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Anfang an haben die Zionisten fich bemüht, mit der Diplomatie der| Erkenntnis

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Nachdruck berboten.

Bei den Lofotenfifchern.

Von Bernhard Mann.

wäre fein Schidial beftegelt. Wir persönlich europäischen Länder Fühlung zu bekommen. Mit welchem Erfolge, glauben dies. Aber wir könnten uns auch täuschen ist leicht zu erraten. Wenn man Zionisten fragt, wie sie sich die nämlich, wenn auch nach erfolgter wirtschaftlicher nnd politischer politischen Verhältnisse des wieder jüdisch gewordenen Balästina Emanzipierung der großen Mafie der Juden der sogenannte Raffe tonkret vorstellen, so antworten fie folgendermaßen: Die Türkei   hat gegensatz fühlbar stark bliebe. Wir halten dies für unwahrscheinlich ein wirtschaftliches Interesse an unserem Unternehmen. Augenblic auch im Hinblick auf die gesellschaftliche Stellung der Juden in lich wird Palästina bewohnt von 600 000 Einwohnern, von denen England. Aber beweisen kann das niemand. Sicher ist nur, daß 450 000 bettelarme Beduinen sind. Der Zionismus   hofft, dem in zweihundert Jahren die Auswanderung erheblich leichter vor sich Lande nach und nach ein paar Millionen Juden zuzuführen, gehen würde als heute. Sicher aber auch, daß dann, wenn die die dort ,, einen blühenden Acker-, Wein und Garten- Blériots und Zeppeline um den Delberg flappern, die national bau, Groß und Kleinindustrien mit entsprechendem Transit- religiöse Romantik erheblich abgekühlt sein wird, die jetzt noch den handel schaffen sollen". Die Zionisten find auch bereit Stern der zionistischen   Bewegung bildet. ( falls die Türkei   es vorzieht, die fünftigen Abgaben und Steuern fofort zu tapitalisieren), eine dementsprechende Summe fofort zu hinterlegen. Das ist plausibel. Und auch das augenblickliche Ein­wanderungsverbot für Juden wird fein Hindernis sein, denn das hat antirussisch- diplomatische Gründe und bezieht sich in Wirklichkeit nur auf russische   Juden, deren Behandlung in der Türkei   das Baren­reich fortwährend zum Anlaß diplomatischer Umtriebe nimmt. Die Zionisten rechnen also mit einer türkischen Ober­Hoheit Der Tourist, der im Hochsommer zur Zeit der lichten Nächte aber die Großmächte sollen die jüdische Selbst verwaltung garantieren. Denn der gionismus meint, auch die die Küfte des nördlichen Norwegens   besucht, um das magische Land Großmächte hätten ein Interesse an dem Gelingen seines Planes. der Mitternachtssonne zu bewundern, bermag sich kaum eine Vor­Rußland z. B. mit seinen 6 Millionen armer Juden, die in einige stellung von dem düsteren Bilde zu machen, das dieser fast immer Gouvernements eingepfercht, fich troz namenlosen Elends in erstaun- in Nacht gehüllte Küstenstrich darbietet, wenn die winterlichen licher, ja unheimlicher Weise vermehren, muß immer( nach Meinung Stürme toben und haushohe Wogen Insel und Schären mit weißem der Zionisten) ungeheuer froh sein, wenn es diese tägliche Quelle Gischt umspielen. Nur wenige Reisende haben eine Ahnung von der Unruhe los wird. Dafür verlangt der Zionismus   dann Garantie dem großen Schauspiel, das sich dort oben zur Zeit der großen Fischzüge entwidelt. In der jüdischen Selbstverwaltung. Für Desterreich gilt dasselbe. Der Dorschfang bei den Lofoten bildet den Haupterwerbszweig Deutschland  , England und den Vereinigten Staaten   liegen des nördlichen Norwegers. Der Fang findet in den ersten vier die Dinge anders. Aber hier hofft der Zionismus  , daß ein persönliches Interesse der entscheidenden Persönlichkeiten Monaten des Jahres statt. In einem guten Jahre werden etwa an einem Gedanken, den fie als schön und edel erkennen" 30 Millionen Fische zu einem Werte von 12-15 Millionen Mark das mangelnde wirtschaftliche Intereffe erfeßt. Alles dies find gefangen. Hierzu versammeln sich alljährlich etwa 50 000 Mann zionistische offnungen. Tatfächlich hat noch feine Großmacht auf den Lofoten. Von diesen hat nur ein verschwindender Teil einen Finger gerührt. Die Regierungen"- fagte Mag Nordau   einen festen Wohnsitz auf den Inseln. Die meisten wohnen an der meitgeftredten Küste zwischen Drontheim   und Tromsö  , von wo aus in seiner Haager Konferenzrede 1907 ,, um deren Wohlwollen zu werben ein wichtiger Bunft unferes Programms ist, haben uns feine fie nur in den. genannten Monaten nach den Inseln hinausziehen. nennenswerte Förderung angedeihen lassen. Um die Wahrheit zu sagen: des Fischers um die Lofotenfahrt. Gegen Weihnachten sind alle Das ganze Jahr hindurch dreht sich alles Sinnen und Trachten fie haben sich bisher überhaupt faum um uns gekümmert." Und ganz richtig erklärt er dieses Phänomen damit, daß Regierungen Gedanken und Hände in den Fischerhütten mit der Ausrüstung zur fich vor allem mit fonkreten materiellen Interessen zu beschäftigen Reise beschäftigt. In der letzten Woche vor dem Feste ist an ein haben, nicht mit rein theoretischen Geiftesspielen." Der Zionismus Bubettegehen nicht zu denken. Man nicht nur hin und wieder auf einer Bank oder einer anderen improbisierten Unterlage ein. So­fei eben bisher noch keine öffentliche Macht. Wenn er es erst werde, bald das Weihnachtsfest vorbei ist, muß alles zur Abreise klar sein. dann usw. usw. Danach scheint es also mit dem wirtschaftlichen An dem ersten guten Tage sagt man dem Strande Lebewohl. Die Interesse, das ein Staat wie Rußland   an der Abwanderung der Juden haben soll, doch nicht weit her zu sein? In der Tat. Wer Frauen fehren in ihre ärmliche Häuslichkeit zurück, wo jetzt jeder die Dinge ein wenig unzionistischer, b. b. nüchterner sieht, weiß, männliche Schutz fehlt, und wo die monatelange Angst um die daß das rechtlose jüdische Proletariat dem russischen Industriellen Dabonziehenden ertragen werden muß, während die kleinen Fahr ein ganz besonders beliebtes Objekt der Ausbeutung ist und daß zeuge oft einem Schidjal entgegengehen, das die bangen Ahnungen der Daheimbleibenden in Erfüllung bringt. ebenso die jüdischen Unruhen" der Regierung gar nicht so un­angenehm, sondern im Gegenteil ebenio beliebte Mittel find, die Empörung des Bolles von den herrichenden Schichten auf Unschuldige abzulenten.

