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sehnsüchtigen der wahre Frieden werde. Da wenden fich des Schaz- wildes buntschillerndes Buch, das der leidenschaftliche Däne seinem gräbers Sinne nach innen, wir blicken in die Geistestiefen einer fizilianischen Roman Mafia folgen läßt. Römische Landschaft, Kämpferfeele. Aus dem Goldsucher wird ein Gottfucher. Die Stimmungen voll brennender Farbenpracht, ein flargezeidmetes Schillersche Botivtafel tönnte über den Wirren von Silefius' Kulturbild des degenerierten römischen Hochadels, das fozial- ökono­ringender Seele stehen: Welche Religion ich bekenne? Keine mische Problem der Entwässerung und Bebauung der Malaria  - durch­von allen, die Du mir nennst. Und warum feine? Aus feuchten pontinischen Sumpf- Campagna, reizvolle Fernfichten, in die Religion." Auch der alte Kirchenglaube ruft das Wunder der flaisische Vergangenheit des fagenbevölferten Landstriches des Bolster­Erlösung nicht herbei. So fristallisiert sich Willes Kunst gebirges und des alten Ostium, vor allem aber die Liebe, die Liebe zu einer heiligen Mystit. Aus tiefen Brunnen der befeelten als zartes Mysterium und als Mystifilation, als brutal lasciver Natur rauscht dem Frrenden das Läuterungslied, die neue Geschlechtsaft in raffinierten Variationen: das sind die Themen, die Religion herauf. Tilejius' wildes Verlanges wird gebändigt, sein hier der Dichter in einer fultivierten, an d'Annunzio   und ungeftümes Herz still und refigniert. Und mit der reifenden Ab- Jensen gebildeten, mit Schönheit und realistischer Kraft ge Sprache durcheinanderflicht. geflärtheit zieht Ruhe in feine Seele. Willes Abendburg ist feines schwängerten Die Seele der der heute üblichen Entwickelungsbücher. Es ist ein Weihnachtsbuch, wahren Campagna, ihre Geschichte und ihre geologische Ents ein echtes Feiertagsuch, das hinausführt über blühende Wege wickelung unter der faulen Latifundienwirtschaft römischer Magnaten deutschen Waldes und Gebirges, über bunte Abenteuer, Märchen- wird aufgedeckt, ohne Kulissen und Malerstaffage wird das Hunde­poesie und throsophischen Zeichen in die blauen Fernen, vor deren dafein der ausgebeuteten Campagnahin geschildert. Der nationale Leuchten der Alltag versinkt. Schimpf, daß Som immer noch inm.cn einer lebensgefährlichen, fie bererfüllten Steppe liegt, tritt in seiner ganzen Bedeutung zutage. Wilhelm Balloth: Der neue Heiland; Moderner Wie eine Sumpfblume erwächst auf diesem Miasmenboden das Roman.( Sue- Verlag, Jugenheim a. d. Bergstraße.) Walloth  , raffinierte krante Liebesleben eines römischen Wollüstlings und der einst mit Conrad, Bleibtreu, Conradi u. a. an der Spize der Dekadenten, des Fürsten Manlio, der mit seiner hektischen Brunst realistischen Revolutionäre aus den 80er Jahren focht, ist heute zwei blonde Nordlandsfinder zerstört. Ein Kapitel von besonders ziemlich vergeffen. Aus dem Oppositionsmann und Tendenzler von intimen Reiz ist die Abhandlung des erfahrenen Frauenarztes damals ist inzwischen ein Jdeologe geworden. Aber ein müder, Dr. Hawis über den falten, den ungefunden, den franken Eros  , über steptischer Jdeologe ohne die Kraft des Glaubens an seine eigenen die Kunst des großen Verführers, die aus Marmorstatuen entzündete Ideen, Reflektionen, Stulturreformen. Ein refignierter und talt- Weiber macht. Ein Buch reich an feelischen