutbilder finden sich diesmal, spärlich auch Pferde. Dagegen entzückt noch eine Gruppe von zwei weidenden Renntieren, ifizzenhaft im er­wähnten Sinne auch sie, aber mit einem Schwung der charakte ristischen Andeutungslinien, der gar nicht zu überbieten ist. Ueber­wältigend deutlich empfindet man, wie der Kunststil, der etwa in dem fleinen eingeritten Nenntier des Keßlerlochs minutiös in den Einzelheiten arbeitet, hier umgekehrt ein durchaus monumentaler, auf die Freskowirkung hin ist.

Aus dem Zurücktreten von Mammut und Pferd gegenüber dem Wisent hat man schließen wollen, daß die Malereien dieser zweiten Höhle einem etwas anderen Naturmilieu entnommen sein dürften als die von Combarelles, eventuell einem etwas späteren innerhalb der diluvialen Schlußgrenze, wo die Mammut fauna fich schon mehr durch eine Tierwelt zu ersehen begann, wie sie noch lange nach dem Diluvium dann die typische für Europa geblieben ist. Jedenfalls haben uns diese Mammut- und Wisentmaler der Bezèretalgegend noch eines dazu aus ihrem eigenen Leben verewigt. Mitten zwischen den Jagdtieren tauchen nämlich auf einmal hier unverkennbare Bilder von Belten auf. Richtige Lederzelte fehen wir da, mit einer Stüßstange in der Mitte und einem halbovalen Ausschnitt als Gingang. Der Maler, der hier im engen Höhlenschacht von den lustigen Jagdstunden des Sommers phantasierte, gedachte auch der Behausungen, die zu solcher Zeit fern von dem Winter- und Stammquartier, der höhle, in einfachster Technit aus Stangen und Fellen hergestellt wurden. Wir aber lernen damit immerhin noch etwas Be­deutendes hinzu: daß das fünstliche Haus schon erfunden war, das gelegentlich die Naturhöhle bereits ersehen durfte. In teinem zweiten Buge fcheint so fehr die dee einer nähenden neuen Kulturepoche heraufzudämmern, die nicht mehr in dem Worte Höhlenmensch" erschöpft war. Wobei es allerdings auf der anderen Seite durchaus naheliegend bleibt, daß gerade dieser Beltbau felber damals auch schon eine recht alte Aushilfe war, wo die Natur überhaupt teine Höhlen bot. Der endgültige Ueber­gang vom flüchtigen Beltbau ftreifender Jägerftämme zum feften Hausbau und zum Dorf ist gewiß an sich noch ein ganz gewaltiger Umschmung gewesen, und wir haben keinen Anhalt, daß er in ber Diluvialzeit schon irgendwo vollzogen worden sei; aber die Voraus­fehungen haben auch hier( wie in jenem Fall von Lampenschale und Töpferei) sicherlich viele Jahrtausende lang gleichfam berett­gelegen, gleichsam unvollzogen sich in der Schiebe gehalten; der Bollzug erschien dann später ebendeswegen nicht wie ein Rud, sondern wie etwas ganz Selbstverständliches."

Ganz langsam fiderte in den nächsten zwanzig Jahren die eine oder andere Post von solchen ausgemalten Höhlen doch wieder durch. Ein Lehrer hatte in Südfrankreich eingerigte Mammutt­bilder auf einer Höhlenwand entdeckt, fand aber auch zunächst natürlich feinen Glauben. Dann zeigten sich in der Grotte La Mouthe in der flassischen Dordogne, also dem diluvialen Pompeji selbst, Wandbilder, die Mammut, Wildpferd, Renntier , alfo geradezu die diluvialen Hauptvertreter, erkennen ließen. Eine Höhle der Gironde lag bis zum Rand voll Schutt, und erst als man den mühsam entfernt hatte, erschienen, sechzehn Meter vom Eingang entfernt, Mammute und Pferde in Gelb und Not auf der Wand. Diluviale Tierrefte und Werkzeuge lagen gleichzeitig in der Höhle gehäuft. Die Entscheidung gab aber doch erst 1901 die wissenschaftliche Erfchließung der seither weitberühmten beiden Höhlen von Combarelles und von Font- de- Gaume, beide in fleinen Seitentälern des immer wieder in seinen Ent­hüllungen und Schäßen einzigartigen Bezèretals gelegen. Nachdem angesehene deutsche Fachleute die Angaben der französi schen Forscher gerade an diesen glänzendsten und beweisendsten Stellen selbst nachgeprüft und rückhaltlos anerkannt hatten, war das Eis wieder einmal gebrochen. Auch dieses letzte und höchfte Wunder diluvialer Kunst stimmte. Seither sind noch über ein Dußend solcher Bilderhöhlen" in Südfrankreich und Spanien enthüllt worden. Daß Leute, die so zierlich schnitten und Bilder auf fleinstem Raum in schwierigstes Material risten, in Winter­Stunden der absoluten Muße auch ihre Höhlenwand oder Höhlen­decke zu den Baunen ihrer Kunst herangezogen haben sollen, kann an sich ja wieder gar nichts so sehr Besonderes haben. Eine flache Jm nächsten Jahre wird ein weiteres Bändchen aus Bölsche Lampe aus rotem Sandstein, in der man noch die Wirkung des Feder folgen, das den Menschen der Pfahlbauzeit behandelt. Berantw. Medakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Bucheruderei u.Verlagsanitair Baul Singer& o..Berlin SW