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Allmählich versammeln sich bei den Lofoten etwa 10 000 Fischer­boote, fogenannte Lofotensegler. Jedes Fahrzeug hat eine Besabung bon gewöhnlich fünf Mann und außerdem einen Bootsjungen, der zum ersten Male die Reise mitmacht. Wie es auch auf den Schiffen oft geschieht, werden mit dem Neuling allerlei Scherze getrieben. Man bindet ihm die unglaublichsten Sachen auf, erfinnt immer wieder neue Märchen von Gespenstern und Seeungeheuern, und läßt ihn vor einzelnen, besonders unheimlich wirkenden Klippen die Müße ziehen oder mit dem Riemen Honneur machen. Die Reise nach den Lofoten dauert Tage und Wochen, je nach Wind und Wetter und dem Abstande von dem Heimatsort. Alle Lofotenfahrer müssen schließlich den gefürchteten Vestfjord passieren, diesen Meeresteil, der die etwa 30 Meilen lange Lofotentette vom Fest lande trennt. Etwa 6 bis 12 Meilen haben die Fischer über den Fjord, je nach der Lage ihrer Vär( Lager). Diefer Lager gibt es eine ganze Reihe. Die wichtigsten sind: Svolvär, Spraaven, Kabel vaag( Stabelbucht), Storbaagen, Henningsvär, Stamsund, Balstad. lich mit hohen, gezadten Bergspigen hinter Schären und klippen, die das Meer ständig umtobt. Die einzelnen Lager gehören einem oder mehreren Handelsleuten, die dort ihr Geschäft und festes Grundstück haben, wo sie Sommer und Winter leben. Diese Leute haben für die Fischer in den geschüßten Tälern zwischen den Felsen bugendweise fleine Hütten erbaut. Die einzelne Hütte bietet ge wöhnlich Platz für zwei Bootsbesatzungen, zehn bis zwölf Mann. Großen Komfort weisen sie nicht auf. Daraus macht sich der Fischer auch nichts. Die Hauptsache für ihn ist, daß sich der Dorsch in großen Mengen zeigt.