Tiefbohrungen, aber blütiger Beleuchter des Sinnlichen und Ueberfinnlichen, ein feelisch auch an Elel über Menschliches- Alzumenschliches. Ausgebrannter, der aus der Gegenwart, die ihm verrückt und lächer­lich erscheint, fich mit den lezten Fasern feiner Empfindung in die rekonstruierte Welt antifer Daseinsfreude, Schönheit und genuß- Verlag von Egon Fleischel u. Co., Berlin  . Unter dem gefuchten Carlot Gottfried Reuling: Quellen im Sande. fräftiger Primitivität versenkt. Als ein zwiespältiger Zeitfremdling und Einfamer steht Walloth   auch in seinem religiöien Ideenroman: Titel verbirgt sich eine simple Eheirrungsgeschichte, die den bekannten Der neue Heiland vor uns. Der Münchener Student Karl Jörn wird Verfasser des Schauspiels: Der Mann im Schatten als Unter­durch eine Familienkatastrophe sozial entwurzelt. Der Entgleifte haltungsschriftsteller von mittleren Qualitäten erkennen läßt. Zwei taucht aus den Tiefen des großstädtischen Sumpfes als ein neuer Gott unglückliche Ghen versuchte Neuling psychologifch) aufzuklären und fucher und Seltengründer auf. Es ist intereffant, gerade nach Willes das notwendige Scheitern der Glückshoffnung aus Erziehungs- und Buch mit ähnlicher Grundidee, hier den Unterschied der Persönlichkeit Temperamentsurfachen zur erklären. Der lebfrische, gesunde Guts­beider Dichter Seite um Seite spüren zu fönnen. Bei Wille die befizer Jochen ist an die kalte Luise gespannt, die aus fleinbürger­starte Güte, die gefestigte Lebensliebe, die ruhige Klarheit, bei licher Erziehung prüde wird und dem Manne die Liebe verjagt, da fann. Legitime Retten ber­Walloth die Zerrissenheit, der taumelnde Pessimismus, die zerfreffende sie nicht mehr Mutter werden Bitterfeit. Mit Hilfe einer Jugendgeliebten, die inzwischen zur binden den feig- brutalen Egoisten und Bücherwurm Dr. Böhm der warmherzigen lie. Die Herzenskonflikte fchlagen Kommerzienrätin avanciert ist und zwischen idealer Hingabe an den Ueber die Herzenskonflitte aber fiegt das neuen Heiland mit schönem Christusbart und materiellen Genüffen überquer aus. Die beiden finnlichen Temperamente, der bei dem fetten eheherrlichen Prozen hin und her schwankt, gründet Pflichtbewußtsein. am Ende jeder im der exaltierte Bohemien eine Sefte nach dem Muster der Neuen Gutsbefizer und Frau Ilse bleiben Gemeinschaft am Schlachtenfee unfeligen Angedentens. Der Aus- falich zufammengefoppelten Joch. Rahmen teils Berlin  , teils Spree­gang dieser Utopie auf der Basis einer freien Bernunft- und Natur- wald. Die Großstadt ist konventionell gefehen, mit den Augen des religion ist derselbe: Triumph des Unzulänglichen. Rarl Jörn ver- Jägers und Waldläufers die Landschaft. Im Nebenamt erfcheint ein fällt gulegt aus medizinischen Gründen er hat nie ein Weib be- Regierungsrat, der uns als Sprachrohr einer fozialen Schicht, näm­rührt in religiösen Wahnsinn und freuzigt sich selbst im Park der lich der forrekten Leberelt, intereffiert. Scheidung und Sozial­Jugendfreundin. Allerhand fraufe Episoden machen das Buch nicht demokrat ift ihm identisch. Der Bourgeois fanktioniert die legale Cheprostitution. Reulings Stoff balanciert auf der Oberfläche, die erquicklicher, das auch im sprachlichen Stil wenig gezüchtet ist. Lebenslüge wird im Konversationston beplaudert, doch vermeidet es glücklich die Langeweile, und das ist auch etwas.

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Kurt Martens  : Drei Nobellen von Adeliger Luft.( Egon Fleischel u. Co., Berlin  .) Von dieser Novellen­fammlung wurden dreißig Exemplare auf Büttenpapier gedruckt und Hermann Bahr  : Drut.( Verlag von S. Fischer, Berlin  .) vom Verfasser gezeichnet. Diese schöne Aesthetenfitte gehört auch Bahr scheint seine höhere Mission, die er beim Erscheinen der Rahi mit zur adeligen Lust". Sicher ist, daß, wer auf gefchöpftem berkündete, in diesem interessanten Plauderroman ganz vergessen zu Er versprach einen Romanzyklus bon gesteigerten Bapier bruden läßt, noch lange fein Schöpfer von Meisterwerken haben. So tann ich auch Kurt Martens  , wenngleich er sich den Menschheitstypen" und nun bringt er uns einen zum Amüsierbuch Man erinnert fich des tragischen Erlesenheitsstempel aufzudrücken bemüht, nicht zu den Erleſenen ausgewachsenen Gerichtsfall. zählen. Es wäre immerhin etwas, wenn er zu den Gelesenen Schidials eines österreichischen Bezirkshauptmanns, dem die Ehe mit gehört. Doch fein Kreis wird stets ein beschränkter bleiben. Es einer bigamistischen Abenteuerin den Untergang brachte. Dieses ist nicht jedermanns Sache, immer in der Welt der Kultur- traurige Beispiel einer bornierten Klaffenmoral verarbeitet der füchtigen zu leben. Die Kulturfucht, so wie sie sich in den heraus- Autor, den das Senfationelle immer am meisten anzog, zu einer gefeinelten" Aesthetenbüchern bläht, ist schließlich ebenso eine Strant- mit aller Pifanterie und sprudelndem Leben ausgestatteten Liebes­heit wie jede andere. Martens Büchern fehlt das absolute Gewicht, geschichte und einem theaterwürdigen Ende der schönen Verführerin fie haben nur Spezialistenwert. Er ist löblicherweise tein Tendenz einerseits und zu einer politischen Satire anderfeits. Das heißt, aus diefer fchreier, aber in ängstlicher Bermeidung aller Blebezismen wird er Verquidung soll das Typische" herausspringen, so etwas wie eine affettiert. Möchte gern hin zu der Kulturschwelgerei eines Huys- Verkörperung von Philistergeist und Servilismus in österreichischen mans, müht fich trampfhaft um den vornehmen Stil eines Landen. Und Bahrs Verleger nennt das Wandelpanorama von Thomas Mann   und wirft doch in seiner auffälligen Be- bureaukratischen Hampelmännern, demagogischen Hegern, geschäftigen tonung von Ausdrücken aus der Sphäre der sogenannten Kleingehirnen und devoten Liebedienern den ersten großen politischen Aristokratie, im Kreisen um Sondergenüsse, im ftilisierten Roman, der in Desterreich gefchrieben worden ist". Nun, wer Bahrs Gehaben mit adeligen Lüsten" etwas als Literaturparvenü. Art fennt, weiß, daß für die großen Züge eines politischen Romans Dieses immer fühlbare Barvenütum störte mir auch den fein Effektstil zu kurzatmig, sein Ernst zu leicht und seine Ironie zu Genuß an den ganz nett erfundenen Novellen, die der Phantasie des billig ist. Er fann im fleinen faszinieren, hat den Neiz des Moments Autors ein hübsches Zeugnis ausstellen. Die erste Geschichte von und versteht es, die Dinge mit beweglicher Grazie zu begeistreicheln. einem Cagliostro des Lebens und der Laster hat etwas an Boccaccio Nehmen wir daher den Roman für das, was er ist: Für eine flott abgefärbt, über die lettere von einer höheren" Freudenspenderin geschriebene Zeitvertreibs- Leftüre, in der ein feuilletonistischer Geist weht ein Geruch Schwabingertum( man muß die Geschichte dieser mit Eleganz, welligem Wig und Kurzweil ein bissel sentimental, ein Münchener Spezies erst noch schreiben), aur mittleren Erzählung biffel genial und ein bissel banal plauscht, aber die ideale Pose mit aber vom Raffinement ebenso genußgieriger wie genußverdroffener Kunst zu wahren versteht. adeliger Tagediebe lommt noch ein gut Teil Ungesundheit. Die Liga der literarischen Feinschmecker, oft genug darf man sie mit Snobs übersetzen, wird freilich eine ganze Liste der Vorzüge heraus­finden, die Martens Buch zieren.

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Karl Eugen Schmidt: Künstler und Knoten. Verlag von Mag Lande, Berlin  . Der Parifer Feuilletonist ist unter die Dichter gegangen und erzählt uns eine Geschichte, wie man ein berühmter Maler wird. Oder fage ich lieber, er ist unter die Emil Rasmussen: Der talte Gros. Noman aus der Moralisten gegangen? Es würde beides stimmen. Denn in seiner römischen Campagna.( Berlag von Ayel Junder, Stuttgart  .) Ein Enthüllung eines streberhaften Subjeftes mit etwas Talent und viel