Wenn wir bie 8ionistischen Schriften" Mar Nordaus( Leipzig  - Köln  , Jüdischer Verlag) durchblättern, fällt uns auf, daß hier mit feinem Wort der Zukunft des organisierten jüdischen Proletariats gedacht wird. Nordau   schildert oft in beweg lichen Worten das Elend der jüdischen Massen in Osteuropa  . Er weiß nicht, daß er das Elend aller Massen daselbst schildert. Die wirtschaftliche Not der großen Majorität der Juden ist die Not des gesamten Proletariats. Und er foriche doch nach, was der intelligente Teil dieses jüdischen Proletariats als zur Hebung seiner Lage notwendig erkannt. Nicht den Zionismus, sondern die wirtschaftliche Organi­fation. Ihr Judentum haben die Tausende von jüdisch Organisierten nicht aufgegeben. Wozu auch? Aber sie haben eine Methode der Selbsthilfe gewählt, die von Millionen ihrer christlichen und un­chriftlichen Klaffengenoffen erprobt, die weder von einer National- Die Inseln sind durchschnittlich steile zerrissene Felsen, gewöhn­bank in London   noch von dem Wohlwollen des Baren, des Sultans und anderer Persönlichkeiten abhängt, die ein Interesse haben an dem, was schön und edel ist". Wenn wirklich, wie die Zionisten stola fagen, ihre Bewegung nicht eine der Intellektuellen, sondern des Volkes ist, dann ist doch die wirtschaftliche Entwickelung des jüdischen Proletariats ein Hauptproblem für sie. Von diesem Problem haben wir bei Nordau  nichts gefunden. Der Bionismus wird mit der Sicher heit und Kraft eines mechanisch wirkenden Natur gefeges eine Gruppierung der Juden in Klassen herbeiführen."(!) Mit diesem Sage fange etwas an, wer will

und tann.

Anstatt nach der heutigen wirtschaftlichen Struktur der großen Masse der Juden zu fragen, nach ihrer politischen Betätigung und der wahrscheinlichen Entwidlung dieses ihrer wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse, läßt sich Nordau   in einem Vortrage über die Stellung des Sozialismus zum Zionismus   aus. Selbstverständlich stimmt die Ethit des Sozialismus mit dem schönen Grundgedanken der Zionisten überein. Aber der Sozialismus ist bleibt nun einmal in erster Linie eine Methode, der sozialen Forschung in sozialer Be wegung und des sozialen Kampfes. Als solche hat Mag Nordau   ihn aber nicht im geringsten begriffen.

Doch begleiten wir einmal eins der Fischerboote auf seiner gefahrbollen Fahrt von seinem Heimatsort auf dem Festlande. Schon vor Tagesgrauen ist alles flar gemacht. Bei hellem Tage sind wir glüdlich aus dem gefahrvollen Bereiche der Festland schären heraus. So weit das Auge reicht, erblicken wir im Often wie im Westen eine Menge Segler. Alle streben sie den steilen Bergen der Lofoten zu, die sich erst ganz klein und unklar aus dem Meere abzeichnen, aber immer größer werden und bestimmtere Formen annehmen. Die Arbeit beginnt. Denn je höher die Lofotenwand wächst, desto höher wachsen auch die Wogen, die uns Also würde sich der Zionismus   schließlich doch als eine Be. entgegenarbeiten. Es geht bergauf, talab, immer tiefer und tiefer. Unser Steuermann kennt aber diese Wogen, wie sie dastehen, wegung der jüdischen Intellektuellen herausstellen? Mit dieser schwer und ernst. Und er sieht die Sturzwellen sich schon in weitem